| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 115 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Elektrischer Betrieb auf den Mailänder Vorortbahnen der Mittelmeer-Eisenbahn-Gesellschaft.
                           In der Versammlung des Vereins Deutscher
                                 										Maschineningenieure vom 27. Januar d. J. hielt Regierungsbaumeister a. D.
                              										Pförr von der Union
                                 										Elektrizitäts-Gesellschaft einen Vortrag über den elektrischen Betrieb auf den Mailänder Vorortbahnen der
                              
                              									Mittelmeer-Eisenbahn-Gesellschaft.
                           Da bekanntlich Italien sehr arm an Kohlen, dagegen sehr reich an Wasserkräften ist,
                              									so ist es erklärlich, dass die Erfolge der elektrischen Strassenbahnen in Italien
                              									viel kräftiger als anderswo die Frage anregten, ob es vorteilhaft sei, den
                              									elektrischen Betrieb auch auf den eigenen Vollbahnen, und zwar zunächst auf den
                              									Lokalbahnen einzuführen und hiermit die billigen Wasserkräfte an Stelle der teueren,
                              									vom Auslande zu beziehenden Kohlen für die Arbeitsleistung zu verwerten.
                           Die italienische Regierung beauftragte denn auch schon im Dezember 1897 einen
                              									Ausschuss mit der Untersuchung über diese Frage und mit der Ausarbeitung geeigneter
                              									Vorschläge. Dieser Ausschuss, der aus Beamten des Staates und der beiden grossen
                              									Eisenbahngesellschaften, der „Mittelmeer-“ und der „Adriatischen
                                 										Eisenbahn-Gesellschaft“ zusammengesetzt war, empfahl, mehrere Systeme
                              									praktisch zu erproben. Die genannten beiden Eisenbahngesellschaften erklärten sich
                              									hierzu bereit, und es wurde beschlossen, dass die Mittelmeer-Gesellschaft einen
                              									elektrischen Betrieb mit Akkumulatorenwagen auf der Strecke Mailand-Monza einrichten
                              									sollte. Die Adriatische Gesellschaft übernahm die Einrichtung eines
                              									Akkumulatorenbetriebes auf der Strecke Bologna-St. Felice, eines Drehstrombetriebes
                              									mit Oberleitung auf der Linie Lecco-Colico-Sondrio-Chiavenna, sowie eines
                              									Gleichstrombetriebes mit dritter Schiene und Oberleitung auf der Linie Rom-Frascati.
                              
                              									Bereits am 8. Februar 1899 eröffnete die Mittelmeer-Gesellschaft den elektrischen
                              									Betrieb auf der 13 km langen Linie Mailand-Monza. Alsbald folgte die Adriatische
                              									Gesellschaft mit der 42 km langen Strecke Bologna-St. Felice. Der Ausbau der Linie
                              
                              									Rom-Frascati wurde aufgegeben. Dafür entschloss sich die Mittelmeer-Gesellschaft
                              									dazu, das 130 km lange Netz Mailand-Gallarate-Varese-Porto Ceresio-Laveno-Arona
                              									auszubauen; von diesem Netz ist die Hauptstrecke von Mailand bis Varese am 14.
                              									Oktober v. J. dem Betrieb übergeben worden. – Besonderes Interesse beanspruchen
                              									neben der eigentlichen Bahnkonstruktion die zur Erzeugung des elektrischen Stromes
                              									dienenden Kraftwerke, die teils mit Dampf, teils mit Turbinen betrieben werden.
                           Auf der Strecke Mailand-Gallarate-Varese ist auf den Vorschlag der ausführenden
                              									Elektrizitätsfirma, der Compagnie Thomson-Houston de la
                                 										Mediterranée das Zugsteuerungssystem der General
                                 										Electric Company zur Erprobung eingeführt; ein System, das nach Ansicht des
                              									Vortragenden über kurz oder lang auf unseren deutschen Bahnen vorgeführt werden
                              									wird.
                           
                        
                           Die erste Seeschlacht zwischen Panzerschiffen und Unterseebooten.
                           Die Reede von Cherbourg ist nach Depeschen vom 6. bis 7. Januar d. J. der Schauplatz
                              									der ersten Operationen einer grösseren Zahl unterseeischer Fahrzeuge gegen
                              									Panzerschiffe gewesen. Nach den vorläufigen Berichten sind die Panzer vernichtet
                              									worden, doch dürften diese sanguinischen Meldungen französischer
                              									Unterseebootenthusiasten noch recht stark abgedämpft werden. Immerhin verdient die
                              
                              
                              									Thatsache, dass nicht weniger als fünf moderne Unterseeboote
                                 										gemeinsam operieren konnten, alle Aufmerksamkeit, auch wenn das durch
                              									Zusammenwirken günstiger Faktoren, wie ruhige See, gutes Wetter, naher Hafen,
                              									ermöglicht wurde. Soweit man aus den ziemlich verworrenen Depeschen entnehmen kann,
                              									sollten die Panzerschiffe „Bouvines“ und „Amiral Tréhouart“, rund 6800
                              									t grosse, zehn Jahre alte Küstenverteidiger, nebst dem 1000 t grossen
                              									Torpedobootjäger „Cassini“ einen Punkt der ausgedehnten Position Cherbourg
                              									angreifen. Man sagt „das Arsenal“, doch ist diese Annahme sicher falsch, und
                              
                              									wahrscheinlich handelte es sich um die beiden Einfahrten an den Enden des berühmten,
                              									gewaltigen, stark befestigten Wellenbrechers.
                           Die Verteidigung hatte fünf Unterseeboote zur Verfügung: „Narval“,
                              										„Morse“, „Triton“, „Espadon“ und „Français“. Es wird
                              									nun behauptet, dass „Cassini“ von „Français“, „Amiral
                                 										Tréhouart“ von „Espadon“, „Bouvines“ von „Morse“
                              									erfolgreich torpediert seien, und da die Annahme herrscht, dass ein Torpedotreffer
                              									der Vernichtung des angegriffenen Objekts gleichkommt, also vernichtet 
                              									worden. „Triton“ soll zur ungünstigen Zeit aufgetaucht und in das Feuer
                              									von „Tréhouart“ geraten sein, während „Narval“ erfolglos manövrierte.
                              									Die drei angreifenden Schiffe repräsentieren den ungefähren Wert von 25 Millionen
                              									Mark, die fünf Unterseeboote kosten zusammen etwa den zehnten Teil, und sonach wären
                              									sie eine billige und furchtbare Waffe der Hafenverteidigung. Aber ohne Zweifel
                              									spannt man die Hoffnungen auf ihre Verwendbarkeit überhaupt zu hoch, und das ganze
                              
                              
                              									Manöver von Cherbourg hat lediglich den Zweck gehabt zu zeigen, dass ein gemeinsames
                              									Operieren von Unterseebooten mit gegebener Aufgabe in dem Bereich der Möglichkeit
                              									liegt, wobei das Verhalten der die Gegner markierenden Schiffe von dem in der
                              									Wirklichkeit gänzlich abweichen kann, ohne dass die Uebung an Wert einbüsst. Es ist
                              									gelungen, die fünf Fahrzeuge, wie es scheint ohne erhebliche Störungen, in Dienst
                              									für kriegerische Aktion zu halten, und das muss für die Anhänger der unterseeischen
                              									Fahrzeuge als ein sehr erfreuliches Ergebnis bezeichnet werden. Weshalb die
                              									angreifenden Schiffe nicht so viel Fahrt machten, dass sie allen Unterseebooten
                              									davonliefen, was für sie ein Leichtes war, ist nicht gesagt, aber die Panzer haben
                              									in diesem Falle weniger als Angreifer gegolten wie als anzugreifende Objekte und
                              									hatten jedenfalls Befehl, sich sehr langsam und in ganz bestimmtem Kurse zu bewegen.
                              									Ebenso wenig wie es den Torpedobooten gelungen ist, die feindlichen Panzer zur See
                              									ebenbürtiger Gegner verschwinden zu lassen, werden es die Unterseeboote fertig
                              
                              									bringen, wenngleich man sich in Frankreich ohne Zweifel vielfach dem Traum hingeben
                              									wird, im Besitz einer grösseren Zahl unterseeischer Fahrzeuge keinen Gegner fürchten
                              									zu brauchen.
                           
                        
                           Feuer- und Unfallmelder.
                           Einer von C. und E. Fein in Stuttgart hierüber
                              									veröffentlichten Druckschrift Das Feuermeldesystem
                                 										Fein, entnehmen wir in Kürze folgendes:
                           Der Feuermelder für Innenräume, welchen Fig. 1 zeigt,
                              									wird durch ein Laufwerk mittels Gewichtsaufzug betrieben, welches durch Drücken auf
                              									den mit der Aufschrift „Feuer“ versehenen Knopf ausgelöst wird. Der
                              									Feuermeldende wird auf die Ausübung dieser seiner Thätigkeit durch eine in kurzen
                              									Worten abgefasste, leicht in die Augen fallende Bedienungsvorschrift hingewiesen und
                              									nach der Meldung durch ein sofort ertönendes Glockensignal von dem Eingang der
                              									Meldung unterrichtet. Damit ist die Thätigkeit des Meldenden beendigt, der übrigens
                              									in der oben erwähnten Bedienungsvorschrift angewiesen wird, nach der Meldung so
                              									lange am Apparat zu bleiben, bis die Feuerwehr kommt.
                           Die Apparate werden mit oder ohne Mikrotelephon geliefert, welches einen direkten
                              
                              									telephonischen Verkehr des Meldenden mit der Feuerwache nach der selbstthätigen
                              									Meldung zur genaueren Benachrichtigung dieser Stelle ermöglicht und ausser zur
                              									Feuermeldung von Feuerwehr und Polizei auch zu anderen Zwecken benutzt werden kann.
                              									Zu diesem Zweck wird der Telegraphist durch Drücken auf den mit „Anruf“
                              									bezeichneten Knopf angerufen. Die Handhabung des Mikrotelephons wird dem Unkundigen
                              									durch eine an der Feuermelderplatte angebrachte Photographie erläutert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 116
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 116
                              Fig. 2.
                              
                           Mit genau derselben inneren Einrichtung werden diese Melder für den Gebrauch im
                              
                              									Freien in eiserne Kasten eingebaut (Fig. 3).
                           Bei den seither üblichen Konstruktionen von Aussenmeldern brachte das umständliche
                              									Oeffnen derselben oft eine Verzögerung der Feuermeldung mit sich, die, so klein sie
                              									auch sein mochte, doch die schwerwiegendsten Folgen haben konnte. Bei dem neuen 
                              									Fein'schen Melder genügt ein Schlag gegen die kleine,
                              									aus den Figuren ersichtliche Glasplatte; dieselbe zerbricht, im gleichen Augenblick
                              									springt die Melderthür auf und der Meldende drückt auf den „Feuer“knopf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 116
                              Fig. 3.
                              
                           Die besprochenen Apparate werden nicht nur zur Feuermeldung allein, sondern auch zur
                              									Benutzung als Feuer- und Unfallmelder ausgeführt, wobei das Innere derselben in der
                              
                              									aus der Fig. 2 ersichtlichen Weise eingerichtet ist.
                              									Links von dem Knopf für Feueralarm befindet sich ein mit „Unfall“
                              									bezeichneter weiterer Druckknopf, auf dessen Benutzung eine über demselben
                              									angebrachte, kurzgefasste Aufschrift hindeutet. Die Bedienung ist im übrigen die
                              									nämliche, wie oben beschrieben. Der Telegraphist erkennt beim Ablesen des
                              									einlaufenden Meldezeichens, ob „Feuer“ oder „Unfall“ gemeldet ist,
                              									dadurch, dass in letzterem Falle zwischen den einzelnen Zeichen auf dem
                              									Papierstreifen des Morse-Apparats ein kurzer Strich zum Vorschein kommt und deutlich
                              									zwischen Feuer- und Unfallmeldung unterscheiden lässt. Die Fig. 4 gibt ein vergleichendes Bild beider Zeichen, die sich übrigens
                              									nach jeder Meldung viermal wiederholen, so dass Zweifel über deren Richtigkeit nicht
                              									auftreten können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 116
                              Fig. 4. Feuermeldung von Melder Nr. 22. Unfallmeldung von Nr. 22.
                              
                           Zum Gebrauch für den Prüfungsbeamten sind im Inneren der Melder noch angebracht:
                           Eine Kurbel zum Aufziehen des Gewichts, wozu derselbe durch das nach dreimaligem
                              									Ablauf des Melders erscheinende Zeichen „Aufziehen“ aufgefordert wird, ferner
                              									ein mit „Probe“ bezeichneter Knopf, mittels dessen jederzeit die Meldelinie
                              									geprüft werden kann. Weiterhin ermöglicht in Verbindung mit diesem eine
                              									Erdschlussvorrichtung die rasche Feststellung eines in der Leitung etwa vorhandenen
                              									Erdschlusses oder einer Leitungsunterbrechung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 116
                              Fig. 5.
                              
                           Diese Feuermelder bieten auch noch die Möglichkeit, eine grössere Anzahl von
                              									Nebenstellen mittels sogen. Nebenmelder (Fig. 5)
                              									anzuschliessen, von welchen aus der öffentliche Melder ausgelöst und die Feuerwache
                              									alarmiert wird; dies kommt besonders bei grossen öffentlichen Gebäuden, wie
                              									Theatern, Hotels, Warenhäusern u.s.w. in Betracht.