| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 804 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Bücherschau.
                           Die Ziegel-, Röhren- und
                                 										Kalkbrennerei in ihrem ganzen Umfang und nach den neuesten Erfahrungen. Von
                              										Edmund Heusinger von Waldegg. Fünfte durchaus
                              									umgearbeitete und verbesserte Auflage, bearbeitet von L.
                                 										Schmelzer. Erster Teil: Die Ziegel- und Röhrenbrennerei. Leipzig 1901.
                              									Theod. Thomas.
                           Der Bearbeiter hat sich eine schwierige Aufgabe, ein grosses Ziel gesetzt: ein sehr
                              									gutes Buch zu verbessern. Ob ihm das gelungen ist? Der Kern des Buches ist der alte
                              									geblieben, und deswegen ist das Buch unzweifelhaft gut. Ueber die vorgenommenen
                              									Veränderungen kann man geteilter Meinung sein.
                           Die Abbildungen sind zum Teil mangelhaft. Unklare perspektivische Ansichten lassen
                              									die Konstruktion mancher wichtigen Maschinen nicht erkennen. Die Preise für
                              									Maschinen sind ältere und neuere. Es fehlt die Einheitlichkeit. Alte Preise sind
                              									z.B. für Röhrenpressen, S. 616 und 617 angegeben (vgl. S. 740 und 741 der vorletzten
                              									Ausgabe). Gelten sie noch heute? Wenn ja, dann ist eine Erklärung erforderlich.
                              									Aehnliches gilt von den Arbeitslöhnen (vgl. S. 615).
                           Ist über die Schlickeysen'sche
                              										„Patentziegelmaschine“ (§ 152, S. 261) nicht mehr zu sagen als im Jahre
                              
                              									1891 in der vierten Auflage?
                           Passt die Beschreibung in § 140, S. 249, noch für heute? Welches sind die „letzten
                                 										Jahre“, seit welchen die im übrigen sehr mangelhaft beschriebene Pollock'sche Maschine in England in Gebrauch ist? Ist
                              									diese Frage vor Veröffentlichung der Neuauflage geprüft worden?
                           Die feuerfesten Steine (S. 423) sind ganz primitiv behandelt. Die Beschreibung der
                              										Albrecht'schen Fabrik wird niemandem etwas nutzen.
                              									Es konnte doch besser eine moderne Fabrik beschrieben werden. Der Laie wird aus
                              									solchen Darstellungen nichts lernen, der Fachmann sich wundern. Auch andere Kapitel
                              
                              
                              									konnten ausführlicher behandelt werden, z.B. das Gebiet der porösen Steine, der
                              									Kanalöfen. Dafür konnten die Ausführungen über die Zieglerkostüme (S. 89)
                              									fortbleiben, und der Rother'sche Vortrag (S. 316) mit
                              									seinem ungewöhnlichen Schluss wesentlich gekürzt werden. Ist es überhaupt üblich, in
                              									dieser Weise ganze Vorträge zu citieren?
                           Ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis, das so notwendig ist wie Salz zur Suppe, fehlt
                              									wieder.
                           Wenn die Lösung der Aufgabe, die sich der Bearbeiter gestellt hat, auch nicht völlig
                              
                              									gelungen ist, so wird doch jeder Leser das Buch mit Interesse verfolgen, weil eben
                              									ein guter Kern in ihm steckt. Wünschenswert wäre es, wenn bei einer Neuausgabe die
                              									zahlreich vorkommenden unschönen Inversionen fortfallen würden, wie z.B. S. 249:
                              
                              									Trockenschuppen fallen weg, und wird der Trokenraum hergestellt.... und S. 250
                              									gleich wieder: Die Kraftübertragung.... ist sehr mangelhaft, und wird dabei viel
                              									Kraft verloren. Vgl. ferner § 176, S. 327 und S. 401, Abs. 2, erster Satz. Wer
                              									schreibt so? Schiller oder Goethe? Oder spricht jemand so?
                           Der zweite Teil behandelt die Kalk- und Cementbrennerei und ist im Erscheinen
                              									begriffen.
                           
                              St.
                              
                           Ueber Verschiebebahnhöfe.
                              									Von Blum, Geh. Oberbaurat in Berlin. Sonderabdruck aus
                              									dem Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens.
                              									Wiesbaden 1901. C. W. Kreidel.
                           Das wirtschaftliche Schwergewicht der grossen Hauptbahnen liegt und wird, was ihre
                              									Gesamtheit anbelangt, wohl auch für alle Zeiten im Güterverkehr liegen, weshalb die
                              									richtige Verteilung der Verschiebebahnhöfe in den Liniennetzen und ihre sachgemässe
                              									Anlage für eine gedeihliche Abwickelung des Frachtentransportes und
                              									Güterwagenumsatzes einschneidende Wichtigkeit besitzt. In der vorliegenden
                              									Abhandlung, die dem Gediegensten beizuzählen ist, was je über den Gegenstand
                              									veröffentlicht wurde, hat es sich der Verfasser zur Aufgabe gestellt, alle für die
                              									Ausgestaltung der Verschiebebahnhöfe massgebenden Gesichtspunkte zusammenzuziehen,
                              									um daraus die theoretischen Vorbedingungen abzuleiten, nach welchen bei den in Rede
                              									stehenden Bahnhofsausführungen vorgegangen werden soll. Diese Erwägungen erstrecken
                              									sich sowohl auf die allgemeine Gestaltung als auf die Einzelgliederungen der
                              									Verschiebebahnhöfe mit besonderer Berücksichtigung der sogen. Eselsrückenanlagen,
                              									und ergeben eine ansehnliche Zahl von Grundsätzen und Formeln, welche unseres
                              									Erachtens durchaus unanfechtbar und daher berufen sind für das Entwerfen von
                              									Verschiebebahnhöfen und fürs Ueberprüfen derartiger Entwürfe wertvolle Anhalte
                              									darzubieten oder vielmehr als strenge Richtschnur zu dienen. Auch dem Betrieb auf
                              									Verschiebebahnhöfen ist ein besonderer Abschnitt gewidmet, jedoch erscheint dieser
                              									Teil – einige treffliche allgemeine Bemerkungen auf Seite 51 ausgenommen – nur mehr
                              									unter Voraussetzung und Beachtung der bei den königl. preussischen Staatsbahnen
                              									obwaltenden Verhältnisse und eingeführten Betriebseinrichtungen behandelt. Die
                              									Ausstattung der 4½ Druckbogen mit 27 im Texte eingesetzten Abbildungen umfassenden
                              									Schrift darf als eine dem Inhalt angemessene, ausgezeichnete und vornehme bezeichnet
                              									werden.
                           Schliesslich möchten wir die Bemerkung nicht unausgesprochen lassen, dass die
                              									Anschauung, welche der als Eisenbahnfachmann so hervorragende Verfasser in der
                              									Einleitung seiner obigen Abhandlung betreffs der „Trennung des Personenverkehrs vom Güterverkehr“ auf Seite 4 in
                              									Worte fasst, unsere lebhafteste Zustimmung wachgerufen hat, denn nichts ist
                              									richtiger, als dass eine solche Trennung nur auf einzelnen, verhältnismässig kurzen
                              									Strecken der Hauptbahnen Bedürfnis werden kann und daher durchgeführt zu werden
                              
                              									verdient, dass jedoch diejenigen, welche aus diesen Einzelfällen die Notwendigkeit
                              									einer vollständigen Umwälzung des Gesamtbetriebes ableiten wollen, einem Arzte zu
                              
                              									vergleichen sind, der es für geboten erachtet, eines kleinen, kalt zu behandelnden
                              									örtlichen Uebels wegen seinen ganzen Patienten in Eis zu legen. In der angezogenen
                              									Frage ist in der That lediglich ein gesunder, fortschrittlicher Konservatismus am
                              									Platze, wie ihn der Verfasser empfiehlt; mit Sturm und Drang reformieren zu wollen,
                              									hiesse mit Milliarden des Volksvermögens spielen!
                           
                              L. K.