| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 703 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Die geeignetste Lokomotive und Fahrgeschwindigkeit für
                              									den Stadtbahnbetrieb.
                           In der am 22. September d. J. abgehaltenen Versammlung des Vereins deutscher Maschineningenieure hielt Herr Eisenbahnbauinspektor Unger einen eingehenden Vortrag über Versuchsfahrten
                              									mit drei neuen Lokomotivgattungen zur Ermittlung der für einen verbesserten
                              									Stadtbahnbetrieb geeignetsten Lokomotive.
                           Diese Versuche verdanken ihre Entstehung dem Umstände, dass von mehreren Seiten
                              									verlangt wurde, die Zugbeförderung auf der Berliner Stadtbahn elektrisch
                              									auszugestalten und den Dampfbetrieb zu beseitigen. Es lässt sich nachweisen, dass,
                              									wenn es möglich ist, Stadtbahn züge mit 14 Wagen durch eine Dampflokomotive zu
                              									befördern, der Dampfbetrieb den elektrischen Betrieb hinsichtlich der
                              									Leistungsfähigkeit um 28 v. H. übertrifft.
                           Die Versuche wurden mit drei verschiedenen Lokomotiven angestellt. Die eine
                              									Lokomotive war eine dreifach gekuppelte fünfachsige Tenderlokomotive mit drei
                              									Zylindern von Schwartzkopff in Berlin; die zweite
                              									Lokomotive war eine dreifach gekuppelte vierachsige Heissdampftenderlokomotive, die
                              									dritte eine dreifach gekuppelte vierachsige Tenderlokomotive; die beiden letzteren
                              									Maschinen waren von der Union-Giesserei in Königsberg erbaut.
                           Bei den mit diesen drei Lokomotiven angestellten Probefahrten betrug das Zuggewicht
                              									240 Tonnen. Die Fahrten fanden auf der Strecke Grunewald-Grünau statt. Auf dieser
                              									Strecke wird bis jetzt mit einer Grundgeschwindigkeit von 45 km i. d. Std. gefahren,
                              									während die Versuche klarstellen sollten, ob die Vergleichslokomotiven imstande
                              									wären, Züge mit 14 Stadtbahnwagen mit 50 km, gegebenenfalls mit 60 km
                              									Grundgeschwindigkeit plan-massig zu befördern.
                           Die Ergebnisse der Versuchsfahrten führen zu den Schlüssen, dass für die Beförderung
                              									schwererer Stadtbahnzüge sowohl aus betriebstechnischen, als auch aus
                              									wirtschaftlichen Gründen einzig und allein die dreifach gekuppelte, vierachsige
                              									Heissdampflokomotive in Betracht kommen kann, und dass es sich nicht empfiehlt, von
                              									der jetzigen Fahrgeschwindigkeit (45 km) auf 50 oder 60 km überzugehen. Die mit der
                              									erhöhten Geschwindigkeit verbundenen Vorteile würden allzu teuer durch einen ganz
                              									erheblichen Mehrverbrauchan Brennmaterial (31 v. H.) erkauft sein, und die
                              									hiermit verbundene erhöhte Arbeitsleistung würde dem Heizer nicht auf längere Zeit
                              									zugemutet werden können. Aber auch aus betriebstechnischen Rücksichten erscheint der
                              									Uebergang zu der höheren Geschwindigkeit von 60 km bedenklich, da sich bei
                              									eintretenden Betriebsstörungen die Betriebsgefahren ganz ausserordentlich steigern
                              									würden.
                           
                        
                           Neue Anwendungen der Quecksilberlampen.
                           Auf der Jahresversammlung der amerikan. Elekto-Ingenieure in Niagarafalls wurde eine
                              									Ausstellung von Cooper Hewitt-QuecksilberlampenD. p. J. 1902. 317.
                                    											821. und Umformern veranstaltet und dabei über neue
                              									Anwendungsarten berichtet. Dr. von Recklinghausen
                              									führte aus, dass bei der Quecksilberlampe von grosser Wichtigkeit sei, dass die
                              									Grösse des Kondensationsraumes, die Weite der Röhre und die Stromstärke in einem
                              									ganz bestimmten Verhältnis stehen. Zur Ueberwindung des Widerstandes der negativen
                              									Elektrode seien mehrere 1000 Volts nötig, während, wenn die Lampe einmal im Gange
                              									ist, der Betrag von wenigen Volts Spannung genüge. Die Lampe sei von grossem Wert
                              									für photographische Zwecke, da sie ausserordentlich viel aktinische Strahlen
                              									aussende. Durch die Abwesenheit von roten Strahlen eigne sich die Lampe besonders
                              									als Beleuchtung bei feinmechanischen Arbeiten, zum Schreiben und Zeichnen. Eine
                              									Lampe, die für 3 Ampère gebaut ist, erlösche bei 1,2 Amp., dagegen könnten die
                              									Lampen für grosse und für kleine Stromstärken gebaut werden. Die Lebensdauer der
                              									Lampen betrage nicht unter 2000 Stunden. Die Lichtstärke nehme langsam ab, da sich
                              									das Glas färbe. Die Lampe gehe dadurch zu Grunde, dass Luft in sie eindringe. Für
                              									die Lampen müsse ein ganz eigenes Glas Verwendung finden. Bei 120 voltigen Lampen
                              									seien 15 Volt in den Elektroden, 20 Volt im Vorschaltewiderstand und 85 Volt in der
                              									Lampe. Der Wattverbrauch für die Kerze sei 0,3 Watt, ohne Einrechnung des
                              									Vorschaltewiderstandes. Der Gasdruck in der Lampe sei etwa 2 mm.
                           P. H. Thomas beschrieb den Einphasengleichrichter; die
                              									neueste Arbeit von Hewitt. Während beim 3
                              									Phasengleichrichter keine Stromunterbrechung stattfindet, und daher der negative Elektrodenwiderstand
                              									beim Betriebe nicht mehr den hohen Anfangswert erreicht, ist beim
                              									Emphasengleichrichter bei jeder Periode von neuem der hohe Anfangselektroden
                              									widerstand zu überwinden. Cooper Hewitt lässt daher
                              									ständig einen Hilfsstrom durch die Lampe fliessen. Thomas beschrieb ferner die Verwendung der Quecksilberdampflampe als
                              									Ausschalter für hochgespannten Wechselstrom. In einer Glasröhre sind 2 Elektroden
                              
                              									eingeschmolzen, die bei geschlossenem Schalter mit Quecksilber bedeckt sind. Neigt
                              									man die Röhre, sodass eine Elektrode aus dem Quecksilber herausragt, so bildet sich
                              									ein Quecksilberlichtbogen. Derselbe erlöscht, wenn die Spannung in einer Periode bis
                              									auf 14 Volt gesunken ist. Ein Neuentstehen des Flammenbogens ist wegen des hohen
                              									negativen Elektrodenwiderstandes ausgeschlossen. Als Vorteile ergeben sich, dass die
                              									Kontakte nicht verschmoren können, und dass man leicht grosse Querschnitte erreichen
                              									kann.
                           (Electrical World and Engineer 1903 No. 2).
                           
                        
                           Ein neues Verfahren zur Untersuchung des Molecularzustandes
                              									von eisernen und stählernen Maschinenteilen.
                           In No. 1 und 2 von La Energia Eléctrica beschreibt A.
                                 										Sandaran ein neues Verfahren zur Untersuchung des Molecularzustandes von
                              									Lokomotivachsen und anderen eisernen und stählernen Maschinenteilen; dieses
                              
                              									Verfahren beruht auf den magnetischen Eigenschaften von Eisen und Stahl und soll im
                              									Betriebe entstandene innere Schäden (Anbrüche) an Maschinenteilen aufdecken. Aus den
                              
                              
                              									Grundlehren des Magnetismus lässt sich schliessen, dass, wenn ein eiserner oder
                              									stählerner Maschinenteil vor Beginn des Betriebes untersucht wird, die graphische
                              									Darstellung eines Magnetisierungscyclus ein Bild der magnetischen Eigenschaften des
                              									betreifenden Teiles liefert. Sind nun Achsen von Lokomotiven und Eisenbahnwagen,
                              									sowie andere Maschinenteile im Betriebe derartigen Erschütterungen und Stössen
                              									ausgesetzt, dass sie spröde werden und schliesslich brechen, wobei die Bruchflächen
                              									krystallinisches Aussehen zeigen, so werden zu gleicher Zeit die magnetischen
                              									Resterscheinungen vermindert. Das Eisen nimmt den normalen Mittelzustand, welcher
                              									der beim Versuch auf dasselbe einwirkenden Magnetkraft entspricht, schneller an; mit
                              									anderen Worten, seine Hysteresis wird vermindert und der aufsteigende Ast der
                              									Induktionskurve weicht kaum von dem absteigenden Ast ab. Aus diesem. Grunde kann man
                              									charakteristische Verschiedenheiten zwischen der Magnetisierungskurve einer Achse
                              									oder eines anderen Eisenstückes beobachten, die zu verschiedenen Zeiten des
                              									Betriebes aufgenommen werden. Die magnetische Untersuchung des betreffenden Stückes
                              
                              
                              									soll dann gestatten, auf dessen augenblickliche Sicherheit Schlüsse zu ziehen und
                              									festzustellen, ob etwa eine ungewöhnliche Veränderung, wie z.B. ein innerer Bruch,
                              									vorgekommen ist.
                           
                              A. G.
                              
                           
                        
                           Sterilisationsapparat „System Forbes.“
                           Der Apparat von Forbes, dessen Anordnung nebenstehende
                              									Figur im Schema zeigt, ist nach „Revue industrielle“ zum Sterilisieren von
                              									Trinkwasser für häusliche Zwecke bestimmt. Er bedient sich der Hitze als Mittel zur
                              									Unschädlichmachung pathogener Keime und besteht aus drei Hauptteilen: dem Reservoir
                              										1 für Rohwasser,dem metallenen Kochgefäss 5 und der Einrichtung für Temperaturausgleich 4, 9. Die Wirkung des Apparates ist die folgende: das
                              									rohe, nicht sterilisierte Wasser tritt aus der Leitung 2 in den Behälter 1 ein, in dem mit Hilfe
                              									eines Ueberlaufes und eines Schwimmers das Niveau x-x konstant gehalten wird. Das Wasser fliesst dann durch
                              									das Rohr 3 in den erweiterten Raum 4, füllt den Kocher 5
                              									teilweise und bleibt dann auf einer Höhe stehen, die infolge des Druckes der im
                              									oberen Teile des Kochers eingeschlossenen Luftmenge etwas niedriger ist, als die x-x im Behälter. Bringt
                              									man unter den Kocher eine Gasflamme oder Spirituslampe, so gerät das im Kocher
                              									befindliche Wasser bald in Wallung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 704
                              
                           Unter dem Einflusse des Druckes, welcher nun im oberen Teile des Kochers entsteht,
                              									wird die Oberfläche des Wassers langsam weiter nach unten gedrückt, bis sie die
                              									Ausflussröhre 6 erreicht. In diesem Augenblicke steigt
                              									ein Gemisch von Wasser und Dampf, welches mehr als 100° heiss ist, durch die Röhre
                              										6 und ergiesst sich in den Raum 9, von wo es weiter durch den Siphon 11 bis zum Ausfluss 12
                              									gelangt. Dieses Spiel wiederholt sich immer von neuem. In dem Masse, wie das
                              									sterilisierte Wasser aus dem Kocher entweicht, wird vermöge des stets
                              									gleichbleibenden Niveaus x-x im Vorratsbehälter neues Rohwasser nachgedrückt. Die Zwischenwand
                              									zwischen den Räumen 4 und 9 ist gewellt, um so eine grössere Oberfläche zu erhalten und den
                              									Temperaturaustausch zwischen dem kalten nicht sterilisierten Wasser und dem heissen,
                              									sterilisierten welches sich im Raume 9 befindet, zu
                              									erleichtern. Der auf diese Weise erreichte Temperaturausgleich ist sehr vollständig,
                              									so dass das sterilisierte Wasser den Siphon kalt verlässt. Durch eine einfache
                              									Vorrichtung kann man die Kühleinrichtung ausschalten, wenn man heisses Wasser zu
                              									haben wünscht.
                           Der Apparat zeichnet sich durch Einfachheit der Anwendung und des Unterhalts, wie
                              									durch Billigkeit des Betriebes aus. Die Sterilisierung von 30 l Wasser verlangt etwa
                              									¼ cbm Leuchtgas, was je nach Preis des Gases einen Betrag von 2,5-4 Pfg. ausmacht.
                              									Ueber die Wirkung des Apparates gibt das Laboratorium des „Comité consultatif
                                 										d'hygiene publique de France“ das folgende Gutachten ab:
                           „Die Resultate der chemischen Analyse und der vorhergehenden bakteriologischen
                                 										Prüfungen sind solche, wie man sie mit Recht bei der Sterilisation des Wassers
                                 										mittels Hitze verlangt. Alle pathogenen Keime werden zerstört. Ein Wasser,
                                 										welches, wie das in den Kanalisationsanlagen von Paris verteilte Seirewasser,
                                 										sehr stark durch die verschiedenartigsten Produkte verunreinigt ist, wird im
                                 										allgemeinen steril, nachdem es den Apparat durchlaufen hat, oder enthält
                                 										allerhöchstens Sporen ganz ungefährlicher Art“.
                           
                              Dr. Hgr.
                              
                           
                        
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
                           Die Dampfturbinen und die Aussichten der
                                 										Wärmekraftmaschinen. Versuche und Studien von Dr.
                                 										A. Stodola, Professor am eidgenössischen Polytechnikum in Zürich. Mit 119
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                           Die elektrischen Lichtbogen bei Gleichstrom und Wechselstrom
                                 										und seine Anwendungen. Von Berthold Monasch,
                              									Diplomingenieur. Mit 141 in den Text gedruckten Figuren. Berlin 1904. Julius
                              									Springer. Preis 9 Mk. geb.
                           Die Verteilung der elektrischen Energie. Von Ferdinand Neureiter, Ingenieur. Mit 136 Figuren.
                              									Zweite, neu verfasste Auflage. Leipzig 1903. Oskar Leiner. Preis 9 Mk. geh.
                           Theoretische Grundlagen der Starkstromtechnik. Von Charles Proteus Steinmetz. Autorisierte deutsche
                              									Ausgabe, übersetzt vonJ. Hefty, Ingenieur. Mit 143
                              									in den Text gedruckten Abbildungen. Braunschweig 1903. Vieweg u. Sohn. Preis 9 Mk.
                              									geh. – 10 Mk. geb.
                           Das Schulzimmer. Vierteljahrsschau über die
                              									Fortschritte auf dem Gebiete der Ausstattung und Einrichtung der Schulräume sowie
                              									des Lehrmittelwesens mit besonderer Berücksichtigung der Forderungen der
                              									Schulhygiene. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachmänner, herausgegeben und verlegt von
                              									P. Johs. Müller. Erster Jahrgang. Berlin 1903.
                           Die Wirkungsweise der Rektifizier- und
                                 										Destillier-Apparate mit Hilfe einfacher mathematischer Betrachtungen.
                              									Dargestellt von E. Hausbrand. Zweite Auflage. Mit 18
                              									Figuren im. Text und auf 13 Tafeln nebst 19 Tabellen. Berlin 1903. Julius Springer.
                              									Preis 5 Mk. geh. – 6 Mk. geb.