| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 111 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Papierprüfung. Eine
                              									Anleitung zum Untersuchen von Papier. Von Wilhelm
                                 										Herzberg. Dritte Auflage. Berlin 1907. Julius Springer.
                           
                           Es war zu erwarten, daß Professor Herzberg als Vorsteher
                              									einer Arbeitsstätte, an der so intensiv gearbeitet wird, wie in der Abteilung für
                              									papier- und textiltechnische Prüfungen des Königlichen Materialprüfungsamtes zu
                              									Groß-Lichterfelde in der neuen, dritten Auflage seiner „Papierprüfung“ neben
                              									dem natürlich vertieften und weiterentwickelten Altbewährten auch Neues
                              									berücksichtigen würde. Die Berücksichtigung ist erfolgt, grundsätzlich aber nur,
                              									insoweit das Neue auch brauchbar zu werden verspricht, also einen wirklichen
                              									Fortschritt bedeutet.
                           Wenn der Umfang des Werkes im Vergleich zu der zweiten Auflage von 146 auf 212 Seiten
                              									angewachsen ist, so beruht dies aber nur zum Teil auf der Besprechung neuer
                              									Methoden, zum Teil aber auch darauf, daß den Erörterungen über die Wirkungen äußerer
                              									Einflüsse, die bei der Prüfung Berücksichtigung verlangen, sowie über das
                              									gesetzmäßige Verhalten des Papiers unter verschiedenen Einflüssen mehr noch wie
                              									früher Raum gegönnt worden ist.
                           So ist aus der „Anleitung zum Untersuchen von Papier“ ein Buch geworden, das
                              									nicht, wie anfangs, nur über die bewährten, im Königl. Materialprüfungsamt
                              									angewendeten Methoden unter kritischer Berücksichtigung der Fehlerquellen
                              									Rechenschaft gibt und zur Anwendung der Methoden ein unbedingt zuverlässiger Führer
                              									ist, sondern ein Werk, in dem auch das Wichtigste aus dem reichen Erfahrungsschatze
                              									des Prüfungsamtes kritisch verwertet ist. Welche weitere Ausgestaltung das Werk
                              									erfahren hat, wird am besten zu erkennen sein, wenn ich hervorhebe, was in den
                              									einzelnen Abschnitten die vorliegende dritte Auflage von der zweiten
                              									unterscheidet.
                           Der Abschnitt über die Prüfung der Festigkeitseigenschaften bietet als neue
                              									Einschaltung die auf Tabellen sich stützende Besprechung des Einflusses des
                              									Trocknens von Papier bei 98° C auf dessen Festigkeitseigenschaften. Sehr
                              									beherzigenswert ist auch ein Kapitel über das Instandhalten von Prüfungsapparaten
                              									zur Bestimmung der Festigkeit.
                           
                           Namentlich aber sind die Leistungen des Schopperschen Falzers, gegen die manche ungerechtfertigter Einwendungen
                              									erhoben worden sind, in aller Kürze erschöpfend klar gelegt und in das rechte Licht
                              									gerückt.
                           In dem Abschnitt „Aschengehalt“ sind die von Schopper gebauten neuen Veraschungsapparate berücksichtigt, von denen der
                              									eine mit Hilfe eines die Luftzufuhr regelnden Schornsteins die Veraschung
                              									beschleunigt, ein anderer die Veraschung mit Hilfe des elektrischen Stromes sehr
                              									rasch bewirkt und ein dritter eine Verbesserung der Postschen Aschenwage darstellt. Den Abschnitt beschließt eine neu
                              									zugefügte Besprechung des Einflusses der Füllstoffe auf die Dauerhaftigkeit des
                              									Papiers; sie bringt die Gründe zum Ausdruck, die für das Fallenlassen der die Höhe
                              									des Füllstoffgehaltes früher beschränkenden Bestimmung für Normalpapiere maßgebend
                              									gewesen sind.
                           In dem der Bestimmung der Faserstoffe gewidmeten Abschnitte sind die Studien über die
                              									Verschiedenheiten des Gehalts an ätherlöslichen Körpern bei Sulfit- und
                              									Natronzellstoff neu aufgenommen, sowie die von Dr. Schwalbe auf diese Unterschiede gegründete Unterscheidung der beiderlei
                              									Zellstoffarten mit Hilfe der Cholesterinreaktion. Eingeschaltet ist ein Kapitel
                              										„Fabrikationsbücher und Stoffzettel“, ferner eine kritische Besprechung
                              									der „Fehlerquellen der kolorimetrischen Verfahren zur Bestimmung des
                                 										Holzschliffgehalts“, besonders der Papierdicke, des Füllstoffgehalts und der
                              									bei verschiedenen Holzarten ungleichen Intensität der Färbung mit Phloroglucin.
                           In einem Kapitel „holzfreie Papiere“ ist der Begriff „holzfrei“ scharf
                              									und klar als nur für diejenigen Papiere gültig anerkannt, die ohne jeden Zusatz von
                              									verholzten Fasern hergestellt worden sind. Doch soll eine gewisse Verunreinigung
                              									durch einzelne verholzte Fasern mit Rücksicht auf die Beobachtung, daß Normalpapiere
                              									auch der höchsten Klassen selten ganz frei von Spuren verholzter Fasern sind, außer
                              									Betracht bleiben. Die zulässige Grenze soll bei Schreib- und Druckpapieren 0,5 v.
                              									H., bei Packpapieren, Aktendeckelnus w. 3 v. H. betragen.
                           Die der Prüfung der Faserstoffe gewidmeten Besprechungen beschließt ein allerdings
                              									sehr kurzes Kapitel über Trockengehaltsbestimmungen.
                           Aufnahme haben die auf die Dalenschen Untersuchungen
                              									sich gründenden Bestimmungen von Flecken im Papier gefunden, weiter eine
                              									Prüfungsweise zur Unterscheidung von tierischer und Harzleimung auf mechanischem
                              									Wege, einfach durch Zerknittern des Papiers und Auftragen von Tintenstrichen, die
                              									bei tierisch geleimtem Papier durchschlagen, bei harzgeleimtem Papier nicht, wobei
                              									natürlich vorauszusetzen ist, daß ursprünglich Leimfestigkeit vorhanden war.
                           Die Besprechung der Prüfung der Leimfestigkeit bringt mancherlei Anregungen betreffs
                              									der Beurteilung der Anforderungen an die Leimfestigkeit, auch methodisch manches
                              									Neue. Die von Kollmann vorgeschlagene Methode der
                              									Leimfestigkeitsprüfung, bei der die Zeit bis zu der durch Rotfärbung zu erkennenden
                              									Begegnung von Phloroglucinlösung, auf der einen Seite aufgetropft, und Natronlauge,
                              									auf der anderen Seite aufgetropft, als Maß dient, ist erwähnt, dabei aber auch auf
                              									die der Methode entgegenstehenden Bedenken aufmerksam gemacht. Das Gleiche gilt
                              									von Teclus Methode, die Leimfestigkeit nach der an
                              									mikroskopischen Querschnitten festgestellten Tiefe des Eindringens einer Lösung von
                              									krystallisiertem Neublau zu beurteilen.
                           Mit Recht wird die Bedeutung des Einflusses der Luftfeuchtigkeit bei
                              									Leimfestigkeitsprüfungen empfohlen. Im Anschluß an die Besprechungen dieser ist
                              									jetzt auch der Prüfung der Radierfähigkeit – sprachlich richtiger wäre Radierbarkeit
                              									– ein besonderes Kapitel gewidmet.
                           Für die Prüfung der Fettdichtigkeit haben die im Materialprüfungsamte ausgeführten
                              									Untersuchungen von Dr. Bartsch als Grundlage gedient,
                              									die zur Benutzung von Terpentinöl als Mittel für die Prüfung der
                              									Widerstandsfähigkeit gegen das Eindringen von Fettkörpern geführt haben.
                           Der Abschnitt über Saugfähigkeitsprüfungen hat durch die Berücksichtigung der Beadle-Stevensschen Methode der Feststellung des
                              									Saugfähigkeitsverlustes durch die erstmalige Aufsaugung von Tinte eine Ergänzung
                              									erfahren, bei der besonders die Widersprüche zwischen den Ergebnissen der Bestimmung
                              									der Saughöhe und den nach Beadle und Stevens vorgenommenen Messungen des Durchmessers der
                              									Randzone eines Tintenkleckses, die ihre Saugfähigkeit verloren hat, kritisch
                              									erörtert worden. Der Schluß, welcher Wert für die Beurteilung maßgebend ist, fällt
                              									zu Gunsten der Saughöhe aus. Hohe Beachtung verdient auch die Mahnung, die
                              									Festigkeitseigenschaften nicht über der einseitigen Schätzung großer Saugfähigkeit
                              									zu vernachlässigen.
                           Endlich ist auch die Unterscheidung von natürlichen und künstlichen Wasserzeichen und
                              									die Prüfung der Lichtdurchlässigkeit mit Hilfe des Klemmschen Lichtdurchlässigkeitsprüfers besprochen.
                           Aus dieser Hervorhebung lediglich dessen, was die Neuauflage von der vorhergehenden
                              									unterscheidet, geht zur Genüge hervor, daß das Herzbergsche Buch an Gehalt bedeutend gewonnen hat Es zeugt von regster Arbeit
                              									und manchen, zum guten Teil dem Verfasser und seinen Mitarbeitern im
                              									Materialprüfungsamt zu dankenden Fortschritten auf dem Gebiete der
                              									Papierprüfung.
                           Als Anhang sind außer den „Bestimmungen über das von den Staatsbehörden zu
                                 										verwendende Papier“ auch die „Dienstanweisung zur Ausführung der
                                 										Bestimmungen über das von den Staatsbehörden zu verwendende Papier“ vom 28.
                              									Januar 1904, sowie eine „Liste der Papierfabriken, die ihr Wasserzeichen beim
                                 										Materialprüfungsamte zu Groß-Lichterfelde angemeldet haben“, abgedruckt. Ein
                              									Hinweis auf die Papiernormalien in den deutschen Bundesstaaten findet sich
                              									gleichfalls im Anhang, auch sind dort, wie früher, ein Auszug aus der
                              									Gebührenordnung der Abteilung für papier- und textiltechnische Prüfungen und Auszüge
                              									aus den Vorschriften für die von Verkehrsbehörden und Standesämtern zu verwendenden
                              									Papiere zu finden, zum Schlusse die Bedingungen des Materialprüfungsamtes für die
                              									Ausbildung im Papierprüfen. Die beigefügten 12 Tafeln mit Faserbildern sind die der
                              									zweiten Auflage, vermehrt um eine, die Braunschliff von Nadelholz darstellt.
                           
                              Klemm.
                              
                           
                        
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
                           Leitfaden der Projektionslehre einschließlich der
                                 										Elemente der Perspektive und schiefen Projektion von Prof. Julius Hoch, Ingenieur, Oberlehrer an der staatlichen
                              									Baugewerkschule in Lübeck. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 155 Abb.
                              									Leipzig 1907. J. J. Weber. Preis geb. M. 2 50.
                           Westdeutschlands Adreßbuch für alle Zweige der Hütten- und
                                 										Metallindustrie mit Bezugsquellennachweis für den gesamten technischen
                                 										Bedarf. Ausgabe 1907/08. Herausgegeben unter Mitwirkung technischer
                              									Fachleute. Von R. Knop. Dortmund 1907. Druckerei- und
                              									Verlagsgesellschaft m. b. H. Preis geh. M. 5,–.
                           Einführung in die chemische Technik. Kurzgefaßtes
                              									Lehrbuch der chemischen Technologie mit Berücksichtigung der Grundlehren der Chemie.
                              									Für Handels–, Real- und Gewerbeschulen. Von Oberlehrer Dr. Rudolf Sachsze, erster Lehrer der Chemie und Warenkunde an der
                              									öffentlichen Handelslehranstalt der Dresdner Kaufmannschaft. Mit 92 Abb. Leipzig und
                              									Berlin 1907. B. G. Teubner. Preis geh. M. 2,–.
                           Musterbuch für die Ausrüstung der Eisenbahnfahrzeuge mit
                                 										elektrischer Beleuchtung. Julius Pintsch, Aktiengesellschaft.
                           Kleiner Leitfaden der praktischen Physik. Von Friedrich Kohlrausch. Zweite vermehrte Auflage.
                              									Sechstes bis Zehntes Tausend. Mit zahlreichen Abb. Leipzig und Berlin 1907. B. G.
                              									Teubener. Preis geb. M. 4,–.
                           Die moderne Physik von L. Poincaré. Uebertragen von
                              									Privatdozent Dr. M. Brahn und Dr. B. Brahn. Leipzig 1908. Quelle & Meyer. Preis geh.
                              									M. 3,80, geb. M. 4,40.
                           Ueber Arbeitsumsetzung unter Vermittlung der
                                 										Fernwirkung. (Induktion.) Mit besonderer Berücksichtigung der
                              									Elektromotoren, usw. Von Johann Lissner, Ingenieur.
                              									Wien und Leipzig 1907. Spielhagen & Schurich. Preis geh. M. 2,–.
                           Beton-Taschenbuch 1908. In zwei Teilen. 1. Teil geb, 2.
                              									Teil broschiert. Preis M. 2,–. Tonindustrie-Zeitung.
                           Deutscher Kalender für Elektrotechniker. Begründet von
                              										F. Uppenborn, weiland Stadtbaurat in München. In
                              									zwei Teilen. 25. Jahrgang 1908. In neuer Bearbeitung herausgegeben von G. Dettmar, Generalsekretär des Verbandes Deutscher
                              									Elektrotechniker, Berlin. Mit 346 Abb. und einer Tafel. München und Berlin 1908. R.
                              									Oldenbourg. Preis M. 5,–.