| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 209 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Mechanische Heizvorrichtung für Lokomotiven.
                           Bekanntlich können bei Dampfkesselfeuerungen mechanische Vorrichtungen zum Beschicken
                              									des Rostes, was die Regelmässigkeit der Brennstoffzuführung und die
                              									Wirtschaftlichkeit des Verbrauches anbelangt, von grossem Werte sein, namentlich
                              
                              									dort, wo es sich um eine stetig gleichbleibende Dampferzeugung handelt. Weniger
                              									günstig erweist sich natürlich die Anwendung mechanischer Beschickungsvorrichtungen
                              									für solche Kesselanlagen, welche ungleich in Anspruch genommen sind. Zuvörderst wohl
                              									deshalb, zum Teile aber auch wegen der beengten Raumverhältnisse hat man bisher
                              									wenig darauf geachtet, derartige Anordnungen 
                              									an Lokomotiven anzubringen, die ja bei der Thal- oder Bergfahrt, beim Anhalten
                              									oder Anfahren, während der Aufenthalte auf den Stationen oder bei voller Fahrt auf
                              									offener Strecke u.s.w. immer wieder andere Mengen oder auch gar keinen Dampf
                              									verbrauchen. In Europa wenigstens sind, wie es scheint, überhaupt noch keine
                              									ernstlichen Versuche mit einschlägigen Hilfseinrichtungen auf Lokomotiven angestellt
                              									worden, wohl aber in Amerika, allein auch da nur ganz selten und vereinzelt. In der
                              									That lassen sich auf Lokomotiven in Anbetracht des schwankenden Dampfbedarfes
                              									Beschickungsvorrichtungen überhaupt nur dann verwenden, wenn sie so eingerichtet
                              									sind, dass die Geschwindigkeit, mit der die selbstthätigen Brennstoffzuführungen
                              									aufeinander folgen oder die Menge des Heizmaterials bei den einzelnen Beschickungen
                              									dem jeweiligen Erfordernisse einigermassen angepasst werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 210
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 210
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 210
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 210
                              Fig. 4.
                              
                           Vor kurzem wurden nun wieder in den Vereinigten Staaten
                              									mit einem der in Rede stehenden, ausschliesslich für Lokomotiven bestimmten
                              									Feuerungsapparaten Versuche vorgenommen, welche nach Mitteilung der Railroad Gazette zu befriedigenden Erfolgen geführt
                              									haben, indem sie betreffs des Heizstoffes gegenüber der sorgsamsten Handfeuerung
                              									noch immer einen Minderverbrauch von 10 bis 20 % erzielen liessen, während gegenüber
                              									der gewöhnlichen, ohne besondere Sorgfalt durchgeführten Handbedienung der Feuerung
                              									20 bis 50 % Ersparnisse festgestellt werden konnten. Diese Proben sind während einer
                              									ziemlich langen Zeitperiode gleichmässig angestellt worden und zwar sowohl auf
                              
                              									einfachen Lokomotiven als auf Compoundmaschinen, desgleichen sowohl bei Personen-
                              									als bei Lastzügen und endlich auf sehr langen Linien sowohl als auf ganz kurzen
                              									Strecken, so dass die Endergebnisse Durchschnittswerte darstellen, die allen
                              									möglichen Eisenbahnbetriebsverhältnissen Rechnung tragen. Aus diesem Grund wird
                              									sonach die betreffende, in Fig. 1 bis 4 ersichtlich gemachte, von Kincaid entworfene und bei J. H. Day und Cie.
                              									ausgeführte Vorrichtung von seiten der interessierten Eisenbahnbetriebsingenieure
                              									gewiss einige Beachtung verdienen. Dieselbe besteht aus zwei Hauptteilen, nämlich
                              									aus der Kohlenschüttung mit dem Blechtrichter a, den
                              									zwei Schneckenspindeln s1 und s2 und
                              									dem ⋃-förmigen langgestreckten Förderkasten k, sodann aus einer kleinen Dampfmaschine mit dem
                              
                              									Kolbencylinder c, dem Verteiler d, der Anschlussmuffe f und dem sonstigen
                              									Zubehör.
                           Das Ganze ist auf der Lokomotivbrücke zwischen Führer- und Heizerstand senkrecht vor
                              									der Feuerthür t angebracht und kann im Falle des
                              									Untauglichwerdens, damit der Raum unverzüglich wieder für die Durchführung der
                              									Handfeuerung verfügbar wird, angeblich in weniger als 1 Minute beseitigt und auf den
                              									Tender verladen werden. Im Bodenteile des Blechtrichters a befinden sich die in den Trichterwänden gelagerten beiden
                              									Schneckenspindeln s1
                              									und s2, auf deren nach
                              									rückwärts vorstehenden Wellenenden je ein Zahnrad sitzt, das als sogen. Sperr- oder
                              									Schaltrad dient und in welches deshalb bei richtiger Normallage des Trichters eine
                              									federnde Schieberklaue eingreift. Die in den Trichter geworfene Kohle gelangt schon
                              									in Anbetracht des von den Trichterwänden gegebenen Fallwinkels auf und zwischen die
                              									Schneckengänge der Spindeln s1 und s2 und
                              									von da zu einem Ausschnitte a1 (Fig. 2 und 4) des Trichterbodens, von wo sie in den Förderkasten k fallen, dessen Mundstück in den Heizraum
                              									hineinragt. Der Oberteil dieser Anordnung kann übrigens, da er in einer Wiege
                              									lagert, mittels einer Handhabe seitlich aufgekippt werden, wie es die Fig. 2 und 4
                              									darstellen, wenn es aus irgend einem Grunde, beispielsweise fürs Anheizen, nötig
                              									ist, den Weg zur Feuerbüchse vorübergehend frei zu machen.
                           Während der richtigen Arbeitslage, wie sie Fig. 1 oder
                              										3 kennzeichnet, wird die beim Bodenausschnitt a1 in den Förderkasten
                              										h fallende Kohle durch ein Blechprisma b (Fig. 3), das auf der
                              									aus dem Cylinder c vorstehenden, in den Kasten h hineinreichenden Kolbenstange der Dampfmaschine
                              									sitzt, von rückwärts nach vorwärts geschoben, und also durch die Thür t in die Feuerbüchse geworfen; hier fällt sie auf den
                              									kegelförmig gebogenen Zerstreuer u (Fig. 3 und 4), der in
                              									diesem Augenblick vermittelst einer Knagge vom Kolben etwas nach abwärts geschnellt
                              									wird, so dass er den Heizstoff über den Rost gleichmässig auswirft. Bei der in Fig. 3 ersichtlich gemachten äussersten Lage des
                              									Kolbens ist die Trichteröffnung a1 durch den Blechkopf b
                              									des Kolbens verschlossen, weil dieser denselben Querschnitt besitzt wie der lichte
                              									Raum des Förderkastens h und dieselbe Länge hat wie die
                              									Trichteröffnung a; bei der zweiten Endstellung befindet
                              									sich hingegen die Vorderwand von b gerade am inneren
                              									Rand von a, so dass nach jedesmaligem Einziehen des
                              									Kolbens auch wieder Kohle durch a in den Kasten h fällt, die dann beim nächsten Vorgehen des Kolbens
                              									wieder in die Feuerbüchse geschoben wird. Um die allfällige Ansammlung zu grosser
                              									Kohlenstaubmengen zwischen dem Kolbenkopf b und der an
                              										h stossenden Vorderwand des Dampfcylinders c hintanzuhalten, befindet sich in der Seitenwand des
                              									Förderkastens ein Schlitz i, wo der Staub durch die mit
                              									den Kolbenbewegungen verbundenen Luftstösse ins Freie getrieben wird. Die hin und
                              									her gehende Bewegung des Kolbens wirkt auch auf zwei Winkelhaken derart ein, dass
                              									die letzteren die weiter oben erwähnten Schiebklauen hochheben, welche in die
                              									Schalträdchen der beiden Schneckenspindeln s1 und s2 eingreifen. Auf diese Weise werden bei jedem
                              									Kolbengang, d. i. beim Hingang wie beim Rückgang, die beiden Schneckenspindeln – und
                              									zwar gegeneinander – um einen Zahn ihres Schaltrades weiter gerückt, so dass sich
                              									die Kohle im Trichter unausgesetzt gegen die Oeffnung a
                              									nachschiebt.
                           Als das Wichtigste an der ganzen Anordnung darf jedoch die Reguliervorrichtung
                              									bezeichnet werden, insofern eben sie allein es ist, was die geschilderte mechanische
                              									Beschickung für Lokomotiven geeignet macht. Dieselbe besteht einfach aus drei im
                              									Verteiler d (Fig. 1 und
                              										2) vorhandenen Dampfventile, mit welchen sich die
                              									Menge des in den Cylinder c gelangenden Dampfes
                              									regulieren lässt. Die drei zu diesen Ventilen gehörenden, mit Knöpfen versehenen
                              									Zugstangen v (Fig. 1 und
                              										2), welche herausgezogen oder hineingedrückt
                              									werden müssen, um das betreffende Zuströmungsrohr zum Cylinder zu öffnen oder zu
                              									verschliessen, befinden sich an der linken Seitenwand des Dampfverteilers d und werden vom Heizer gehandhabt. Ist nur einer der
                              									Knöpfe v gezogen, so bewegt sich der Kolben der
                              									Dampfmaschine mit seiner geringsten Geschwindigkeit; letztere steigert sich ums
                              									doppelte, wenn zwei Ventile geöffnet sind und wird zum Maximum, sobald alle drei
                              									Ventile in Thätigkeit gesetzt sind. Mit der Geschwindigkeit des Kolbens erhöht sich
                              									natürlich auch die Drehgeschwindigkeit der beiden Schneckenspindeln im
                              									Kohlentrichter, sowie die Zahl der Beschickungen und endlich auch die
                              									Wurfgeschwindigkeit, mit der das Heizmaterial in die Feuerbüchse gelangt. Es wird
                              									also durch die Kolbengeschwindigkeit auch die örtliche Verteilung des Brennstoffes
                              									auf den Rost mitreguliert werden können, weil bei langsamem Kolbengang die Kohle
                              									vorwiegend zunächst der Vorderwand der Feuerbüchse zur Verteilung gelangt, bei
                              									schnellem Gang hingegen bis zum äussersten Rostende nach rückwärts geworfen
                              									wird.
                           Es erübrigt schliesslich noch zu bemerken, dass die Heizthür t der Feuerbüchse während der Thätigkeit der mechanischen
                              									Beschickungsvorrichtung gegen aussen stets abgeschlossen bleibt, indem der Schieber
                              										t1 (Fig. 2 und 4) über den
                              									Förderkasten k eingeklappt ist. Dieser Schieber lässt
                              									sich aber, wie es in Fig. 4 dargestellt erscheint,
                              									leicht mit der Hand hochheben, wenn es notwendig wird, mit dem Schürhaken Schlacken
                              									aufzureissen oder sonst eine Nachhilfe in der Feuerbüchse vorzunehmen.
                           
                        
                           
                           Die Entwickelung der elektrischen Eisenbahnen in Frankreich.
                           Wie der weiter unten wiedergegebene, auf Grund der seit 1893 gepflogenen Erhebungen
                              									des Fachblattes Industrie électrique zusammengestellte
                              									Ausweis ersehen lässt, haben die elektrischen Eisenbahnbetriebe während den letzten
                              									Jahren auch in Frankreich einen unausgesetzten raschen Aufschwung genommen. Im Jahre
                              									1890 war es die Gesellschaft Industrie électrique,
                              									welche in Clermont-Ferrand die erste dem öffentlichen
                              									Verkehr gewidmete elektrische Strassenbahnlinie Frankreichs in Betrieb setzte. Diese
                              									Anlage hatte noch eine geschlitzte Rohrleitung als Stromzuführung nach der ältesten
                              										Siemens und Halske'schen Anordnung mit
                              									Kontaktschiffchen als Stromabnehmer. Von diesem Jahre an ist bekanntlich die
                              									Entwickelungskurve der elektrischen Eisenbahnen am ganzen europäischen Kontinent im
                              									Ansteigen begriffen und hierin hat auch Frankreich, wie die Tabelle ersehen lässt,
                              									gleichen Schritt gehalten. Der bedeutendste Aufschwung fällt dort jedoch in das
                              									Ausstellungsjahr 1900, wo die Länge der elektrisch betriebenen Bahnen von 752,8 km
                              									auf 1486,3 km gewachsen ist, also nahezu sich verdoppelt hat. Noch auffälliger
                              									erscheint in diesem Jahre die Vermehrung der Leistungsfähigkeit der
                              									Elektrizitätswerke, welche eine Steigerung von 28308 Kilo-Watt auf 64383 Kilo-Watt
                              									aufweist, was sich aus dem Umstand erklärt, dass mehrere neue Bahnen bei der Anlage
                              									ihrer Zentralen gleich von vornherein für die voraussichtlich baldige Erweiterung
                              									ihres Netzes Vorsorge getroffen haben oder dass für fusionierte Linien neue
                              									leistungsfähigere Werke errichtet worden sind. Am wesentlichsten mögen jedoch diese
                              									Ziffern dadurch günstig beeinflusst worden sein, dass man 1901 auch die elektrisch
                              									betriebenen Strecken und Einrichtungen der in Paris einmündenden Vollbahnen in den
                              									statistischen Ausweis mit aufnahm.
                           Die Vermehrung der Antriebwagen entspricht in den Jahren 1900 auf 1901 so ziemlich
                              									der Zunahme der Bahnlänge, doch ist diese Zunahme gegenüber jener vom Jahre 1890 auf
                              									1900 etwas weniger günstig, insofern anfangs 1900 auf einen Antriebwagen im
                              									Durchschnitt nur je 581 m Bahnlänge, anfangs 1901 hingegen je 642 m Bahnlänge
                              									entfallen sind.
                           Die Industrie électrique ergänzt ihre allgemeine Tabelle
                              									noch durch die Bemerkung, dass in Frankreich zur Zeit fast überall als
                              									Betriebsströme für Traktionszwecke lediglich Gleichströme von 500 Volt benutzt werden, und dass bei den grösseren
                              									Unternehmungen oder für Liniennetze, die unter einer gemeinsamen Verwaltung
                              									zusammengezogen worden sind, die Erzeugung des Stromes – wie bereits erwähnt – in
                              									Elektrizitätswerke von grosser Leistungsfähigkeit zentralisiert sind. Diese Werke,
                              									wie beispielsweise Moulineause, Asnières, Vitry u.a.m.
                              									erzeugen Dreiphasenströme von 5000 bis 5500 Volt (mit 25 Perioden pro Sekunde),
                              									welche sie zur angemessenen Umwandlung an die passend verteilten Unterstationen
                              									entsenden. Sehr häufig sind grosse Speicherbatterien als Buffer und Aushilfe in
                              									Verwendung.
                           Verzeichnis der elektrischen Eisenbahnen in Frankreich von 1893
                              									bis 1901.
                           
                              
                                 
                                 1893
                                 1894
                                 1895
                                 1896
                                 1897
                                 1898
                                 1899
                                 1900
                                 1901
                                 
                              
                                 Gesamtlängen der Linien in km
                                 37,4
                                 41,4
                                 96,3
                                 152
                                 279,3
                                 396,8
                                 487,5
                                 752,8
                                 1486,3
                                 
                              
                                 Für die Zugförderung benutzte Kilo-Watt
                                 1525
                                 1796
                                 3610
                                 4490
                                 8756
                                 15158
                                 18718
                                 28308
                                 64383
                                 
                              
                                 Gesamtzahl der Antreibwagen
                                 20
                                 29
                                 152
                                 225
                                 432
                                 664
                                 759
                                 1295
                                 2425
                                 
                              
                                 Linien mit oberirdischer Stromzuführung
                                 2
                                 4
                                 7
                                 11
                                 19
                                 36
                                 42
                                 56
                                 76
                                 
                              
                                 Linien mit unterirdischer Stromzuführung
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 1
                                 1
                                 2
                                 3
                                 6
                                 
                              
                                 Linien mit einer dritten Schiene als Stromzuführung
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 1
                                 4
                                 
                              
                                 Mit Speicherbatterien betriebene Linien
                                 2
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 4
                                 6
                                 6
                                 8
                                 
                              
                                 Mit gemischtem Betriebe (Speicherbatterien und Trolley)
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 2
                                 4
                                 4
                                 6
                                 
                              
                                 Mit gemischtem Betriebe (Trolley und unterirdisch)
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 1
                                 2
                                 2
                                 
                              
                                 Mit gemischtem Betriebe (Trolley und Oberflächenkontakt)
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 0
                                 7
                                 
                              
                           Unter den im Verzeichnis ausgewiesenen Bahnen befinden sich auch vier Bergbahnen,
                              									nämlich die Zahnradbahn auf die Salève, dann jene auf
                              									den Mont-Dore und je eine solche in Cauterets und Chamounix.
                            L. K.
                           
                        
                           Panama- oder Nicaragua-Kanal.
                           Nach dem Engineering haben die Vereinigten Staaten den
                              									Hay-Pauncefote-Vertrag, betreffend den Nicaragua-Kanal, derartig geändert, dass
                              									England ihn nicht anerkannt hat. Diese Gelegenheit hat die Panama-Gesellschaft benutzt, um in Amerika für ihr Unternehmen Stimmung zu
                              
                              									machen. Die Gesellschaft möchte das ganze Unternehmen gerne für 436000000 M. an die
                              									Vereinigten Staaten verkaufen und hatte einen ihrer Direktoren, M. Hutin, mit dem Abschluss dieses Geschäftes
                              									beauftragt. In Amerika war jedoch die Entscheidung für den Kanal über Nicaragua
                              									gefallen und M. Hutin erzielte nur ein Angebot von
                              									160000000 M.
                           Dass unter solchen Umständen unmöglich eine Einigung erzielt werden konnte, lässt
                              									sich einsehen, doch beschloss die Gesellschaft in einer stürmischen Sitzung,
                              									die zu Anfang des Monats Januar in Paris abgehalten wurde, und in der M. Hutin sein Amt niederlegte, die Verhandlungen nicht
                              									aufzugeben.
                           Die Neue Panama-Gesellschaft hat. schon viel geleistet
                              									und endgültige Beweise ihrer Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit gegeben, auch steht
                              									für sie andererseits fast alles auf dem Spiel, denn, wie die Dinge liegen, wird sich
                              									schwerlich ein anderer Käufer finden als die Vereinigten Staaten. Hier steht einmal
                              
                              									der Senator Morgan mit einem grossen Anhang, sodann
                              									auch die Besitzerin des Nicaragua-Unternehmens, eine amerikanische Gesellschaft, dem Panama-Unternehmen – in Hand einer fremden und ausländischen Gesellschaft – feindlich
                              									gegenüber. Die Regierung der Vereinigten Staaten berücksichtigt wohl in erster Linie
                              									die Geldfrage, und hier liegen die Verhältnisse annähernd wie die folgende
                              									Zusammenstellung sie gibt:
                           
                              
                                 Einzelheiten
                                 Nicaragua-Kanal nachMenocal'sEntwurf
                                 Panama-Kanalnach tech-nischemAusschussvon 1899
                                 Vergleichs-zahlen
                                 
                              
                                 km
                                 v. H. derGesamt-länge
                                 km
                                 v. H.
                                 Panama-v. H. derNicaragua-Länge
                                 Mehr bezw.Wenigerv. H.
                                 
                              
                                 Länge des eigent-    lichen Kanals
                                     45000
                                   16,4
                                   47500
                                   63,8
                                 105,54
                                 +   5,54
                                 
                              
                                 Länge des schon vor-    handenen Wasser-    weges
                                   280000
                                   83,6
                                   26900
                                   36,2
                                   11,76
                                 – 88,24
                                 
                              
                                 Gesamtlänge
                                     25000
                                 100,0
                                   74400
                                 100,0
                                   27,20
                                 – 82,80
                                 
                              
                                 Anzahl der Schleusen
                                 3m
                                 –
                                 4m
                                 –
                                 133,33
                                 + 33,33
                                 
                              
                                 Mittlerer Hub
                                   10,27
                                 33⅓
                                   7,82
                                   25,0
                                   70,00
                                 – 30,00
                                 
                              
                                 Gesamthub über
                                   33,55
                                 –
                                 31,26
                                 –
                                   93,18
                                 –   6,82
                                 
                              
                                 Kosten bis zur Voll-    endung
                                 Mill. M  600
                                 –
                                 Mill. M420
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Ankauf
                                 –
                                 –
                                 160
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Den Anforderungen der Handelsmarine entspricht jedenfalls der kürzere Weg durch den
                              									Panama-Kanal, ebenso die 6,82 v. H. weniger Hub, dagegen kommen die 5,54 v. H.
                              									grössere Länge im Kunstweg kaum in Betracht.
                           Vom militärischen Standpunkt ist der Panama-Kanal einem Handstreich eher verfallen
                              									wie der von Nicaragua.
                           Was die Kosten der Ausführung anbelangt, so ist die Summe für den Nicaragua-Kanal
                              									viel zu sehr auf Schätzung begründet. Die erste Schätzung von Menocal setzte die Gesamtkosten auf 240 Millionen Mark
                              									fest, der erste gemischte Prüfungsausschuss gelangte zu der Summe von 400 Millionen
                              									Mark und jetzt ist man zu der Summe des französischen Ausschusses von 1872 gelangt,
                              									von 600 Millionen, aber, wie gesagt, liegen auch hier nur angenäherte Zahlen vor.
                              									Beim Panama-Kanal sind bis jetzt 1200 Millionen Mark verbraucht. Davon sind 240
                              									Millionen in brauchbare und ausgeführte Arbeit umgesetzt (wenn dieselbe für 160
                              									Millionen zu erstehen ist, sollte Amerika zugreifen) und die Berechnung der noch
                              									auszuführenden Arbeiten auf 420 Millionen Mark gründet sich auf langjährige
                              
                              									Erfahrung einer mit Grund und Boden vertrauten Körperschaft tüchtiger
                              									Ingenieure.
                           Nach welcher Seite die Entscheidung der Vereinigten Staaten fällt, muss abgewartet
                              									werden, ausgeschlossen wäre ja immer noch nicht, dass der Panama-Kanal unter
                              									europäischer Aufsicht ausgeführt würde, was bei den politischen Neigungen, welche
                              									die Vereinigten Staaten zur Zeit zur Schau tragen, noch immer am zweckmässigsten
                              									sein würde, namentlich wenn es gelänge, für diesen Wasserweg die völlige Neutralität
                              									durchzusetzen.
                            E. A.
                           
                        
                           Sehvorrichtungen für Unterseeboote.
                           Ende 1899 machte das grösste aller Unterseeboote, der Franzose „Gustave Zédé“,
                              									seine erste Probefahrt mit Erfolg – 
                              									viele erfolglose, teilweise mit, schweren Havarien verbundene, waren
                              									vorausgegangen. Das Ergebnis der Uebungen bildet den Anfang des Enthusiasmus, den
                              									man in Frankreich für unterseeische Fahrzeuge hegt und der sich darin bethätigt,
                              									dass nicht nur die Marineleitung es sich angelegen sein lässt, der neuesten Seewaffe
                              									durch Bau zahlreicher Fahrzeuge Aufmerksamkeit zuzuwenden, sondern dass sich auch
                              									das grosse Publikum insofern in dieser Frage thätig gezeigt hat, als es auf
                              									Veranlassung des Pariser Matin die Geldmittel für die
                              									beiden Boote „Français“ und „Algérien“ in kurzer Zeit aufbrachte. Der
                              
                              									grosse Marineenthusiast Lockroy, der auch eine Zeit
                              									Marineminister war und später auf seinen Informationsreisen die Etablissements
                              									Deutschlands besucht hat, von denen er ungefähr den Eindruck erhielt, den die auf
                              										Cato's Betreiben nach Beendigung des zweiten
                              									punischen Krieges an Karthago geschickte Römergesandtschaft von den Arsenalen
                              									Karthagos gehabt haben mag – nahm sich, nach den Erfolgen des „Gustave Zédé“,
                              									der Unterseeboote warm an. Er hatte Erfolg und namentlich betonte er im Parlament
                              									und anderswo: „Früher war das Unterseeboot blind, jetzt aber kann es sehen.“
                              									– Diese Behauptung, selbst wenn sie nur sehr relativ aufgefasst wird und sich das
                              										„Sehen“ nur unter besonders günstigen Verhältnissen durchführen liesse,
                              									hat dazu geführt, sich um, wie man wohl sagen darf – die „Augen des
                                 										Unterseebootes“ zu kümmern. Natürlich wird, wie bei allen Einrichtungen der
                              
                              									unterseeischen Fahrzeuge, auch über diesen Punkt ein möglichst dichtes Dunkel
                              									gebreitet, und es kann auch heute keineswegs behauptet werden, dass man die
                              									Sehvorrichtungen der Unterseeboote Frankreichs oder einer anderen Macht, welche
                              									solche Fahrzeuge beschafft hat und sie vielleicht auch im Kriege zu verwenden
                              									beabsichtigt, genügend kennt. Jedenfalls aber weiss man, dass davon abgesehen ist,
                              									das Wasser unterdder Oberfläche um das Boot herum oder vor dem operierenden Boot her
                              									erleuchten zu wollen – soweit es sich um Unterseefahrzeuge für Kriegszwecke handelt.
                              									Diesem System Sehweiten zu schaffen, scheint gänzlich aufgegeben zu sein. Vor
                              									einigen Jahren hatte man zu Tauchversuchen mit dem „Goubet“ einen
                              									Journalisten zugezogen, natürlich zu dem Zweck, Reklame für das vom Konstrukteur der
                              									Marine angebotene Fahrzeug zu machen. Er that das auch und beschrieb die Sicherheit
                              									des Unter- und Auftauchens und die Behaglichkeit im Innern des Bootes. Fahren that
                              									es zwar nicht, Torpedos lanciert wurden ebensowenig wie andere Thätigkeiten
                              									entwickelt, aber eins konstatierte er – es war absolut nichts zu sehen wie graue
                              									Masse. Die Unterwasserbeleuchtung kann wohl für Taucherboote in Anwendung kommen,
                              									die den Zweck haben unter der Oberfläche Gegenstände zu suchen, Arbeiten irgend
                              									welcher Art zu verrichten, aber nicht an operierenden Kriegsfahrzeugen. Daher ist
                              									die Annahme vollberechtigt, dass alle die Sehvorrichtungen, welche bis heute in
                              									Gebrauch genommen wurden und die zu einigen Ergebnissen nicht ganz absprechender
                              									Natur geführt haben, optische Instrumente sind, bei welchen
                                 										Linsensysteme aus Glaslinsen die Hauptrolle spielen, und welche nur dann ihren
                                 										Zweck erfüllen können, wenn sie sich teilweise ausser Wasser, über der
                                 
                                 										Oberfläche befinden. – Damit ist eigentlich schon gesagt, wie wenig
                              									zuverlässig solche Apparate sein müssen, denn einmal ist Wasser nass, und nasse
                              									Linsen können kein deutliches Bild geben, zweitens wird selbst bei ruhigster See das
                              									auftauchende Unterseeboot nicht ganz ruhig liegen, und endlich ist bei der
                              									geringsten Bewegung der Wasseroberfläche die Brauchbarkeit gänzlich in Frage
                              									gestellt.
                           Diese optischen Apparate, die man kurzhin mit dem Sammelnamen Periskope bezeichnen
                              
                              									kann, mit welcher Bezeichnung das erste derartige Instrument erschien, sind seit
                              									einer Reihe von Jahren als Sehvorrichtungen für Unterseeboote bekannt, doch hat man
                              									ihren Leistungen, ausser in Frankreich und in neuester Zeit auch in Italien,
                              									allgemeines Misstrauen entgegengebracht, trotz aller Lobpreisungen, welche meistens
                              									ihren Ursprung in Tagesblättern gehabt haben dürften und von ihnen in Form von
                              									Notizen auf die Fachpresse übergingen. Jedenfalls wurden alle diese Konstruktionen
                              									als ein geheimnisvolles Gebiet angesehen, und nur mit Vorsicht wagte man sich daran,
                              									unter Anziehung von Quellen, Angaben über die einzelnen interessierenden Objekte zu
                              									machen. Da kommt die Revue industrielle und bringt am
                              									18. Januar 1902 einen Aufsatz: „La vision dans les
                                    											bateaux sousmarins et les submersibles“, in welchem sie nicht
                              									weniger als – sechs solcher Sehvorrichtungen beschreibt und von dreien derselben
                              									auch Zeichnungen bringt, die an Einfachheit nichts zu wünschen übrig lassen, und aus
                              									denen man entnehmen kann, dass die „Augen“ der Unterseeboote noch recht
                              									schwach sind, denn so einfach ist die Lösung der Angelegenheit denn doch nicht. Die
                              									sechs Vorrichtungen, welche das Blatt anführt, sind folgende:
                           
                              1. Lunette de Drzewiecki.
                              2. Périscope du colonel Mangin.
                              3. Périscope du commandant Darrieus.
                              4. Lunette de M. Romazzotti.
                              5. Lunette de M. M. Garnier et
                                    											Romazzotti.
                              6. Lunette de Daveling et
                                    										Violette.
                              
                           Der Drzewiecki'schen Konstruktion wird von allen der
                              									Vorzug gegeben. „Ce système, d'une grande simplicité, est
                                    											peut-être le meilleur.“ Einfach ist es allerdings, so einfach,
                              									dass die Brauchbarkeit doch sehr in Frage gestellt werden darf. Hier die
                              									Originalbeschreibung: „Elle est compose d'un tube ayant à chaque extrémité un prisme droit à
                                    											réflexion totale. La lunette coulisse dans un presse-étoupe. On peut donc la
                                    											faire rentrer ou sortir du navive et, de plus, en la faisant tourner autour
                                    											de son axe, on parcourt tout l'horizon.“ – Das ist eine sehr
                              									dürftige Beschreibung – Skizze fehlt. Es wird noch bemerkt, dass das Instrument nur
                              									5 cm Durchmesser (!) habe und dass man nur mit einem Auge durch dasselbe sehen
                              									könne, mithin eine Art drehbaren Fernrohrs mit Bilderreflexion nach unten. An dieser
                              										besten Sehvorrichtung aber hat man in Frankreich
                              									auch Aussetzungen zu machen, denn in der Schlussbetrachtung des Aufsatzes heisst es:
                              										„Wir glauben, dass das praktischste Instrument das mit den zwei Prismen von
                                 											Drzewiecki ist, wenn man ihm bei 50 cm Länge 15
                                 										cm Durchmesser (des Objektivs. D. V.) geben könnte. Der Gesichtswinkel würde
                                 										dann 18° etwa betragen (gegen 4° jetzt) und das würde genügen. Um die Achse
                                 										drehbar würde man den Horizont absuchen können und zwar mit beiden Augen durch
                                 										den Apparat sehend.“ Die Bilder sollen klar und in natürlicher Grösse sein.
                              									Der Ingenieur Drzewiecki ist Russe und sein Auftreten
                              									in Frankreich datiert von Anfang der 90er Jahre. Er hatte einen eigenen
                              									Lancierapparat für Fischtorpedos konstruiert, der in erster Linie dazu bestimmt war,
                              									die Torpedos unterseeischer Fahrzeuge aussenbords bis zur Lancierung in einem
                              									horizontalen Rahmen mittels eigenartiger, klauenähnlicher Vorrichtungen
                              									festzuhalten. Der geschützte kleine Kreuzer „Surcouf“, in Deutschland bekannt
                              									durch seine Anwesenheit in Kiel 1895, gelegentlich der Einweihung des Kaiser
                              									Wilhelm-Kanals, und das erste und einzige französische Kriegsschiff, das diesen
                              									Kanal befahren hat, erprobte die Apparate Drzewiecki's
                              									im Jahre 1894 eingehend. Und die Proben müssen gut ausgefallen sein, denn obwohl nur
                              									Franzosen sich um die für Konstruktion von Unterseebooten ausgeschriebenen Preise,
                              									die 1897 zur Verteilung kamen, bewerben durften, erhielt der russische Ingenieur,
                              									wie der Franzose Laubeuf, der Konstrukteur des
                              										„Narval“, 5000 Franken, indem man den ersten Preis von 10000 Franken
                              									nicht zur Verteilung gelangen liess, sondern ihn unter die beiden Genannten
                              									ritterlich teilte.
                           Was die anderen Sehinstrumente anbelangt, so ist eigentlich wenig von ihnen zu sagen;
                              									sie sind sich sehr ähnlich. Das Mangin'sche Periskop
                              									ist 1 m lang, hat 80 cm Durchmesser und gibt verkleinerte, verzerrte Bilder; das des
                              									Kommandanten Darrieus, der als Leutnant mehrere (?)
                              									Unterseeboote kommandiert haben soll, ist dem Drzewiecki'schen Apparat sehr ähnlich, jedoch sind die Linsen anders
                              									angeordnet, der Gesichtswinkel ist nur 4°, auch mit ihm kann der Horizont abgesucht
                              									werden, die Länge beträgt 1 m, der Durchmesser 30 cm.
                           Romazzotti hat die Pläne für „Gustave Zédé“
                              									geliefert. Es liegt sonach nahe, dass dieses Boot auch seinen Apparat erprobt hat;
                              									Genaues darüber weiss man nicht. Einen zweiten Apparat hat er mit Garnier konstruiert, der somit als eine Verbesserung
                              									wohl angesprochen werden kann. Die Apparate sollen 20° Gesichtswinkel besitzen und
                              									40° Gesichtsfeld, bei 30 cm Durchmesser 1 m Länge. Die Vorrichtungen der
                              									Schiffsfähnriche Daveling und Violette, von denen 1899 grosses Aufheben gemacht wurde, sind nach Revue industrielle eine Abart der Vorrichtungen Garnier und Romazzotti, von 50 cm Durchmesser, 3,5 m
                              									Länge. Die Bilder sollen klein ausfallen, und das Blatt glaubt, es werde unmöglich
                              									sein, diesen Apparat während eines Manövers zu dirigieren. Andererseits aber ist ein
                              									Meter nur ein geringes Mass, und das Dirigieren aller dieser Apparate hat sicher
                              									seine grossen Schwierigkeiten, die sich erst in ernster Aktion zeigen und übersehen
                              									lassen werden. In Italien ist eine Sehvorrichtung von den Ingenieuren Busso und Laurent, eine
                              									andere von Albrizzi konstruiert und in Gebrauch
                              									genommen. Ueber die Konstruktion fehlen Details, nur wird gesagt, es seien
                              										„verbesserte Periskops“ mit klaren Bildern, grossem Gesichtswinkel.
                              									Endlich sei noch des submarinen Fernrohres von Malachowski gedacht, einer Sehvorrichtung zum Aufsuchen von Gegenständen
                              									auf dem Meeresgrunde, die zwar nicht, wie eingangs erwähnt, für Kriegsfahrzeuge in
                              									Betracht kommt, von der man sich jedoch viel versprach und die bisher praktisch noch
                              									nicht angewandt ist.
                           
                        
                           Eingesandt.
                           Die uns zugegangene Broschüre über die Akademie für Sozial-
                                 										und Handelswissenschaften zu Frankfurt a. M. enthält u.a. einen Bericht
                              									über die Eröffnung und das erste Semester, das Programm des Sommersemesters 1902,
                              									sowie die für die Besucher der Akademie wichtigen Mitteilungen. Der Lehrkörper
                              									besteht zur Zeit aus 8 etatsmässigen Dozenten und 14 Dozenten im Nebenamt; ausserdem
                              									haben Professoren der benachbarten Universitäten ihre Mitwirkung zugesagt bezw.
                              									während des verflossenen Wintersemesters gewährt. Die Teilnehmerzahl an den
                              									Vorlesungen und Uebungen betrug 549 Personen, darunter 53 Frauen.