| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 259 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Eine neue Zugregulierungsvorrichtung für Feuerungen.
                           Bei Planrostfeuerungen mit periodischer Beschickung entsteht dadurch ein grösser
                              									Wärmeverlust, dass einerseits während der Beschickung der Rauchschieber nicht
                              									vorschriftsmässig von Seiten des Heizers geschlossen wird, also während dieser Zeit
                              									viel kalte Luft unter dem Kessel herstreichen kann und die Wandungen desselben
                              									abkühlt, andererseits aber auch nach erfolgter Entgasung des Brennstoffes und
                              									nachdem die Brennstoffschicht auf dem Roste niedriger geworden ist, viel
                              									überschüssige Luft durch die Rostspalten in die Kesselzüge gelangt. Man war daher
                              									von jeher bestrebt, die Luftzuführung der fortgeschrittenen Verbrennung entsprechend
                              									zu regeln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 259
                              Fig. 1.
                              
                           Was zunächst die zwangsweise Schliessung der Feuerthür während der Beschickung
                              									betrifft, so lässt sich dies in verhältnismässig einfacher Weise dadurch
                              									bewerkstelligen, dass ein Schieber direkt vor die Feuerthüre gelegt wird, und dass
                              									ein Oeffnen derselben nur durch Hochheben dieses Schiebers, der in direkter
                              
                              									Verbindung mit dem Rauchschieber steht, ermöglicht wird. In ähnlicher Weise lässt
                              									sich der Rauchschieber auch dadurch bewegen, dass die drehende Bewegung des
                              									Feuerthürzapfens auf ihn übertragen wird und sich derselbe beim Oeffnen der
                              									Feuerthür schliesst (Einrichtung der Rheinischen
                                 										Apparate-Bauanstalt, Brühl, Einrichtung von H.
                                 										Pauksch, Landsberg a/W. u.a.).
                           Durch diese Vorrichtungen ist zwar herbeigeführt, dass der Rauchschieber beim Oeffnen
                              									der Feuerthüre geschlossen wird, man ist jedoch von der Luftzuführung zum Brennstoff
                              									bezw. der Schieberstellung nach wie vor abhängig vom Heizer, während einige
                              									Einrichtungen überhaupt nicht gestatten, den Schieber in einfacher Weise zu
                              									verstellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 259
                              Fig. 2.
                              
                           Man war daher bestrebt, die Bewegung des Rauchschiebers vollständig unabhängig oder
                              									doch nahezu unabhängig vom guten Willen des Heizers zu gestalten. Es sind
                              									dementsprechend eine ganze Reihe derartiger Apparate entstanden, welche die
                              									beabsichtigte Wirkung in mehr oder minder glücklicher Weise zu lösen suchen. Als
                              
                              									bekanntere Apparate dieser Art sind zu nennen diejenigen von Hörenz, Dresden, C. W. Stauss, Berlin, G. Pickhard, Bonn u.a.
                           Als ein in neuester Zeit entstandener, unter D. R. P. Nr. 122646 und Nr. 122809
                              									geschützter Apparat, welcher die automatische Zugregulierung in sinnreicher und
                              									äusserst glücklicher Weise zu lösen sucht, ist derjenige von Jean Szczepanik in Wien erfundene, mit dem Namen „Caloridul“
                              									bezeichnete. Als grösster Vorzug, welchen derselbe gegenüber anderen Systemen
                              									aufweist, ist in erster Linie der Umstand zu nennen, dass die Aufstellung des
                              									Apparates nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist und daher die Anbringung in
                              									beliebiger Entfernung von der Heizthüre, an einem hierfür geeigneten Platz erfolgen
                              									kann. Der Apparat ist also schädlichen Einwirkungen, wie Wärmeausstrahlung, für
                              
                              									jeden Fall entzogen und behindert auch die Thätigkeit des Heizers nicht im
                              									geringsten.
                           Die Fig. 1 und 2
                              									stellen den Apparat in Ansicht und Schnitt dar. Der Apparat besteht aus einem direkt
                              									von der Feuerthüre 
                              									bethätigten Dampfschieber S, einer besonderen
                              									Umsteuervorrichtung U, einem Dampfcylinder C, dessen Kolben durch Gestänge, Rolle und Kette mit
                              									dem Essenschieber des Kessels verbunden ist, einer Flüssigkeitsbremse B und einer besonderen Vorrichtung, mittels welcher der
                              
                              									Heizer die Feuerung nötigenfalls forcieren und die Minimalöffnung des Essenschiebers
                              									kontrollieren und bequem ändern kann.
                           Die Wirkungsweise ist die folgende:
                           Beim Oeffnen der Feuerthüre, zwecks Beschickung des Rostes, befindet sich der
                              									Rauchschieber in seiner tiefsten Stellung und schliesst den Rauchkanal, so dass ein
                              									Einströmen von kalter Luft in den Feuerraum unmöglich ist. Beim Schliessen der Thüre
                              									nach erfolgter Beschickung gelangt der Dampfschieber in die Stellung, bei welcher
                              									Dampf durch die Umsteuervorrichtung U in den
                              									Dampfcylinder C strömt. Der Kolben K des Dampfcylinders wird hierbei heruntergedrückt und
                              									demzufolge der Essenschieber gehoben, so dass die zur Verbrennung der auf dem Roste
                              									befindlichen höheren Kohlenschicht notwendige Luftmenge in den Feuerraum treten
                              									kann. Hat der Dampfkolben K seinen Hub vollendet, ist
                              									also der Rauchschieber ganz geöffnet, so gelangt der am Gestänge des Kolbens
                              									befindliche Anschlag A mit dem Hebel H der Umsteuervorrichtung U in Berührung, und der Hebel wird in eine solche Lage, gebracht, dass der
                              									Dampfeintritt in Cylinder C abgesperrt und der Auslass
                              									geöffnet wird.
                           Der Rauchschieber kann nun durch das eigene Gewicht herabsinken und den Luftzutritt
                              									absperren. Dieses Sinken kann aber nur allmählich und in dem Masse erfolgen, als der
                              									Verbrennungsprozess fortschreitet; das Zeitmass, in welchem der Schieber sinkt, kann
                              									durch das Regulierventil r der Flüssigkeitsbremse B genau nach den bestehenden Heizintervallen und nach
                              									der vorhandenen Kohlensorte ein für allemal festgestellt werden.
                           Die Flüssigkeitsbremse ist so konstruiert, dass der Dampfkolben K beim Anheben des Essenschiebers auch bei höherem
                              									Druck des in den Dampfcylinder gelangenden Dampfes eine zu hohe Geschwindigkeit
                              									nicht annehmen kann, und dass auch ein eventueller Verlust an Flüssigkeit ohne jede
                              									Einwirkung auf die präzise Funktion des Apparates bleibt. Zu diesem Zwecke ist der
                              									Bremscylinder b an seinem unteren Ende durch eine
                              									kleine Oeffnung O mit dem ihn umgebenden Behälter b1 verbunden und muss
                              									der Bremskolben b2 die
                              									Flüssigkeit aus dem Cylinder durch diese Oeffnung drücken.
                           Um auch einer verschiedenen Anstrengung des Kessels Rechnung zu tragen, ist in der
                              									Verbindung zwischen dem Rauchschieber und dem Kolben K
                              									eine Stellvorrichtung S1 vorgesehen (Fig. 1), durch welche es
                              									ermöglicht wird, den Schieber auch in seiner tiefsten Stellung um einen gewissen –
                              									grösseren oder kleineren – Betrag offen zu halten.
                           Ein gewisser Nachteil des Apparates könnte darin erblickt werden, dass derselbe eine
                              									gewisse Menge Dampf für seinen Betrieb beansprucht; doch kann dieser Verlust
                              									gegenüber den erreichten Vorteilen, welche auch bei sonst ökonomisch arbeitenden
                              									Anlagen 10 % erreichen sollen, nicht von Belang sein, wie nachstehende kleine
                              									Rechnung zeigt. Bei einem Volumen des Dampfcylinders C
                              									von etwa 0,002 cbm und unter der Annahme, dass während einer Stunde 8mal beschickt
                              									wird, würde das pro Stunde erforderliche Dampfquantum bei einer Dampfspannung von 8
                              									at (Gewicht eines Kubikmeters Dampf etwa 4 kg) betragen: 0,002 . 8 . 4 = 0,064 kg,
                              									käme also, selbst unter Hinzurechnung grösserer Kondensationsverluste gegenüber dem
                              									erreichten Vorteile kaum in Betracht.
                           Als besonderer Vorteil dieses Apparates muss – neben dem bereits eingangs erwähnten,
                              									in der örtlichen Unabhängigkeit begründeten – noch hervorgehoben werden, dass
                              									derselbe ohne Zweifel von grosser Dauerhaftigkeit und Verlässlichkeit ist, da er
                              
                              									weder Räderwerke noch andere Bestandteile, die einer grossen Abnutzung ausgesetzt
                              									sind, enthält, und dass der Apparat vollständig automatisch, ohne jedwedes Hinzuthun
                              									des Heizers funktioniert.
                           A. Dosch.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Ventilation von Dr. A. Wolpert und Dr. H. Wolpert. Mit 215 Abbildungen im Text. Berlin. W. und S. Löwenthal.
                           Das Werk bildet den dritten Band des in obigem Verlag erscheinenden Handbuches: Theorie und Praxis der Ventilation und Heizung, welches
                              									in vierter, völlig neubearbeiteter Auf läge erscheint.
                           In logischer Weise, welche zunächst die Beurteilung der zu beseitigenden Schäden
                              									vorschreibt und so ann erst diejenigen der Mittel zur Bekämpfung der Uebelstände
                              									zulässt, beginnt das Buch mit der Besprechung derjenigen Stoffe, welche die Luft
                              
                              									verunreinigen und verschlechtern. Unter diesen nimmt die Kohlensäure eine erste
                              									Stelle ein; zur Messung ihrer Mengen haben sich eine grosse Anzahl von Verfahren
                              									herausgebildet, welche die Verfasser anschaulich nach dem praktischen Werte
                              									beurteilen. Aber auch das Kohlenoxyd, die schwefelhaltigen und stickstoffhaltigen
                              									Gase, die Halogene, erfahren eingehende Berücksichtigung. Der Luftstaub, welcher
                              									insbesondere nach den Aitken'schen Forschungen und
                              									Theorien sich als notwendiger Bestandteil der Atmosphäre erweist, aber dennoch bis
                              									zu einem gewissen Grade als Feind der menschlichen Respirationsorgane angesehen
                              									wird, und die Bakterien, mit Bezug auf welche die letzten Jahre so viel Neues
                              									gebracht haben, nehmen den zweiten Abschnitt ein. Hieran schliessen sich allgemeine,
                              									gegenüber den älteren Ausführungen wesentlich erweiterte Erörterungen in Betreff der
                              									Lüftung an, wobei insbesondere die Frage der Giftigkeit der Haut- und
                              									Lungenausscheidungen, die Wirkung der Zimmerpflanzen als Luftreiniger u.a.
                              									entsprechend der Bedeutung dieser scheinbaren Nebenumstände als wichtige Ergänzungen
                              									zu verzeichnen sind. Nach kurzen Betrachtungen theoretischer Natur über
                              									Luftgeschwindigkeiten folgen als neu hinzugekommen die anthrakometrischen Methoden
                              
                              									zur Bestimmung des Luftwechsels, Betrachtungen, deren Schlussfolgerungen für die
                              									Praxis insbesondere eine Anerkennung verdienen. Die Besprechung von Wind und
                              									Anemometer leitet zu den Vorrichtungen für Lüftung durch Temperaturdifferenz und
                              									Wind über, welche entsprechend ihrer Mannigfaltigkeit und Verbreitung einen breiten
                              									Platz im Buch einnehmen. Zum Schluss wird die mechanische Lüftung eingehend
                              									besprochen.
                           Das Buch hat zwei grosse Vorzüge. Es ist erstens sehr klar geschrieben und besitzt
                              									keine überflüssigen Betrachtungen rein theoretischer Natur. Daraus ergibt sich als
                              									zweites seine Brauchbarkeit für sehr weite Kreise. Und letzteres ist für ein
                              									Nachschlagebuch auf einem Gebiete, auf dem der Praktiker die Hauptrolle spielt,
                              									theoretische Spitzfindigkeiten jedoch eine sehr untergeordnete Bedautung
                              									besitzen, von grösster Wichtigkeit. So ist es auch von Belang, dass die vielfach
                              									missverstandenen, zum Teil überschätzten Kohlensäuremessverfahren nach ihrem Wert
                              									oder Unwert klar gelegt sind. Freilich erscheint der Einfluss der gasigen
                              									Verunreinigungen mit Rücksicht auf die nachentdeckten Gase der Atmosphäre, über
                              									deren Wirkung noch Unklarheit herrscht, gleichfalls etwas unbestimmt geworden.
                              									Vorteilhaft ist es auch, dass die gerade von den Praktikern so oft angewendete
                              									natürliche Lüftung ins richtige Licht gerückt ist. Alles in allem kann das Werk als
                              									ein vorzügliches Handbuch empfohlen werden.
                           Die Dampfkessel auf der Weltausstellung in Paris 1900. Von Prof. G. v. Doepp. Sonderabdruck aus den Protokollen des St. Petersburger Polytechnischen Vereins. Mit 171 Abbildungen. Freiberg i. S. Craz
                              und Gerlach (Joh. Stettner).
                           Der Bericht beginnt mit einer allgemeinen Uebersicht über die in Paris 1900
                              
                              
                              									ausgestellt gewesenen Dampfkessel und mit einer allgemeinen Schilderung der ganzen
                              									Dampfkesselanlage. Hierauf wendet sich der Verfasser zur Besprechung der
                              									verschiedenen Kesselsysteme, wobei er sich zunächst auf das an Ort und Stelle selbst
                              									gesammelte Material stützt, dann aber auch andere Berichte berücksichtigt und zwar
                              									das offizielle Werk: La Mécanique à l'Exposition de
                                 										1900; den Bericht von Fritz Krauss: Die Dampfkessel
                                 										der Pariser Weltausstellung, Wien 1901; den Bericht von J. Reischle: Dampftechnisches von der Pariser Ausstellung,
                                 										Zeitschrift des Bayerischen Dampfkesselrevisionsvereines, 1901, und den
                              									Bericht von Ch. Compère: Les chaudières et les machines à
                                 										l'Exposition de 1900, Paris 1901.
                           An die Besprechung der Kesselsysteme schliesst sich diejenige der ausgestellt
                              									gewesenen Feuerungen, der Schornsteine, der Ueberhitzer, der Armaturen und
                              									Hilfsapparate. Am Schluss wird noch kurz die Ausstellung der
                              									Kesselüberwachungsvereine besprochen.
                           Der Bericht gibt hiernach nicht nur ein sehr vollständiges Bild der Ausstellung auf
                              									dem Gebiet des Dampfkesselbaues, er zeichnet sich auch durch die klare Beschreibung
                              									und eine sachgemässe Kritik und durch gute Abbildungen aus; dabei ist der Preis ein
                              									angemessener, so dass das Werk allen Interessenten empfohlen werden kann.
                            Hr.