| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 718 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Férys optisches Pyrometer.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 717
                              
                           Die Kenntnis der Temperatur, auf welche ein Körper erhitzt ist, hat für die Industrie
                              									immer grössere Bedeutung gewonnen und ist für einige Zweige derselben, insbesondere
                              									für die keramische Industrie und verwandte Gebiete, von der allergrössten
                              									Wichtigkeit. Die Folge davon ist, dass der Konstruktion von Apparaten, die hohe
                              									Temperaturen zu messen gestatten, grosse Aufmerksamkeit geschenkt worden und eine
                              									ganze Reihe von Apparaten entstanden ist, die diesem Zwecke dienen. Für niedere
                              									Temperaturen, etwa bis 500° C., kann diese Aufgabe als gelöst bezeichnet werden und
                              									auch die Temperaturen bis zu etwa 1600° C. kann man mit praktisch genügender
                              									Genauigkeit messen. Weiter darüber hinaus Temperaturen mit einiger Sicherheit
                              									festzustellen, war man indessen bis jetzt noch nicht in der Lage, weil alle
                              									gebräuchlichen Pyrometer, mögen sie nun auf der Ausdehnung eines Metalls oder der
                              									Sinterung des Tones, der Aenderung der elektrischen Leitfähigkeit eines Drahtes, der
                              									Ausdehnung eines Gases oder aber dem Auftreten von thermoelektrischen Strömungen
                              									zwischen zwei Metallen beruhen, das gemeinsam haben, dass sie an die Stelle gebracht
                              
                              									werden müssen, deren Temperatur gemessen werden soll, und so ihrer
                              									Verwendbarkeiteine Grenze durch den Schmelzpunkt der angewandten Materialien
                              									gesetzt ist. Diesem Uebelstande unterliegen die in neuester Zeit konstruierten,
                              									optischen Pyrometer, die auf den Gesetzen der Strahlung eines erhitzten Körpers
                              									beruhen, nicht, da sie gestatten, die Temperatur eines Körpers zu messen, ohne dass
                              									das Messinstrument mit dem erhitzten Körper in Berührung kommt. Das von Wanner konstruierte Pyrometer, welches auf rein
                              									optischen Grundsätzen beruht, indem es photometrisch die Intensität der Strahlung in
                              									Rot eines hocherhitzten Körpers mit Hilfe eines Polarisationsapparates mit der einer
                              									Probeglühlampe vergleicht, erfordert einige Geschicklichkeit und Uebung in seiner
                              
                              									Anwendung. Wesentlich geringere Anforderungen in dieser Beziehung stellt das von Féry konstruierte, optische Pyrometer mit
                              									thermoelektrischem Fadenkreuz.Le Génie
                                    											Civil 1903 No. 5.
                           Die prinzipielle Grundlage für dieses Pyrometer bietet das Stefansche Gesetz, „nach dem die von einem
                                    											Körper abgestrahlte Wärmemenge der 4. Potenz der absoluten Temperatur
                                    
                                    											proportional ist.“ – Der in nebenstehendem Schema dargestellte
                              									Apparat besteht im wesentlichen aus einem Fernrohr, welches als Objektiv eine
                              									bikonvexe Linse c aus Flusspat enthält, durch welche
                              									die von dem erhitzten Körper ausgesandten Wärmestrahlen gesammelt werden. Im
                              									Brennpunkt befindet sich die Lötstelle a eines
                              									Fadenkreuzes aus sehr dünnen Drähten b, b1 von Eisen und Constantan, einer Legierung aus 40
                              									v. H. Nickel und 60 v. H. Kupfer. Der infolge der eintretenden Erwärmung von der
                              									Lötstelle ausgehende thermoelektrische Strom wird bei Apparaten für
                              									wissenschaftliche Zwecke einem Spiegelgalvanometer nach Deprez zugeleitet und bringt dieses zum Ausschlagen. Die aus den
                              									beobachteten Ausschlägen berechneten Temperaturen stimmen auf etwa 1 v. H. mit den
                              									aus dem Stefanschen Gesetz hergeleiteten überein. –
                           Für technische Zwecke ist die eben beschriebene Ausführung des Pyrometers nicht gut
                              									verwendbar, weil Flusspatlinsen von der erforderlichen Grösse nicht leicht zu
                              									beschaffen sind und weil das Deprez galvanometer für
                              									den Transport nicht besonders geeignet ist. Für technische Betriebe wurde deshalb
                              									ein Apparat konstruiert, bei dem die Flusspatlinse durch eine solche aus
                              									präpariertem Glas, und das Deprez galvanometer durch
                              									ein Millivoltmeter d, ähnlich dem bei dem Pyrometer von
                              										Le Châtelier, ersetzt wurde. Da das Glas einen
                              									nicht unerheblichen Teil der Wärme absorbiert, ist es nötig, die Skala des Apparates
                              									durch Vergleichung mit einem solchen der vorher beschriebenen Art zu eichen. –
                           Verwendet wird der Apparat derart, dass man das Fernrohr nach dem erhitzten
                              									Gegenstande richtet, resp. nach einer Oeffnung des Ofens etwa, dessen Temperatur
                              									gemessen werden soll und die Arretur des Millivoltmeters löst. Der Ausschlag der
                              									Nadel auf der geeichten Skala gibt dann unmittelbar die Temperatur des betreffenden
                              									Gegenstandes an. Mit Hilfe dieses Apparates wurde die Temperatur zwischen den
                              									Elektroden einer Bogenlampe, die etwa 3200° C. beträgt, gemessen, ebenso wurden
                              									interessante Regelmässigkeiten in der Temperatursteigerung bei der durch
                              									Destillation vorgenommenen Trennung von Kupfer und Zink beobachtet.
                           
                              Dr. Hgr.
                              
                           
                        
                           Fallwerk für Schlagzugversuche.
                           Schlagzugversuche haben bisher im Materialprüfungswesen nur wenig Anwendung gefunden,
                              									hauptsächlich wohl weil es an geeigneten Versuchseinrichtungen fehlte. Einen recht
                              									sinnreichen Apparat für solche Versuche, der gleichzeitig auch die Ausführung
                              									gewöhnlicher Schlagversuche gestattet, finden wir im „Génie Civil“ 1903, S.
                              									355 beschrieben. Er soll im Laboratorium der Universität Purdue (Ver. Staaten) in
                              									Benutzung sein und ist seiner ganzen Konstruktion noch wohl weniger für praktische
                              									Materialprüfung als zum Studium von Schlagzugwirkungen gebaut.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 718
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 718
                              Fig. 2.
                              
                           Die Versuche werden mit Stahldrähten von 13 mm Durchmesser und 20 cm Länge ausgeführt
                              									und die Gewichte der zur Wirkung kommenden Massen sind so gewählt, dass Drähte der
                              									genannten Abmessungen mit einem Schlage zum Bruch gebracht werden. Die normale
                              									Schlagarbeit beträgt etwa 500 mkg.
                           An Hand der Skizzen (Fig. 1-4) sei der Apparat in den Hauptzügen beschrieben. Die Enden des
                              									Versuchsstabes werden mit Hilfe von Beisskeilen in den Querhäuptern K und K1 (Fig. 1) aus
                              									Stahlguss festgespannt. Das obere Querhaupt K ist mit
                              									dem Haken Q (Fig. 1-4) in dem Gehänge J
                              									eingehängt. An dem unteren Querhaupt K1 ist mittels Schraubenbolzen das Gewicht
                              										P von 234 kg befestigt. Die Gleitbahn für
                              									Querhäupter und das Bärgewicht bilden zwei aus Profileisen hergestellte, etwa 3,60 m
                              									hohe Säulen, die auf einen Gusseisensockel von rund 2 t Gewicht aufgebaut sind.
                              									Ober- und Unterteil beider Säulen sind, wie ausFig.
                                 										1 ersichtlich, in der Querschnittsform verschieden; die Oberteile haben
                              
                              										∪förmiges, die Unterteile ⊤förmiges Profil. Die Breitenabmessungen beider Profile hingegen sind
                              									gleich, damit die ganze Höhe für den Versuch ausgenutzt werden kann.
                           Das aus dem Gehänge J ausgelöste Querhaupt K, dessen seitliche Gleitflächen in das ∪förmige Profil eingepasst sind, wird beim Herunterfallen
                              									an der Verbindungsstelle beider Profile auf die ⊤förmige
                              									Querschnittsfläche der unteren Säule aufschlagen, wodurch die lebendige Kraft des
                              									Gewichtes P als Zugkraft am Probestab zur Wirkung
                              									kommt. Der an dem Gewicht befestigte Schreibstift verzeichnet hierbei auf einer in
                              									Umdrehung gesetzten Schreibtrommel eine Schaulinie. Die Ordinaten der letzteren sind
                              									durch die Formänderung des Probestabes gegeben, die dieser vom Augenblick des
                              									Aufschlagens des Querhauptes K bis zu seinem Bruch
                              									erfährt, während die Abszissen von der Geschwindigkeit abhängig sind, mit der das
                              									Gewicht P im Vergleich zur Umdrehungsgeschwindigkeit
                              									der Schreibtrommel vom Augenblick des Stosses bis zum Bruch bewegt wird. Zur Messung
                              
                              									der Umdrehungsgeschwindigkeit der Schreibtrommel, die mit grosser Genauigkeit
                              									geschehen muss, da es sich nur um Bruchteile von Sekunden handelt, ist an der
                              									Trommel eine Stimmgabel angebracht, deren einer Arm mit einer Kupferspitze auf dem
                              									Papier der sich drehenden Trommel die Schwingungen der Gabel aufzeichnet. Die
                              									Drehung der Trommel geschieht durch ein Räderwerk, dass durch ein angehängtes
                              									Gewicht angetrieben wird. Je nach der Länge des Versuchsstabes kann die Trommel auf
                              									ihrer Achse verschoben und befestigt werden.
                           Zur Ausführung des Versuchs wird zunächst die an der einen Gleitschiene verschiebbare
                              									Knacke M auf die beabsichtigte Fallhöhe eingestellt und
                              									dort befestigt. Durch Betätigung des Hebels L wird dann
                              									das Windwerk, welches auf dem oberen, gusseisernen Verbindungsstück der beiden
                              									Gleitschienen steht, in Betrieb gesetzt. Das Windwerk besteht aus einer Seilscheibe,
                              									die das Aufzugseil aufwickelt. Der Antrieb der Seilscheibe geschieht durch
                              									Schneckentrieb, auf dessen Spindelachse zwei Antriebscheiben H u. H1 für
                              									Rechts- und Linksgang des Windwerkes befestigt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 718
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 718
                              Fig. 4.
                              
                           Das Gehänge J wird mit dem im Querhaupt eingespannten
                              									Probestab und dem daran hängenden Gewicht bis beinahe unter die Knacke M angehoben. Man setzt dann das Antriebswerk für die
                              									Schreibtrommel in Bewegung, lässt die Stimmgabel schwingen und hebt schliesslich das
                              									Gehänge soweit an, bis die Nase N (Fig. 1-4) gegen die
                              									Knacke M anschlägt, so dass das Gehänge J mit Probestab und Gewicht ausgelöst wird und
                              									herabfällt. Die Dauer eines Versuches einschliesslich Einspannen des Probestückes
                              									beträgt etwa 5 Minuten. Von Beginn der Schlagzugwirkung bis zum Bruch des
                              									Probestückes vergeht etwa 1/100 Sekunde.
                           Leider fehlen Angaben über Versuchsergebnisse und deren Deutung.
                           
                              Mlr.
                              
                           
                        
                           Taschen-Kapnoskop.
                           Die Frage der Rauch- und Russverhinderungen an industriellen Feuerungen hat immer
                              									grössere Bedeutung für die gesamte Technik gewonnen. Einerseits, weil sowohl
                              									staatliche und kommunale Behörden ihr auf die Beseitigung dieser für die
                              									hygienischen Verhältnisse industriereicher Gegenden sehr nachteiligen Erscheinung
                              									des Rauchens der Schornsteine gerichtet haben, andererseits, weil man durch die
                              									Arbeiten Buntes an der Heizversuchsstation in München
                              									über die Höhe der mit dem Rauchen der Feuerungen verbundenen Brennstoffverluste
                              									aufgeklärt wurde. Eine Reihe von Vorrichtungen, die die Verhinderung des Rauchens
                              									bezwecken, sind mit mehr oder weniger Erfolg in Anwendung gebracht worden, immerhin
                              									bleibt auch heute das beste Mittel zur Rauch Verhinderung oder richtiger
                              									Verminderung ein tüchtiger, zuverlässiger Heizer. Da der blosse Augenschein oft
                              									nicht ausreicht, die Stärke des Rauches zu beurteilen, ist man dazu übergegangen,
                              									Apparate zu konstruieren, die es gestatten ein sicheres Urteil über die Intensität
                              									der Rauchentwicklung in einer Feuerung zu gewinnen. Ein Apparat, der diesem Zwecke
                              									dient und sich durch Einfachheit empfiehlt, ist das Othosche Taschen-Kapnoskop (Fig. 1 u. 2), dessen Beschreibung wir den „Mitteilungen aus der Praxis des Dampfkessel- und
                                    											Dampfmaschinenbetriebes“ entnehmen. Es besteht aus einer
                              									kreisrunden Scheibe von 80 mm Durchmesser, auf deren einer Seite die erforderliche,
                              									physikalisch richtig abgestufte (optische) Skala in 5 Abstufungen aufgetragen ist,
                              									während auf der anderen Seite an den zugehörigen Stellen die Rauchstärken angegeben
                              									sind. Zur Beurteilung der Rauchstärke einer Feuerung blickt man, indem man die
                              									Stellung so wählt, dass das Licht vom Rücken auf den Apparat fällt, durch das in der
                              									Mitte der Scheibe befindliche Schauloch nach dem rauchenden Schornstein. Es bedarf
                              									dann keiner besonderen Uebung, um die Skalenstufe, der die Rauchentwicklung
                              									entspricht, festzustellen. Zur Vermeidung von Verletzungen ist die Scheibe mit einer
                              									Schutzhülle von farblosem Celluloid versehen, aus der sie für den gewöhnlichen
                              									Gebrauch nicht entfernt zu werden braucht. Für die Praxis dürfte die Einteilung in 5
                              									Abstufungen genügen. Auf jeden Fall erscheint es erwünscht, dem Heizer ein solches
                              									Mittel zur Beurteilung der Rauch stärke seiner Feuerung in die Hände zu geben, weil
                              									ihm einerseits dadurch die richtige Beurteilung des Zustandes seiner Feuerung
                              									erleichtert und andererseits sicher auch sein Interesse daran gehoben wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 719
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 318, S. 719
                              Fig. 2.
                              
                           
                              Dr. Hgr.
                              
                           
                        
                           Kammeröfen zur Gaserzeugung.
                           Die weitaus grösste Verbreitung für die Herstellung von Leuchtgas aus Steinkohlen
                              									haben zur Zeit die sogenannten Münchner Oefen „System Bunte-Schilling.“ Dieselben sind für Gasheizung mit Regeneration
                              									eingerichtet. Der Ofen besteht aus einem steinernen Gewölbe, in dem je nach der
                              									Grösse 5 – 9 Retorten, Chamotteröhren von mehr oder weniger eliptischen Querschnitt,
                              									etwa 60 cm breit und 40 cm hoch und 2-3 m lang wagerecht eingelagert sind. In diese
                              									Retorten werden die Kohlen, etwa 200-300 kg für die Retorte, entweder mit Hand oder
                              									mit Lademaschinen eingebracht, wo sie in 5-6 Stunden entgast sind und worauf der
                              									anfallende Koks aus den Retorten ebenfalls von Hand oder mit maschinellen
                              									Hilfsmitteln entfernt wird. Das zum Heizen nötige Gas wird in dem „Generator“
                              									erzeugt, einem gemauerten Schacht, in dem glühender Koks durch von unten durch den
                              									Rost eintretende Luft, deren Menge zur völligen Verbrennung des Kokses zur
                              									Kohlensäure nicht ausreicht, zu Kohlenoxyd verbrannt wird. Das so gebildete
                              									Kohlenoxyd tritt durch Schlitze aus dem Generator in das Ofengewölbe ein und wird
                              									hier mit Hilfe von „Sekundärluft“ zu Kohlensäure verbrannt. Die
                              									Verbrennungsgase, die den Ofen sehr heiss verlassen, durchstreichen, ehe sie in den
                              									Kamin eintreten, unter dem Ofen angebrachte gemauerte Kanäle, die Regeneration, an
                              									deren Wände sie einen grossen Teil ihrer Wärme abgeben. Wand an Wand mit diesen
                              									Kanälen gehen die für die Verbrennungsluft, die in entgegengesetzter Richtung
                              									eintritt und so in recht hocherhitztem Zustande, etwa 400° C. in den
                              									Verbrennungsraum gelangt, wodurch eine hohe Verbrennungstemperatur erreicht wird.
                              									Die Nachteile dieser konstruktiv sehrgut durchgebildeten Oefen bestehen
                              									zunächst darin, dass zu ihrer Bedienung ein erheblicher Aufwand von menschlicher
                              									Arbeit nötig ist, was zur Zeit von Strikes recht verhängnisvoll werden kann.
                              									Fernerhin ist die Menge der Kohlen, die eine Retorte aufzunehmen vermag,
                              									verhältnismässig gering und ausserdem der Verlust an Gas und Wärme, der durch das
                              									Offenhalten der Retorten während des Chargierens und Entleerens eintritt, nicht
                              									unbeträchtlich. Diesen Uebelständen suchten die Oefen mit geneigten Retorten
                              									entgegenzuwirken. Hierbei sind die Retorten unter einem gewissen Winkel, etwa 40°,
                              									zur Ebene geneigt. Die Füllung der Retorte erfolgt von oben durch einen Trichter,
                              									während der Koks unten nach Wegnahme des Verschlusses selbsttätig herausrutscht.
                              									Hiermit ist schon eine ganz wesentliche Vereinfachung des Betriebes erzielt, doch
                              									reicht diese bei noch weitem nicht an die heran, die in der Schwesterindustrie der
                              									Steinkohlengaserzeugung, der Destillationskokerei, durch Verwendung von Kammern von
                              									5-6 tons Fassungsvermögen zur Destillation der Kohlen erzielt wird. Es sind
                              									allerdings bei diesem Vergleiche die grundsätzlichen Unterschiede im Betriebe beider
                              									Industrien nicht ausser acht zu lassen.
                           Ueber Versuche, die die Verwendung von Kammeröfen zur Leuchtgasfabrikation und damit
                              									eine erhebliche Vereinfachung herbeiführen sollen, berichtet Ries-München in „Schillings Journal für Gasbeleuchtung und
                                 										Wasserversorgung“ No. 32, 1903, S. 640-642. Die Versuche wurden auf der
                              									Münchner Gasanstalt angestellt und zwar wurde ein 8 Ofen, Münchner System, unter
                              									Beibehaltung des Regenerativsystems und des Generators so umgebaut, dass an Stelle
                              									der Retorten 3 Kammern traten, deren Abmessungen so gewählt wurden, dass sie die von
                              									einem 8 Ofen in 16 Stunden verarbeitete Kohlenmenge zu fassen vermochten, d.h. in
                              									jeder Kammer 1,3 tons. Die aus gewöhnlichen Handziegeln hergestellten Kammern waren
                              									unter 35° geneigt und erweiterten sich nach unten und vorn, um Festklemmen des
                              									Koksprismas bei der Entleerung zu vermeiden. Die Beschickung der Kammern erfolgte
                              									von oben mit Hilfe eines Trichters. Die obere Oeffnung der Kammer war mit einem Mortonverschluss versehen, während der Verschluss für
                              									die untere Oeffnung eine mit Schild versehene gusseiserne Tür bildete. Die Beheizung
                              									des Ofens erfolgte mit Hufe eines gewöhnlichen Generators mit Regeneration und zwar
                              									derart, dass die Brenner zwischen den Kammern angeordnet waren und nur die
                              									Seitenwände, nicht aber die Decken beheizten. Die Versuche lehrten, dass die
                              									Heizanlage des 8 Ofens auch für den Kammerofen völlig ausreichte. Messungen zwischen
                              									den Kammern ergaben Temperaturen von 1100-1300° C. Die Wärme war in den Kammern sehr
                              									gleichmässig verteilt und die Ausnutzung des Brennmaterials ebenso günstig, wie im
                              									Retortenofen. Der Verlauf der Vergasung zeigte grosse Analogien mit dem der in
                              									Retorten. Das bei Anwendung von Saarkohlen erzielte Gas kam quantitativ dem bei
                              									Retortenbetrieb gewonnenen gleich, während es qualitativ, bezüglich des Leuchtwertes
                              									und Heizwertes geringer war, was durch den geringeren Gehalt an schweren
                              									Kohlenwasserstoffen und Methan seine Erklärung findet. Immerhin war das Gas recht
                              									wohl brauchbar. Das Ausbringen von Nebenprodukten kam dem mit Retortenbetrieb
                              									gleich, nur war der Koks, der in grösseren Stücken anfiel, wesentlich besser und
                              									näherte sich dem Hüttenkoks. Einen wesentlichen Vorteil bietet die Verwendung von
                              									Kammeröfen dadurch, dass damit eine ganz erhebliche Arbeitsersparnis und
                              									Vereinfachung des Betriebs erzielt wird.
                           
                              Dr. Hgr.
                              
                           
                        
                           Elektrokultur.
                           Dass Elektrizität auf den Pflanzenwuchs von Einfluss ist, ist schon seit langem
                              									bekannt, und man hat frühzeitig Versuche angestellt.
                           Um nachzuweisen, dass die atmosphärische Elektrizität auf die Pflanzen einwirkt und
                              									zwar im günstigen Sinne, haben Grandeau und Leclercq die Versuchspflanzen mit Drahtkäfigen bedeckt,
                              									damit die atmosphärische Elektrizität nicht auf die Pflanzen einwirken könne. Der
                              									Ertrag an Blättern und Früchten verminderte sich um 50-70 v. H.
                           Um die Einwirkung von Elektrizität auf den Pflanzenwuchs nachzuweisen, wurden im
                              									Oktober 1901 im botanischen Garten der Haward-Universität Versuche angestellt, die
                              									folgendes ergaben: Die Keimfähigkeit einer Samenprobe wurde bei 3 Milliampère am
                              									positiven Pol vernichtet, an dem negativen Pol vermehrt. Die Pflanze verhält sich
                              									also elektropositiv. Diese Ergebnisse wurden durch Versuche Lemstroems bestätigt. Darnach beruht die Beschleunigung des
                              									Pflanzenwuchses darauf, dass durch den elektrischen Strom die Säfte in den
                              									Capillargefässen der Pflanzen leichter emporsteigen. Lemstroems Versuche ergaben einen Mehrertrag bei Rüben von über 180 v.
                              									H.
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                              									VerbandesDeutscher Elektrotechniker herausgegeben von Dr. C. L. Weber, Kaiserl. Regierungsrat. Sechste, vermehrte
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                              									Berechnung der Maschinen zur Bewegung, Verdichtung und Verdünnung der Luft. Von A. v. Ihering. 2. Aufl. Berlin, 1903. Julius Springer.
                              									752 S. 8° mit 522 Textfiguren und 11 Tafeln.
                           Gegenüber der ersten Auflage des bekannten Werkes sind in der vorliegenden zweiten
                              									Auflage desselben verschiedene Abschnitte über neuzeitliche Ausführungen hierher
                              									gehöriger Maschinen, sowie über deren Einzelteile hinzugekommen. Andere Abschnitte
                              									haben eine völlige Neubearbeitung oder aber eine eingehendere Behandlung erfahren,
                              									sodass das Buch über alle bedeutenden Fortschritte auf dem umfangreichen Gebiete der
                              									Gebläsemaschinen, Luftkompressoren und Ventilatoren erschöpfende Auskunft gibt.
                              									Dabei ist, wie schon bei der ersten Auflage des Buches, durch die Wiedergabe
                              									reichhaltigen Versuchsmaterials dem Leser ermöglicht worden, sich von der
                              									Leistungsfähigkeit der einzelnen Konstruktionen ein Bild zu machen und aus dem
                              									Versuchsmaterial weitere Schlüsse zu ziehen. Auch finden sich überall im Texte
                              									Litteraturangaben, die ein ausführliches Studium der betreffenden Gegenstände in den
                              									bezüglichen Originalveröffentlichungen ermöglichen. Um den Umfang des Buches gegen
                              									die erste Auflage nicht zu sehr zu erweitern, ist der erforderliche Kaum für die
                              									neueren Einrichtungen und Konstruktionen durch Fortlassen eines grossen Teiles
                              									älterer und veralteter Ausführungen gewonnen worden.
                           Das Buch gliedert sich in zwei grosse Teile, welche der Beschreibung und der
                              									Berechnung der Gebläse gewidmet sind.
                           In dem ersten Kapitel des ersten Teiles werden die Kolbengebläse beschrieben, unter denen insbesondere die seit etwa 7 Jahren
                              									in der Praxis in stetig zunehmendem Masse zur Anwendung gelangten
                              										„Hochofengas-Gebläsemaschinen“ mit ihren neueren Ventilkonstruktionen (Riedler-Stumpf, Lang-Hoerbiger u.a.) eine eingehende Besprechung
                              									erfahren.
                           In dem zweiten Kapitel folgen die Luftkompressoren. Neu
                              									aufgenommen sind hier hydraulische Kompressoren oder Wasserdruckkompressoren, sodann
                              									die mannigfaltigen Konstruktionen von neueren Luftkompressoren mit Federventilen,
                              									mit rückläufigen Ventilen, mit Kolbenschiebersteuerungen und dergleichen.
                           In dem dritten Kapitel werden die Luftpumpen besprochen
                              									und zahlreiche neuere Ausführungen trockener, sowie Kondensator-Luftpumpen an der
                              									Hand vorzüglicher Abbildungen erläutert.
                           Das vierte Kapital behandelt die Kapselgebläse mit den
                              									neusten hierher gehörigen Maschinen von Enke, Jäger,
                                 										Krigar u.a.
                           Von den im fünften Kapitel beschriebenen Schleudergebläsen oder Ventilatoren sind
                              									besonders die Konstruktionen von Rateau mit Antrieb
                              									durch Dampfturbinen von Davidson und Mortier zunennen, die neu hinzugekommen sind und
                              									eine eingehende Behandlung – zum Teil unter Wiedergabe von Versuchen – erfahren
                              									haben.
                           Das siebente Kapitel, welches die Strahlgebläse enthält,
                              									ist ebenfalls zeitgemäss erweitert und umgearbeitet worden.
                           Der zweite Teil des Buches bringt die für die Berechnung der Gebläse nötigen
                              									Unterlagen in wesentlich gekürzter Behandlung. Ganz weggelassen ist das die Theorie
                              									der Schwungräder erläuternde Kapitel der ersten Auflage.
                           Das in dem Buche mit grossem Fleisse zusammengetragene äusserst wertvolle und
                              									reichhaltige Material wird sicherlich dazu beitragen, ihm einen grossen Leserkreis
                              									zu verschaffen – in besonderem Masse dürfte die vorzügliche Ausstattung des Buches
                              									seitens der hervorragenden Verlagsfirma hierzu beitragen.
                           
                              Fr. Freytag.
                              
                           Anleitung zur Untersuchung der für die
                                 										Zuckerindustrie in Betracht kommenden Rohmaterialien, Produkte, Nebenprodukte
                                 										und Hilfssubstanzen. Sechste umgearbeitete und vermehrte Auflage.
                              									Herausgegeben von Prof. Dr. R. Frühling. Braunschweig,
                              									1903. Friedrich Vieweg & Sohn.
                           Die durch das Fortschreiten der Wissenschaft bedingten Neuerungen und Verbesserungen
                              									der in der Zuckerindustrie angewandten Untersuchungsmethoden, die allgemeinen
                              									internationalen Vereinbarungen z.B. Sauerstoff = 16, Normaltemperatur = 20; die
                              									Einführung des verminderten Normalgewichtes = 26,0 gr u.a. bedingten bei dieser
                              									neuen Auflage des Frühling-Schulz eine weitgehendere und eingreifendere Umarbeitung,
                              									als das bei früheren Auflagen der Fall gewesen. Vor allem war eine vollständige
                              									Umarbeitung der Tabellen, Tafeln und Rechenbeispielen unbedingt erforderlich. Die
                              									neuesten Verbesserungen an den Polarisationsinstrumenten, die Bestimmung der
                              									Saftquotienten nach Krause, die Krügersche Rübenuntersuchungsmethode, die Bestimmung von Rohzucker in
                              									Gegenwart von Raffinose und Invertzucker nach Baumann,
                              									die Vereinbarung über Alkalitätsbestimmungen mit Phenophtalein u.a. sind in der
                              									vorliegenden neuen Auflag berücksichtigt worden. Es muss ganz besonders anerkannt
                              									werden, dass der Verfasser den nicht leichten Aufgaben, die die Umarbeitung der 5.
                              									Auflage stellte, in vollstem Masse gerecht geworden ist. Im Verein mit der
                              									trefflichen Ausstattung seitens der Verlagsbuchhandlung, wird das altbewährte Werk
                              									auch in Zukunft ein brauchbares und wertvolles Hilfsmittel für den
                              									Zuckerfabrikbetrieb sein.
                           
                              A. Stavenhagen.