| Titel: | [Kleinere Mitteilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 127 | 
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                        [Kleinere Mitteilungen.]
                        [Kleinere Mitteilungen.]
                        
                     
                        
                           Bücherschau.
                           Die Rohstoffe des
                                 										Pflanzenreiches, Versuch einer technischen Rohstofflehre des
                              									Pflanzenreiches von Dr. Julius Wiesner, O.-Oe.
                              									Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen an der Wiener Universität.
                              									Zweite gänzlich umgearbeitete und vermehrte Auflage. 7. bis 10. Lieferung S.
                              									161–860. Mit Textfiguren S. 45–248. Leipzig. Verlag von Wilhelm Engelmann.
                              									1902.
                           Nach der Besprechung einiger Nadelhölzer durch K.
                                 										Wilhelm als Abschluss des siebzehnten Abschnittes „Hölzer“ ist die 7. und zum grössten Teile auch die 8.
                              									Lieferung dem achtzehnten Abschnitte, der „Fasern“, gewidmet. Wiesner schickt
                              									der speziellen Beschreibung der wichtigeren Fasern den praktischen Bedürfnissen des
                              									Werkes entsprechend – einleitende Bemerkungen über den anatomischen Bau, die
                              									physikalischen und chemischen Eigenschaften der Fasern voran und fasst in einem
                              									besonderen Paragraphen „die Kennzeichen der Fasern“ zusammen. Dieser Teil der
                              									Abhandlungist für das Studium der Fasern von besonderer Bedeutung, weil die
                              									Feststellung der Merkmale faseriger Gebilde von einem allgemeineren Standpunkte
                              									gegeben wird. Wiesner beweist an Beispielen die
                              									Notwendigkeit der Prüfung der Doppelbrechung der Pasern, ihr Verhalten gegen
                              									Jodschwefelsäure, Kupferoxydammoniak und den Holzstoftreaktionen, zeigt die
                              									Wichtigkeit der Bestimmung der Länge und Breite der rohen Fasern und ihrer
                              									Elementarorgane, und macht aufmerksam auf die Heranziehung auffälligerer, auf den
                              									anatomischen Bau der Fasern beruhenden Kennzeichen, sowie der Stegmata und der
                              									Morphologie der Asche. Die zusammengestellte Uebersicht der Faserpflanzen ist völlig
                              									erschöpfend gegeben: im besonderen Teile werden 43 Fasern abgehandelt, welche Wiesner nach dem neuesten Stande der wissenschaftlichen
                              									Forschung beleuchtet. In einem Anhänge bietet Wiesner
                              									eine wertvolle, sachliche und recht interessante kulturhistorische Darstellung der
                              									Papierfasern. Dieselbe erfährt, wie Referent hier einschalten will, durch eine neue,
                              									der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegte Arbeit über
                              									ostturkestanische und anderer asiatischer Papiere eine höchst wichtige
                              									Ergänzung.
                           Im neunzehnten Abschnitte bespricht A. E. v. Vogl die
                              											„unterirdischen Pflanzenteile“, und hat
                              									nach Voranstellung einer Uebersicht der hier in Betracht kommenden Pflanzen in einem
                              									besonderen Teile zehn für die Technik wichtige Wurzeln in einer diesem Forscher
                              									eigenen klaren und präzisen Form eingehend dargelegt, so z.B. Curcuma, Süssholz, Seifenwurzeln, Krapp u.a.m. Die
                              											„Zuckerrübe“ wird in einer besonderen,
                              									monographisch gehaltenen Abhandlung von F. Krasser
                              									beschrieben.
                           Bezüglich der Krankheiten der Zuckerrübe sei auf das für Praktiker bemerkenswerte
                              									Buch: „Die Krankheiten und tierischen Feinde der Zuckerrübe (1900)“ von A. Stift hingewiesen.
                           Krasser hat auch den Abschnitt: „Blätter und Kräuter“ (darunter ausführlich Tabak)
                              									gearbeitet; der nächstfolgende Abschnitt „Blüten und
                                    											Blütenteile“ rührt von K. Linsbauer
                              									her. Der zweiundzwanzigste Abschnitt „Samen“ und
                              									der daran sich anschliessende über „Früchte“
                              									(begonnen am Schlusse der 10. Lieferung) haben T. F.
                                 										Hanausek zum Autor.
                           Die Verfasser dieser Abschnitte haben in der sorgfältigsten Weise die technisch
                              									benutzten Pflanzenkörper zusammengestellt und die hervorragenderen Beispiele in
                              									erwünschter Ausführlichkeit besprochen. Dabei wurden mancherlei ältere
                              									Literaturangaben richtig gestellt und die Resultate der neuesten Untersuchungen
                              									berücksichtigt (z.B. bei Safran, Rosenöl, Rosenwasser. Gewürznelken, Kakao, Senf
                              									u.a.m.).
                           Die gründliche Durchsicht dieser vier Lieferungen lässt den hohen Wert des bald zum
                              									Abschluss gebrachten Werkes von Wiesner voll erkennen.
                              									Volle Ausnutzung der naturwissenschaftlichen Methoden, kritische Zusammenfassung der
                              									Literatur, gewissenhaft durchgeführte Originaluntersuchungen und Forschungen gaben
                              									die Direktive, die den einzelnen Abschnitten und Paragraphen zugrunde liegen.
                           Die reichlich eingestreuten vorzüglichen Illustrationen erleichtern die Auffassung
                              									der textlichen Erläuterungen und beleben die Abhandlungen.
                           Die tadellose Ausstattung empfiehlt das Werk auch nach seiner äusseren Form auf das
                              									beste.
                           Das Werk ist ein Buch für die Praxis, denn die wissenschaftliche Rohstofflehre ist
                              									und bleibt für die Lösung technischer Aufgaben ein grundlegender Behelf, der die
                              
                              									technologische Behandlung der Materialien in die richtige Bahnen leitet.
                           
                              Eduard Hanausek.
                              
                           Altrömische Heizungen von O. Krell, Ingenieur. Mit 39 Textfiguren und 1 Tabelle.
                              									München und Berlin, R. Oldenbourg.
                           Der Verfasser weist nach, dass weder in den sogenannten Hypokausten der
                              									pompejanischen Bäder noch in den Hohlräumen der Wände derselben jemals Feuergase
                              									zirkuliert haben können und dass diese Bäder auch die kurze Zeit nach Einrichtung
                              									der Unterkellerung (Hypokausten) bis zur Zerstörung Pompejis ebenso durch
                              									Holzkohlenpfannen beheizt wurden, wie es unbestritten jahrhundertelang vorher
                              									geschehen ist.
                           Da aber die Einrichtungen der gut erhaltenen pompejanischen Bäder vorbildlich für die
                              									Ergänzung der an anderen Orten aufgefundenen stark zerstörten Reste von Römerbauten
                              									erachtet worden sind, ist der von dem Verfasser festgestellte, von der bisherigen
                              									Auffassung gänzlich abweichende Zweck der sogenannten Hypokausten von grossem
                              									Einfluss auf die Zweckbestimmung der Raume auch dieser Baureste.
                           Es wird deshalb erforderlich sein, an Hand dieser neugewonnenen Anschauungen die
                              									bisher angenommene Zweckbestimmung der Räume römischer Baureste, bei welchen bis
                              									jetzt jede Unterkellerung als Heizeinrichtung betrachtet wurde, einer Revision zu
                              									unterziehen, eine Aufgabe, welcher der Verfasser für einige der bekanntesten von ihm
                              									besichtigten römischen Niederlassungen, in einem Anhange zu entsprechen sucht.
                           Knolls Taschenbuch zum Abstecken der
                                 										Kurven, 2. Auflage, neu bearbeitet von W.
                                 										Weitbrecht, mit 41 Figuren und 11 Zahlentafeln. Stuttgart bei Arnold
                              									Bergsträsser (A. Kröner) 1902.
                           Bücher dieser Gattung sind von jeher begehrt, denn sie bilden einen wertvollen, ja
                              									unentbehrlichen Behelf für die Praxis; angemessen ihrem grossen Verbrauche ist auch
                              									ihre Zahl eine ansehnliche. Da aber für die Verfasser zumeist die eigene Erfahrung
                              									und sein engeres Bedürfnis hinsichtlich des gewählten Stoffumfanges und seiner
                              									Behandlungsweise ausschlaggebend ist und diese Erfahrungen und Bedürfnisse denn doch
                              									vielfach auseinander gehen, während das Druckwerk schon vermöge seines compendiösen
                              									Formates als Taschenbuch eine möglichst strenge Stoffökonomie erheischt, so darf es
                              									nicht wundernehmen, wenn vor allem die in Betracht kommenden in der Regel ganz
                              									vortrefflichen Hilfsbücher, das eine diese, das andere jene Lücke offen
                              									lässt.Professor W. Weitbrecht war nun bestrebt,
                              									das altbewährte Knollsche Handbuch im Sinne sämtlicher
                              									neuester Arbeiten gleicher Art umzugestalten und so umfassend zu vervollständigen,
                              									dass alles Gute der gesamten einschlägigen Litteratur aufgenommen werden und alle
                              									bisherigen Lücken ausgefüllt erscheinen sollten. Und in der That darf dem Herrn
                              									Verfasser zugestanden werden, dass er die ihm gestellte schwierige Aufgabe in
                              									vorzüglichster Weise zu lösen verstand, und dass namentlich der erste Abschnitt des
                              									Tagebuches (von Seite 1 bis 169) alles enthält, worüber der Eisenbahn- oder
                              									Strassenbauingenieur betreffs des Absteckens von Kreisbögen und Uebergangskurven
                              									Anleitungen bedarf und was er zu den bezüglichen rechnerischen Durchführungen an
                              									Gleichungen und Formeln zur Hand haben muss.
                           Keine der am Felde verwendbaren, bequemen Interpolationsmethoden, die sonst selten
                              									besprochene Absteckung mittels Polarkoordinaten nicht ausgenommen, bleibt
                              									unberücksichtigt, und gewissen wichtigen Sonderanwendungen, nämlich
                              									Schienenüberhöhung, Uebergangskurven, Spurerweiterung, Ausrundung der
                              									Neigungswechsel und Achsenversicherung ist ein besonderes, eingehendes Kapitel
                              									gewidmet. Auch wird in der allgemeinen Behandlung dem Umstände Rechnung getragen,
                              									dass neben der Sexagesimalteilung des Kreises heutigen Tages auch die
                              									Zentesimalteilung schon vielfach Benutzung findet. Der Inhalt lässt also nichts
                              									weiter zu wünschen übrig und da auch die äussere Ausstattung hübsch und zweckmässig
                              									ist, darf diese Neubearbeitung des Knollschen
                              									Handbuches allen Interessenten wärmstens empfohlen werden.
                           
                              L. K.
                              
                           Cours d'Électricité, par H. Pellat,
                                 										Professeur à la Faculté des Sciences de l'Université de Paris, I. Band,
                              									Elektrostatik, Ohmsches Gesetz, Thermoelektrizität.
                              									Paris 1901. Gauthier-Villars.
                           Vorliegendes Werk des bekannten französischen Gelehrten stellt den I. Band eines
                              									umfangreicheren das ganze Gebiet der theoretischen Elektrizitätslehre umfassenden
                              									Werkes dar und behandelt der Hauptsache nach die Elektrostatik, wogegen das I Ohm sehe Gesetz und die Thermoelektrizität nur einen
                              									relativ geringen Raum ausfüllen. Auf den reichen Inhalt dieses ersten Bandes
                              									einzugehen dürfte wohl gestattet sein zu unterlassen, da hierbei doch nur bereits
                              									anderwärts vielfach gesagtes wiederholt werden müsste und ausserdem für die
                              									Beurteilung eines Werkes die Wiedergabe des Inhaltsverzeichnisses keinen
                              									Anhaltspunkt für den Wert oder Unwert eines Buches zu geben vermag. Der Stoff ist
                              									doch ein für alle mal gegeben und hängt der Wert eines Buches, welches sich nur mit
                              									bekannten Thatsachen zu beschäftigen hat, vornehmlich von der den Zwecken
                              									entsprechenden richtigen Auswahl des Stoffes und der Art und Weise ab, wie dieser
                              									Stoff verarbeitet, bezw. mundgerecht gemacht wurde. Bei einem Lehrbuche, welches wie
                              									dieses, ist es doch aus den Vorträgen des Verfassers an der Sorbonne hervorgegangen,
                              									reine Lehrzwecke verfolgt, hängt es daher in erster Linie davon ab, inwieweit dieser
                              									Zweck erreicht wird und welche Anforderungen in Bezug auf Vorkenntnisse an den
                              									Lernenden gestellt werden. Wiewohl nun dieses Buch für Studierende bestimmt ist,
                              									welche sich bereits ein gediegenes mathematisches Wissen erworben haben müssen, war
                              									der Verfasser doch bestrebt, nicht nur durch Wahl der einfachsten Beispiele, sondern
                              									dadurch, dass er die erforderlichen mathematischen Ableitungen auf das Notwendigste
                              									beschränkte und dieselben auf das Einfachste gestaltete, das Erfassen des in Rede
                              									stehenden Gegenstandes möglichst zu erleichtern. Es ist nun dem Verfasser nicht nur
                              									als eminenten Theoretiker, sondern auch als bewährten Pädagogen in ausnehmender
                              									Weise geglückt, ein Werk zu schaffen, welches durch seine klare und einfache
                              									Darstellung den an ein solches Werk zu stellenden bedeutenden Anforderungen im
                              									vollsten Masse Rechnung trägt. Dass Verfasser hierbei seine eigenen Wege ging und
                              									von der sonst gebräuchlichen Methode abwich, ist dem Werke nur als besonderer Vorzug
                              									anzurechnen. Speziell wurde hier die Elektrostatik nicht auf Grundlage des Coulombschen Gesetzes behandelt, da selbes wohl für die
                              									atmosphärische Luft und für alle homogenen Dielektrika nicht aber für nichthomogene,
                              									nichtleitende Körper Geltung hat, weshalb früher zu diversen Hypothesen gegriffen
                              									werden musste, um dies zu erklären, was leicht zu Verwirrungen Anlass gab. Wie nun
                              									der Verfasser schon früher gezeigt hat, ist es leicht möglich, durch enges
                              									Anschliessen an die durch klassische Experimente gewonnenen Thatsachen eine ganz
                              									allgemeine Studie der Elektrostatik aufzubauen und aus derselben allgemein giltige
                              									Formeln ohne Rücksicht darauf, ob der isolierende Körper homogen sei oder nicht,
                              									abzuleiten. Dieser Methode ist er nun treu geblieben und ist dies als spezieller
                              									Vorzug des Werkes besonders hervorzuheben. Die bereits erwähnten Vorzüge lassen den
                              									ersten Band dieses Werkes, als eines der besten auf diesem Gebiete bestehenden Werke
                              									bezeichnen. Druck, Zeichnungen und Ausstattung sind allen Anforderungen Rechnung
                              									tragend.
                           
                              A. P.