| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 416 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Elektrolytische Glühkörper.
                           Elektrolytische Glühkörper bestehen aus gewissen Metalloxyden (z.B. Thoroxyd,
                              									Magnesia, Zirkonoxyd, Yttriumoxyd) und deren Gemischen, die erst bei höherer
                              									Temperatur den elektrischen Strom leiten und zwar nach der Ansicht von NernstZeitschrift
                                    											für Elektrochemie 6 (1899), S. 41.
                              
                              									nicht wie die Metalle, sondern elektrolytisch, wie Lösungen und geschmolzene Salze,
                              									in denen elektrisch geladene Bestandteile (Ionen) die Elektrizität von Pol zu Pol
                              									überführen. Weil beim Glühen diese Substanzen erheblich stärkere Leuchtkraft
                              									besitzen als Kohle, werden sie in grossem Massstabe als Leuchtkörper angewandt und
                              									zwar einerseits als „Glühstrümpfe“ im Gasglühlicht, andererseits in den Nernst lampen, in denen an Stelle des Kohlenfadens der
                              
                              									gewöhnlichen elektrischen Glühlampen ein Stäbchen aus solchen Erdmetalloxyden durch
                              									den Strom zur Weissglut erhitzt wird, nachdem durch eine Hilfsvorrichtung der Körper
                              									soweit vorgewärmt worden ist, dass er den Strom leitet.
                           Im Widerspruch zu der Annahme, dass diese Glühkörper durch den Strom elektrolysiert
                              									werden, steht die Tatsache, dass sie Hunderte von Stunden mit Gleichstrom brennen
                              									können, während die Rechnung ergiebt, dass ein Stäbchen von 0,1 g Gewicht durch
                              									einen Strom von 0,9 Ampére bei quantitativen Verlauf der Elektrolyse in 5 Minuten in
                              									seine Bestandteile zerlegt würde. Zur Erklärung nimmt Nernst an, dass der an der Anode durch die Elektrolyse entwickelte
                              									Sauerstoff zur Kathode diffundiert und dort im Verein mit dem Sauerstoff der Luft
                              									das elektrolytisch abgeschiedene Metall in Oxyd zurückverwandelt, so das im
                              									wesentlichen die Zusammensetzung des Glühkörpers ungeändert bleibt. Bei Wechselstrom
                              									ist eine merkliche Elektrolyse von vorn herein nicht zu erwarten, weil das eben
                              									entstandene Metall beim nächsten Polwechsel sofort wieder durch den an der gleichen
                              									Stelle abgeschiedenen Sauerstoff oxydiert wird.
                           Diese Theorie hat BoseAnnalen der Physik (4. Folge), 9 (1902) S. 164. experimentell
                              									geprüft.
                           Als er eine Nernstsche Glühlampe luftleer pumpte, nahm
                              									ihre Helligkeit bis zur dunklen Rotglut ab, während gleichzeitig die elektrische
                              									Spannung an den Lampenpolen erheblich sank; der Widerstand des glühenden Stiftes
                              									hatte mit sinkendem Drucke rasch abgenommen. Als er wieder Luft einströmen liess,
                              									wurde der Stift fast augenblicklich wieder weissglühend und die Spannung zeigte den
                              									ursprünglichen Wert.
                           Liess er nach längerem Brennen im Vakuum erkalten und dann erst Luft zuströmen, so
                              									zeigte der ursprünglich weisse Stift eine dunkelgraue, nach langem Auspumpen sogar
                              									eine tiefschwarze Farbe mit deutlichem Metallglanz, der bei gewöhnlicher Temperatur
                              									an der Luft auch erhalten bleibt. Wurde nun der Stift an der Luft eine kurze Zeit
                              
                              									zum Glühen erhitzt, so wurde er allmählich wieder ganz weiss. Diese Erscheinungen
                              									sieht Böse als Beweis dafür an, dass an der Kathode
                              									Metall durch den Strom abgeschieden wird.
                           Die Annahme, dass an der Anode durch gleichgerichteten
                              									Strom Sauerstoff fortdauernd entwickelt wird, stimmt mit Boses Angabe überein, dass er auch bei beliebig langem Pumpen, wenn der
                              									Stift durch Gleichstrom erhitzt wurde, kein hohes Vakuum erzielen konnte, wohl aber
                              									leicht, wenn der Stift kalt war oder Wechselstrom benutzt wurde. Brennt man mit
                              									Wechselstrom, so bleibt nach Bose die Leitfähigkeit und
                              									das Aussehen des Stiftes auch im Vakuum ungeändert.
                           Die Tatsache, dass in der Nernstlampe das kathodische Ende des Stiftes schwächer
                              									glüht, erklärt Bose durch eine verästelte
                              
                              									Metallausscheidung, die den Widerstand an der Kathode verringere und sich durch eine
                              									geringe, Schwärzung auch bei Atmosphärendruck bemerkbar mache. Dass durch
                              									Vertauschen der Pole die Lebensdauer der Glühkörper vermindert wird, erklärt Bose durch die bei der raschen Oxydation des Metalles
                              									eintretende plötzliche Volumveränderung, die das Gefüge des Stäbchens lockert.
                           In Sauerstoff, der auf 6 Atmosphären zusammengepresst ist, zeigt sich die
                              									Metallausscheidung vermindert und die Spannung um 6-8 Volt höher.
                           Solche elektrolytischen Glühkörper erteilen auch der umgebenden Luft in glühendem
                              									Zustande eine gewisse Leitfähigkeit; man sucht dies dadurch zu erklären, dass
                              									elektrisch geladene Teilchen des „ionisierten“ Gases sich an diesen
                              									Glühkörpern entladen.
                           An die Versuche von Bose anknüpfend teilt Ewald RaschAnnalen
                                    											der Physik (4. Folge) 11 (1903), S.
                                    										202. Beobachtungen über „Gasentladungen an elektrolytischen
                                 										Glühkörpern“ mit. Nach Rasch treten die
                              									Gasentladungen sowohl bei Gleichstrom, wie bei Wechselstrom auf, bei vermindertem,
                              									wie beiAtmosphärendruck; sie können zur Erzeugung eines kontinuierlichen
                              									Lichtbogens benutzt werden, wenn man durch Vorwärmung den Elektroden die
                              									erforderliche Leitfähigkeit gibt.
                           Die Lichtausbeute derartiger Bogenlampen ist nach der Angabe von Rasch hoch, so dass seine Anordnung vielleicht
                              									technische Anwendung finden kann, falls die Stäbe aus diesen Erden genügende
                              									mechanische Widerstandsfähigkeit besitzen und die Vorwärmung in einfacher und
                              									praktischer Weise bewirkt wird.
                           Bei den gewöhnlichen Kohlenbogenlampen stammt der weitaus grösste Teil ihres Lichtes
                              									von den weissglühenden Kohlenspitzen, der im wesentlichen aus glühenden Gasen
                              
                              									bestehende Lichtbogen selber leuchtet nur schwach; in dem Bremer- und dem Siemens licht werden durch
                              									Zusatz von Flussspat und anderen, erst bei sehr hoher Temperatur verdampfenden
                              									Körpern feste Substanzen in den Lichtbogen geführt und so dessen Hitze zur
                              									Lichterzeugung ausgenutzt. Rasch erhöht die
                              									Lichtausbeute dadurch, dass er die Elektroden aus Stoffen bildet, die ein sehr hohes
                              									Lichtemissionsvermögen besitzen. (D. R. P. 117214).
                           Auch als Heizquelle für elektrische Oefen hat Rasch in
                              									Gemeinschaft mit Blau diese elektrolytischen Glühkorper
                              									in Aussicht genommen. (Patentanmeldung B. 24603 IV 21 h, 19. 4. 1899).
                           
                              Dr. Kurt Arndt.
                              
                           
                        
                           Warnungssignal für Bahnübergänge.
                           Eine neue Art von elektrischen Warnungssignalanlagen, die an der unbewachten
                              									Niveaukreuzung der westfälischen Kleinbahn mit elektrischem Betriebe, Neuhaus-Senne,
                              									mit der eingleisigen Staatsbahn Paderborn-Brackwede, nahe der Station Sennelager,
                              									angebracht worden ist, verdient allgemeine Beachtung, weil sie selbsttätig dem
                              									Wagenführer der elektrischen Bahn das Herannahen eines Zuges der Staatsbahn nicht
                              									nur durch ein Läutewerk, sondern auch durch ein sichtbares Zeichen ankündet. Der
                              									Apparat wird ohne Mitwirkung von Menschenkraft unmittelbar durch den herannahenden
                              									Zug in Tätigkeit gesetzt. Allerdings ist zum Betriebe einer derartigen Anlage
                              									elektrischer Starkstrom nötig, dessen Zuleitung jedoch in der Nähe von
                              									Elektrizitätszentralen keiner Schwierigkeit begegnet. Das oben erwähnte
                              									Warnungssignal gleicht in der Form vollkommen dem gewöhnlichen Streckenläutewerk,
                              									birgt aber in seinem eisernen Mantel einen kleinen, schnelllaufenden Elektromotor,
                              									welcher durch Zahnradübertragung und durch Vermittlung von Winkelhebel und Zugdraht
                              									den Hammer eines Läutewerkes zum Anschlagen bringt, gleichzeitig treten durch den
                              									elektrischen Strom vier Glühlampen, von denen drei in einer grossen Signallaterne
                              									angebracht sind, während die vierte auf der Station Sennelager als Kontrollampe
                              									dient, in Tätigkeit. Das Motorläutewerk wird durch den herannahenden Zug mittels
                              									zwei Kontakten, die etwa 500 m vor und hinter der Kreuzung liegen, eingeschaltet,
                              									während ein dritter Kontakt unmittelbar bei dem Bahnübergange eingebaut ist. Beim
                              									Befahren des ersten Kontaktes bringt der Zug das Läutewerk zum Ertönen und auf den
                              									weissen Scheiben der Laterne leuchtet die Inschrift „Zug kommt“ auf. An der
                              									Kreuzung angelangt; schaltet der Zug mittels des zweiten Kontaktes das Läutewerk und
                              									die Glühlampen wieder aus, und das Befahren des dritten Kontaktes führt das auf der
                              									Station Sennelager aufgestellte Schaltwerk wieder in die Normalstellung zurück.
                              									Schaltwerk und Schienenkontakte sind durch eine Drahtleitung verbunden, während die
                              									Zuleitung des elektrischen Stromes nach dem Schaltwerk auf Station Sennelager und
                              									von diesem nach dem Läutewerk durch eine Kupferdrahtleitung erfolgt. Die ganze
                              									Anlage, von der Siemens & Halske Aktiengesellschaft
                              
                              									hergestellt, hat sich trotz ihrer Einfachheit bisher bewährt und ihre Einführung für
                              									unbewachte Bahnübergänge in der Nähe von grossen Eisenbahnstationen mit elektrischen
                              									Zentralen dürfte wesentlich zur Sicherung des Verkehrs beitragen.
                           
                        
                           Spiritusmotorboot.
                           Im Hamburger Hafen verkehrt seit einiger Zeit ein Spiritusmotorboot, das im
                              									Inspektionsdienst der „Hamburg-Amerika-Linie“ verwandt wird. Das gefällige,
                              									10 m lange Boot ist mit einer Kajüte ausgestattet, hat eine Maschine von 23
                              									indizierten PS, die ihm eine Geschwindigkeit von 8 Knoten verleiht, und hat 15000
                              									Mk. gekostet.
                           Der Motor wird zunächst mit Benzin angeheizt und diese Heizung nach dem Antrieb durch
                              									Heizung mit denaturiertem Spiritus von 90 v. H. ersetzt. Der Spiritusverbrauch
                              
                              									beträgt 0,6 l f. d. PS und Stunde. Durch elektrische Zündung ist jederzeit ein
                              									schneller Antrieb gesichert, und Geräusch wie Geruch sind bei diesem Motor gegenüber
                              									anderen Systemen auffallend gering. Die Spiritus –industrie will an diesem
                              									Versuchsboot die Verwendbarkeit des Spiritusbetriebes für Schiffszwecke
                              									beweisen.