| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 322 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Verwendung der Naphtharückstände in den Eisenhütten RusslandsNach Génie civil..
                           Die Verwendung der Naphtharückstände in der Eisen- und Stahlindustrie hat in den
                              									letzten Jahren in Russland bedeutend an Umfang gewonnen, wozu besonders die Nobel-Gesellschaft durch die Verwendung derselben in
                              									den Flammöfen der Fabriken in St. Petersburg den Anlass gegeben hat; kurz darauf
                              									begann die Metallurgische Gesellschaft in Moskau mit
                              									der Verwendung derselben in den Martin-Oefen und sind seit dieser Zeit in dem
                              									Wolgadistrikt bedeutende Fabriken entstanden, welche fast ausschliesslich
                              									Naphtharückstände als Heizmaterial gebrauchen.
                           Die seit langer Zeit allgemein bekannten Naphthaquellen im Kaukasus gehörten früher
                              									zu Persien und erst seit 1813 zu Russland, wo dieselben eine Krondomäne waren, als
                              									welche sie bis 1872 in Regie verwaltet und erst seit dieser Zeit an Private
                              									verpachtet wurden. Seit dem Jahre 1877 datiert die plötzlich steigende Entwickelung
                              									der Petroleumindustrie durch Gründung mehrerer Unternehmungen, wie der Nobel-Gesellschaft, der Kaspischen Naphthagesellschaft, der Gesellschaft
                                 										Chibaieff u.a., durch welche die Einrichtungen und Transportmittel
                              									verbessert und entwickelt wurden und dadurch dem russischen Petroleum der Absatz im
                              									Auslande eröffnet wurde, so dass 1899 aus dem Hafen von Batum allein über eine
                              									Million Tonnen ausgeführt worden sind.
                           Die Produktion von Rohpetroleum erreichte in Russland 1899 8½ Million Tonnen und
                              									erreichte 1900 die Summe von 10 Millionen, welche fast ausschliesslich auf den
                              									Distrikt von Baku kommen. Ausser diesem bestehen im Kaukasus noch zwei hervorragende
                              									Ausbeutungsstellen, von denen diejenige in Grozdny, Gouvernement Terek, die
                              									hervorragendste ist. Zu erwähnen sind ausserdem noch die dem Russischen Standard gehörigen Quellen bei Noworossisk und die Quellen in
                              									der Umgegend von Petschora im nördlichen Uralgebirge.
                           Das Petroleum wird mittels Brunnen gewonnen, aus denen es durch Pumpen von oft 1200
                              									Fuss Tiefe gehoben wird. Hierzu kommen durch Bohren entstehende Springquellen, deren
                              									Thätigkeit zwischen einigen Tagen und mehreren Monaten andauert und welche oft bis
                              									80000 t am Tage liefern. Der Transport von den Quellen zu den Destillationsstellen
                              									findet mittels Rohrleitungen und durch Pumpwerke statt.
                           Das aus dem Erdöl gewonnene, Mazut genannte, Brennmaterial, ist eine flüssige
                              									schwarzbraune Masse, welche nach der Destillation des Benzins und Kerosins erhalten
                              									wird. Während amerikanisches Erdöl 70 bis 80 % Kerosin liefert, erhält man aus dem
                              									russischen nur gegen 33 %. Die Destillation erfolgt in cylindrischen, wagerecht über
                              									den Feuerungen liegenden Kesseln, in denen die Gleichmässigkeit der Temperatur durch
                              									wagerecht eingeführte Röhren erhalten wird, in welche überhitzter Dampf eingeführt
                              									und durch denselben ein energisches Umrühren der Masse erzeugt wird.
                           
                           Man nimmt an, dass 100 t Rohöl in der Destillation und nach Verfliegen einiger
                              									flüchtiger Essenzen ergeben:
                           
                              
                                 Benzin
                                 3 t
                                 
                              
                                 Lampenöl
                                 35 t
                                 
                              
                                 Mazut
                                 60 t.
                                 
                              
                           In dem Lampenöl befinden sich immer noch 2 bis 3 % Solaröl.
                           Das Mazut ergibt selbst durch Destillation:
                           
                              
                                   9 %
                                 Solaröl,
                                 
                              
                                   7 %
                                 Schmieröl,
                                 
                              
                                 25 %
                                 Maschinenöl,
                                 
                              
                                   1 %
                                 Cylinderöl,
                                 
                              
                                 45 %
                                 Teer.
                                 
                              
                           Das Mazut enthält gegen 87 % Kohlenstoff und 13 % Wasserstoff; die Heizkraft beträgt
                              									ungefähr 11000 Kalorien, während die der Kohle nur 8000 Kalorien beträgt.
                           Die Dichtigkeit des rohen Erdöls ist je nach den Fundorten sehr verschieden; das
                              									spezifische Gewicht beträgt bei manchen bei 15° C. zwischen 0,860 und 0,875, während
                              									andere Orte ein schweres Oel von einem spezifischen Gewicht von 0,893 liefern. Als
                              									Mittel wird für aus der Destillation gewonnenes Lampenöl ein spezifisches Gewicht
                              									von gegen 0,825 und für das Mazut 0,910 bis 0,915 angenommen. Die
                              									Entzündungstemperatur besagt bei letzteren im allgemeinen 120°.
                           Der Preis des Mazut war in den letzten Jahren ein vernältnismässig hoher. Im Jahre
                              
                              
                              									1898 kam das Pud in Baku auf 8 Kopeken, während es augenblicklich 18 Kopeken kostet.
                              									Rechnet man hierzu die Transportkosten zu Wasser, so kommt das Pud über Tsaritryn 24
                              									Kopeken und über Saratoff 27 Kopeken, d.h. 32 bezw. 35,2 M. die Tonne.
                           Bei einem anzustellenden Vergleich mit der Kohle darf jedoch nicht nur die
                              									verschiedene Heizkraft berücksichtigt werden, da bei gut eingerichteten
                              									Heizungsanlagen die Verbrennung des Erdöls eine viel vollkommenere ist, als die der
                              									Kohle, wozu bei letzterer noch die durch die Roste entstehenden Verluste
                              									hinzukommen. Berücksichtigt man ausserdem, dass durch die Handhabung festen
                              									Feuerungsmaterials immer gewisse Verluste entstehen, während das Mazut nach der
                              									Feuerungsstelle in festen Röhren geleitet wird, so sieht man, dass hinsichtlich der
                              									Heizkraft 1 t Naphtha fast 2 t guter Kohle gleichkommt. Gewöhnlich wird angenommen,
                              									dass 6½ t Naphtha mindestens 11 t Kohle entsprechen.
                           Die Verbrennung der Naphtha findet mittels Zerstäuber in mit feuerfesten Steinen
                              									ausgerüsteten Herden statt, auf welch letztere durch einen Strom von Dampf oder
                              									komprimierter Luft die Masse fein verteilt geworfen wirdh so dass sie in Form einer
                              									gasförmigen Masse verbrennt.
                           Hierzu dient die bekannte Gebläsedüse von Körting,
                              									welche seit langer Zeit zum Abkühlen von heissem Kondenswasser benutzt wird.
                              									Dieselbe besteht hauptsächlich aus einem cylinder-förmig-konischen Rohr, in welchem
                              									eine archimedische Schraube angebracht ist. Das in dieses Rohr unter Druck
                              
                              									eingeführte Oel muss den Windungen der Schraube folgen und gelangt beim Austritt
                              									unter drehender Bewegung zerstäubt in die Feuerung.
                           Die Feuerungsanlage besteht aus einer Dampfpumpe, welche das Oel in ein Rohr ansaugt,
                              									aus welchem es sich in ein zweites ergiesst. Ueber diesen beiden Rohren befinden
                              									sich Erhitzer, welche den aus der Pumpe austretenden Dampf verbrauchen. Die
                              
                              									Temperatur der Flüssigkeit beträgt 80 bis 90° C. Zwischen den beiden Rohren ist eine
                              									Verbindung angebracht, welche zum Erwärmen des in den Rohren befindlichen
                              									Brennmaterials vor seiner Weiterbeförderung dient. Die Verbrennung wird mittels
                              									einer Handpumpe geregelt, durch welche man je nach der Geschwindigkeit derselben
                              									einen grösseren oder geringeren Druck beim Eintritt des Oeles erzielt und
                              									gleichzeitig die Menge des in die Feuerung gelangenden Oeles regeln kann.
                           Die zur Heizung mittels Erdöls verwendeten Einrichtungen in den Oefen von Eisenwerken
                              									können in zwei Klassen geteilt werden:
                           1. Vorrichtungen, bei denen das Erdöl in flüssigem oder gasförmigem Zustand ohne
                              									Zerstäubung verbraucht wird;
                           2. Vorrichtungen, bei denen das Erdöl zerstäubt wird.
                           Bei den ersteren findet die Verbrennung in einem ausserhalb des Arbeitsraumes
                              									gelegenen Verbrennungsraume statt, bei den zweiten befindet sich letzterer
                              									grösstenteils innerhalb desselben.
                           Die Verbrennung des Erdöls in flüssigem oder gasförmigem
                                 										Zustand findet bei den Heizöfen der Nobel'schen Fabriken, der Metallurgischen
                                 										Gesellschaft in Moskau und der Gesellschaft in Sormowo Anwendung. Das Erdöl
                              									wird in freier Luft unter denselben Bedingungen wie in Schweissöfen erhitzt. Zum
                              									Anzünden werden die Tröge mit Oel gefüllt und in gewissen Abständen mit Holzstücken
                              									belegt, welche angezündet werden, worauf das Oel binnen kurzem in Brand gerät. Ist
                              									der Ofen noch ungenügend erwärmt, so ist die Verbrennung unvollständig; der Rauch
                              									verschwindet hierauf nach und nach. Die nötige Luft wird in die Feuerung seitlich
                              									durch in einer Thür angebrachte Oeffnungen eingeführt, welche behufs Regelung mehr
                              									oder weniger geschlossen werden können.
                           Der in den Fabriken von Saratow verwendete Apparat zum Verbrennen des Erdöls in
                              									gasförmigem Zustand besteht aus einer über dem Feuerungsraum angeordneten
                              									horizontalen Leitung, aus welcher das Erdöl durch eine Ansatzröhre in kleine Rohre
                              									geleitet wird, aus denen Leitungen von demselben Durchmesser in ein Gewölbe führen.
                              									Mittels Schieber wird der Zufluss geregelt. Zum Anzünden wird die Feuerung mit
                              									Holzstücken versehen, welche angezündet werden, worauf sämtliche Einlassöffnungen
                              									für das Erdöl geöffnet werden und der Luftzutritt auf ein Minimum beschränkt wird.
                              									Nachdem sich die Wandungen nach und nach erhitzt haben, wird der Luftzutritt
                              									vergrössert. Ist die Verbrennung einmal im Gange, so vergast das Oel und durchdringt
                              									die Feuerungsstelle, indem es mit einer langgezogenen Flamme brennt, welche in den
                              									Ofen gelangt.
                           Die Höhe des Zuflusses wird je nach der Dichtigkeit des Brennstoffes geregelt und der
                              
                              									zu erzielenden Temperatur angepasst; sie schwankt zwischen 1 und 2 m.
                           Beide angeführten Systeme hönnen zur direkten Heizung mit Erdöl angewendet werden;
                              									sie zeichnen sich durch grosse Einfachheit aus, die verlorenen Gase können jedoch
                              									nur zum Heizen von Dampfkesseln verwendet werden. Ausserdem ist die Temperatur in
                              									demselben Grade wie bei Oelöfen begrenzt, da die beiden brennbaren Bestandteile des
                              									Mazuts Kohlenstoff und Wasserstoff sind und die Verbrennungstemperatur des
                              									Wasserstoffes in kalter Luft nach Dowson nur 1970°, die
                              
                              									des Kohlenstoffes dagegen 2040° beträgt. Da es ausserdem nicht möglich ist, einen
                              									Ueberfluss von Luft von mindestens 5 % zu verhüten, so beträgt die Temperatur in der
                              									Theorie nie mehr als 1600° und erreicht in Wirklichkeit nie diese Höhe.
                           Eine höhere Temperatur kann nur durch höhere Erhitzung der Luft erreichter den,
                              									welchen Zweck der von dem russischen Professor Krupsky
                              									konstruierte, und bis jetzt nur bei der Glasfabrikation verwendete Apparat, der
                              									jedoch auch bei metallurgischen Anlagen verwendbar ist, dient.
                           Das Erdöl wird bei demselben durch ein Rohr im oberen Teil einer Kammer geleitet, wo
                              
                              									es vergast wird und unter Zutritt von Luft brennt und in den unteren Teil derselben
                              									Kammer geleitet wird; eine zweite Regenerationskammer dient zur Erhitzung der Luft,
                              									welche die Verbrennung beim Eintritt in den Ofen vervollständigt. Es sind zwei
                              									Reihen derartiger Kammern angeordnet, wobei durch eine Einstellvorrichtung das
                              									Funktionieren nach Art der Siemens'schen Oefen geregelt
                              									wird.
                           Die Verbrennung des Erdöls durch Zerstäuben ist zum
                              									erstenmal bei Martin-Siemens'schen Oefen von der Metallurgischen Gesellschaft in Moskau angewendet
                              									worden.
                           Der hierzu verwendete Brenner besteht aus einem inneren Rohr, in welches das Erdöl
                              									geleitet wird und welches von einem äusseren, in eine konische Spitze endenden Rohr
                              									umgeben ist, in welches durch ein von demselben abzweigendes Rohr komprimierte Luft
                              									eingelassen wird. Diese Vorrichtung ist nicht direkt mit dem den Feuerraum
                              									einschliessenden Mauerwerk verbunden, sondern wird von einem System von
                              									Wasserzirkulationsröhren getragen, welche das Anbrennen verhindern.
                           Die Martin-Siemens'schen Oefen des Moskauer Werkes sind
                              									wie folgt eingerichtet:
                           Die unter dem Feuerraum angebrachten Regenerationsbrenner sind nur zwei an der Zahl,
                              									da sie nur zum Erwärmen der Luft dienen; an beiden Seiten derselben sind senkrechte
                              									Heizkanäle angebracht, welche dieselben mit der Feuerung verbinden. An den oberen
                              									Enden der Lufteinlässe befinden sich an dem Gewölbe oder den senkrechten Wandungen
                              									zwei Brenner, welche parallel zu den Längsseiten des Ofens gegen den Sammelraum
                              									geneigt sind. Durch eine Schaltvorrichtung können die beiden Kammern sowohl mit der
                              									äusseren Luft als mit dem Kamin verbunden werden, so dass die beiden
                              									Zerstäubergruppen abwechselnd arbeiten können.
                           Ein in der Mitte des Ofens angebrachter fünfter Brenner ist ununterbrochen in
                              									Thätigkeit und wird bei jeder Umschaltung derart eingestellt, dass seine Flamme mit
                              									der Richtung der anderen Brenner immer übereinstimmt.
                           Die komprimierte Luft kann behufs Zerstäubung durch Dampf ersetzt werden, welche
                              									unter einem Druck von 4 kg eingeführt wird; der mittlere Brenner kann auch ohne
                              
                              									Nachteil weggelassen werden. Zur Regelung des Lufteinlasses und des Zuges im
                              									Schornstein dienen selbstverständlich Schieber, sowie solche für den Verbrauch von
                              									Dampf, komprimierter Luft und Erdöl angeordnet sind.
                           Vorstehend beschriebene Einrichtungen sind bei Martin'schen Oefen von 15 bis 25 t angebracht; die Art der Einrichtung ist bei
                              									einzelnen Werken verschieden, die hauptsächlichen Anordnungen jedoch dieselben und
                              									das Funktionieren zufriedenstellend.
                           Es ist hierbei zu bemerken, dass die Anordnung von zwei Luftkammern in Erdölöfen eine
                              									bessere Ausnutzung des Brennmaterials gewährleistet, als bei denjenigen von vier
                              									Kammern bei Gasöfen. Bei den letzteren wird nur die Hälfte der zur Verbrennung
                              									benutzten Luft angewandt, während die andere Hälfte in kaltem Zustand in dem
                              									Gasentwickler verbraucht wird; andererseits fördert die durch die Erwärmung des
                              
                              									Gases regenerierte 
                              
                              									Wärme die Kraftleistung sehr wenig, da dieselbe den Gaserzeuger schon in
                              									erwärmtem Zustand verlässt. In den Erdölöfen durchdringt dagegen fast die ganze zur
                              									Verbrennung verwendete Luft die Kammern, und ist man daher im stände, dieselben
                              									Resultate wie in einem Gasofen zu erzielen, wo eine doppelte Regenerierung der
                              									primären und sekundären Luft stattfindet. Ausserdem beträgt die Kraftleistung durch
                              									die doppelte Regenerierung bei einer Temperatur von 1500° theoretisch 90 %, während
                              									die Regenerierung durch die sekundäre Luft und das Gas, wie sie gewöhnlich
                              									gehandhabt wird, nur eine theoretische Kraftleistqng von 66,3 % ergibt.
                           Die Mehrzahl der Erdölöfen für Walzwerke sind wie die Martin'schen Oefen mit zwei Kammern und je zwei Brennern an jedem Ende des
                              									Ofens versehen, welch letztere über den Lufteinlässen angebracht sind. Die
                              									Dampfinjektoren sind bei dieser Einrichtung nicht immer anwendbar, da sie das Metall
                              									oxydieren. Man verwendet daher vorteilhaft komprimierte Luft, wobei der Druck,
                              									welcher gewöhnlich 50 cm nicht übersteigt, durch einen gewöhnlichen Ventilator
                              									erzielt werden kann.
                           Die Aufspeicherung und Verteilung des Erdöls. Das Mazut
                              									wird aus Baku nach den Verbrauchsorten in Kastenschiffen auf der Wolga
                              									transportiert. Da jedoch die Schiffahrt während der Hälfte des Jahres durch Eis
                              									unterbrochen ist, so sind die Eisenwerke, welche fast ausschliesslich flüssiges
                              									Brennmaterial benutzen, gezwungen, dasselbe in bedeutenden Mengen, bis zu 30000 t
                              									aufzuspeichern. Diese Vorräte werden in cylindrischen Blachbehältern von ungefähr
                              									3000 bis 4000 t Inhalt aufbewahrt. Ausserdem benutzt man hierzu grosse bedeckte
                              									Graben von 16000 t Inhalt.
                           Das Mazut wird in die Schiffe mittels Pumpen eingesaugt und von da auf dieselbe Weise
                              
                              									in die Behälter befördert. Um dasselbe aus den grossen Behältern in kleinere, welche
                              									an den verschiedenen Gebrauchsstellen liegen, zu befördern, wird das Mazut in einen
                              									in einer entsprechenden Höhe gelegenen Zwischenbehälter gepumpt, von wo es mittels
                              									Röhren zu den Verbrauchsstellen geleitet wird.
                           Die Frage der Verwendung des Erdöls in metallurgischen Anlagen erscheint heutzutage
                              									vollkommen gelöst, was besonders die in der Nähe der Wolga gegründeten vielen
                              									Fabriken beweisen, welche die Schwierigkeiten in seiner Verwendung überwunden haben.
                              									Von allen metallurgischen Verrichtungen ist es nur die Giesserei, welche hiervon
                              									noch ausgeschlossen ist, doch ist es sicher, dass mit Rücksicht auf die Ersparnis
                              									von Holz gewisse Fabriken des Urals auch bei Hochöfen vom Erdöl Gebrauch zu machen
                              
                              									versuchen.
                           Die Verwendung des Erdöls als Brennmaterial zur Heizung besonders der Martin'schen Oefen an Stelle von Oelgas ist um so
                              									wichtiger, da durch dieselbe der Stahl keine fremden Beimischungen erhält, und man
                              									bei Verwendung von reinem Rohmaterial sicher sein kann, ein gleichmässig reines
                              									Metall zu erhalten. Unglücklicherweise hat der Preis des Erdöls in den letzten
                              									Jahren eine bedeutende Steigerung erfahren, welche die Fabrikationskosten bedeutend
                              									erhöht hat. Es ist jedoch anzunehmen, dass binnen kurzem ein Ausgleich zwischen
                              									diesem und dem Oelpreis eintreten wird und dass ausser einigen geographisch
                              									unvorteilhaft gelegenen Fabriken, die Verwendung dieses Brennmaterials in der
                              									Wolgagegend ungeachtet dessen eine allgemeine werden wird.
                           
                        
                           Boot von 18,75 Meilen Fahrt.
                           Die Firma Simpson Strickland and Comp. hat ein Boot
                              									erbaut, das bei 2,5 t Gesamtgewicht 18,75 Meilen Fahrt, also 34,25 km in der Stunde
                              									erreichte. Das Fahrzeug ist 9,2 m lang, 1,9 m breit, taucht nur 0,46 m tief und ist
                              									für sechs Personen berechnet. Die Maschine von 140 PS ist eine Kolben-, keine
                              									Turbinenmaschine, mit vier Cylindern von 95, 126, 190 und 280 mm Durchmesser, mit
                              									vierfacher Expansion, hat 11,5 m Hub, steht auf einer Platte aus Manganbronze und
                              									hat in ihren Hauptteilen als Material Nickelstahl. Sie ist Konstruktion Cross' Patent. Der Kessel, Typ Tornycroft-Cross, wiegt leer 600 kg, gefüllt 670 kg und ist auf 25 at
                              									Druck berechnet. Das offene Boot hat am Bug eine Freiborderhöhung gegen
                              									überkommendes Wasser, und bei 18 Meilen Fahrt ist das Heck unter die Wasserlinie
                              									gezogen. Ein Vergleich mit der berühmten „Turbinia“ von Parson mit Dampfturbinen, die am 9. April 1897 an der
                              									gemessenen Meile 32,75 Meilen erreichte, scheint grosse Ueberlegenheit der letzteren
                              									zu ergeben, jedoch ist „Turbinia“ 33,5 na lang, 2,7 m breit und wog 44,5 t,
                              									also fast 18mal so viel. Es ist somit kaum möglich, ein Fahrzeug wie
                              										„Turbinia“ an Bord von Linienschiffen zu nehmen, während andererseits bei
                              
                              									so geringer Grösse die Seetüchtigkeit nur eine sehr relative sein kann, und da
                              									Turbinenmaschinen grosse Kohlenfresser sind, ist auch der Aktionsradius gering.
                              									Jedes grosse Schiff mit voller Ausrüstung kann das neue Boot an Bord nehmen und ohne
                              									Schwierigkeiten streichen. Seetüchtigkeit wird von ihm nicht verlangt. Die
                              									Manövrierfähigkeit der Turbinenfahrzeuge lässt viel zu wünschen übrig, da ihre
                              									Turbinen nicht rückwärts schlagen können, so dass nach dieser Richtung hin das Boot
                              									der „Turbinia“ wohl überlegen sein kann. Als Vedetteboot ist daher seine
                              									Verwendung wohl möglich, auch ist es seiner geringen Tauchung wegen auf Flussläufen
                              
                              									von geringer Tiefe und wechselndem Wasserstand wohl verwendbar, so beispielsweise
                              									als Beiboot der Kreuzer auf dem Jantse-kiang in China.
                            F. E.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Elastizität und Festigkeit. Die für die Technik wichtigsten Sätze und deren erfahrungsmässige Grundlage. Von C. Bach, kgl. württ. Baudirektor, Professor des Maschineningenieurwesens an der kgl. Technischen Hochschule Stuttgart. Mit in den
                              Text gedruckten Abbildungen und 18 Tafeln in Lichtdruck. Vierte, vermehrte Auflage. Berlin 1902. Julius Springer.
                           In der vierten Auflage des bekannten Werkes, die rasch auf die erst 1898 erschienene
                              									dritte Auflage folgt, ist die bewährte Einteilung des Stoffes beibehalten, sie
                              									unterscheidet sich von der vorhergehenden im wesentlichen durch eine grössere Anzahl
                              									von wertvollen Ergänzungen und durch Aufnahme eines ganz neuen Schlussabschnittes,
                              									der die allgemeinen Grundlagen der mathematischen Elastizitätstheorie enthält. Auch
                              									dieser Teil wird vielen willkommen sein, um so mehr, als die weniger leicht
                              									verständlichen Differentialausdrücke mit partiellen Differentialquotienten durch
                              									sehr zweckdienliche Figuren der Anschauung nahe gebracht sind. Schon der Umstand,
                              									dass der Abschnitt am Schluss des Buches steht, zeigt jedoch, dass die Begründung
                              									der für den Ingenieur wichtigsten Formeln nicht auf Grund dieser allgemeinen
                              									Entwickelungen geschieht; für diese ist vielmehr durchweg die frühere möglichst
                              
                              									elementare Art der Darstellung beibehalten, worden. – Im Abschnitt II, Druck, sind
                              									die Ergebnisse der Hertz'schen Theorie des Spannungs-
                              									und Deformationszustandes an der Berührungsstelle von Körpern mit krummer Oberfläche
                              									aufgenommen, die in neuerer Zeit durch die vielseitige Verwendung von Kugellagern
                              									technische Wichtigkeit erlangt haben. Im Anschluss daran sind auch die wertvollen
                              
                              									Versuche von Stribeck mit Stahlkugeln besprochen. – Die
                              									wichtige Frage der Biegungsfestigkeit des Gusseisens wurde vom Verfasser durch einen
                              									interessanten Biegungsversuch mit gleichzeitiger Bestimmung der Zug- und
                              									Druckelastizität, über den im Abschnitt III, Biegung, § 22 berichtet ist, zur
                              									Entscheidung gebracht, wobei sich z.B. auch zeigte, dass die Neutralachse selbst bei
                              									grossen Spannungen nur verhältnismässig geringe Verschiebungen aus der Stabmitte
                              									erfährt. – Im Kapitel „Plattenförmige Körper“ sind neue Versuche über die
                              									Durchbiegung ebener Platten mitgeteilt, die auf Veranlassung des Verfassers und mit
                              									dessen Versuchseinrichtungen von Ensslin durchgeführt
                              									wurden. – Neben diesen inhaltsvollen Bereicherungen findet sich in den verschiedenen
                              									Kapiteln noch manches Neue, das erkennen lässt, dass bei Herausgabe der neuen
                              									Auflage ausser den vom Verfasser selbst angebahnten Fortschritten auf dem Gebiet der
                              									Elastizität und Festigkeit auch die sonstigen einschlägigen Arbeiten der letzten
                              									Jahre berücksichtigt worden sind. – Die leicht verständliche Schreibweise, die auf
                              									erfahrungsmässigen Grundlagen in einfacher Weise aufgebauten theoretischen
                              									Entwickelungen, sowie auch die in pädagogischer Hinsicht so geschickte Anordnung des
                              									Stoffes werden dem Buche selbst die beste Ampfehlung sein.
                           S.
                           Die theoretischen und praktischen Grundlagen der Buchführung sowie die Unklarheiten und Unrichtigkeiten der üblichen Lehrmethoden. Von A. Schulte, Oberingenieur. Berlin 1902. Julius Springer.
                           Auf 56 Oktavseiten werden neben der einfachen und doppelten Buchführung die
                              									wichtigsten Aufgaben ihrem Wesen nach besprochen, ohne auf Einzelheiten näher
                              									einzugehen.