| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 655 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Beeinflussung des Flussmetalls durch Zusatz von
                              									Aluminium.
                           (Auszüglich aus Jern kontorets Annaler 1902, Heft 6 und 7.)
                           Als klassische Arbeit über die Beeinflussung von Eisen und Stahl durch Zusatz von
                              									Aluminium sind die Untersuchungen des bekannten Metallurgen R. A. Hadfield, Sheffield, anzusehen, die derselbe 1890 gelegentlich der
                              									Herbstversammlung der Mitglieder des Iron and Steel Institutes in New York vorlegte.
                              									Bei diesen Untersuchungen, welche vom rein metallurgischen Standpunkt aus
                              									betrachtet, von grösster Bedeutung sind, suchte Hadfield Legierungen möglichst reinen Eisens mit Aluminium zuwege zu
                              									bringen, von welch letzterem in gewissen Fällen bis 5,6 v. H. im fertigen Produkte
                              									nachzuweisen waren. Von den dabei erzielten Ergebnissen mögen die nachfolgenden
                              									hervorgehoben werden: Der Schmelzpunkt wird durch Zusatz von Aluminium nur
                              									unbedeutend herabgesetzt und zwar, wie Osmond
                              									feststellte, bei 5 v. H. Aluminium im Stahle um etwa 25° C. Die Leichtflüssigkeit
                              									des Metalls nimmt merkbar ab, sobald der Aluminiumgehalt 0,5 v. H. übersteigt. Die
                              									Schmiedbarkeit der Legierung hört auf bei einem Aluminiumgehalte von 5,6 v. H. und
                              									ihre Schweissbarkeit vermindert sich bei Steigerung des Aluminiumgehaltes. Zerreiss-
                              									und Biegeproben ergaben, dass die Zähigkeit gross war, so lange der Aluminiumgehalt
                              									nicht 1,5 v. H. betrug; bei weiterem Steigen desselben schien eine Abnahme der
                              									Zähigkeit einzutreten; Streck- und Bruch grenze, sowie die Härte, erlitten nur
                              
                              									geringe Veränderung durch Aluminium. Das Bruchaussehen wurde mit steigendem
                              									Aluminiumgehalte gröber.
                           Zur Erzielung dichteren Gusses genügt nach Hadfield ein
                              									Aluminiumzusatz in Höhe von 1 v. H.
                           Schliesslich mag noch Hadfields Vergleich von Silicium
                              									und Aluminium als Zusatz zum Stahl erwähnt werden: beide vergrössern die Dichtigkeit
                              									des Materials; sie besitzen ungefähr gleiches Atomgewicht – Al = 27, Si = 28 – und üben ziemlich gleichen
                              									kalorimetrischen Effekt aus – Al = 7200, Si = 7830 –. Beide tragen zur Ausscheidung von Kohle in
                              									Form von Graphit bei und ausserdem zum Körnigwerden des Bruches, aber Aluminium
                              									wirkt in dieser Beziehung stets kräftiger als Silicium, und Hadfield war der Ansicht, dass letzteres mehr zum Rothbruche beitrage, als
                              									Aluminium.
                           Unter den vielen wertvollen Erörterungen im Anschluss an Hadfields Vortrag verdienen besonders die von J.
                                 										E, Stead und von J. O. Arnold hervorgehoben zu
                              									werden. Beide Metallurgen haben durch Versuche nachgewiesen, dass Aluminium von
                              									Kohlenoxyd neutralisiert wird; dies ist eine Tatsache, die umsomehr hervorgehoben
                              									werden muss, als dies Gas doch wohl eins der kräftigst reduzierenden sein dürfte,
                              									welches den Metallurgen zur Verfügung steht. Es ist deshalb auch von grosser
                              									Bedeutung, die Veranlassung zu kennen, die, wie bekannt, dazu führt, dass Kohlenoxyd
                              									zu den Gasen gehört, die von einem Eisenbade aufgenommen werden und infolgedessen
                              									zur Blasenbildung in den Gussblöcken führen.
                           Ausserdem spricht Stead wie Arnold die Ansicht aus, dass Aluminium eine chemische Verbindung mit dem
                              									Eisen eingeht, also mit demselben eine Legierung bildet. Als Grund für seine Ansicht
                              
                              									führt Stead aus, dass durch den Aluminiumzusatz das
                              									spezifische Gewicht eine Vergrösserung erfährt, derart, dass 77 Raumteile Eisen und
                              									23 Raumteile Aluminium nicht 100, sondern nur 97,3 Raum teile Aluminiumeisen bilden.
                              									Ergebnisse anderer Versuche, die Stead mit Tiegelstahl
                              									aus einem und demselben Tiegel mit und ohne Aluminiumzusatz durchführte, zeigen im
                              									allgemeinen eine nicht unbedeutende Vergrösserung der Dehnbarkeit und Zähigkeit,
                              									dagegen eine geringe Abnahme der Festigkeit; bei Prüfung als Federstahl,
                              									Schneidzeugstahl u.s.w. sowie gegen plötzliche Stosswirkungen und in bezug auf
                              									Widerstandsfähigkeit gegen Aetzung fand Stead meistens
                              
                              									keinen wesentlichen Unterschiedin der Beschaffenheit bei beiden Arten mit und
                              									ohne Zusatz an Aluminium. Wo ein solcher aber wirklich auftrat, wie z.B. bei
                              									Verwendung als Federstahl, sowie in der Widerstandsfähigkeit gegen Stosswirkungen,
                              									zeigte sich Stahl mit Aluminiumzusatz überlegen.
                           Schliesslich weist Stead darauf hin, dass die durch
                              									Aluminium vergrösserte Zähigkeit so ansehnlich ist, dass sie auch nach dem Ausziehen
                              									zu Draht noch zur Geltung kommt.
                           Prof. Arnolds Mitteilungen stützten sich auf eine Reihe
                              									von Untersuchungen, welche in der technischen Schule in Sheffield zur Ausführung
                              									gebracht worden waren und über die später im Iron and Coal Trades Review, Bd. 42, S.
                              									265 f., ausführlich berichtet wurde.
                           Arnolds Ansichten unterscheiden sich in sehr
                              									wesentlichen Punkten von denen Hadfields, welch
                              									letzterer im ganzen geringes Vertrauen in die Verwendbarkeit des Aluminiums beim
                              									täglichen Betriebe setzt. Arnold ist durch seine
                              									Versuche zu dem Schlusse gekommen, dass der Einfluss des Aluminiums auf die
                              									Dichtigkeit des Stahles nahezu 20 mal so gross ist, als der des Siliciums. Diese
                              									Behauptung wird seitens Hadfield bestritten, der den
                              									Unterschied zwischen Aluminium und Silicium in dieser Beziehung nur als ganz
                              
                              									unbedeutend erachtet.
                           Durch Brinells umfassende Untersuchungen der
                              									Bedingungen, unter denen dichte Blockgüsse erreicht werden, ist inzwischen
                              									klargestellt, dass Arnold in dieser Beziehung recht
                              									hat. Brinell fand, dass das Dichtungsvermögen des
                              									Aluminiums um 17,3 mal so gross ist, als das des Siliciums.
                           Nächst Hadfield erhob Prof. John
                                 										W. Langley, Pittsburg, gewichtige Einwendungen gegen den Wert des
                              									Aluminiumzusatzes und zwar in einem Vortrage, den er im Jahre 1901 bei der
                              									Herbstversammlung des American Institute of Mining Engineers hielt (Transactions of
                              									the American Institute etc. 1901, S. 233).
                           Langley ist der Ansicht, dass Aluminium als Zusatz in
                              									zweierlei Weise wirken kann:
                           1., zerlegend auf das im flüssigen Metalle befindliche Kohlenoxyd unter Bildung von
                              									Tonerde und freier Kohle, die vom Eisen aufgenommen wird und
                           2., das Lösungsvermögen des Eisens in bezug auf Gase vergrössernd.
                           Die Zuverlässigkeit seiner Ansicht stützt Langley
                              									darauf, dass die Gase, welche keine Verbindung mit dem Aluminium einzugehen
                              									vermögen, doch ungehindert entweichen und Blasenbildung herbeiführen müssten, auch
                              									wenn das Kohlenoxyd, wie gesagt, durch einen Aluminiumzusatz neutralisiert wird. Im
                              									übrigen hat Langley gefunden, dass der zur Verdichtung
                              									der Gussblöcke erforderliche Aluminiumzusatz bei weitem nicht so gross zu sein
                              									braucht, wie Hadfield annimmt – 0,10 v. H. – sondern
                              									dass 0,012 bis 0,050 v. H. in der Regel völlig dazu ausreichen.
                           Schliesslich berichtet Langley über einen von Mc Murtrie bei der Apollo Steel
                                 										Co. durchgeführten Versuch, bei Martinschmelzen an Stelle von Mangan
                              									Aluminium zuzusetzen. Der Versuch sei besonders günstig ausgefallen, indem er Stahl
                              									bester Beschaffenheit auch in bezug auf Bearbeitbarkeit zu dünnem Blech lieferte.
                              									Der dabei angewendete Zusatz belief sich auf etwa 0,03 Al. Dieses Ergebnis scheint
                              									im schärfsten Gegensatz zu den Beobachtungen von P. C.
                                 										Gilchrist (Journal of the Iron and Steel Institute 1890, S. 195) zu stehen,
                              									nach denen Aluminium keineswegs Rotbruch zu beseitigen oder zu verhindern vermag.
                              									Dieser Widerspruch dürfte vielleicht seine Erklärung darin finden, dass Aluminium
                              
                              									allerdings etwa im flüssigen Stahl vorhandenes Eisenoxydul zerteilt und somit den
                              									von letzterem verursachten Rotbruch beseitigt, nicht aber wie Mangan die vom
                              
                              									Schwefelgehalt des Bades veranlasste Rotbrüchigkeit mildert. Vielleicht arbeitete
                              										Mc Murtrie mit einer schwefelfreien aber etwas
                              									eisenoxydulhaltigen Schmelze, während Gilchrist mit
                              									ziemlich schwefelhaltigem Materiale zu tun hatte.
                           Nach Ledebur (Handbuch der Eisenhüttenkunde, 3. Auflage
                              										S. 876) ist das
                              									Dichtungsvermögen des Aluminiums so gut wie ausschliesslich abhängig von dessen
                              									Zerteilungsvermögen in bezug auf Eisenoxydul. Schon bei geringem Ueberschuss wirkt
                              									es schädlich, indem es die Flüssigkeit des Eisens herabdrückt, die Entweichung der
                              									Gase erschwert, die Pfeifenbildung in den Blöcken begünstigt und damit dessen
                              									Schmiedbarkeit und dessen Schweissbarkeit beeinträchtigt.
                           Styffe hebt wie Ledebur
                              									hervor (Jern kontorets Annalers 1892, S. 275), dass das Dichtungsvermögen des
                              									Aluminiums vor eilen Dingen seiner Fähigkeit zuzuschreiben ist, Eisenoxydul und
                              									Kohlenoxyd zu zerteilen. Dagegen hält er es kaum für möglich, dass die kleinen
                              									Mengen von Aluminium, die zugesetzt werden, und von denen die allermeisten nahezu
                              									unmittelbar neutralisiert werden, an sich das Lösungsvermögen des Metalles für die
                              									Gase in nennenswertem Masse erhöhen können.
                           Da Aluminium auf die Gase Wasserstoff und Stickstoff, die vor allen in bezug auf
                              									Blasenbildung in Frage kommen, keinen direkten Einfluss auszuüben vermag, so sucht
                              										Styffe die Ursache für den günstigen Einfluss
                              									dieses Metalles darin, dass das Eisenoxydul an und für sich die Aufnahmefähigkeit
                              									des Eisens in bezug auf Gase und die Kraft, dieselben festzuhalten, wesentlich
                              									herabdrückt, dass das Eisenbad diese Fähigkeiten aber beim Zusetzen von Aluminium
                              
                              									durch Befreiung vom Eisenoxydul wieder erhält. Es dürfte indessen doch zu bezweifeln
                              									sein, dass eine solche Erklärung gegenüber den tatsächlichen Verhältnissen
                              									stichhaltig ist. Nicht selten kommt Eisen vor, welches vor und während des Abstiches
                              									eine gewaltige Gasentwicklung erkennen lässt, ohne dass irgend welche Rotbrüchigkeit
                              									an ihm festzustellen war bei einer Probung, welche sofort nach seiner Entnahme aus
                              									dem Ofen durchgeführt wurde, als die Gasentwicklung noch nicht begonnen hatte. Aber
                              									für die letztere heftige Gasentwicklung dürfte doch wohl kaum das Eisenoxydul
                              									verantwortlich zu machen sein, die, wie die Erfahrung lehrt, unmittelbar nach einem
                              									geringen Zusätze an Aluminium gänzlich aufhört. Nach derzeitiger Auffassung dürfte
                              									die Annahme, dass Aluminium, welches sich tatsächlich sofort im ganzen Eisenbade
                              									verteilt bei seiner Zusetzung, und auch ausser seiner zerteilenden Wirkung auf
                              									Eisenoxydul und Kohlenoxyd, das Lösungsvermögen des Eisens gegenüber den Gasen in
                              									hohem Grade noch vergrössert, obschon ein zurückgebliebener Rest von
                              									Aluminiumanalytisch beim Flussmetalle nicht nachgewiesen werden kann, doch dazu
                              									am meisten die Veranlassung geben.
                           Schwedische Untersuchungen über den Einfluss des Aluminiums auf Eisen und Stahl
                              									liegen nur von Geijerstam vor (I. K. A. 1893, S. 263).
                              									Sie wurden in der Hauptsache an Stahl mit höherem Kohlegehalt ausgeführt. Hierbei
                              									lieferten Zug- und besonders Schlagproben für Stahl mit Zusatz von Aluminium
                              									äusserst günstige Ergebnisse. Bei so hartem Stahl fand es Geijerstam indessen zur Vermeidung von Pfeifenbildungen nötig, den
                              									Aluminiumzusatz mittels Senkbüchsen einzubringen.
                           Neuere Untersuchungen liegen vor von Brinell und Wahlberg. Eingehende Mitteilungen hierüber finden sich
                              									in J. K. A. 1902, Heft 6 und 7. Von ausführlicher Wiedergabe der Ergebnisse muss aus
                              									Raummangel Abstand genommen werden. Als hauptsächliches Ergebnis sei mitgeteilt,
                              									dass Festigkeitsversuche im Mittel aus hunderten von Proben eine geringe (1-3 v. H.)
                              									Steigerung der Festigkeit und Dehnbarkeit durch Aluminiumzusatz ergaben.
                           Am Schlusse seiner hier auszüglich wiedergegebenen Abhandlung fasst Ingenieur Wahlberg auf Grund seiner älteren und neueren Versuche
                              									seine Ansicht über die Wirkung des Aluminiumzusatzes wie folgt zusammen:
                           1. bei Stahl von ungewöhnlicher Härte sei ein richtig bemessener Aluminiumzusatz von
                              									Vorteil, vorausgesetzt, dass Anordnungen zur Vermeidung von Gaspfeifen im Gusse
                              									getroffen wären; durch einen solchen Zusatz würden die Dichte und die Homogenität
                              									des Blockmaterials vergrössert und die mechanischen Eigenschaften desselben
                              									verbessert;
                           2. bei weichem Stahle könne ein Zusatz von Aluminium ebenfalls von Nutzen sein, es
                              									müsse jedoch höchst vorsichtig vorgegangen werden.
                           Wenn die Frisch- und Abstichtemperatur der schliesslichen Zusammensetzung richtig
                              									abgepasst wären, dann dürfte ein Aluminiumzusatz nicht immer zu empfehlen sein, weil
                              									dadurch eine Verminderung der Festigkeit, besonders der Biegbarkeit herbeigeführt
                              									werden könne. Es dürfe auch nicht übersehen werden, dass man, wenn die
                              									Zusammensetzung des Stahlbades Blöcke mit Blasenbildung zwischen Kern und Oberfläche
                              									erwarten lasse, durch unangemessenen Aluminiumzusatz Blöcke mit
                              									Oberflächenblasenbildung erhalten könne.
                           
                              Dr. Leo.
                              
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Entwicklung des
                                 										Niederrheinisch-Westfälischen Steinkohlenbergbaues in der zweiten Hälfte des 19.
                                 
                                 
                                 										Jahrhunderts. Herausgegeben vom Verein für die bergbaulichen Interessen im
                              									Oberamtsbezirk Dortmund. Berlin. 1903, Julius Springer.
                           Von dem sehr umfangreichen und wertvollen Werke, das im ganzen 7 Bände umfassen wird,
                              									sind bisher erschienen:
                           Band II: Ausrichtung, Vorrichtung, Abbau, Grubenausbau.
                           Band IV: Gewinnungsarbeiten, Wasserhaltung.
                           Band V: Förderung.
                           Eine kurze Besprechung des letzten Bandes mag die Art und Weise der Behandlung des
                              									Stoffes verdeutlichen.
                           Da eine richtig angelegte Förderung unter Umständen eine Lebensbedingung für eine
                              									Grube sein kann, so ist es erklärlich, wenn die Verfasser des vorliegenden Teiles.
                              									Bergassessor Wilhelm Müller und Ingenieur Oldenburger, dieses Gebiet mit grosser Ausführlichkeit
                              									behandeln. Die gesamte Förderung ist eingeteilt in 4 Abschnitte: Fördermaterialien,
                              									Gruben–, Schacht- und Tagesförderung. Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit
                              									Förderwagen und Gestängen. Der zweite behandelt in erster Linie Seilbahnen, daneben
                              									die Förderung mit Pferden und Lokomotiven, sowie auf Bremsbergen und einfallenden
                              									Strecken. Kettenförderung, die im Saargebiet sehr beliebt ist, ist ganz
                              									fortgeblieben, da sie sich den eigentümlichen Verhältnissen der westfälischen Gruben
                              									nicht hat anpassen lassen und deshalb hier für den Betrieb unter Tage gar nicht mehr
                              									zur Anwendung kommt. Um so eingehender und wertvoller sind die Mitteilungen über
                              									Seilförderung, besonders über die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen. Ueber
                              									Anschaffungs- und Betriebskosten auf einer grossen Anzahl von Gruben geben
                              									ausführliche Tabellen Aufschluss. Es stellt sich heraus, dass von Bahnen mittlerer
                              									Leistung die Hälfte mit 7 bis 9 Pf. pro km arbeitet, ein Betrag, der sich nur unter
                              									sehr ungünstigen Verhältnissen bei geringer Leistung auf 20 Pf. und mehr erhöht,
                              									während bei Pferdeförderung der Durschnitt etwa 20 bis 25 Pf. beträgt.
                           Im dritten Kapitel: „Schachtförderung“ werden zunächst die verschiedenen
                              									Seilarten nach ihrer konstruktiven und wirtschaftlichen Seite hin erörtert. Von
                              									besonderem Interesse sind die Mitteilungenüber Koepe seile, sowie über zwei neuere Erfindungen von Felten & Guilleame, patentverschlossene und
                              									flachlitzige Seile, über die allerdings noch kein abschliessendes Urteil gefällt
                              									wird. Beide suchen den Fehler der gewöhnlichen rundlitzigen Seile zu vermeiden, dass
                              									nur einzelne Drähte zum Aufliegen kommen und daher schnell verschleissen. Die
                              									verschlossene Konstruktion verhindert ausserdem jegliches Eindringen von
                              									Feuchtigkeit in das Seilinnere.
                           Die folgenden Abschnitte behandeln Förderkorb und Schacht mit Ausrüstung sowie
                              									Fördergerüste, und endlich die Motore der Schachtförderung. Das Anwachsen der
                              									Fördertiefe, die nach Mitteilung des Verfassers in Westfalen heute meistens etwa 500
                              									m, zuweilen 700 bis 800 m beträgt, und die Vergrösserung der Leistung brachten es
                              									mit sich, dass die Fördergeschwindigkeit von 3 bis 6 m/Sek. auf 10 bis 11 m/Sek. im
                              									Mittel gesteigert werden musste. Damit ging Hand in Hand eine vollständige Umwälzung
                              									im Bau der Maschinen und Seiltrommeln, die auf geringes Gewicht der bewegten Massen
                              									und möglichst vollkommenen Ausgleich der Drehmomente hinzielte. Beides ist, wie der
                              									Verfasser ausführt, nur unvollkommen erreicht. Die Ansicht, dass die Anwendung von
                              									Spiraltrommeln wegen ihres grossen Gewichtes nur in sehr seltenen Fällen vorteilhaft
                              									ist, scheint nicht allgemein geteilt zu werden, da die Ausstellung in Düsseldorf
                              									eine sehr grosse Maschine dieser Bauart vorführte. Die Koepeförderung wird im ganzen günstig beurteilt, wenigstens für mittlere
                              									Teufen, für grössere Teufen macht die Führung des Unterseiles Schwierigkeiten. Im
                              									allgemeinen behält die zylindrische Trommel den Vorrang.
                           Der Verfasser beschränkt sich auf die Besprechung der Dampfmaschinen; elektrische
                              									Förderung findet keine Berücksichtigung.
                           Im 4. Kapitel werden kurz Ketten–, Seil- und Lokomotivförderung über Tage, sowie
                              									Drahtseilbahnen besprochen.
                           Die Anordnung und Behandlung des Stoffes in diesem, wie in den andern Bänden ist
                              									übersichtlich und klar. Dadurch, dass eine so grosse Anzahl von Gruben ihre
                              									Erfahrungen zur Verfügung gestellt hat, gewinnt das Werk ganz besonderen Wert. Es
                              									darf daher jedem, der sich über fremde Erfahrungen im Bergbau unterrichten will,
                              									dringend empfohlen werden.
                           
                              v. H.