| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, Miszellen, S. 755 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Bestimmung des Aschengehalts mittels
                              									Röntgen-Strahlen.
                           Es ist allgemein bekannt, dass Röntgen-Strahlen die Eigenschaft besitzen, Körper zu
                              									durchdringen, durch welche Sonnenstrahlen nicht hindurchgehen. Es soll aber damit
                              									nicht gesagt sein, dass die Strahlen nicht manchen unüberwindlichen Widerstand
                              									finden. So z.B. glaubte man bis vor einigen Jahren, dass auch die Kohle von
                              									denselben durchdrungen werden müsste und kam man zu dieser Vermutung auf Grund der
                              									grossartigen Entdeckung, dass Holz und krystallisierter Kohlenstoff in der Form des
                              									Diamants sich als vollkommen durchlässig erzeigten. Es musste aber berücksichtigt
                              									werden, dass die mineralischen Beimengungen der Kohle, welche hauptsächlich den
                              									Aschengehalt erzeugen, mehr oder weniger undurchlässig sind.
                           Es zeigte sich nun, dass der Widerstand, welchen diese Beimengungen der
                              									Durchdringbarkeit der Röntgen-Strahlen entgegensetzen, von der Dicke der Schichten,
                              									in welchen sie auftreten, abhängig ist. Man erhält demnach, gerade wie beim
                              									Durchleuchten und Photographieren unseres Körpers oder eines Teiles desselben, ein
                              									Bild, welches uns die Grosse der Durchdringbarkeit in Form von hellen und dunklen
                              									Stellen darstellt. Somit ergibt uns solch ein Bild die genaueste und deutlichste
                              									Darstellung der Dichte und Grösse der in der Kohle aufgespeicherten Beimengungen. Es
                              
                              									sind nun verschiedene Verfahren entdeckt worden, jedoch liegt uns bis heute noch
                              									kein genaues Bild derartiger Versuche vor. Es soll nun an dieser Stelle einiges über
                              									die Resultate und Beobachtungen mitgeteilt werden. Zu den Versuchen bedient man sich
                              									am besten eines Induktionsapparates, welcher etwa 20 bis 25 cm Funken liefert, einer
                              									einfachen Röntgen-Röhre mit zwei Anoden und einen Hohlspiegel als Kathode, eines
                              									Baryum-Platin-Cyannürschirms, welcher bekanntlich aufleuchtet, wenn er von den
                              									Strahlen getroffen wird und einiger weniger lichtempfindlichen Platten. Um ein Stück
                              									Kohle auf die Anzahl und Grösse seiner mineralischen Bestandteile zu untersuchen,
                              									bringt man dasselbe zwischen die Röhre und den Schirm. Dabei ist es unnötig, das
                              									Stück Kohle vorher zu bearbeiten, da schon die kleinsten Stücke ganz deutliche
                              									Bilder ergeben. Dagegen übt die Art der Stellung, in welcher das Stück Kohle zu den
                              									Strahlen gehalten wird, einen grossen Einfluss auf die Deutlichkeit des Bildes aus.
                              									Fallen die Strahlen senkrecht auf eine dünne Schieferschicht, so zeigt das Bild
                              									einen ganz tiefen Schatten. Hält man das Stück Kohle hingegen so, dass die Strahlen
                              									vollkommen parallel zur Schief erschient verlaufen, so zeigt sich nur ein ziemlich
                              									dunkles Band in einem klaren Felde. Hieraus resultiert, dass ein tiefer Schatten
                              									noch absolut kein Beweis für einen hohen Schiefergehalt ist; dagegen geht man
                              									absolut sicher, indem man behauptet, dass ein klares Feld ohne Schatten einen hohen
                              									Reinheitsgrad der Kohle repräsentiert.
                           Sollen mehrere Kohlenstücke miteinander verglichen werden, so muss man sie so
                              									bearbeiten, dass ihre Dicke fast gleich ist, da sonst die Schärfe der Bilder keine
                              									gleiche und somit unter Umständen sehr verschieden werden kann. Sind die Stücke also
                              									ziemlich gleich dick gemacht, so bringt man sie nebeneinander vor den Schirm, und
                              									zwar am besten so, dass beide nicht weit voneinander entfernt und ausserdem auf der
                              									gleichen Höhe liegen. Sollen seine Einzelheiten beobachtet werden, so muss man sich
                              									der photographischen Platte bedienen. Diese wird in schwarzes Papier geschlagen und
                              									mit der Schichtseite nach oben in einer Entfernung von etwa 30 cm unter die Röhre
                              									gelegt. Dann legt man die Stücke auf die Platte, und empfiehlt es sich die Dicke der
                              									Stücke nicht grösser als 12 bis 16 cm zu wählen. Erst hiernach kann man die Platte
                              									der Durchleuchtung mittels Röntgen-Strahlen aussetzen.
                           Soll eine genauere quantitative Bestimmung des Gehaltes an Aschenbestandteilen
                              									vorgenommen werden, so reicht die genannte Untersuchungsart nicht aus, und muss man
                              									dazu die Kohle vielmehr in Pulverform untersuchen. Zunächst werden aus einem
                              									grösseren Haufen von Kohlenstücken an dem Leuchtschirme die reinsten Stücke
                              
                              									ausgesucht und in einem Mörser so fein gepulvert, dass das Pulver durch ein
                              									Messingsieb von vielleicht 20 × 20 Maschen auf 1 qcm hindurchgeht. Nach vorsichtiger
                              									Mischung wird dann eine Probe dieses Pulvers eingeäschert und der Aschengehalt
                              									bestimmt. Hierauf nimmt man Schiefer und pulverisiert denselben gleichfalls in
                              									demselben Grade und schüttelt ihn durch dasselbe Sieb. Ist dies geschehen, so wird
                              									auch von diesem Pulver eine Probe ausgeglüht und der Gehalt an flüchtigen
                              									Bestandteilen festgelegt. Um nun eine ziemlich genaue Skala von Aschengehalten zu
                              									erhalten, mischt man die beiden Pulver von ziemlich reiner Kohle einerseits und
                              									reinem Schiefer andererseits. Zur Kontrolle kann man alsdann mehrere Proben nach der
                              									Aufstellung der Skala nochmals untersuchen. Nun verwendet man am besten kleine
                              									Pappschächtelchen, deren Boden durch reines, für Röntgen-Strahlen absolut
                              									durchlässiges Papier ersetzt werden. Man füllt diese, deren Dimensionen natürlich
                              									möglichst gleich sein müssen, bis zum Rande mit den Kohlenpulvern und bringt sie auf
                              									die photographische Platte.
                           Auch hier soll die Entfernung der Platte von der Lichtquelle nicht grösser sein, als
                              									oben angegeben, und kann man als Faustregel für diese Entfernung etwa die
                              									Funkenlänge des Induktoriums annehmen. Im allgemeinen beträgt die Expositionszeit
                              									etwa 2 bis 3 Minuten. Die erhaltenen Bilder lassen alsdann die Verschiedenheit des
                              									Aschengehaltes ganz deutlich hervortreten, und wird man finden, dass das reinste
                              									Bild, einem Aschengehalt von etwa 1,5%, während das dunkelste Bild etwa einem
                              									solchen von 25 bis 30% entspricht.
                           Bemerkt sei, dass es nicht absolut notwendig ist, um die erforderlichen Abstufungen
                              									zu erhalten, von der photographischen Platte Gebrauch zu machen. Im Gegenteil, auch
                              									auf dem Leuchtschirme sind die Abstufungen sehr deutlich wahrnehmbar.
                           Zu empfehlen ist dann aber, die Skala nicht um etwa 1%, sondern vielleicht um 5 bis
                              									10% steigend einzurichten, da ja eine photographische Platte die Feinheiten
                              									jedenfalls deutlicher wiedergibt, als ein Baryum-Platin-Cyanürschirm. Im allgemeinen
                              									ergeben unreine Proben, sowohl des Koks als auch der Kohle, dunklere und tiefere
                              									Schattenbilder. Jedoch hat sich gezeigt, dass auch unreine Proben hier und da ein
                              
                              									helleres Bild als reinere Proben erzeugen. Es folgt daraus, dass die Durchlässigkeit
                              									eines Kohlenpulvers für Röntgen-Strahlen selbst bei Proben aus ein und demselben
                              									Flöz nicht allgemein ein Mass für den Aschengehalt ist. Ausserdem muss man
                              
                              									berücksichtigen, dass der Einschluss von Thonschiefer nicht verdunkelnd auf das Bild
                              									sondern eher etwas verhellend wirkt.
                           Es hat sich z.B. auch schon gezeigt, dass Bilder von Proben, deren Aschen dunkelbraun
                              									gefärbt waren, also einen Eisengehalt besassen, wieder weniger durchlässig sind, als
                              									Proben mit Erdmetallbeimischungen. Es folgt hieraus wieder, dass die Beimischungen
                              									von Oxyden der Schwermetalle die Durchlässigkeit für Röntgen-Strahlen stark
                              									vermindern. Um Untersuchungen in grösserem Massstabe vorzunehmen, empfiehlt sich
                              									folgende Methode. Man lässt sich einen hohen Holzkasten von Prismenform mit etwa 4
                              									cm dicken Wänden, dessen Grundfläche ein rechtwinkliges Dreieck darstellt, an
                              									welchem die eine Kathete doppelt so gross wie die zweite ist, herstellen, und
                              									bedeckt die doppelt so grosse Kathete mit einem horizontal verlaufenden Streifen
                              									Baryum-Platin-Cyanür, an dem sich eine Teilung nach halben Millimetern befindet. Auf
                              									der Hypothenusenfläche bringt man einen von oben nach unten verschiebbaren Bleidraht
                              									an, der die Eigenschaft besitzt, für die Röntgen-Strahlen undurchlässig zu sein. Den
                              									Kasten füllt man dann mit der zu analysierenden pulverisierten Kohle an, und bringt
                              									ihn nach Einregulierung der Röntgen-Röhre auf eine bestimmte Lichtstärke in den
                              									Bereich derselben. Die Strahlen haben alsdann Kohlenschichten von 0 bis zur Dicke
                              									der kleineren Kathete zu durchsetzen und werden dies um so leichter thun, je reiner
                              									die Kohle ist. In einer bestimmten Entfernung von der Pyramidenspitze wird die Kohle
                              									anfangen, undurchlässig zu werden, und zwar da, wo der verschiebbar angeordnete
                              									Bleidraht aufhört. Hier wird dann ein Schatten auf dem Baryum-Platin-Cyanürschirm
                              									wahrnehmbar sein, und gibt somit ein Mass für die Entfernung oder, was dasselbe ist,
                              									einen Massstab für die Durchlässigkeit der Kohle. Die Entfernung und also
                              									gleichzeitig der Durchlässigkeitsmassstab wird um so grösser, je durchlässiger die
                              									Kohle ist. Auf diese Weise wäre allerdings der gesuchte Grad der Reinheit der Kohle
                              									mit Hilfe der auf die grosse Kathete angebrachten Teilung abzulesen, jedoch wird man
                              									finden, dass die Ablesungen oft gar nicht mit dem Resultat einer auf dem ersten Wege
                              									untersuchten Probe übereinstimmt. Es folgt also aus dem Gesagten, dass die
                              									Röntgen-Strahlen für die Untersuchung der Brennstoffe absolut keinen praktischen
                              									Wert haben können, da die Resultate keinen Anspruch auf nur eine ungefähre
                              									Genauigkeit machen können und ausserdem die chemische Zusammensetzung zu grosse
                              									Unterschiede hervorrufen muss.
                           
                              S. H.
                              
                           
                        
                           Stossreiniger zum Abscheiden von Staub, Kondenswasser und Oel
                              									aus Gasen und Dämpfen.
                           Der in beistehenden Abbildungen wiedergegebene Stossreiniger von Gebr. Körting trägt einem weitgehenden Bedürfnis
                              									Rechnung, in schneller und leichter Weise Staub, Kondenswasser und Oel aus Gasen und
                              									Dämpfen, sowie den Staub aus der Luft abzuscheiden und damit eine Reinigung dieser
                              									Stoffe von mitgeführten festen und flüssigen Beimengungen in zweckmässiger einfacher
                              
                              									Weise zu bewirken.
                           Die Ausscheidung der Fremdkörper geschieht dadurch, dass die zu reinigenden Gase und
                              									Dämpfe beim Durchströmen des Apparates auf eigenartig geformte Widerstände stossen,
                              									mit denen der Apparat in grosser Menge versehen ist. Diese Widerstände werden
                              									entweder durch das von dem zu reinigenden Stoffe mitgeführte Wasser oder durch für
                              									den Zweck der Anfeuchtung bestimmte Staubdüsen feucht erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 755
                              Reinigungsfläche; Durchgangskanäle
                              
                           Apparate, welche für Oelabscheidung aus Dämpfen gebaut werden, und welche dazu
                              									bestimmt sind, eine Trennung des mitgerissenen Oeles vom Abdampf der Auspuff- und
                              									Kondensationsmaschinen oder eine Abscheidung des Kondenswassers aus Frischdampf und
                              									Abdampf zu bewirken, werden ohne Staubdüsen gebaut.
                           Mit Staubdüsen sind diejenigen Apparate versehen, welche zum Reinigen von Luft und
                              									Gasen von Staubteilchen, Rauch, Russ, von schädlichen Dämpfen und ganz besonders von
                              									Hochofengasen gebaut werden.
                           Beim Aufstossen auf die in den Apparaten in mehreren Reihen hintereinander
                              									angeordneten, nass gehaltenen Widerstände und beim Durchströmen der durch diese
                              									gebildeten Kanäle, bleiben die kleineren Staub- und Nebelteilchen hängen und
                              									fliessen mit dem Wasser in den unten befindlichen Sammelkasten, aus dem sie durch
                              									ein Ueberlaufrohr oder einen Kondenstopf regelmässig entfernt werden.
                           Der beschriebene Stossreiniger bietet die grossen Vorteile, dass er keiner
                              									Betriebskraft und keiner Wartung bedarf, keine Betriebskosten verursacht, dass er
                              									keine beweglichen Teile hat und infolgedessen sicher bei geringster Abnutzung
                              									arbeitet, dass er bei grosser Leistungsfähigkeit geringe Abmessungen besitzt und
                              
                              									daher überall leicht anzubringen ist, endlich dass er billig ist. Bei der
                              									Aufstellung des Apparates ist zu beobachten, dass er stets wagerecht eingebaut
                              									werden muss, und ist die Reinigung desselben im Inneren nach Abnahme des Deckels
                              									leicht und schnell auszuführen.
                           
                        
                           Eine neue Isolatorentype.
                           Für die Oberleitung elektrischer Bahnen hat die Harburger
                                 										Gummi-Kamm-Co. in Hamburg sogen. Schnallenisolatoren (D. R. G. M. Nr.
                              									125710) bezw. Doppelschnallenisolatoren (D. R. G. M. Nr. 141625) in den Verkehr
                              									gebracht. Die einfachen Schnallenisolatoren treten an die Stelle der
                              									Weitspann-(Kugel-)Isolatoren. Die Doppelschnallenisolatoren ersetzen gleichzeitig
                              									die isolierende Tragvorrichtung für elektrische Oberleitungen, also die „Kappen
                                 										mit Konen“ oder die „Isolatortragbolzen“ mit deren Gehäusen, sowie
                              									die beiden Weitspannisolatoren, wodurch sich die Kosten für die Isolation –
                              									besonders der einspurigen Leitungen – bedeutend verringern lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 316, S. 755
                              
                           Die Vorteile, welche die Schnallenisolatoren bieten, bestellen darin, dass die
                              									Schnallenisolatoren eine doppelte Isolation bewirken und dem zerstörenden Rost keine
                              									Angriffsstelle bieten, weil die Eisenringe vollständig in Kautschuk eingebettet
                              									sind.
                           Bei allen bisherigen Isolatortypen war der Grundgedanke der, dass zwei
                              									Tragvorrichtungen so miteinander verbunden wurden, dass die beiden Vorrichtungen
                              									durch eine Isolierschicht von begrenzter Dicke getrennt
                              									waren, während die äusseren Enden der Tragvorrichtungen mit der atmosphärischen Luft
                              									in Berührung blieben. Bei diesen Typen bildete sich Rost, welcher sich allmählich
                              									bis unter die Isolierschicht erstreckte und schliesslich dieselbe absprengte. Diese
                              
                              									Isolatoren müssen also, wie die Erfahrung gezeigt hat, nach verhältnismässig kurzer
                              									Zeit regelmässig erneuert werden, sofern nicht statt des billigen Eisens die teure
                              									Bronze verwendet wird.
                           Die Schnallenisolatoren bezw. die Doppelschnallenisolatoren haben dagegen eine fast
                              									unbegrenzte Lebensdauer, weil die mit dem äusserst zähen und gegen die Einflüsse der
                              									Atmosphäre widerstandsfähigen Hartgummi (sogen. Dr. Traun's Eisengummi) überzogenen Metallteile niemals rosten können, da sie
                              									ganz in die Isoliermasse eingebettet sind.
                           Der weitere Vorteil der Schnallenisolatoren besteht darin, dass jede einzelne
                              									Schnalle doppelte Isolation gewährt. Erd- bezw. Kurzschluss des elektrischen Stromes
                              									können erst dann entstehen, wenn der Strom die Isolierschicht an zwei voneinander
                              									entfernt liegenden Stellen zugleich durchschlagen sollte, was praktisch jedoch
                              									ausgeschlossen erscheint. Daher gewährt die neue Type eine bedeutend erhöhte
                              									Betriebssicherheit gegenüber den bisherigen Konstruktionen, die alle nur einfach
                              									isolieren.
                           Eine Erscheinung tritt ferner zu Tage, welche erwähnenswert ist. Bei der Prüfung der
                              									Schnallenisolatoren lässt sich mittels eines 15 mm Funkeninduktors erkennen, dass an
                              									Isolatoren mit einfacher Isolation (z.B. Wirbelisolatoren) die Isolierschicht
                              									infolge dennoch eintretender Stromausgleichungen im Dunkeln mit einem bläulichen
                              									Lichtschleier überzogen erscheint, während bei Schnallenisolatoren die
                              									Isolierschicht bei derselben Prüfung fast vollkommen dunkel bleibt.
                           Sodann wird den Schnallenisolatoren der Vorzug nachgerühmt, dass sie trotz der hohen
                              									Tragfähigkeit sehr leicht sind, und dass ausserdem Hartgummi, insbesondere Dr. Traun's erprobtes Eisengummi, sowohl das boxte
                              									Isoliermaterial ist, als auch – wie jedem mit Chemie Vertrauten bekannt – nächst Glas das gegen
                              									chemische, also im vorliegenden Falle atmosphärische Einwirkungen
                              									widerstandsfähigste Material ist, welches überhaupt existiert.
                           Hinsichtlich des Isolationswiderstandes von Dr. Traun's
                              									Eisengummi sind nach Mitteilung der herstellenden Firma an Versuchsplatten von 5,5
                              									cm Durchmesser und bei einer Gleichstromspannung von 1000 Volt folgende Werte auf
                              									dem Ladungswege ermittelt worden:
                           Isolationswiderstand bei einer Stärke von 1 mm:
                           W = 100 . 106 Megohm.
                           Bei 3 mm Plattenstärke konnte der Widerstand wegen seiner Höhe nicht mehr gemessen
                              									werden; er betrug jedenfalls, mehr als 2000 . 106
                              									Megohm.
                           Hieraus ergibt sich, dass der spezifische Leitungswiderstand zum mindesten betragen
                              									muss:
                           Wmin = 158387 . 106 Megohm-cm.
                           Durchschlagswiderstand von Platten in Stärke von 1 mm:
                           32000 Volt Wechselstrom.
                           
                        
                           Linienschiff „Borodino“.
                           „Borodino“, ein Linienschiff der russischen
                              									Ostseeflotte von 13560 t Wasserverdrängung, ist auf der Admiralitätswerft zu St.
                              									Petersburg am 9. September vom Stapel gelassen worden. Es ist dieser Bau deshalb
                              									bemerkenswert, weil das Schiff wenig mehr als ein Jahr gebraucht hat, um zu Wasser
                              									gebracht zu werden. Die Kiellegung erfolgte erst am 24. Mai des Vorjahres, so dass
                              										„Borodino“ 15 Monate auf der Werft gelegen hat, ein Beweis, dass die
                              									russischen Etablissements durchaus auf der Höhe der Zeit heute stehen, wenngleich
                              									Russland noch sehr viel Material vom Ausland bezieht und vollständige Schiffe von
                              									Frankreich, Deutschland, Dänemark und den Vereinigten Staaten kauft. Zum Vergleich
                              									der Leistungen der russischen Werft an „Borodino“ sei erwähnt, dass von
                              									deutschen Linienschiffen „Zähringen“ auf der Germaniawerft Gaarden bei Kiel
                              									am 21. November 1899 begonnen wurde und am 12. Juni 1901 ablief, während die zuletzt
                              									abgelaufene „Schwaben“, am 19. August zu Wasser gelassen, erst im Herbst 1900
                              									in Bau auf der Kaiserlichen Werft zu Wilhelmshaven genommen wurde, also kaum ein
                              
                              									Jahr brauchte. Das dritte Schwesterschiff, „Wettin“, kam bei F. Schichau in Danzig am 10. Oktober 1899 auf Stapel
                              									und lief am 6. Juni 1901 ab, das vierte, „Wittelsbach“, zu Wilhelmshaven,
                              
                              									brauchte bis zum Stapellauf vom 30. September 1899 bis zum 3. Juli 1900, mithin noch
                              									nicht ¾ Jahre; eine hervorragende Leistung.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Elektrische Kraftübertragung und
                                 										Kraftverteilung nach Ausführungen durch die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft Berlin, bearbeitet von Oberingenieur
                              										C. Arldt. Dritte vervollständigte Ausgabe. Berlin
                              									1901. Jul. Springer.
                           Das zuerst im Jahre 1894 herausgegebene Werk liegt nunmehr in dritter, wesentlich
                              									vervollständigter Auflage vor. Die gute Aufnahme, welche das Buch bisher immer
                              									gefunden hat, lässt auch das Gleiche für diese neueste Ausgabe erwarten, zumal der
                              									Charakter des Ganzen unverändert beibehalten ist, der Inhalt dagegen in wesentlicher
                              									Weise nach dem neuesten Stand der Elektrotechnik, insbesondere bezüglich des
                              									Drehstroms und Wechselstroms, erweitert worden ist.
                           Das Werk hat einen doppelten Zweck, einen allgemeineren und einen besonderen.
                              									Zunächst soll es dem auf dem Gebiete des allgemeinen Maschinenbaues, des Berg- und
                              									Hüttenwesens u.s.w. sich bewegenden Techniker das Verständnis der Vorgänge bei
                              									elektrischen Kraftübertragungen und Kraftverteilungen erleichtern. Weiterhin soll es
                              									eine Anweisung geben über die Verwendung der diesbezüglichen Maschinen und Apparate
                              									der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft.
                           Hierfür ist das Buch in sechs Abschnitte eingeteilt.
                           Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit dem Wesen der
                                 										elektrischen Kraftübertragung, indem er die drei Teile derselben, die
                              									stromerzeugende Dynamomaschine, die elektrische Leitung und den stromverbrauchenden
                              									Elektromotor in das Bereich seiner Betrachtungen zieht. Der zweite Teil bespricht
                              									die Arten der Kraftübertragung, insbesondere den
                              									Vergleich zwischen elektrischen und mechanischen Uebertragungen. Der dritte
                              									Abschnitt zeigt den Elektromotor als Antriebsmittel.
                              									Nach einer Besprechung der Anordnung von Primärstationen und des Parallelschaltens
                              
                              									von Gleichstromdynamos sowohl, wie von Drehstromdynamos wird auf die Verwendung der
                              									verschiedenen Elektromotoren und auf die Verbindung derselben mit den anzutreibenden
                              									Maschinen näher eingegangen. Der vierte Abschnitt gibt eine umfangreiche
                              									Zusammenstellung elektrisch betriebener Maschinen, als
                              									z.B. Ventilatoren,Pumpen, Aufzüge, Krane, Werkzeugmaschinen, Maschinen für
                              									Webereien, Spinnereien, Buchdruckereien, für Berg- und Hüttenwesen u.s.w. u.s.w.
                              									Abschnitt fünf umfasst eine Zusammenstellung verschiedener Maschinentabellen. Es sind dies einerseits Tabellen über Leistungen,
                              
                              									Gewichte, Preise und Abmessungen von A. E.-G.-Dynamos und Elektromotoren,
                              									andererseits einige annähernde Angaben über Preise und Hauptabmessungen elektrischer
                              									Primärstationen bis 100 bezw. 1000 Kilo-Watt. Im sechsten Abschnitt schliesslich
                              									sind als Anhang eine Anzahl Fragebogen betr.
                              									elektrische Antriebe, ferner eine kurze Zusammenstellung
                                 										elektrotechnischer Masseinheiten und ein alphabetisches Sachregister untergebracht.
                           Die Ziegelfabrikation von Otto Bock, Ziegeleiingenieur in Berlin. Leipzig 1901.
                              									Bernb. Friedr. Voigt. Mit 353 Abbildungen und 12 Tafeln.
                           Das Werk ist als neunte Auflage von Peter Schaller's
                              									„Der praktische Ziegler“, dessen erste Auflage im Jahre 1828 erschien,
                              									gedacht und bringt auf rund 400 Seiten Text (Grossoktav) viel Wissenswertes, sowohl
                              									für den Ziegeleitechniker wie für den Laien, der sich in die Ziegelindustrie
                              									einführen will. Denn das Buch hat den grossen Vorzug, von einem Fachmann geschrieben
                              									zu sein. Mit den Rohmaterialien und ihrer Verarbeitung wird begonnen und das Formen,
                              									der Transport der Rohware, das Trocknen und Brennen ausführlich behandelt. Von
                              									Interesse ist dann die Besprechung einer Anzahl ausgeführter Anlagen. Reichliche
                              									Abbildungen unterstützen das Verständnis des im Text Gesagten.
                           In einem letzten Kapitel werden dann noch Betrachtungen über Kalksandsteine,
                              									Schwemmsteine, Kork- und Glasziegeln angestellt. Dieser Gegenstand steht aber zu dem
                              									übrigen Inhalt des Buches in keinem rechten Zusammenhang und konnte ebenso gut
                              									fortfallen.
                           Zu beanstanden ist die mangelhafte Ausführung einer Reihe von Abbildungen. Anstatt
                              									der perspektivischen Ansicht einer Anzahl Pressen wäre sicherlich die Beibringung
                              									von Schnittfiguren, aus denen die Konstruktion der Pressen zu ersehen ist,
                              									erwünschter gewesen. Das Gleiche gilt von den Zerkleinerungswerken. Wer demgegenüber
                              									die viel übersichtlicheren Zeichnungen in anderen Werken, z.B. in Kerl's
                              									„Handbuch der gesamten Thonwarenindustrie“ vergleicht, wird mir unbedingt
                              									zustimmen.
                           Der Verfasser hat sich bei Abfassung seines Buches auf das Wichtigste und
                              									Wesentlichste beschränkt. Es wäre zu wünschen, dass einmal ein Sammelwerk
                              									geschrieben wird, welches sämtliche Erfahrungen in der Ziegel-, Chamotte-,
                              									Porzellan- u.s.w. Industrie, soweit sie in der Praxis vertreten und in der
                              									Zeitschriften-, Patent- u.s.w. Litteratur niedergelegt sind, zusammenfasst und auch
                              									die Industrie des Auslandes (z.B. die amerikanische) berücksichtigt. Zur Abfassung
                              									eines solchen Werkes wäre vor allem geeignet ein Fachmann wie Otto Bock.
                           Faraday und die englische Schule der
                                 										Elektriker von Prof. Dr. Silvanus P. Thompson.
                              									Halle a. S. 1901. Wilhelm Knapp.
                           Es gibt wohl kaum ein interessanteres und dankenswerteres Vornehmen, als dem Leben
                              									und den Leistungen eines grossen Mannes nachzugehen und dieselben in klarer
                              									Darstellung der Nachwelt zu erläutern, allein die Schaffung eines solchen kritischen
                              
                              									Lebensbildes bleibt immerhin eine recht schwierige Sache, insofern sich dasselbe
                              									eben keineswegs bloss auf die äusseren Umstände und Begebenheiten aus dem Leben des
                              									Geschilderten beschränken darf, sondern vornehmlich den Verlauf seiner geistigen
                              									Entwickelung und die Anregungen und Rückwirkungen ins richtige Licht zu stellen hat,
                              									welche sich an sein Wirken knüpfen. Was nun die obige, in diesem Sinne so
                              									ausgezeichnete, ebenso geistvolle als vornehm gelehrte Schrift anbelangt, welche
                              									einen von Prof. Dr. Thompson im Berliner Uraniatheater
                              									am 9. Januar 1901 gehaltenen Vortrag wiedergibt, so waren allerdings schon bei ihrem
                              									Entstehen alle für das vollendete Gelingen erforderlichen Vorbedingungen erfüllt.
                              									Der Autor ist ja nicht nur als hervorragender Mitbeteiligter auf dem einschlägigen
                              									Gebiete der Wissenschaft und als glänzendes Mitglied des in Betracht gezogenen
                              									Kreises besonders berufen, ein richtiges Urteil zu besitzen und abzugeben, sondern
                              									auch als Grossneffe Phillips eines der nächsten und
                              									vertrautesten Freunde Faraday's in der Lage, Intimeres
                              									aus dem Leben und der Gedankenarbeit des grossen, unsterblichen Gelehrten und
                              									Forschers mitzuteilen. Somit braucht wohl nicht erst hervorgehoben zu werden, dass
                              									der oben angeführte Vortrag bezw. die gedruckte Wiedergabe desselben für jeden
                              									Gebildeten überhaupt, für Physiker oder Elektriker aber ganz besonderen instruktiven
                              									Wert besitzt und von aussergewöhnlich hohem Interesse ist.
                           
                              L. K.