| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 499 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Vom Pacific-Kabel.
                           „Das englische Pacific-Kabel ist auf Tiji
                                    
                                    										gelandet“ besagt vor kurzem eine inhaltschwere Depesche. Damit ist
                              									England an die Ausführung der ersten Kabellinie durch den. Stillen Ozean
                              									herangegangen und hat einen Teil derselben bereits gelegt. Das Kabel, das den
                              									Regierungen von England, Kanada und Australien gemeinsam gehört, 40 Millionen Mark
                              									kostet, 15320 km lang wird, legt der neue Doppelschrauben-Kabeldampfer
                              										„Colonia“, der erst am 14. Februar auf der Neptunwerft von Wigham Richardson zu Wasser
                              									kam, und über den wir bereits näheres berichteten, zur Zufriedenheit, und die
                              									thatsächliche Inbetriebnahme des Stillen-Ozeankabels ist sonach nahe bevorstehend.
                              									Dass die beiden englischen Privatkabelgesellschaften, welche vor der Eröffnung
                              									bisher das Monopol der Kabelverbindung nach Australien besassen, die Eastern Comp. und die Eastern
                                 										Extension Comp., von der neuen Staatslinie als Konkurrentin besonders
                              									erbaut sind, ist kaum anzunehmen, um so weniger, als es den Anschein hat, dass
                              									England zu beabsichtigen scheint, alle seine Kolonien und festen Plätze mit dem
                              									Mutterlande und untereinander durch Staatskabel zu verbinden, zunächst ein solches
                              									Kanada-Schottland wohl bald legen wird.
                           Während England also fleissig bei der Arbeit ist, steht es mit der amerikanischen
                              									Kabellinie durch den Stillen Ozean eigentümlich; man zankt sich noch herum, ob der
                              									Staat oder eine Privatgesellschaft, zur Zeit die Commercial
                                 										Pacific Cable Company, das Kabel legen soll. Man hat die Linien, die Bau-
                              									und Betriebskosten zum so und so vielten Male berechnet und umgerechnet, die Western Union und die Postal
                                 										and Commercial Telegraph Comp. hatten sich beworben, letztere
                              									behauptete, schon Erfolg gehabt zu haben, da wurde Mc
                                 
                                 										Kinley ermordet, die Angelegenheit verschoben, die Commercial Pacific Cable Company bildete sich zu Albany und trat als
                              									Mitbewerberin auf, auch eine Londoner Firma – wahrscheinlich Siemens Bros. – liess von sich hören und wollte oder will die Strecke San
                              									Francisco-Honolulu für 12,5 Millionen Dollar legen und zwar bis zum 1. Oktober 1902.
                              									Und während diesen Verhandlungen und Interessenkämpfen legt England sein Kabel. Wie
                              									so vielfach, wird der vielgepriesene amerikanische Unternehmungsgeist hier
                              									handgreiflich gehörig überschätzt, und zwar kommt dies von der Saumseligkeit, ohne
                              									die es drüben einmal nicht abgehen kann, und auf den man besonders in Deutschland,
                              									trotz aller Erfahrungen, immer noch hereinfällt. Man denke einmal, was nicht alles
                              									schon vom Nicaragua-Kanal gefabelt und in die Welt hinausposaunt ist, während
                              									thatsächlich noch so gut wie kein Spatenstich gethan wurde und höchst wahrscheinlich
                              									der Panama-Kanal einmal gebaut werden wird, der von der amerikanischen Presse so
                              									lange bemängelt wurde, als er ihnen nicht gehörte oder – vielmehr nicht billig genug
                              									war, und man denke an die Fabeleien des Aufkaufs der englischen und deutschen
                              
                              									Atlantic-Linien, bei denen, namentlich bei den deutschen, der Einfluss gleich Null
                              									ist, und es sehr fraglich erscheint, ob Amerika überhaupt ein nennenswertes Geschäft
                              									machen würde. Jedenfalls wird England im stände sein, im Sommer 1902 auf
                              									Staatskabeln Depeschen durch den Stillen Ozean senden zu können, während das
                              									vielbeschrieene amerikanische Kabel noch im Milchteich liegt und in Wirklichkeit
                              									weder existiert noch einen anerkannten Erzeuger hat.
                           
                        
                           
                           Die neuen britischen Schnelldampfer.
                           Im ganzen vereinigten Königreich hat man es unangenehm bedrückend empfunden, dass den
                              									Weltrekord der Fahrt über den Atlantic Deutschland fest in der Hand hält, und zwar
                              
                              									nicht mit einem, sondern gegenwärtig mit drei Schnelldampfern: „Deutschland“
                              									der Hamburg-Amerika-Linie, „Kronprinz Wilhelm“ und „Kaiser Wilhelm der
                                 										Grosse“ des Norddeutschen Lloyd, denen demnächst ein vierter, „Kaiser
                                 										Wilhelm II.“ des Lloyd, noch im Bau beim Vulkan
                              									in Bredow bei Stettin, folgen wird. Alle diese Dampfer laufen die Ozeanfahrt mit 23
                              									Meilen und darüber, während es die schnellsten Engländer, die beiden Cunard-Liner
                              										„Campania“ und „Lucania“ nur bei 28000 PS gegen 35600 PS der
                              										„Deutschland“ auf 22 Meilen Fahrt brachten. Dabei ist zu bemerken, dass
                              									die deutschen Dampfer keinen Pfennig Staatssubsidien beziehen, wie englische Blätter
                              									vielfach unentwegt zu behaupten belieben, während England die Dampfer, welche in
                              									erster Linie bestimmt sind, im Kriege als Hilfsschiffe zu dienen, prämiiert. Es
                              									waren im Vorjahr elf, die nach Fairplay mit 1264000 M.
                              									subventioniert wurden.
                           Es wurde daher die Nachricht freudig begrüsst, dass die Cunard-Line beabsichtige,
                              									zwei grosse Schnelldampfer in Fahrt zu setzen, die bestimmt seien, die deutschen
                              									Dampfer, die sich zudem noch recht gut rentieren, zu schlagen. Die englische Presse
                              									äusserte sich höchst anerkennend über das Vorhaben und schrieb von 25 bis 26 Meilen
                              									Fahrt. Diese Freude aber zeigt sich bei näherer Betrachtung als recht verfrüht, denn
                              									die genannte Gesellschaft hat bisher nichts gethan, als drei grosse englische
                              									Baufirmen auffordern lassen, Pläne für einen 700 Fuss gleich 213,356 m langen
                              									Dampfer einzureichen, dazu Baukostenanschläge und Berechnung der Gagen und des
                              									Kohlen Verbrauchs für 24 Meilen Schnelligkeit. Engineering schätzt die notwendige Kraftentwickelung, welche notwendig
                              									erscheint, ein so langes Schiff auf 24 Meilen Fahrt zu bringen, wohl etwas hoch, auf
                              									48000 PS, denn „Deutschland“ ist bei 208 m Länge nur um rund 5,5 m kürzer als
                              
                              									die geplanten Engländer und im Maximum auch über 24 Meilen, während der Ueberfahrt
                              									23,53 gelaufen, so dass eine Vermehrung der Maschinenstärke für den halben Knoten
                              									mehr um 12500 PS doch wohl etwas zu viel zu sein scheint. Wann die Dampfer wirklich
                              
                              									fahren werden, ist sonach ganz unbestimmt, und der Weltrekord Deutschlands ist für
                              									absehbare Zeit gesichert. – Die Cunard-Line hat sich bisher dem grossen
                              									amerikanisch-englischen Reederring nicht angeschlossen (4. 5. 1902), doch scheint es
                              									fraglich, ob sie sich nicht doch noch dazu verstehen wird – in ihrem Interesse.
                           
                        
                           Der amerikanische Siebenmastschoner.
                           Ueber den Schoner von sieben Masten, welcher auf den Fore
                                 										River Works, Anincy Point, Massachussets, gebaut wurde, ist schon viel
                              									geschrieben worden. Es haben sich sogar schon vor Fertigstellung desselben Stimmen
                              									erhoben, welche Fortschritte in der Segelkunst bei dieser Anordnung der Besegelung
                              									sahen und moderne Ansichten zum besten gaben, welche darin gipfelten, dass man heute
                              									weiter sei in der Art der Besegelung als früher. An die tadellos exakten Manöver der
                              									Kriegsflotten, die bis hundert Schiffe zählten, hat man dabei wohl ebensowenig
                              
                              									gedacht, wie an die Theeklipper, die längere Zeit die Wettfahrten mit den Dampfern
                              									aufnehmen konnten, wie endlich an die tadellosen Leistungen der modernen grossen
                              									Stahlsegelschiffe, die vom Siebenmastschoner erst noch überboten werden sollen. Zu
                              									dessen Konstruktion – er wurde von Crowninshield
                              									entworfen – ist man, abgesehen von etwas Trieb nach Sport, der im amerikanischen
                              									Schiffbau durchaus nicht vollständig von der nüchternen Praxis auf Rentabilität
                              									überwuchert wird, davon ausgegangen, dass die Gaffeltakelage weniger Hände zur
                              									Bedienung beansprucht, dass sich das Segelbergen und Setzen schneller vollzieht, und
                              									dass es bis zu einem gewissen Grade möglich ist, die Bedienung durch maschinelle
                              									Einrichtungen zu erleichtern. Man will dem Schoner, der 7000 t Ladefähigkeit
                              									besitzt, 10000 t deplaziert, nur, einschliesslich des Kapitäns, 20 Köpfe Bemannung
                              									geben, während ein Theeklipper, vollgetakelt, von 1000 t, 60 Köpfe Besatzung hat.
                              									Der Siebenmastschoner wird 120,47 m lang, 15,25 m breit, 10,5 m tief und erhält eine
                              									Segelfläche von 3772 qm. Der grösste fertige Segler ist die Hamburger Fünfmastbark
                              										„Potosi“, gebaut von J. C. Tecklenburg in
                              									Geestemünde, von 119,4 m Länge, 15,9 m Breite, 8500 t Deplacement, die aber 4700 qm
                              									Segelareal führt, und das ebenfalls bei Tecklenburg im
                              									Bau befindliche Fünfmastvollschiff „Preussen“, das 1902 zum Ablauf gelangt,
                              									entwickelt bei 133 m Länge, 16,31 m Breite, 11400 t Deplacement eine Segelfläche von
                              									5560 qm. „Potosi“ ist auf ihren Reisen mehrere Tage hindurch im Mittel 16,2
                              									Meilen (à 1852 m) in der Stunde gesegelt, eine Leistung, welche ihr der
                              									Siebenmastschoner schwerlich nachmachen wird.
                            F. E.
                           
                        
                           Die Goldgewinnung.
                           Der Goldabbau im Jahre 1901 stellt sich wie folgt:
                           
                              
                                 In den
                                 Vereinigten Staaten
                                 16043600
                                 
                                    £
                                    
                                 gegen
                                 15864500 in 1900
                                 
                              
                                 
                                 Westaustralien
                                 6546145
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Queensland
                                 2227713
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Victoria
                                 2736700
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Neu-Südwales
                                 869568
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Neu-Zeeland
                                 1574890
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Tasmanien
                                 157900
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Indien
                                 1845116
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Rhodesia
                                 549108
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Transvaal
                                 881595
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Russland (Ural)
                                 160000
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                           In den Vereinigten Staaten verteilt sich der Gesamtabbau wieder auf
                           
                              
                                 Colorado mit den Cripple-Creekfeldminen mit
                                 29000000
                                 Doll.
                                 
                              
                                 Californien
                                 15730700
                                 „
                                 
                              
                                 Alaska
                                 6940000
                                 „
                                 
                              
                                 Süddakota
                                 6601800
                                 „
                                 
                              
                                 Montana
                                 5023300
                                 „
                                 
                              
                                 Arizona
                                 4193400
                                 „
                                 
                              
                           In Südafrika hebt sich seit Mai 1901 trotz des Krieges die Thätigkeit in den Minen
                              									ganz bedeutend – es sind bis jetzt 1635 Stampfwerke in Betrieb –, weil es eine
                              
                              									Lebensfrage für England wird, die nötigen Geldmittel flüssig zu machen.
                           Die Goldeinfuhr in England betrug in £.
                           
                              
                                 
                                 1901
                                 1900
                                 1899
                                 
                              
                                 Gesamteinfuhr
                                 20715628
                                 26190873
                                 32533497
                                 
                              
                                 Davon führten ein:
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Britisch-Südafrika
                                 1962283
                                 378626
                                 15014631
                                 
                              
                                 Britisch-Indien
                                 6946334
                                 3778331
                                 1725562
                                 
                              
                                 Australien
                                 5566724
                                 6458918
                                 5055630
                                 
                              
                                 Amerika (Vereinigte Staaten)
                                 263816
                                 5870734
                                 2379046
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 365892
                                 2543809
                                 2396790
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 1174543
                                 2156032
                                 1840646
                                 
                              
                                 Aegypten
                                 1148890
                                 275401
                                 131058
                                 
                              
                           Es ergibt sich aus dem Vergleich der Zusammenstellungen, dass Indien 5100000 £ über seinen Neuabbau einzahlte, ebenso Südafrika
                              									531580 £, während andererseits Amerika nur einen ganz
                              									geringen Betrag an England abzugeben hatte.
                            E. A.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Gleichstrommessungen. Handbuch für Studierende und Ingenieure. Für den praktischen Gebrauch bearbeitet von Milan T. Zsakula, dipl. Maschineningenieur, Assistent an der königl. Technischen Hochschule in Budapest. Berlin 1901. Louis Marcus.
                           Wie die Vorrede betont, war der Verfasser bestrebt ein Hilfsbuch zu schaffen, welches
                              									sowohl den Studierenden, welche sich mit der elektrischen Messkunde vertraut machen
                              									wollen, als auch jenen Technikern und Ingenieuren, welche als Nichtelektrotechniker
                              									dennoch in ihrer praktischen Thätigkeit elektrische Messungen öfter auszuführen
                              									haben, ein verlässlicher Ratgeber sein soll. Wie aus den Ausführungen zu entnehmen,
                              									verfügt der Verfasser über ein gediegenes Wissen. Allein damit ist es doch noch
                              									nicht abgethan, um ein Werk zu schaffen, welches dem angestrebten Zwecke zu
                              									entsprechen vermag. Das Wissen genügt hierbei wohl nicht allein, um ein derartiges,
                              
                              									den wirklichen praktischen Zwecken entsprechendes Werk zu verfassen. Wir sehen hier
                              									wieder eines jener leider sich zu oft wiederholenden Beispiele, in welchen junge
                              									aufstrebende Kräfte, welche sich ein gewisses Mass von Kenntnissen angeeignet haben,
                              									ihrem Bestreben, sich in der Oeffentlichkeit zu bethätigen, freien Lauf geben und
                              									hierin von einer weniger rigorosen Verlagshandlung unterstützt werden. Solchen
                              									jungen Kräften fehlt es aber in der Regel, gottbegnadete Ausnahmen sind ja leider
                              									sehr selten, an der nötigen Erkenntnis dessen, was dem wirklichen praktischen
                              									Bedürfnisse entspricht und sind sohin in der Auswahl des Stoffes in der Regel zu
                              									wenig sorgfältig. Das junge frische Gedächtnis lässt den Autor hierbei, wohl selten
                              									im Stiche, so dass sachliche Unrichtigkeiten kaum vorzukommen pflegen, allein es
                              									fehlt 
                              									ihnen in der Regel an jenem nur durch längere Erfahrung und praktische
                              									Bethätigung auf dem gewählten Berufsgebiete erzielbaren, abgeklärten Urteil, welches
                              									allein zur Schaffung eines den Zwecken entsprechenden Werkes befähigt,
                              									vorausgesetzt, dass die hierzu unbedingt erforderliche natürliche Begabung vorhanden
                              									ist. Dieses Werk, welches den Titel Gleichstrommessungen führt, umfasst im ganzen 300 Seiten, von welchen
                              									jedoch nur annähernd 135 Seiten diesem Gegenstande gewidmet sind, während die
                              									übrigen 156 Seiten sich zumeist mit physikalischen Erläuterungen aus dem Gebiete der
                              									Mechanik, des Magnetismus und der Elektrizität befassen, in denen zwar die
                              									Erläuterungen vollkommen sachgemäss ausgeführt erscheinen und daher keinen Anlass zu
                              									Bemängelungen geben können, die aber in den Rahmen eines Buches über elektrische
                              									Messkunde nicht recht einpassen und nebstbei in jedem physikalischen Lehrbuche zu
                              									finden sind, so dass deren Wiederholung recht überflüssig erscheint. Was nun die
                              									eigentliche Messtechnik betrifft, so ist im vornehmem zu betonen, dass sich die
                              									Beschreibungen mehr auf die subtileren physikalischen Laboratoriumsmessungen
                              									beschränken, welche mit dem wirklichen praktischen Bedürfnisse nicht identifiziert
                              									werden dürfen, weshalb auch der praktische Wert der diesbezüglichen Ausführungen um
                              									so fraglicher erscheint, als die technische Litteratur wertvolle Bücher, welche
                              									dieses Gebiet behandeln, in Hülle und Fülle besitzt. Auf einige kleine Irrtümer und
                              									auf die Behandlung veralteter Methoden sei hier einzugehen verzichtet. Die
                              									sprachliche Behandlung, welche manches zu wünschen übrig lässt, sei dem Umstände
                              									zugeschrieben, dass sich der Verfasser in einem ihm doch mehr oder minder nicht ganz
                              									geläufigen Idiom bewegt. Trotz alledem zeigt das Werk von einer unleugbaren Begabung
                              									des Verfassers und darf daher der Hoffnung Raum gegeben werden, dass derselbe
                              									fortschreitend manches Gute zu schaffen in der Lage sein wird. Druck und Ausstattung
                              									des Werkes sind vorzüglich.
                            A. P.
                           Praktische Ratschläge für Automobilisten. Sammlung von nützlichen Kenntnissen, Verhaltungsmassregeln und Auskunftsmitteln bei Betriebsstörungen für Fahrer von Benzinmotorwagen.
                              Von L. Baudry de Saunier. Autorisierte Uebersetzung von Hermann A. Hofmann. Wien 1901. A. Hartleben.
                           Der bekannte Verfasser des zweibändigen Werkes „Das Automobil in Theorie und Praxis“, der an jener Stelle den
                              									Automobilliebhaber in die Grundbegriffe der Technik des Motorfahrzeugs einweihte,
                              
                              									stellt im vorliegenden Bändchen dem Automobilfahrer ein wertvolles Vademecum zur
                              									Seite, das insbesondere jedem nicht technisch ausgebildeten „Chauffeur“ warm
                              									empfohlen werden kann. In diesen praktischen Ratschlägen findet er alles, was für
                              									die Behandlung seines Fahrzeugs und für sein eigenes Verhalten in den Wechselfällen
                              									der Fahrt von Wichtigkeit ist, in der dem Verfasser eigenen, speziell dem
                              									Laienverständnis angepassten klaren und wirkungsvollen Darstellungsweise
                              									vorgetragen.
                           Der Sachverständige dürfte leicht an der vom technischzeichnerischen Standpunkt aus
                              									nicht einwandfreien Ausführung vieler Abbildungen Anstoss nehmen. Doch erklärt sich
                              									diese Erscheinung, die man übrigens auch in streng technischen Darstellungen
                              									französischer Herkunft nicht selten wahrnehmen kann, hier wohl aus dem Bestreben,
                              									für den Laien alles zum äusserlichen Verständnis nicht unbedingt Notwendige beiseite
                              									zu lassen.
                           
                        
                           Zuschrift an die Redaktion.
                           In Nr. 25 Ihrer geschätzten Zeitschrift vom 21. Juni d. Js. bringen Sie eine
                              									Mitteilung über „Die Kostenfrage des Spiritus-Motorbetriebes“, die in einigen
                              									Punkten den thatsächlichen Verhältnissen nicht entspricht.
                           Der Verfasser behauptet zunächst, dass Spiritus die doppelte Heizkraft besitzt als
                              									Kohle: das ist nicht richtig. Steinkohlen mittlerer Güte besitzen pro Kilogramm 7000
                              									W.-E., Braunkohlen etwa 5000, der Heizwert des Spiritus von 86 % Gewicht, welcher
                              									für die technische Verwendung hauptsächlich in Betracht kommt, ist höchstens mit
                              									6100 W.-E. in Rechnung zu setzen. Dabei ist angenommen, dass das Wasser bei der
                              									Verbrennung wieder in den flüssigen Zustand zurückgeführt wird. Ferner sind 500 g
                              
                              									Spiritus nicht weniger, sondern mehr als ½ l. Da das spezifische Gewicht des
                              									Spiritus von 86 % Gewicht 0,833 ist, so sind 500 g gleich 0,6 l; bei höherem
                              									Prozentgehalt ist das Volumen noch grösser.
                           Der Verfasser nimmt dann den Preis des Spiritus zu 25 M. pro 100 l an, auch dieses
                              									entspricht den Thatsachen nicht. Die Zentrale für
                                 
                                 										Spiritusverwertung in Berlin hat auf Jahre hinaus den Preis des Spiritus,
                              									welcher zu Kraftzwecken verwendet wird, auf 15 bezw. 16 M. pro 100 l festgesetzt.
                              									Die Preisschwankungen sind damit auf Jahre hinaus beseitigt.
                           Ein guter Spiritusmotor gebraucht nun durchschnittlich für die Pferdekraftstunde 0,45
                              									l Spiritus von 86 % Gewicht. Es kostet demnach die effektive Pferdekraftstunde 0,45
                              									. 16,0 = 7,2 Pfg. und nicht 12,5, wie der Verfasser angibt. Demnach würden auch die
                              									Fetriebskosten für die beiden Harburger Probefahrzeuge der Motorenfabrik Marienfelde sich von 2 M. auf 1,15 reduzieren.
                           Der Verfasser verwechselt offenbar den eigentlichen Spiritusmotor mit der
                              									Spiritusdampfkesselheizung, wenigstens muss man das nach seinen Ausführungen
                              									schliessen. Es wird natürlich keinem vernünftigen Menschen einfallen, für dauernde
                              									grosse oder mittlere Betriebe eine Spiritusheizung zu empfehlen, denn diese stellt
                              									sich etwa 12mal so teuer wie die Kohlenfeuerung. Dagegen ändern sich die
                              									Verhältnisse bedeutend, wenn man den Spiritus direkt in Verbrennungskraftmaschinen
                              
                              									verwertet.
                           Der Artikel der Deutschen Tageszeitung, welchen der
                              									Verfasser anführt, ist allerdings geeignet, die ganze Frage der Verwendung des
                              									Spiritus für Kraftzwecke in ein bedenkliches Licht zu stellen, was um so mehr zu
                              									bedauern ist, als er das Gegenteil anstrebte.
                           Wenn man grosse Ozeandampfer mit Spiritus antreiben will, so können hier wohl nur
                              									eigentliche Spiritusmotoren in Betracht kommen. Dabei muss allerdings dahingestellt
                              									sein, ob man in absehbarer Zeit grosse Verbrennungsmaschinen von mehreren 1000 PS
                              									für flüssige Brennstoffe wird bauen können. Dass der Preis dieser Betriebsweise auch
                              									dann noch grösser sein wird, als die Kohlenfeuerung, darüber ist man sich völlig
                              									klar. Aber so gewaltig sind die Unterschiede in dieser Hinsicht dann nicht
                              									mehr, wie der Verfasser für die Spiritusheizung angibt, besonders wenn man bedenkt,
                              									dass der Spiritusverbrauch bei grossen Maschinen sich noch bedeutend reduzieren
                              
                              									lassen wird. Es wäre dann zu erwägen, ob der höhere Preis durch andere Vorteile
                              									aufgewogen werden kann. Es wird ohne Zweifel anerkannt werden müssen, dass die
                              									Vergrösserung des Aktionsradius, grösserer Laderaum bei sonst gleichen Schiffen,
                              
                              									Verringerung des Bedienungspersonals auch einen gewissen Geldwert bedeuten.
                           Ich bitte, vorstehende Zeilen in Ihrer geschätzten Zeitschrift aufzunehmen.
                           Berlin N. 65, den 8. Juli 1902.
                           Hochachtungsvoll                          
                           Karl Fehrmann, Ingenieur,    
                           „Institut für Gärungsgewerbe“.
                           ––––––––––
                           Spiritus für motorische Zwecke kostete vom
                           
                              
                                 1.
                                 11.
                                 1899
                                 bis
                                 15.
                                 5.
                                 1899
                                 20
                                 M.
                                 (pro
                                 100
                                 l)
                                 
                              
                                 5.
                                 5.
                                 1899
                                 bis
                                 31.
                                 10.
                                 1899
                                 21
                                 „
                                 
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Für Rechnung für die Firma Schuchhardt von der
                              									Zentrale
                           
                              
                                 22. 1. 1896
                                 1 Oxhoft denat.
                                 Alkohol 94 %
                                 
                              
                                 
                                 Br. 217,0 kg
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Tr.   49,5   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 No. 167,5 kg
                                 91,2 Gew.-% 193 l
                                 
                              
                                 23
                                 M. pro 100 l
                                 45,90 M.
                                 
                              
                           
                              
                                 8. 12. 1900
                                 1 Oxhoft denat.
                                 Alkohol 94 %
                                 
                              
                                 
                                 Br. 246,0 kg
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Tr.   61,0   „
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 No. 185,0 kg
                                 94 Vol.-% 226 l
                                 
                              
                                 31
                                 M. pro 100 l
                                 70,1 M.
                                 
                              
                           (Eine Lebensfrage des Spiritusglühlichts von Karl Zehnpfund, Fabrikdirektor. Berlin SO. Druck von
                              									Walther Peck, Berlin W, Schönebergerufer 36 c, Seite 13 und 14.)
                           Trotz aller Preisreduktionen und aller sonstigen ganz unbestrittenen und auch günstig
                              									beurteilten Vorteile der Spiritusheizung werden alle nach dieser Richtung hin
                              									aufgestellten Berechnungen einen mehrfach grösseren
                              									Kostenaufwand, namentlich für grössere und lange fahrende Schiffe, also für
                              									Ozeanliner hauptsächlich ergeben. Maschinen von 15000 PS für flüssige Brennstoffe
                              									(Mazut) hat man längst, zuerst auf dem russischen Linienschiff „Rostilaw“,
                              									abgelaufen am 2. September 1896. An Stelle des Mazut soll aber – so wünscht man –
                              									Spiritus treten, an Spiritusmotoren hat man für grosse
                              									Schiffe noch ebensowenig gedacht wie an Turbinenmaschinen – d.h. in der Praxis.
                           Berlin.
                           Franz Eisenhardt.