| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, Miszellen, S. 787 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Einen Verbrennungsregulator für Warmwasserheizungen
                           beschreibt Ing. Senff, Hannover,
                              									in der Zeitschrift für Heizung, Lüftung und Beleuchtung, 7. Jahrg., No. 8. Der in
                              										Fig. 1 skizzierte Apparat verfolgt den Zweck, nur
                              									soviel Brennmaterial verbrauchen zu lassen, als zur Erreichung der gewünschten
                              									Heizleistung eben nötig ist. Er ist in seiner Wirkungsweise einer Bourdon'schen Röhre ähnlich und ausserordentlich
                              									empfindlich, sodass er schon auf geringe Wärmeschwankungen reagiert. Seine
                              									Einrichtung ist folgende. Eine starke, beiderseitig geschlossene ∪-förmige Röhre,
                              									die eine leichtsiedende Flüssigkeit enthält, taucht mit dem unteren Ende in das
                              									Kesselwasser ein, so dass die Biegungen der Röhre den Wärmeschwankungen des Wassers
                              									sicher folgen. Sie werden durch ein Hebelwerk auf einen Kettenzug übertragen, der
                              									eine grössere oder geringere Drosselung der Luftzufuhr und somit eine sinngemässe
                              									Aenderung der Verbrennungsintensität bewirkt. – Der Apparat eignet sich bei
                              									zweckentsprechender Anordnung ausser zur Verwendung für Warmwasserheizungen auch für
                              									Dampf-Warmwasserheizungen, zur Stellung von Klappen bei Trockenanlagen u.s.w.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 786
                              Fig. 1.
                              
                           Dr. Hgr.
                           
                        
                           Ueber einen Apparat zum genauen Messen der dem Rohgase zugeführten Luft
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 786
                              Fig. 1. Apparat zum Zuführen von Luft zum Rohgas.
                              
                           berichtet Stadtbaurat Pflücke-Meissen im Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, XLV.
                              									Jahrg., No. 39, S. 725. – Das gewünschte Verhältnis zwischen erzeugtem Gas und
                              									zugeführter Luft wird annähernd erreicht, wenn man die Luftpumpe mit der Achse des
                              									Gassaugers verbindet; zur genauen Einhaltung dieses Verhältnisses ist jedoch
                              									selbstverständlich auch der Druck, mit dem die Luft in die Ofenvorlage gepresst
                              									wird, konstant zu halten. Um zunächst einen gleichmässigen Luftstrom zu erzielen,
                              									wird die Luft, die von der Pumpe in unregelmässigen Stössen abgegeben wird, unter
                              									die Glocke A (Fig. 1)
                              
                              									geleitet, die je nach der grösseren oder geringeren Luftzufuhr aufsteigt oder
                              									herabsinkt und hierbei das entlastete Auslassventil b
                              									durch Angriff der Stange c an den Bügel d selbstthätig mehr öffnet oder schliesst. Die Luft
                              									tritt nun durch den Raum E unter die zweite Glocke B, die ebenfalls mit der zuströmenden Luftmenge steigt
                              									und fällt, hierbei das Ventil a mehr schliesst oder
                              									öffnet und durch ihr Gewicht die Luft unter gleichmässigem Druck hält. Durch a gelangt die Luft sodann in den „Regler“, eine
                              									dritte Glocke C, die dazu dient, zuviel gepumpte Luft
                              									entweichen zu lassen. Hierzu trägt die Glocke C das
                              									Tauchrohr i, welches mit seinem Ende in das
                              									Quecksilberbad m solange eintaucht und daher
                              									abgeschlossen bleibt, bis es in Folge übermässiger Luftzufuhr durch Steigen von C aus dem Quecksilber herausgehoben wird und so die
                              									überschüssige Luft durch Rohr n ins Freie entweichen
                              									lässt. Aus dem „Regler“ tritt die Luft nunmehr in den Apparat über, der dazu
                              									dient, die Luftmenge, die dem Rohgase jeweilig zugeführt werden soll, einzustellen.
                              									Er besteht im wesentlichen aus einem Behälter mit Regulierhahn. Mit letzterem ist
                              									ein einstellbarer Zeiger (Fig. 2), Bauart Hahn, verbunden, der auf einer 5teiligen Skala
                              									spielt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 317, S. 786
                              Fig. 2. Einstellbarer Zeiger nach Hahn.
                              
                           Die Einteilungen der fünf Skalen entsprechen fünf
                              									verschiedenen prozentuellen Mengen der dem Gase zuzuführenden Luft. Sie sind
                              									empirisch ermittelt und in Kubikmetern stündlicher Gaserzeugung ausgeführt. Zum
                              
                              									Gebrauch hat man die Skala, welche 
                              									durch die Schraube g festgeklemmt ist, so zu
                              									drehen, dass diejenige Teilung, die der gewünschten Luftmenge entspricht, dem Zeiger
                              									gegenübersteht, dann ist letzterer durch Verschieben der Stange eh in der Klemme f
                              									so zu verstellen, dass er auf derjenigen Teilung der Skala einspielt, welche mit der
                              									beim Betriebe stündlich erzeugten Gasmenge übereinstimmt. Beim Verschieben der
                              									Stange wird zugleich der Regulierhahn c durch die Hebel
                              										ed und dc
                              									richtig eingestellt. Nachdem die Luft den Luftzähler verlassen hat, muss sie, ehe
                              									sie zur Ofenvorlage gelangt, noch das Gefäss D (Fig. 1) mit Wasserstandsrohr passieren, dem die
                              									Aufgabe zufällt, beim Stillstehen des Gassaugers den Eintritt von Teer und
                              									Wasser in den Luftzähler zu verhüten. Steigt hierbei der Druck in D, so steigt er gleichzeitig unter der Glocke C, so dass nun Luft durch n entweicht. Die Belastungen der Glocken richten sich natürlich nach dem
                              									Drucke, der erforderlich ist, um die gewünschte Luftmenge in die Vorlage zu drücken.
                              									– Der Apparat, der sich durch Einfachheit und Zuverlässigkeit im praktischen
                              									Betriebe der Gasanstalt Kötschenbroda bewährte, ist von
                              
                              									der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft aufgestellt.
                           Dr. Hgr.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Instruments et méthodes de mesures électriques industrielles. Par H. Armagnat, chef du bureau des mesures électriques des ateliers Carpentier. Zweite durchgesehene und ergänzte Auflage. Paris 1902. C.
                              Naud.
                           Wie der Verfasser in der Vorrede hervorhebt, bietet dem Elektriker, welcher irgend
                              									eine elektrische Grösse zu messen hat, nichts so grosse Schwierigkeiten, als die
                              									richtige Auswahl unter den zahlreichen bekannt gegebenen Methoden. Fast jede
                              
                              									derselben giebt in den Händen ihrer Entdecker ausgezeichnete Ergebnisse. Desgleichen
                              									werden dieselben in den Händen geübter Experimentatoren, welche mit den Instrumenten
                              									vollkommen vertraut sind, zu gleich günstigen Resultaten führen. Dem Anfänger und
                              									auch manchem, der derartige Messungen häufiger durchzuführen hat, fehlt jedoch die
                              									Kenntnis des Instrumentes selbst, seiner Eigenschaften und der Grenzen seiner
                              									Anwendung. Von diesen Voraussetzungen ausgehend, war der Verfasser bestrebt, nicht
                              									nur eine genaue Beschreibung des Baues der verschiedenen Messinstrumente zu geben,
                              									sondern auch deren Behandlung und Aufstellung zu schildern und die Fehlerquellen
                              									besonders hervorzuheben. Hierbei beschränkt sich der Verfasser nicht bloss auf die
                              									französischen Instrumente allein, sondern zieht auch in unparteilicher Behandlung
                              									die deutschen und englischen Instrumente in den Kreis seiner Betrachtungen, wobei er
                              									als gründlicher Kenner sämtlicher in Gebrauch stehender Instrumente, auch die
                              
                              									neuesten Typen derselben, wie das Panzergalvanometer von du
                                 										Bois-Rubens, das Elektrometer von Addenbrooke,
                              									den Kompensationsapparat von Carpentier und manches
                              									andere zur Vorführung bringt. Nicht nur die vollkommene Beherrschung des Stoffes,
                              									sondern auch die Art und Weise der Wiedergabe, bei welcher nur das Wichtigste
                              									hervorgehoben und jeder unnütze mathematische Formelkram vermieden wird, stempeln
                              									dieses Werk zu einem der besten auf diesem Gebiete, was wohl darin am besten seinen
                              									Ausdruck findet, dass nach Ablauf von kaum zwei Jahren eine zweite Auflage notwendig
                              									wurde, trotzdem sich der Preis dieses Werkes relativ hoch stellt.
                            A. P.
                           Congrès International d'Électricité (Paris, 18–25 Aout 1900). Rapports et Procès-Verbaux publiés par les soins de M. É. Hospitalier, Rapporteur Général. Paris, Gauthier, Villars. 1901.
                           In diesem Werke sind die Verhandlungen des internationalen elektrischen Kongresses
                              									vom Jahre 1900 niedergelegt. Da sich die Verhandlungen in den einzelnen Sektionen,
                              									zumeist auf Vorträge und Diskussionen beschränkten und keine Beschlüsse gefasst
                              									wurden, weil der Kongress nicht als offizieller angesehen werden konnte, haben die
                              									Niederlegungen über diese Verhandlungen nur insofern Wert, als in ihnen die
                              									modernsten Anschauungen über die verschiedensten Gebiete der Elektrotechnik zum
                              									Ausdrucke gelangen und manches noch zweifelhafte durch den gegenseitigen regen
                              									Gedanken-Austausch der Klärung zugeführt wurde. Eine Reihe von Referaten von den
                              									berufensten Vertretern des Faches verfasst, bildete die Grundlage der Verhandlungen
                              									und sind sie es, welche dem vorliegenden Buche einen nicht unbedeutenden Wert
                              									verleihen. So wurden der ersten Sektion des Kongresses, welcher sich mit
                              									wissenschaftlichen Methoden und Messinstrumenten zu befassen hatte, Berichte von E. Hospitalier (Rekapitulation der Beschlüsse früherer
                              									Kongresse) von J. Violle (Einheiten und Etalons,
                              									Photometrie) G. L. Addenbroocke (präzise Messung von
                              									Wechsel- und Mehrphasenströmen), der zweiten Sektion, welcher die Erzeugung,
                              									Transformation, Transport und Verteilung der Elektrizität, sowie die elektrische
                              									Traktion und die elektrische Beleuchtung überwiesen war, Berichte von Leblanc (Ueber die Konstruktion von Dynamomaschinen und
                              									die Erregung der Induktionsgeneratoren), G. Chevrier
                              									(Verhalten parallel geschalteter Alternatoren), J. L.
                                 										Routin (Ueber ruhende Transformatoren) G.
                                 										Claude (Einige neue Ideen über das Entstehen der Elektrolyse durch die
                              									vagabundierenden Bahnströme), P. Janet (Rotierende
                              									Konverter und gleichrichtende Transformatoren), L.
                                 										Lombardt (Elektrische Kondensatoren für hohe Spannungen), P. Boucherot (Ueber die Anwendung der Kondensatoren),
                              										Sylvanus Tompson (Ueber die elektromagnetischen
                              									Mechanismen), A. Blondel (Ueber die Fortschritte auf
                              									dem Gebiete der elektrischen Lampen), Hertha Aryton
                              									(Die Lichtintensität des Gleichstrom-Lichtbogens), C.
                                 										Weissmann (Lichtabgabe der elektrischen Glühlampen mit Kohlenfäden), E. de Fodor (Vorschlag zu einer neuen Methode der
                              									Tarifierung des elektrischen Stromes), L. Mornat (Das
                              									Licht und die bewegende Kraft in Theatern), Postel-Vinay (Stromabnehmer für Tramways); für die dritte Sektion
                              									(Elektrochemie) Beiträge von Henri Bouilhet
                              									(Elektrochemische Niederschläge), von Keller (Die
                              									elektrischen Oefen, und für die vierte Sektion (Telegraphie, Telephonie und diverse
                              									Anwendungen) von A. Blondel und G. Ferrié (Gegenwärtiger Stand und Fortschritte der drahtlosen Telegraphie
                              									mit Hertz'schen Wellen) vorgelegt. Alle diese Berichte
                              									sind als wertvoll zu bezeichnen und finden durch die vollinhaltlich wiedergegebenen
                              									Sitzungsberichte eine wertvolle Ergänzung. Es kann demnach dieses Werk allen
                              									Interessenten bestens empfohlen werden.
                            A. P.
                           Ratgeber für den gesamten Telegraphen- und Telephonverkehr. Telegraphie und Telephonie in Deutschland nach ihrer geschichtlichen Entwickelung und ihrem jetzigen Stand als öffentliche
                              Verkehrseinrichtung von Friedrich Weber. Verlag Dr. jur. Ludwig Huberti, moderne kaufm. Bibliothek in Leipzig.
                           In zusammenhängender Folge der besten Quellen reiht der Verfasser in kurz und gut
                              									gefasster Weise den Entwickelungsgang der deutschen Telegraphie und Telephonie
                              									aneinander. Der erste Teil betrifft hauptsächlich die staatsrechtlichen Beziehungen,
                              									Anzahl und Längen der ursprünglichen Leitungen, sowie Gebühren der deutschen
                              									Einzelstaaten bis zum Jahre 1900, während der zweite Teil das gegenwärtige
                              									staatsrechtliche Verhältnis, die neueren Gesetze, Bestimmungen und Gebühren enthält.
                              									So steht auch der erste und der zweite Teil in einem richtigen Zusammenhang, nur
                              									kann die Bezeichnung der kleinen Abschnitte mit §§ etwas störend wirken. Wie in dem
                              									Vorwort bemerkt, dürfte die Kenntnis des Entwickelungsganges dieses unentbehrlich
                              									gewordenen Verkehrsmittels das Verständnis für die jetzige Verkehrsordnung
                              									erleichtern.
                            C. H.
                           Anlasser und Regler für elektrische Motoren und Generatoren. Theorie, Konstruktion, Schaltung. Von Rudolf Krause, Ingenieur. Mit 97 in den Text gedruckten Figuren. Julius Springer, Berlin. 1902.
                           In vorliegender kleiner Schrift gelangen die zum Schutze elektrischer Maschinen nicht
                              									unwichtigen Vorrichtungen zur Schaltung, zum In- und Ausserbetriebsetzen und zur
                              									Regelung während des Betriebes, also die Schalter, Anlasser und Regler zur
                              									Besprechung. Wiewohl sich nun die Fortschritte im Apparatenbau zumeist auf die
                              									Konstruktion beziehen, der geringe Umfang des Werkes, jedoch ein näheres Eingehen
                              									auf die Konstruktionsdetails im Vornehmem ausschliesst, so ist dieses Buch dennoch
                              									wertvoll, weil es geeignet ist, den Anfänger in dieses wichtige zumeist aber
                              									nebensächlich behandelte Gebiet einzuführen und es dermalen in der Literatur an
                              									einem ähnlichen Werke vollständig mangelt. Mit Rücksicht darauf, dass in demselben
                              									alle Grundlagen entwickelt sind, nach welchen die Apparate für Starkstrom entworfen
                              
                              									und konstruiert werden, ist dieses Werkchen, dessen Darstellungen klar und
                              									übersichtlich gehalten sind, allseitig wärmstens zu empfehlen.
                            A. P.
                           
                        
                           
                           Zuschriften an die Redaktion.
                           (Unter Verantwortlichkeit der Einsender.)
                           Auf meine Zuschrift an die Redaktion über die Ausführungen des Herrn W. Schenker bezüglich der Formgebung der unrunden
                              									Scheiben (Heft 39, S. 624) giebt der genannte Herr eine Entgegnung (ebenda S. 626),
                              									auf welche ich nicht unterlassen kann zurückzukommen. Ich beziehe mich im folgenden
                              									auf seine Aeusserungen in der Reihenfolge, in der sie vorliegen.
                           Die gute Uebersichtlichkeit und die Möglichkeit unmittelbarer Beurteilung dürfte bei
                              									einer Reihe von vielleicht 30 auf einander folgenden Werten doch wohl auch dann in
                              									genügendem Masse vorhanden sein, wenn dieselben nicht graphisch aufgetragen, sondern
                              									als Zahlen zusammengestellt sind. Ein flüchtiges Ueberblicken der Reihe genügt doch,
                              									um Werte, die in auffallender Weise aus der Gesetzmässigkeit des Anwachsens und
                              									Abnehmens herausfallen, zu erkennen. Mehr leistet auch die zeichnerische Darstellung
                              									im vorliegenden Fall nicht, denn bei der Ungenauigkeit der ganzen Ermittelung (s.
                              									meine Zuschrift) wird man durchaus keine stetige Beschleunigungskurve, vielmehr eine
                              									Folge von Punkten erhalten, welche nur sehr ungefähr den Verlauf der Kurve andeuten.
                              									Auch hier werden sich nur besonders starke Abweichungen von der Gesetzmässigkeit
                              									herausheben.
                           Dass „die Rückwärtskonstruktion der Nockenformen sehr leicht und übersichtlich
                                 										durchführbar ist“, geht meiner Ansicht nach aus meiner Zuschrift allerdings
                              									hervor. Ich gebe in derselben die zu verwendenden Formeln s1 = p01 . t2 u.s.w. Sind dieselben etwa kompliziert? Oder was
                              									hat Herr Schenker gegen die Leichtigkeit und
                              									Uebersichtlichkeit von deren Benutzung einzuwenden?
                           Was die Rückwärtskonstruktion der Wegkurve nur zwischen den Punkten B und D sowie die
                              									vorläufige Annahme einer s'-Kurve durch Herrn Schenker im Gegensatz zu dem von ihm aufgestellten
                              										„Programm“ anbelangt, so hat Herr Schenker
                              									zwar nicht gesagt, er wolle die Rückwärtskonstruktion „so und nur so“
                              									ausführen, aber ich behaupte das auch durchaus nicht. Was ich unter seinem
                              										„Programm“ verstehe, habe ich ja doch ausdrücklich gesagt, indem ich von
                              									einem „Programm der Rückwärtskonstruktion“ spreche. Sein Programm ist eben,
                              										dass er rückwärts konstruieren will, bezieht sich
                              									nicht darauf, wie er es thut. Und davon weicht er eben
                              									ab, indem er an den erwähnten Stellen seiner Verzeichnung vorwärts konstruiert, von den s auf die v und von diesen auf die p
                              									schliesst, statt umgekehrt. Er spricht in den einleitenden Worten seines Artikels in
                              									Heft 24 (S. 373) ohne Einschränkung von der Rückwärtskonstruktion, welche die in
                              
                              									Rede stehenden Steuerungen zulassen. Der Leser wird das denn doch für den Ausdruck
                              									der Absicht halten, die Lösung dieser Aufgabe im folgenden durchzuführen.
                           Bei meinem Verfahren, wonach die Rückwärtskonstruktion für die ganze Erstreckung der
                              									Kurve durchgeführt werden kann, findet schliesslich für den Niedergang eine
                              									proportionale Reduktion statt, infolge wovon die Beschleunigungswerte in dem hierzu
                              									gehörigen zweiten Teil des Gebietes der negativen Beschleunigungen andere Werte
                              									annehmen, als zunächst zu Grunde gelegt. Wer aber einmal das Verfahren angewandt
                              									hat, übersieht das Ganze so gut, dass er bei der ersten Wahl der
                              									Beschleunigungswerte schon sehr annähernd das Richtige treffen und einen von der
                              									Einheit nur wenig abweichenden Reduktionsfaktor erhalten wird. In jedem Falle wird
                              									er das erreichen, wenn er für den Niedergang eine einmalige Korrektur seiner
                              									Annahmen vornimmt. Er wird nicht, wie Herr Schenker
                              									sagt, „nur durch Zufall Verhältnisse erhalten, wie sie zur günstigen Ausnutzung
                                 										der Ventilfederkraft erforderlich sind.“
                           Herr Schenker hegt Bedenken, eine einmal aufgestellte
                              									Normalwegkurve beliebig so zu verwenden, dass dieselbe in der Mitte geteilt und hier
                              									eine Gerade eingeschaltet wird. Diese Bedenken halte ich für völlig unberechtigt.
                              									Die plötzlichen Beschleunigungswechsel in den Endpunkten der Geraden können ja
                              									beliebig beschränkt werden, indem der Endwert vor und der Anfangswert nach derselben
                              									genügend klein gewählt wird. Es steht nichts im Wege, sie so klein zu machen, dass
                              									sicher die durch die Ungenauigkeit der Herstellung auftretenden plötzlichen
                              									Aenderungen grösser sind. Es ist allerdings gerade die Einschaltung dieser geraden
                              									Strecke, welche erst die Benutzung einer und derselben Kurve für die schnell und die
                              									langsam laufende, für die mit grossem und die mit kleinem Ventilhub arbeitende
                              									Maschine möglich macht und damit das Anwendungsgebiet der einmal aufzustellenden
                              									Normalwegkurve, das sonst freilich ein beschränktes wäre, zu einem so umfassenden
                              									macht, wie ich es ausgesprochen habe.
                           Berlin, den 24. Oktober 1902.
                           C. Leist.
                           Die vorstehende Zuschrift bestreffend gestatte ich mir nur inbezug auf den
                              									wichtigsten, den letzten Abschnitt eine Erwiderung:
                           Nach Prof. Leist müsste die Normalwegkurve, damit sie
                              									allgemein brauchbar wäre, so geformt werden, dass die negative Beschleunigung zur
                              									Zeit des Ventilhubwechsels einen kleinen Wert besitzt. Mit anderen Worten, die
                              									negative Beschleunigungskurve müsste in der Mitte einen „Knick“ aufweisen.
                              									Dies ist für langsamgehende Steuerungen zulässig, für schnelllaufende – bei welchen
                              									gerade der allergünstigste Beschleunigungsverlauf angestrebt werden muss – jedoch
                              
                              									höchst unvorteilhaft, indem dadurch eine nicht unerhebliche Vergrösserung des
                              									Federdruckes, oder aber eine Verlängerung der Ventilspieldauer bedingt wird. Der
                              									Beweis für diese Behauptung ergiebt sich bei Betrachtung der Fig. 5 meines Aufsatzes (S. 373). Dort weist die p'-Kurve einen solchen Knick auf, dafür aber auch, im
                              									Vergleich zur p-Kurve wesentlich grössere negative
                              									Maximalwerte. Bei Beibehaltung des Federdruckes müsste die Wegkurve
                              									auseinandergezogen werden.
                           Die unbeschränkte Anwendung einer Normalwegkurve ist somit verwerflich. Damit gebe ich aber keineswegs
                              									zu, dass das „Anwendungsgebiet sehr beschränkt sei“. Zwei Kurven, eine
                              									auseinanderziehbare, für langsamlaufende, und eine, den günstigsten negativen
                              									Beschleunigungsverlauf ergebende, für schnelllaufende Steuerungen werden für alle
                              									Verhältnisse genügen.
                           Legnano, den 3. Nov. 1902.
                           W. Schenker.
                           Der Ansicht, welche Herr Schenker in seiner Zuschrift
                              									vom 3. November ausspricht, kann ich mich nicht anschliessen. Dass die negative
                              									Beschleunigung zur Zeit des Ventilhubwechsels einen (absolut) kleinen Wert besitzt,
                              									halte ich auch bei schnellgehenden Maschinen zur Erzielung möglichst kleiner
                              									Federkraft für unvermeidlich. Die negative Beschleunigung muss zunächst beim
                              									Niedergang überhaupt kleinere Werte als beim Aufgang haben, weil bei der Eröffnung
                              									des Ventils die Reibung in der Stopfbüchse der Ventilspindel (wie auch die sonstigen
                              									Reibungswiderstände) die Kraft der Feder unterstützt, bei der Schlussbewegung
                              									derselben entgegenwirkt. Diese Reibung, deren Betrag von dem stärkeren oder
                              									geringeren Anziehen der Stopfbüchse sowie sonst von deren Behandlung abhängt, muss
                              									vorsichtiger Weise mit ziemlich hohem Betrage angenommen werden. Für den Punkt der
                              									Kurve aber, wo das Ventil sich zu schliessen beginnt, ist ein viel grösserer Betrag des Reibungswiderstandes als im
                              									Mittel zu Grunde zu legen, weil in diesem Augenblick der Reibungskoeffizient der Ruhe in Betracht kommt. Hier muss der
                              									Beschleunigungswiderstand besonders klein gehalten werden, damit die Federkraft zur
                              									Ueberwindung der anderen Widerstände möglichst unvermindert zur Verfügung steht, und
                              									so tritt ganz von selbst der „Knick“ auf, welcher, wenn wirklich plötzliche
                              									Kraftschwankungen vermieden werden müssen, die Bedingung für die Zulässigkeit eines
                              									Auseinanderziehens der Kurve darstellt.
                           Uebrigens braucht das Wegfallen eines gewissen Betrages von Beschleunigungsfläche an
                              									dieser einen Stelle durchaus nicht zur Folge zu haben, dass die Verhältnisse
                              									hierdurch im übrigen beträchtlich ungünstiger werden. Wenn die Beschleunigungskurve
                              									vor und nach dem Ventilhubwechsel mit einigermassen konstantem Betrag der Ordinaten
                              									angenommen und ihr nicht, wie in der p'-Kurve der von
                              									Herrn Schenker angezogenen Fig. 5, ganz willkürlich an einer Stelle eine stark hervorragende Spitze
                              									gegeben wird, so wird der Maximalwert der negativen Beschleunigung und damit der
                              									Federdruck nur recht unerheblich grösser als sonst.
                           Danach muss ich bei der Ansicht beharren, dass eine und dieselbe, beliebig in der
                              									Mitte auseinander zu ziehende Normalwegkurve unbeschränkt für schnell- wie für
                              									langsamlaufende Maschinen mit Vorteil zu verwenden ist.
                           Berlin, den 8. Nov. 1902.
                           C. Leist.