| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 448 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Neues Verfahren zur Prüfung von Eisenbahnschienen.
                           In der „Revue Industrielle“ vom 24. Januar d. J. berichtet M. Ch. Frémont über ein neues Verfahren zur Prüfung von
                              									Eisenbahnschienen, welches sich besonders zur Abnahme von Schienenlieferungen eignen
                              									soll.
                           Nach Ansicht Frémonts sind die in Frankreich
                              									gebräuchlichen Versuchsverfahren:
                           
                              1. der Zugversuch, zur Bestimmung der Bruchfestigkeit und
                                 										Dehnung des Materials,
                              2. der Biegeversuch unter stetig fortschreitender Belastung zur
                                 										Ermittlung der Elastizitätsgrenze,
                              3. der Schlagbiegeversuch, zum Zwecke der Feststellung, in
                                 										welchem Masse das Material elastisch ist,
                              
                           zwar alle drei zur Beurteilung des Materials von erheblicher
                              									Bedeutung, lassen jedoch in vielen Fällen gerade diejenigen Eigenschaften des
                              									Materials nicht zu Tage treten, die oft plötzliche Brüche im Betriebe herbeiführen.
                              									Solche Schienen, die im Betriebe plötzlich zum Bruch kamen, können sehr wohl bei
                              									allen drei Versuchsarten normalen Abnahmebedingungen genügt haben, wohingegen das
                              									Gefüge auf den Bruchflächen der Schienen ohne weiteres erkennen lässt, dass die
                              									Gründe für den plötzlichen Bruch in der Ungleichmässigkeit des Materials, im
                              									Vorhandensein unganzer Stellen oder harter Einlagerungen zu suchen sind. Häufig
                              
                              									pflegt bei solchen Schienen das Material der äusseren Zonen des Profils, die in der
                              
                              									Hauptsache die Belastung aufnehmen, ganz normale Eigenschaften zu haben. Die
                              									ungesunden Stellen im Innern derSchiene werden jedoch durch die
                              									Dauerbeanspruchung im Betriebe Veranlassung zu Anbrüchen, die sich von innen nach
                              									aussen fortpflanzen und schliesslich unerwartet zum Bruch der Schiene führen,
                              									geben.
                           Um auch durch den Versuch sichere Anhaltspunkte für die Verwendbarkeit des
                              									abzunehmenden Schienenmaterials zu gewinnen, soweit dies überhaupt im Rahmen einer
                              									Abnahmeprüfung möglich ist, schlägt Frémont
                              									Schlagbiegeversuche mit eingekerbten Schienen vor. Er verwendet hierzu
                              									Schienenabschnitte von ½ m Länge, deren Fuss in halber
                              									Länge des Stückes mit einer Rundkerbe versehen ist, die bis in die Mitte des
                              									Fussquerschnittes hineinreicht. Die Schiene wird an beiden Enden auf halbzylindrige,
                              									gehärtete Stahlunterlagen von 14 mm Durchmesser, die 40 cm von einander entfernt
                              									liegen, mit der eingekerbten Seite nach unten aufgelegt. Das Bärgewicht wird so
                              									schwer gewählt, dass Schienen selbst aus bestem Material bei 5 m Fallhöhe zum Bruch
                              									gebracht werden. Nach dem Bruch werden die Bruchflächen aneinander gelegt, und als
                              									Gütemasstab dient entweder die Dehnung des Materials auf der eingekerbten Seite oder
                              									der Biegewinkel oder die Durchbiegung beim Bruch.
                           Für Schienen aus sonst ganz normalem Material fand Frémont bei diesem Verfahren teilweise Durchbiegungen von 6-20 mm, während
                              									andere gar keine Durchbiegung zeigten.
                           Zur praktischen Schienenabnahme wäre nach Ansicht Frémonts bei Anwendung dieses Verfahrens nur die Festsetzung der
                              									niedrigsten zulässigen Durchbiegung beim Bruch als Abnahmebedingung
                              									erforderlich.
                           
                              Mlr.