| Titel: | Kleinere Mitteilungen. | 
| Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, Miszellen, S. 750 | 
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                        Kleinere Mitteilungen.
                        Kleinere Mitteilungen.
                        
                     
                        
                           Elektrisch zu betreibende Baby-Steinbohrmaschinen.
                           Unter dem Namen „Baby“ liefern Raud und Ingersoll in New York seit einigen Jahren neben anderen
                              									Stein-Bohrmaschinen eine solche Maschine, die in allen ihren Teilen den grösseren
                              									Stein-Bohrmaschinen völlig gleicht, in ihrem Gewichte aber nicht die Hälfte
                              									desjenigen der letzteren erreicht. Die Baby-Steinbohrmaschine hat in Amerika ganz
                              									allgemein berechtigte Anerkennung gefunden und wird dort in den westlichen Staaten
                              									beim Vortreiben von Firstenstrossen in schmalen Erzvorkommen und beim Vortreiben von
                              									Orten überhaupt wie beim Strossenabbauen sowie beim Absinken von Schächten
                              									vorzugsweise benutzt. Auch bei den Eisenerzgruben in Grängesberg (Schweden) hat man
                              									seit 1901 ein Paar derartige, elektrisch zu betreibende Bohrmaschinchen von jeder
                              									der beiden weiter oben genannten Firmen ausgeprobt und mit denselben höchst
                              									beachtenswerte Erfolge erzielt.
                           Die Hauptmasse dieser Baby maschinellen sind in nachstehender Tabelle
                              									zusammengestellt:
                           
                              
                                 Nameder Fabrik
                                 Cylinder-Durch-messer
                                 Stoss-länge
                                 GanzeLängederMaschine
                                 GewichtderMaschine
                                 Vorschub-längeüberhaupt
                                 Stosszahlbei4 Atm.Druck
                                 
                              
                                 
                                 mm
                                 mm
                                 mm
                                 kg
                                 mm
                                 
                                 
                              
                                 Raud
                                 50
                                 100
                                 900
                                 47
                                 400
                                 –
                                 
                              
                                 Ingersoll
                                 51
                                 115
                                 900
                                 48
                                 305
                                 500
                                 
                              
                           Während das Gewicht der gewöhnlichen grösseren Steinbohrmaschinen wenigstens 100 kg
                              									beträgt, wiegen die Babymaschinchen durchschnittlich nur etwa 45 kg und sind infolge
                              									dessen durch einen Mann zu bedienen. Sie sind
                              									aufstellbar sowohl auf einemPfeiler, sowie auf einem Gestell, im ersteren Falle
                              									wiegen sie mit Klemmvorrichtung 43 kg ohne Beschwerung, im letzteren etwa 32 kg.
                           In Schweden waren solche Maschinen weiter seit Anfang des Jahres 1901 im Betriebe im
                              									westlichen Ormbergsfelde beim Strossenabbau und beim Vortreiben von Orten, im
                              									Exportfelde, ebenfalls beim Vortreiben von Orten und ausserdem beim Bohren von
                              									Löchern zum Sprengen. Die erreichten Ergebnisse bei diesen Ortsvortrieben, bei denen
                              									meist nur ein Mann zu ihrer Bedienung erforderlich war,
                              									sind nachfolgend gegenübergestellt:
                           
                              
                                 Arbeitsstelle
                                 Ab-gebohrte
                                 Bohr-schichtenAnzahl
                                 Spreng-stoff
                                 Ab-gebohrtin derchicht
                                 Kilogr.-DynamitBohrlochfür
                                    											den
                                 Quer-schnitts-fläche derOrte
                                 
                              
                                 
                                 m
                                 
                                 kg
                                 m
                                 m
                                 qmm
                                 
                              
                                 Pickgrube
                                   8,2
                                   31
                                   57
                                 0,265
                                 6,95
                                   3,75
                                 
                              
                                 Langgrube
                                 17,1
                                   60
                                   89
                                 0,295
                                 5,03
                                 3,5
                                 
                              
                                 Malingsbobruch
                                 30,0
                                 101
                                 204
                                 0,297
                                 6,60
                                 4,5
                                 
                              
                           Wenn man die mit Babymaschinen in der Schicht erzielten Leistungen beim Vortreiben
                              									von Orten mit den Ergebnissen der in gleichen Betrieben von gewöhnlichen grösseren
                              									Bohrmaschinen vergleicht, findet man, dass ein Grössenunterschied tatsächlich nicht
                              									besteht, dagegen erkennt man bei ihrer Benutzung die Möglichkeit einer
                              									Sprengstoffersparung.
                           In letzter Zeit werden im Malingsbobruche, zwei nahe bei einanderliegenden Orten, mit
                              									je 4,5 qm Querschnittsüäche, vorgetrieben, das eine mit einer Raudschen Babybohrmaschine, das andere mit einer 70 mm
                              									Bohrmaschine aus der gleichen Fabrik, die erstere erreichte in der Schicht einen Vortrieb
                              									in Länge von 0,329 m, die letztere von 0,333 m, wobei in ersterer in der Schicht
                              									7,09 kg, in letzterer dagegen 9,25 kg Dynamit verbraucht wurden. Zu gleicher Zeit
                              									wurde in der ersten Hälfte eines Monats in der Pickgrube mit einer gewöhnlichen
                              									Bohrmaschine und in der anderen Hälfte mit einer Babybohrmaschine ein Ort in jeder
                              									Schicht um 0,273 m vorgetrieben unter Verbrauch von 8,0 kg Dynamit bei der ersteren
                              									und von 6,3 kg bei der letzteren.
                           Da die Haltbarkeit der Babymaschinen gleich gut befriedigte, wie die der grösseren
                              									Maschine, so müssen auf Grund der erreichten Ergebnisse die Selbstkosten des
                              									Ortsvortriebs sich ganz erheblich billiger stellen, zumal der Kraftverbrauch der
                              									Babymaschine sich zu dem der grösseren wie 6,5 zu 12,0 verhält.
                           Im Erze stellen sich die Gedingkosten des Vortriebs eines Orts f. d. m auf 30,00 Kr.
                              									schwed. einschliesslich Kosten des Sprengmaterials sowie der Bohrschärfung und die
                              									gesamten Selbstkosten nach vorliegenden Berechnungen bei beiden Maschinen, wie
                              									folgt:
                           
                              
                                 
                                 70 mm Bohrmaschine
                                 Babybohrmaschine
                                 
                              
                                 Arbeitslöhne, Sprengstoff    und Bohrschärfen
                                 Kr. 45,00
                                 Kr. 30,00
                                 
                              
                                 Reparaturen, Leitung, Oel    u.s.w.
                                 „   13,38
                                 „    13,38
                                 
                              
                                 Kraft
                                 „   19,71
                                 „    10,75
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Sa.    Kr. 78,09
                                 Kr. 54,13
                                 
                              
                           Beim Betriebe mit einer Babymaschine wird somit das gleiche Ergebnis mit nur einem Mann ungefähr um 25 bis 30 v. H. billiger
                              									erreicht.
                           Wie vorher erwähnt, werden mit diesen Maschinen auch vergleichende Versuche beim
                              
                              									Bankabbau durchgeführt. In der Langgrube am westlichen Ormberge wurden im Jahre 1901
                              									innerhalb 105 Schichten 786,0 m abgebohrt, wobei ein Junge den Transport der Bohrer
                              
                              									zum Schärfen, das Einspritzen von Wasser u.a.m. besorgte; im Durchschnitte wurde
                              									nach vorhergegebenen Zahlen mithin in der Schicht 7,5 m mit durchschnittlich 1,93 m
                              									Bohrlochtiefe abgebohrt.
                           In der Pickgrube wurden im gleichen Jahre mit derselben Maschine während 5 Schichten
                              
                              									8,8 m pro Schicht Bankstrosse abgebohrt, während an derselben Stelle im gleichen
                              									Jahre mit dergrösseren Maschine nur 6,83 m in der Schicht erzielt wurden.
                              									Indessen mag erwähnt werden, dass in der Bohrmaschine nur Bohrer von 35 mm mit 22 mm
                              									Schärfenlänge zur Verwendung kommen, in den gewöhnlichen grösseren dagegen solche
                              									von 45 bezw. 28 min. Die grössere Leistung der kleinen Babymaschine mag darauf
                              									beruhen, dass das örtliche Versetzen der grösseren, schweren Maschine erheblich mehr
                              									Zeit in Anspruch nimmt, als das der leichten kleineren Babymaschine. Die letztere
                              									wurde auch zum Abbohren von Sprenglöchern in Firstenstrossen im Malinbsbobruche
                              
                              									benutzt und lieferte auch dabei recht befriedigende Ergebnisse. An Nettobohrleistung
                              									der Babymaschine wurde im genannten Tagebau stündlich 1,64, in der Pickgrube 2,14 m
                              									Bohrlochtiefe erreicht, in der Bruttostunde 0,83 bezw. 1,25 m, die erstere bleibt
                              									somit in der tatsächlichen Bohrleitung etwas gegen die grössere Maschine zurück,
                              									aber infolge der Zeitersparung beim örtlichen Versetzen beim Strossenabbau wird doch
                              									mit ihr ein durchaus gleich gutes Ergebnis erreicht. Welcher wirtschaftliche Gewinn
                              									sich daraus ergiebt, selbst wenn ein Junge dabei mit beschäftigt und bezahlt werden
                              									muss, lässt sich wie folgt ermitteln:
                           
                              
                                 Lohn f. d. Schicht und einen Mann
                                 Kr.
                                   4,26
                                 
                              
                                    „    „  „       „       „       „    Jungen
                                 „
                                   1,75
                                 
                              
                                 Maschinist, Oel u.s.w.
                                 „
                                   3,71
                                 
                              
                                 Kraft
                                 „
                                   2,96
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Sa.
                                 Kr.
                                 12,68
                                 
                              
                           Bei einer Bohrleistung für die Schicht von 7,5 m stellen sich die Bohrkosten für den
                              									Meter auf Kr. 1,69 an Stelle von Kr. 2,36 bei den grösseren Maschinen, was einer
                              									Ersparung von 28,5 v. H. gleichkommt.
                           Beim Firstenabbau wurden in Schweden Babybohrmaschinen noch nicht erprobt, wohl aber
                              									sind in der Beziehung Leistungserfolge aus Colorado (Nordamerika) bekannt.
                           In der Portlandgrube im Cripple Creek-Distrikte, Colorado, hat man die grösseren
                              									Maschinen durch Babymaschinen ersetzt und damit vorzügliche Ergebnisse erzielt. Die
                              									Bohrlöcher werden daselbst 1,2 bis 1,8 m und im Durchschnitte in der Bruttostunde
                              									1,5 m tief abgebohrt in sprungfreier, sehr harter Breccia.
                           (Jernkont. Annaler 1902, Heft. 4 und 5.)
                           
                        
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
                           La Télegraphie sans Fil. L'oeuvre de Marconi. Traduit du Scientific American de New-York. Mit 88
                              									Abbildungen im Text. Bruxelles Ramlot Frères et Soeurs. Preis geh. 2,50 fr.
                           Le Point Critique des Corps Purs par E. Mathias Professeur de Physique à la Faculté des
                              									Sciences de l'Université de Toulouse. Mit 44 Abbildungen. Paris 1904. C. Naud. Preis
                              									geh. 7 fr.
                           La Grande Industrie Chimique Minérale Soude – Potasse
                              									– Chlore – Iode –, Brome par E. Sorel, Ancien Ingénieur
                              									des Manufactures de l'État. Mit 127 Abbildungen. Paris 1904. C. Naud. Preis geh. 15
                              									fr.
                           Beiträge zur allgemeinen Erfindungslehre. Von Max Schütze, Patentanwalt. Erstes Buch: Grundriss der
                              									reinen Erfindungslehre. Berlin 1904. Carl Heimann. Preis geh. 2 Mk.
                           
                        
                           Bücherschau.
                           Die Sicherungswerke im
                                 										Eisenbahnbetriebe. Ein Lehr- und Nachschlagebuch für
                              									Eisenbahnbetriebsbeamte und Studierende des Eisenbahnwesens von E. Schubert, Kgl. Preuss. Eisenbahndirektor in Berlin.
                              									Vierte umgearbeitete und erweiterte Auflage mit 449 Textabbildungen und 2
                              									lithographierten Tafeln. Wiesbaden 1903 J. F. Bergmann.
                           Das Buch des bekannten Eisenbahnschriftstellers erschien zum ersten Mal im Jahre 1888
                              									und hat seitdem in den folgenden Auflagen derartige Neubearbeitungen und
                              									Erweiterungen erfahren, sodass es stets auf der Höhe der Zeit geblieben ist, indem
                              									die durch die fortschreitende Entwicklung des Verkehrs und die erhöhte
                              									Fahrgeschwindigkeit notwendig gewordenen Sicherheitsvorrichtungen im
                              
                              
                              									Eisenbahnbetriebe gebührende Berücksichtigung fanden. Das Buch behandelt vorwiegend
                              									Einrichtungen auf den preussischen Staatseisenbahnen und ist folgedessen auch
                              									hauptsächlich für preussische Eisenbahnbeamten geschrieben, was schon daraus
                              									hervorgeht, dass die Unterhaltung und Einrichtung der elektrischen Telegraphen und
                              									Fernsprecheinrichtungen in die vorliegende Auflage neu aufgenommen ist, da diese
                              									Anlagen nunmehr seit Aufhebung der Telegraphischeninspektionen am 1. April vorigen
                              									Jahres der dienstlichen Tätigkeit der Bahnmeister zugefallen sind.
                           Das Buch ist reich mit meist guten und klaren Abbildungen ausgestattet, wodurch das
                              									Verständnis der manchmal sehr verwickelten Bauarten der Sicherungseinrichtungen
                              									ausserordentlich erleichtert wird. Ein glücklicher Gedanke ist die Einfügung von
                              									Bildstöcken, die nach Photographien hergestellt sind. Denen, die im Lesenvon
                              									Konstruktionszeichnungen ungeübt sind, werden durch Vergleich der ihnen bekannt
                              									erscheinenden Photographieen mit den Schnittzeichnungen oder Prinzipdarstellungen
                              									der Grundgedanke der Konstruktion und deren praktische Ausführung mustergültig zur
                              									Anschauung gebracht.
                           Was den Leserkreis –Eisenbahnbetriebsbeamte und Studierende – anbetrifft, so wird das
                              									Buch dieser Vereinigung in jeder Weise gerecht. Dem wenig theoretisch geschulten
                              									Beamten fehlt die Erklärung für das Wie und Warum der ihm anvertrauten Apparate:
                              									Hier findet er die Antwort. Dem Studierenden sind die Apparate in wirklichen
                              									Ausführungen Licht zugänglich – abgesehen von der Gelegenheit einiger, weniger
                              
                              									Studienausflüge, – er lernt sie hier kennen.
                           Wir können uns nicht einverstanden erklären mit den häufigen Hinweisen auf genauere
                              									Abhandlungen in anderen Werken. Wenngleich der Studierende sich mühelos die
                              									angezogenen Zeitschriften zum weiterem Studium beschaffen kann, so steht es mit dem
                              									Eisenbahnbeamten doch anders und er wird im Buche eine Lücke empfinden, sobald er
                              									die Hinweise nicht benutzen kann.
                           Wir kommen nun zur Besprechung der einzelnen Abteilungen des Buches.
                           Der erste Abschnitt bringt in allzu populärer Darstellung die Grundzüge der
                              									Elektrizitätslehre. Es ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil in demselben Buche
                              									die physikalischen Vorgänge in Apparaten erklärt zu finden, deren Betrieb und
                              									Unterhaltung in ihm beschrieben wird. Der Student wird die 26 Seiten überschlagen,
                              									dem Beamten ersparen sie die Anschaffung eines besonderen Handbuches über Elektrizitätslehre.
                              									Den Abschnitt über Reibungselektrizität könnte man entbehren; hingegen sähen wir die
                              									andern über Galvanismus, Elektromagnetismus, Induktion u.s.w. gern ausführlicher. So
                              									z.B. wäre das Krüger element aufzunehmen. Auch einige
                              									grundlegende Formeln der Stromschaltungen, das Ohmsche
                              									und Kirchhoffsche Gesetz sind nicht zu schwierig für
                              									das Verständnis des Leserkreises, als dass sie nicht aufgenommen werden könnten: Der
                              									wichtige und einfache Zusammenhang von Stromstärke, Spannung und Widerstand kommt
                              									nirgends klar zum Ausdruck; die Stromverzweigung musste eingehend erläutert werden,
                              									da sie bei der Verwendung der sog. isolierten Schiene eine grosse Rolle spielt. Das
                              									Ergebnis von Parallel- und Hinteremanderschalten der galvanischen Elemente wäre im §
                              									14 genauer zu erläutern. Dies sind nur einige Beispiele für die
                              									Verbesserungsfähigkeit des Abschnitts I.
                           Ebenso der Vervollständigung fähig sind die Abschnitte über den Telegraphen und den
                              									Fernsprecher.
                           Nachdem Leitung, Blitzableiter und andere Nebenapparate beschrieben sind, werden die
                              									ältesten Telegraphenapparate besprochen, die an dieser Stelle wohl entbehrt werden
                              									könnten. Auch die zum Abdruck gelangten Abbildungen könnten in der Folge durch gute
                              									Querschnittszeichnungen ersetzt werden.
                           Bei den Stromschaltungen vermissen wir genügende Klarheit: Zweck und Verwendung aller
                              									im Eisenbahnbetriebe gebräuchlichen Schaltungen wären systematisch zu behandeln.
                           Der Abschnitt V hat unseres Erachtens auch noch nicht die Gestalt erhalten, die er
                              									endgültig beibehalten könnte. Die Klappenschränke fehlen gänzlich, obwohl die im
                              									Eisenbahnbetriebe meist verwendeten Einfachumschalter dem Verständnis leicht
                              									zugänglich sind. Zwar sind sie kurz erwähnt, jedoch mussten sie dem Zweck des Buches
                              									entsprechend in der Genauigkeit der Darstellung der Blockwerke besprochen sein.
                           Vielleicht gelingt es dem Herrn Verfasser, für die Abschnitte des Schwachstroms –
                              									Telegraphie und Telephonie – einen geeigneten Mitarbeiter zu gewinnen, um auch diese
                              									Abschnitte in der Gründlichkeit zu bearbeiten, die dem Buch seit seinem Erscheinen
                              									durch die Reichhaltigkeit anderer Abschnitte die verdiente, weite Verbreitung und
                              									Anerkennung – nicht zum wenigsten in den Kreisen der Studierenden – eingetragen
                              									hat.
                           Die elektrischen Läutewerke sind genügend und ausreichend behandelt.
                           Ein reiches Studienmaterial findet sich in dem Abschnitt Blockwerke. Die in der
                              									Neuzeit an Bedeutung gewinnenden Blockwerke unter Mitwirkung des fahrenden Zuges und
                              									diejenigen in der vierfeldrigen, finden gebührende Beachtung. Sehr schätzbar für das
                              									tiefere Eindringen in das Verständnis des modernen Eisenbahnsicherungswesens ist der
                              									Abdruck der ministeriell festgelegten Grundzüge für die elektrischen
                              									Blockeinrichtungen.
                           Von den Radtastern haben die Durchbiegungstaster den Vorrang in der Darstellung
                              									erfahren, obwohl auch gute Bauarten bestehen, bei denen Berührungsschluss durch
                              									Niederdrücken eines Hebels unmittelbar durch das darüberrollende Rad selbst
                              
                              									herbeigeführt wird. Um so wünschenswerter wäre die Aufnahme dieser, da sie bei den
                              									preussischen Staatsbahnen in Gebrauch sind.
                           Den Hauptteil des Werkes bilden die Signal- und Weichenstellwerke, ein Gebiet, das
                              									der Verfasser in dankenswerter Gründlichkeit bearbeitet hat. Zunächst die
                              									Signalstellwerke als solche. Dann wird ihre Verbindung mit der Weiche und die
                              									Einrichtung der für das gesamte Stellwerkswesen so wichtigen Verschlusstafel an
                              									einem einfachen Beispiel erläutert, dem mehrere Verschlusstafeln einfacherer
                              									Bahnhofsanlagen folgen. Die konstruktiven Ausführungen der Signalstellwerke werden
                              									zunächst im Grundgedanken, dann in der Bauart namhafter Firmen dargestellt. Von dem
                              
                              									nun folgenden reichhaltigen Inhalt erwähnen wir nur die Vereinigung des
                              									Signalstellbockes mit der elektrischen Blockung, die Leitungen und Spannwerke,
                              									Weichen Verriegelungen in zahlreichen Bauarten, Signalmaste und Vorsignale mit
                              									zugehörigen Antriebs Vorrichtungen und die im Sicherungswesen so wichtige
                              									Einrichtung, welche es dem fahrenden Zuge nach Vorbeifahrt am „freie Fahrt“
                              									zeigenden Signal gestattet, dieses selbsttätig auf „Halt“ zurückzustellen,
                              									wodurch sich der Zug ohne Mithilfe eines Beamten selbst deckt.
                           Nach kurzer Darstellung der Weichenstellwerke wird der Leser mit den vereinigten
                              									Signal- und Weichenstellwerken bewährter Bauarten in Verbindung mit der elektrischen
                              									Blockung bekannt gemacht, jener Vorrichtung, der wir hauptsächlich die
                              									Betriebssicherheit auf den Eisenbahnen verdanken, deren Anforderungen der Neuzeit
                              									übersichtlich zusammengestellt sind.
                           In diesem Abschnitt bietet ferner besonderes Interesse die Vorrichtung, die
                              									Fahrstrasse so lange festzuhalten, bis die zu ihr gehörige, letzte Weiche vom Zuge
                              									ganz durchfahren ist.
                           Es folgt nun die Stelleinrichtung der Weichen selbst.
                           Mannigfache Bauarten der Weichenspitzenverschlüsse finden ihre Beschreibung; alle
                              									Konstruktionen haben ihre Feuerprobe in der Praxis bestanden. Hierher gehören auch
                              									die Weichen-Handverschlüsse für wenig gebrauchte, weit vom Stellwerk aus liegende,
                              									nicht von diesem verstellbare Weichen.
                           Ferner sind beschrieben die im Betriebe wenig beliebten Druck- und Sperrschienen, die
                              									das Umstellen einer Weiche unter dem darüberstehenden Fahrzeug verhindern sollen.
                              									Gleichen Zweck erfüllen die Zeitverschlüsse die vom Rade des Fahrzeuges in der Weise
                              									betätigt werden, dass die dadurch eingetretene Sperrung des Weichenhebels erst nach
                              									einiger Zeit unter Vermittlung einer hydraulischen Bremse wieder aufgehoben
                              									wird.
                           Daran schliesst sich ein für die Aufgaben der Praxis sehr wichtiges Gebiet, die
                              									Darstellung der Stellwerkspläne nach den ministeriellen Bestimmungen, durchgeführt
                              									an einigen grösseren Bahnhofsanlagen.
                           Recht zweckmässig erscheint der Abdruck der technischen Bedingungen über Lieferung
                              									und Aufstellung von Stellwerken, wie sie von der preussischen
                              									Staatseisenbahnverwaltung erlassen sind. Mit dem Bau, der Unterhaltung und Bedienung
                              									der Stellwerke beschäftigt sich der folgende Abschnitt, an den sich eine sehr
                              									reichliche Auswahl von Preisangaben über Stellwerksanlagen anreiht, die beim
                              
                              									Entwerfen und Veranschlagen von Neu- und Erweiterungsanlagen gute Dienste leisten
                              									wird.
                           Den Schluss des Buches bildet die eingehende Beschreibung des elektrischen
                              									Stellwerks, Bauart Siemens & Halske.
                           In unserm heutigen Zeitalter des Verkehrs, in dem das Eisenbahnwesen, besonders das
                              									Sicherungswesen in weitesten Kreisen Beachtung bereits gefunden hat, wird auch
                              									mancher Nichtfachmann das leicht verständliche Buch mit Interesse zur Hand nehmen.
                              
                              									Namentlich ist das Studium des Buches juristischen Personen, die häufig in
                              									Gerichtsverhandlungen aus Anlass von Eisenbahnunfällen mit dem Eisenbahnwesen in
                              									Berührung kommen, zu empfehlen, um eine klare Vorstellung über den Betrieb in
                              									Stellwerken zu gewinnen, um unter Berücksichtigung aller wichtigen Umstände, wie
                              									Bauart, Bedienung und Betrieb des Stellwerks in voller Sachkenntnis vorgehen zu
                              									können bei der Beurteilung des Schuldig oder Nichtschuldig.
                           Wir halten es nicht mehr für nötig, dem Buche eine weitere Empfehlung als unsre
                              									eingehende Besprechung mit auf den Weg zu geben.
                           Strassburg i. E.
                           
                              Hans A. Martens.
                              
                           Die Betriebsmittel der elektrischen
                                 										Eisenbahnen. Von E. C. Zehme. Wiesbaden 1903.
                              									C. W. Kreidel.
                           Vor allem Andern und ohne Umschweife darf die Bemerkung vorausgeschickt werden, dass
                              									dieses Zehmesche Buch nach Inhalt und Ausstattung den
                              									vornehmsten und bedeutendsten Erscheinungen der elektrotechnischen und
                              									eisenbahntechnischen Litteratur beizuzählen ist. Der vorliegende erste Band
                              									behandelt die bauliche Ausgestaltung der Triebwagen und Lokomotiven, sowie die
                              									elektrischen Einrichtungen der Fahrzeuge, nämlich Motoren, Triebwerke, Regelung und
                              									Anlassen der Motoren, Schaltvorrichtungen, Leitungen und Speicher. Bei der
                              									Bearbeitung dieses Stoffes ist sowohl dem Standpunkte des Maschinenbauers als jenem
                              									des Elektrotechnikers und Eisenbahningenieurs vollste Rechnung getragen. Vorzüglich
                              									unterrichtend sind auch 315 in den Text gedruckte Abbildungen und 66 lithographische
                              									Tafeln, die durch reichliche Angaben der Abmessungen aussergewöhnlich wertvoll
                              									werden. Die Ausdrucksweise des Verfassers ist eigentümlich knapp und
                              									zusammenfassend, so dass sie ihn in Stand setzt, auf verhältnismässig engem Raum
                              									staunenswerte Stoffmengen der Erledigung zuzuführen.
                           Der zweite Band wird die Linienführung, den Oberbau, die Stromzuführungen und
                              									schliesslich die Signal- und Sicherungsvorrichtungen umfassen, während der dritte
                              									Band den Stromerzeugungs-, Bahnhofs- und Werkstättenanlagen, und endlich ein vierter
                              									Band den einschlägigen Vorarbeiten, der Unterhaltung, dem Betriebe und den
                              									bezüglichen Kostenberechnungen gewidmet sein soll.
                           Weiteres über dieses fachwissenschaftliche Prachtwerk anzuführen oder in Einzelheiten
                              									einzugehen, können wir wahrhaftig für überflüssig erachten, da das Buch, mindestens
                              									im ersten Teile, auch nicht die leiseste Handhabe für Ausstellungen darbietet oder
                              									irgendwie Wünsche offen lässt und es, damit seine Vorzüge sich offenbaren und davon
                              									Nutzen gezogen werden könne, eben selbst gelesen und studiert werden muss.
                           
                              L. K.