| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 690 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Neue Dampfkesselfeuerung für Brauereizwecke.
                           Eine Preisaufgabe der Versuchs- und Lehranstalt in Berlin kulminiert in der
                              									bedeutenden Differenz der Dampfbildung pro Quadratmeter und Stunde, wozu auch noch,
                              									abgesehen von Rauchlosigkeit, die freie Wahl der Steinkohle vorbehalten ist.
                           Als Ziel wird die Gewinnung einer Feuerungsanlage für Steinkohle betrachtet, welche
                              									an jedem Flammrohrkessel ohne erhebliche Kosten angebracht werden kann, welche es
                              									gestattet, dass einmal auf 1 qm Heizfläche und Stunde 7,5 kg, das andere Mal 25 kg
                              									Dampf gebildet werden könne, ohne dass der Kohlensäuregehalt der abziehenden
                              									Heizgase wesentlich verändert wird, und ohne dass eine wesentliche Rauchbildung
                              									entsteht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 690
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 690
                              Fig. 2.
                              
                           Es springt ohne weiteres in die Augen, dass die gewöhnliche Planrostfeuerung oder
                              									auch irgend welche Art der Schüttfeuerung selbst in der Hand eines tüchtigen Heizers
                              									hierzu nicht ausreicht, sondern dass die Aufgabe nur unter Anwendung einer
                              									Halbgasfeuerung, welche den konstanten Flammenzug GewährleistetVgl. mein Compendium
                                       												der Gasfeuerung, 3. Aufl. Leipzig 1890. Verlag von Arthur
                                    											Felix., und unter Beihilfe einer mechanischen Streuvorrichtung
                              									gelöst werden kann.
                           Fig. 1 bis 4 stellen eine solche
                              									Konstruktion in schematischer Gestalt dar, und zwar habe ich hierzu einen
                              									Flammrohrkessel zu 1 m Durchmesser gewählt, von welchem aus die Uebertragung der
                              									Dimensionen auf andere Grössen leicht zu bewerkstelligen sein dürfte.
                           Die Feuerung an sich – Halbgasfeuerung – zeigt eine Kombination von Plan- und
                              									Pultrost, und zwar besteht letzterer aus einfachen, schmiedeeisernen Hakenstäben l, welche nicht allein das Abschlacken bei Gasheizung
                              									wesentlich erleichtern, sondern auch bei einer veränderten Wahl der Kohlengattung
                              									bequem auszuwechseln sind. g sind Löcher für Unterluft
                              									in den Thüren des Aschefalls, ff Schaulöcher zur
                              									Beobachtung der Flamme, welche für gewöhnlich zu verstopfen sind.
                           Die Feuerung findet ihren Abschluss durch eine Gussplatte, welche den Streuapparat
                              									trägt, und zwar besteht dieser zunächst aus den zwei kanellierten Hartgusswalzen a und b, welch erstere als
                              									Fixwalze mit dem Riemenscheibenkonus d ausgerüstet,
                              									während letztere sich mit a in dem gemeinschaftlichen
                              									Schlitten ee bewegt. Auf beiden Seiten ist b stellbar vermittelst der Schrauben hh und ist zwischen jeder und den Walzenzapfen
                              									ein kleiner Kautschukpuffer ii mit Blechplatten
                              									eingeschaltet, um die Gewindstösse abzuschwächen. Die Stellbarkeit der Walze b gegen a variiert
                              									zwischen 1½ bis 10 cm, so dass also die Möglichkeit geboten ist, unter Konkurrenz
                              									der Riemenscheibenkonusse, Staubkohle bis Stückkohle zu streuen, und ist es dabei
                              									vollkommen in die Hand des Heizers gegeben, die Intensität der Flamme zu regulieren
                              									je nach Stellung der Walzen bezw. ihre Umdrehungsgeschwindigkeit durch die Konusse.
                              									Zu unterstützen ist hierbei jedes Manöver durch die Regulierung der Oberluft,
                              									welche der regulierbare Luftkanal cc unmittelbar
                              									dem Fuchs zuführt. Befestigt sind die Schlitten ee durch Laschen kk an der
                              									Abschlussplatte. Der Füllkasten ist mit gutschliessenden Falldeckeln zu versehen, um
                              									dem Zutritt der Oberluft von hier aus zu begegnen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 691
                              
                           Neben der geforderten Effektivleistung dürfte vorliegende Konstruktion auch die
                              									Billigkeit mit der grösstmöglichsten Einfachheit verbinden.
                           Dresden, August 1901.
                           
                              F. Steinmann.
                              
                           
                        
                           Ueber die Kesselfrage in der britischen Kriegsmarine.
                           Als plötzlich, ziemlich überraschend, die Antipathie gegen die Verwendung von
                              									Wasserrohrkesseln, Typ Belleville, auf Schiffen der
                              									englischen Kriegsmarine vor etwa 3 Monaten losbrach, war vorauszusehen, dass sich in
                              									nicht ferner Zeit ruhigere Ansichten Bahn brechen würden. Einmal fahren seit vielen
                              									Jahren Schiffe anderer Flaggen, vornehmlich französische, so zwölf der
                              										„Messageries Maritimes“, darunter als letzte „Indus“,
                              										„Tonkin“, „Annam“, „Atiantique“, anstandslos mit
                              									Belleville-Kesseln, ferner ist wohl zu berücksichtigen, dass dieser Typ der erste der Wasserrohrkessel war, welcher in
                              									umfangreicher Weise Eingang gefunden hatte, und dass es sehr natürlich erscheinen
                              									muss, wenn solche Systeme überholt werden, und endlich sind die Belleville-Kessel
                              									der englischen Schiffe in englischen Etablissements hergestellt, bei denen der
                              									Ankauf und die Ausführung eines spezifisch französischen Patents bei den bekannten
                              									Nationaleigenschaften der Engländer kaum hervorragend erfreulich begrüsst wird. Die
                              
                              									Kessel der beiden Riesenkreuzer „Poverfull“ und „Terrible“, Schiffe
                              									von je 14200 t Deplacement, mögen sich ja nicht gerade hervorragend vor anderen
                              									Systemen ausgezeichnet haben, aber beide Schiffe sind längere Zeit in Ostasien
                              									gewesen; „Terrible“ ist noch dort, und von besonderen Ausstellungen ist
                              									nichts bekannt geworden. Das Linienschiff „Canopus“ dagegen soll, wie jetzt
                              									verlautet, nicht in seinem Kesselsystem – Typ Belleville – entsprochen haben; man will „Canopus“ im
                              									Kanalgeschwader ablösen und durch Linienschiff „Formidable“ ersetzen. Es wird
                              									nun in den sehr gut informierten Mitteilungen aus dem Gebiet
                                 										des Seewesens, 1901 Heft 7, gesagt, „Canopus“ hätte die
                              									vorgeschriebene Geschwindigkeit nicht erreicht, und das wäre mit der Grund der
                              									ungünstigen Beurteilung des Kesseltyps. Das dürfte aber kaum zutreffend sein, denn
                              										„Canopus“ hat seine Probefahrten längst hinter sich und ist inzwischen im
                              									Mittelmeer-, China- und Kanalgeschwader stationiert gewesen. „Canopus“ wurde
                              									im Arsenal zu Portsmouth am 4. Januar 1897 begonnen und lief daselbst am 13. Oktober
                              									desselben Jahres vom Stapel. Er war das erste Schiff seiner aus noch fünf Schwestern
                              									bestehenden Klasse, welche, wie vor ihnen „Renown“ von 12350 t Deplacement,
                              										„Barfleur“ und „Centurion“ von 10500 t, bestimmt waren, als
                              									Schlachtschiffe auf auswärtigen Stationen zu stehen.
                           Zu dieser Massnahme, Linienschiffe so weit ab zu verwenden, ist England erst seit
                              									einem Jahrzehnt, namentlich durch dasEntstehen der neuen Seemacht Japan,
                              									gezwungen worden. Die Schiffe der „Canopus“-Klasse deplacieren rund 13000 t
                              									(genauer 12950 t), haben Holzbeplankung und sind gekupfert. Eine Beurteilung ihrer
                              									Gefechtsstärke gehört nicht hierher. – Die Ansichten darüber sind, wie in solchen
                              									Dingen immer, geteilte, teilweise entgegengesetzte; ihre Bestückung ist mit geringen
                              									Abweichungen die der neuesten englischen Linienschiffe. „Canopus“ begann
                              									Sommer 1899 seine ProbefahrtenIndustries and Iron vom 11. August
                                    										1899. und er lief am 12. September desselben Jahres auf der Reede von
                              									Spithead 8 Stunden hindurch im Mittel 18,5 Meilen (à
                              									1852 m) bei 13763 PS, 780,2 g Kohlenverbrauch für die
                              										PS/Std.Times vom 2.
                                    
                                    											Oktober 1899 und Rivista merit., November
                                    											1899.. Man wird kaum behaupten können, dass dieses Ergebnis ein
                              									unbefriedigendes oder gar schlechtes genannt werden kann, um so weniger, als das
                              									Schiff diese Leistung mit 7,92 m Tiefgang erreichte. „Canopus“ wurde dann dem
                              									Mittelmeergeschwader zugeteilt und ging bei Eintritt der Wirren in China nach
                              									Ostasien, wo er mit noch drei seiner Schwestern, „Goliath“, „Glory“
                              
                              									und „Ocean“ auch ein aus vier gleichartigen Linienschiffen bestehendes
                              									Geschwader britischer Flagge bilden konnte, was demnach nicht, wie mehrfach in der
                              									Tagespresse betont wurde, Deutschland durch Entsendung seiner ostasiatischen
                              									Linienschiffsdivision allein durchführte. England besass zudem noch weitere drei
                              									Linienschiffe dort: „Victorious“, 14900 t, „Barfleur“ und
                              										„Centurion“, je 10500 t deplacierend, welche alle drei wie
                              										„Canopus“ bis Ende dieses Jahres zurückgezogen werden, nach Abfahrt des
                              									deutschen Panzergeschwaders. „Canopus“ wurde zurückgerufen, dem
                              									Kanalgeschwader zugeteilt und wird, wie gesagt, durch den bereits am 17. November
                              									1898 im Arsenal zu Portsmouth abgelaufenen 15000 t grossen, jetzt zum erstenmal in
                              									Dienst gestellten „Formidable“ ersetzt. Ob man „Canopus“ nun seine 20
                              									Belleville-Kessel nehmen wird, ist noch nicht ausgesprochen, wahrscheinlich nicht;
                              									denn es ist nicht anzunehmen, dass man weitere Schiffe mit diesem Kesseltyp
                              									ausrüsten würde, wenn sich derselbe als unbrauchbar oder als auch nur nicht völlig
                              									genügend erwiesen haben sollte, unbeschadet der Ansicht, dass es noch bessere Arten
                              									geben kann.
                           Folgende in Bau oder Ausrüstung befindliche englische Schiffe, die zum Teil erst in
                              									den Anfängen sich befinden, erhalten Belleville-Wasserrohrkessel: Panzerkreuzer
                              										„Lancaster“, im Bau bei Armstrong Mitchell und
                                 										Co. seit Anfang des Jahres 1901. Es wird behauptet, dass andernfalls seine
                              									Fertigstellung zu lang hinausgeschoben werden müsste, doch steht diese Ansicht auf
                              									recht schwachen Füssen. Mit ihm zugleich wurden noch fünf Schwestern aufgelegt und
                              									von diesen erhalten ebenfalls zwei diesen verpönten Typ, nämlich
                              
                              									„Cumberland“, in Bau bei der London and Glascow Comp.
                                 										Clyde;
                              									„Donegal“ bei der Fairfield Comp. ebenda. Aber
                              									auch Schlachtschiff „Montague“, im Bau zu Devonport seit dem 23. November
                              									1899, erhält 30 Bellevilles, und desgleichen Schlachtschiff „Prince of
                                 									Wales“, erst im Frühjahr 1901 zu Chatam begonnen. Eine Konkurrenzfahrt zwischen
                              									den beiden gleichartigen Kreuzern „Minerva“ mit acht Cylinderkesseln und
                              										„Hyacinth“ mit 18 Belleville-Kesseln nach Gibraltar und zurück im Sommer
                              									1901 unternommen, hat die zweifellose Ueberlegenheit der Belleville-Kessel
                              									dargethan. Nur „Hyacinth“ war im stande, 8 Stunden hindurch 20 Meilen unter
                              									Volldampf zu laufen, bei 8000 PS lief „Minerva“ 18 Meilen, „Hyacinth“
                              									18,5 Meilen in der Stunde, jener brauchte 2,4, dieser nur 1,8 Pfund Kohle pro Stunde
                              									und Pferdestärke.
                           Es ist noch nicht dementiert, dass der Russe „Knäz Suwaroff“ von 13600 t, auf
                              									der Baltischen Werft zu St. Petersburg im Bau, für den 20 Kessel des in England
                              									beanstandeten Typs vorgesehen sind, sie nicht erhalten soll, ebenso wenig von der am
                              									12. Mai 1900 daselbst abgelaufenen „Pobjeda“ von 12500 t, und die auf
                              									französischen Werften hergestellten russischen grossen Schiffe haben sie auch
                              									erhalten, desgleichen der modernisierte „Imperator Nicolaj I.“, der als
                              									Flaggschiff in das Mittelmeer abgeht. Gewiss mag französischer Einfluss sich in der
                              									Kriegsschiffbaukunst der Russen greifbar zeigen, und man scheint in russischen
                              									Fachkreisen durchaus nicht sicher über den Wert der verschiedenen Systeme zu sein.
                              
                              									Die russische Regierung hat bei den Howald-Werken in
                              									Kiel ein 12000 t grosses Schulschiff, „Ocean“, in Bestellung gegebenMitteilungen aus dem
                                       												Gebiet des Seewesens, 1901 Heft 2 und 5; Deutsche Marine-Rundschau, 1901 Heft 2; Ueberall, 1901 Nr. 38., welches Wasserrohrkessel Typ
                              										Schultz, Niclausse, Belleville und Yarrow bekommen soll. Was die Marineleitung des Deutschen Reiches auf
                              										vier grossen Kreuzern in Erprobung gegeben hat,
                              									will man in der russischen Marine auf einem Schiff in
                              									ernster Weise prüfen. Man kann auf die Berichte wohl gespannt sein; zu
                              									abgeschlossenen Urteilen aber werden sie kaum führen. Aus diesen Unsicherheiten aber
                              									ist nicht zu entnehmen, dass man dem englischen absprechenden Urteil über die
                              									Leistungen der Belleville-Kessel unbedingt zu folgen hat. Dieses Urteil ist gefällt
                              									worden, und es hat in seiner Schärfe grosses Aufsehen erregt und gehörige Unruhe
                              									verbreitet. Der französische Schiffbau steht denn aber doch, trotz aller neuerlichen
                              									Angriffe, zu gross da, als dass man berechtigt wäre, den ihn leitenden Ingenieuren
                              
                              									den Vorwurf zu machen, sie bauten unbrauchbares Zeug, und die Russen sind kaum so
                              									schlecht beraten und so unvorsichtig, dass sie ihre Linienschiffe mit minderwertigen
                              									Kesseltypen ausrüsten oder ausrüsten lassen.
                           Das plötzliche Auftreten gegen die Belleville-Kessel in England scheint auf einer
                              									Basis aufgebaut zu sein, die mit der Gebrauchs- und Leistungsfähigkeit des Systems
                              									nicht in engstem Zusammenhang stehen dürfte.
                           Als erstes englisches Schiff will man den Kreuzer II. Klasse „Encounter“, zu
                              
                              
                              									dem Anfang dieses Jahres der Kiel zu Devonport gestreckt wurde, mit Dürr-Kesseln der
                              									bekannten Fabrik in Düsseldorf ausrüsten, die jedoch im Arsenal zu Keyham
                              									hergestellt werden. Der Kreuzer sollte anfangs 36 Belleville-Kessel erhalten, doch
                              									hat sich die Meinung über dieselben auch in Ansehung dieses Schiffes geändert. Der
                              									Rat, sich in Deutschland nicht allzu grossen Hoffnungen hinzugeben, wenn es sich um
                              									Lieferungen für die englische Kriegsmarine oder auch nur um Annahme eines deutschen
                              									Kesselsystems handelt, ist oft erteilt, selten befolgt. Illusionen, England
                              									gegenüber, wird man sich in Deutschland immer noch hingeben, obwohl von jenseits des
                              									Kanals seit längerer Zeit schon in schärfster Weise von der unbequemen deutschen
                              									Konkurrenz offen gesprochen wird. England ist momentan recht sehr geniert, aber es
                              									hat schon schwerere Krisen überwunden –, man denke nur an 1782, wo es alle Seemächte
                              									gegen sich hatte und dazu den Landkrieg gegen die Vereinigten Staaten führte. Hat
                              									England wieder die Hände frei, zieht es sicher andere Saiten auf. Deutschlands
                              									Industrie hat von England, soweit es das Schiffsbauwesen angeht, nichts zu hoffen,
                              									man wird am Dürr-Kessel Ausstellungen haben wie am Belleville-Kessel und
                              									schliesslich stolz zum Yarrow- oder einem spezifisch englischen Typ übergehen.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Eisenbahntechnik der
                                 										Gegenwart, herausgegeben von Blum, v. Borris
                              									und Barkhausen. Wiesbaden 1899. C. W. Kreidel. Zweiter
                              									Band, dritter Abschnitt: „Bahnhofsanlagen“, bearbeitet
                              									von Berndt, v. Bayer, Ebert, Fränkl, Gröschl, Himbeck,
                                 										Jäger, Leistner, Lehner, Leissner, Sommerguth, Wehrenpfennig und Zehme.
                           Ohne erst auf die ausserordentliche, an dieser Stelle bereits mehrmals gewürdigte
                              									Bedeutung des eingangs genannten Sammelwerkes neuerlich näher einzugehen, obliegt es
                              									uns, hier lediglich den vorliegenden zweiten Band, dritten Abschnitt, in Betracht zu
                              									ziehen und zu dem Ende zuförderst hervorzuheben, dass derselbe sich mit den
                              									Geleisverbindungen, Bahnhöfen, Bahnhofshochbauten, sonstigen Bahnhofseinrichtungen
                              									(Bahnsteige, Rampen, Verlade- und Hebevorrichtungen, Brücken- und Gepäckwagen,
                              									Beleuchtungs- und Reinigungsanlagen) und den Bahnhofsanlagen elektrischer Bahnen
                              
                              
                              									beschäftigt. Diesem Stoffe sind volle 35 Druckbogen, Lexikonformat, mit 616 in den
                              									Text gesetzten Abbildungen und 7 lithographierte Tafeln gewidmet; trotzdem findet
                              									sich im reichen Inhalt des Buches manche Unterabteilung, von der man wünschen würde,
                              
                              									es hätte dem Autor dafür noch mehr Raum zur Verfügung gestanden. Was die Darstellung
                              									und Behandlung der verschiedenen Kapitel anbelangt, so ist sie durchwegs kurz, klar
                              									und vortrefflich, ausserdem aber auch, was wir als einen besonderen Vorzug rühmen
                              									müssen, vollständig frei von jedem partikularistischen Anhauche; fast sämtliche
                              									Kapitel – wir wollen etwa nur die „Weichen- und Kreuzungen“ oder die
                              										„Beleuchtungsanlagen“ besonders nennen – sind geradezu mustergültig
                              									bearbeitet. Die Darlegungen des Buches reichen unmittelbar bis zur vorigjährigen
                              									Weltausstellung heran und gewähren sonach dem Eisenbahnfachmann jede nur immer
                              									wünschenswerte Auskunft über die heutigentags massgebenden Gesichtspunkte für das
                              									Entwerfen, die Ausgestaltung und Einrichtung von Bahnhofsanlagen. Dieser Abschnitt
                              									darf kurzweg den besten bisher erschienenen Bänden
                              									bezw. Abschnitten der „Eisenbahntechnik der Gegenwart“ als vollkommen
                              									ebenbürtig zugezählt werden.
                           Dritter Band, erste Hälfte, „Die Unterhaltung der
                                    											Eisenbahnen“, bearbeitet von Bathmann,
                                 										Fränkl, Garbe, Schubert, Schugt, Schumacher, Troske und Weiss; 1901.
                           In diesem 243 Druckseiten, 146 Abbildungen im Text und2 lithographierte Tafeln
                              									umfassenden Buch wird der dankenswerte Versuch gemacht, die Unterhaltung der Eisenbahnen ganz für sich allein, nämlich möglichst
                              									losgetrennt von den Neuanlagen zu behandeln, wie man ja
                              									auch den Bau vom Betriebe abscheidet. Es gibt in dieser Richtung bis jetzt keine
                              									eigentlichen Vorbilder in der Eisenbahnlitteratur, obwohl ein umfassendes Hilfsbuch
                              									über diesen Gegenstand für die weitaus grössere Zahl der ausübenden
                              									Eisenbahnfachleute im Grunde genommen begehrenswerter erscheinen muss, als ein
                              
                              									solches über Neubau, für den schon die Hochschule
                              									gründlich vorbereitet und auch ein reicher Schatz von Litteraturbehelfen vorhanden
                              									ist. Der vorliegende Band hatte also im vorhinein berechtigte Anwartschaft auf einen
                              									erweiterten Leserkreis; ob es demnach zweckdienlich war, ihm die äusserste Knappheit
                              									zur Richtschnur zu geben, erscheint in Frage gestellt. Zum mindesten wirkt es auf
                              									den Leser nicht ermunternd, wiederholt auf andere Bände des Werkes verwiesen zu
                              
                              									werden. Trotz der sonst so vorzüglichen Behandlung des Stoffes oder vielleicht eben
                              									deshalb, machen sich also manche Kürzen und Lücken recht lebhaft fühlbar, und wir
                              									empfanden dies u.a. im Abschnitt „Die Instandhaltung der
                                    											Strecke“ hinsichtlich verschiedener Sonderbedürfnisse der
                              									Gebirgsbahnen sowie der Untergrundbahnen, desgleichen im Abschnitt „Abnutzung der Schienen“ betreffs der
                              									Vorrichtungen um Feststellen und Messen der Abnutzungen und Formveränderungen u.s.w.
                              									Man vermisst ferner ganz nach dem Sprichwort, dass beim Essen die Esslust sich
                              									mehrt, auch noch ein Kapitel über die Unterhaltung der Telegraphen, der elektrischen
                              									Leitungen, Läutewerke, Blockwerke u. dgl., und endlich ein solches über die
                              									Unterhaltung elektrischer Eisenbahnen, das allerdings am wenigsten entbehrt werden
                              									dürfte, aber schon mit Rücksicht auf die Stoffanordnung der anderen Bände ein
                              
                              									gewisses Platzrecht besessen hätte. Allein diese in gewissem Sinne bedauerliche,
                              									relative Kürze ändert nichts daran, dass mit dem vorliegenden Buch für die
                              									didaktische Behandlung der „Unterhaltung der Eisenbahnen“ – nach
                              									Zusammenfassung und Uebersichtlichkeit des Stoffes – eine ganz neue, unseres
                              									Erachtens höchst wertvolle Form geschaffen wurde, und dass daher da Buch schon als
                              									bahnbrechende Leistung an sich die weitgehendste Anerkennung verdient; dasselbe wird
                              									namentlich den in der Praxis stehenden Eisenbahntechnikern besonders willkommen
                              									rein, denen es ja auch in der That wärmstens empfohlen werden kann.
                           Die Erdströme im deutschen
                                 										Reichstelegraphengebiet und ihr Zusammenhang mit den erdmagnetischen
                                 										Erscheinungen von Dr. B. Weinstein. Mit einem
                              									Atlas, enthaltend 19 lithographierte Tafeln Braunschweig 1900. Friedrich Vieweg und
                              									Sohn.
                           Die über Anregung eines Komitee und über Anordnung des Dr. v.
                                 										Stephan durch 4 bis 5 Jahre lang durchgeführten Erdstromaufzeichnungen in
                              									mehreren längeren Leitungen der deutschen Telegraphenverwaltungen, liessen sehr bald
                              									Beziehungen zwischen den Erdströmen und den erdmagnetischen Erscheinungen erkennen,
                              									wie sie bis dahin noch nirgends mit solcher Deutlichkeit und Vollständigkeit
                              									hervorgetreten waren. Das bis zum Jahre 1887 erlangte umfangreiche
                              									Beobachtungsmaterial wurde dem ehemaligen Privatdozenten, jetzigen
                              									Universitätsprofessor Dr. B. Weinstein zur Bearbeitung
                              									überwiesen und bildet das vorliegende Werk das Ergebnis derselben. Die aus den
                              									Beobachtungsdaten durch analytische Verarbeitung gewonnenen Ergebnisse konnten nun
                              									zu gegenseitigen Vergleichen herangezogen und hieraus eine gewisse Regelmässigkeit
                              									der Beziehungen zwischen Erdströmen und erdmagnetischen Erscheinungen nachgewiesen
                              									werden. Zu positiven Ergebnissen konnten diese Untersuchungen schon aus dem Grunde
                              									nicht führen, weil die Beobachtungen sich nicht auf den gesamten Erdstrom, sondern
                              									nur auf einen verschwindend kleinen abgeleiteten Teil desselben beziehen konnten,
                              									und sich nur auf Grund des Durchschnittes dieser Beobachtungsergebnisse gewisse
                              
                              									Schlüsse ziehen liessen, welche, abgesehen von sonstigen Folgerungen, zur allerdings
                              									nicht erwiesenen, aber wahrscheinlichen Annahme führten, dass die allerorten zu
                              									beobachtenden, mitunter recht auffälligen Schwankungen des Erdmagnetismus,
                              									thatsächlich nicht stattfinden, sondern auf eine Beeinflussung der magnetometrischen
                              									Instrumente durch die Erdströme zurückzuführen sind. Die Lektüre dieses nur 78
                              									Seiten starken Werkes wird in jedem, mit dem in Rede stehenden Gegenstand nur
                              									halbwegs Vertrauten, sicher um so mehr das grösste Interesse erwecken, als das Werk
                              									fesselnd und klar geschrieben ist, und man sofort den Eindruck gewinnt, dass es sich
                              									hier um eine äusserst gewissenhafte ernste Arbeit handelt, bei welcher mit seltener
                              									Objektivität das Für und Wider jeder Annahme erwogen wird. Die das Verständnis
                              									wesentlich erleichternden graphischen Tafeln sind als ein Muster des Kunstdruckes zu
                              									bezeichnen.
                           
                              A. P.