| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 304 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Fabrikorganisation,
                                 										Fabrikbuchführung und Selbstkostenberechnungder Firma Ludwig Loewe & Co., Aktiengesellschaft, Berlin. Mit Genehmigung der Direktion
                              									zusammengestellt und erläutert von J. Lilienthal. Mit
                              									einem Vorwort von Dr.-Ing- H. Schlesinger, Professor an
                              									der Technischen Hochschule. Berlin 1907. Julius Springer.
                           
                           Schon einmal bei Gelegenheit der Besprechung des Werkchens von Hermann Winker
                              									„die kaufmännische Verwaltung einer Eisengießerei“ bot sich mir Gelegenheit,
                              									an dieser Stelle auf das zweifellose Verdienst der Firma Ludwig Loewe & Co. hinzuweisen, das sich diese um die Allgemeinheit
                              									dadurch erworben hat, daß sie der Oeffentlichkeit die Grundlagen ihrer inneren
                              									Organisation darlegt. Inzwischen ist sie auf diesem Wege unbeirrt weiter gegangen,
                              									die Veröffentlichungen Lilienthals, in der
                              										„Werkstattstechnik“, die Erweiterung und Vertiefung der sogen. „Loewe-Bibliothek“, die weit über den Rahmen
                              									einer vornehmen Reklame hinausgewachsen ist, legen davon beredtes Zeugnis ab;
                              									gekrönt aber wird das Werk durch die Herausgabe der mir vorliegenden Monographie,
                              									die Schlesinger in seinem Vorwort mit Recht als eine
                              										„Tat“ bezeichnet, „die volle Anerkennung verdient“. Und schon
                              									zeigen sich auch die ersten Früchte dieses verdienstvollen Vorgehens, auch andere
                              									Firmen beginnen dem trefflichen Beispiel zu folgen, ein lebhafter Gedankenaustausch
                              									in der Oeffentlichkeit über alle Fragen der Fabrikorganisation beginnt sich zu
                              									entwickeln, der gewiß zur Klärung so mancher noch streitigen Fragen auf diesem
                              									Gebiete erheblich beitragen wird zum Nutzen des gesamten wirtschaftlichen Lebens
                              									und, wie ich wohl gleich hinzusetzen darf, nicht zum Schaden der Fabrik, welche mit
                              									ihren Einrichtungen an die Oeffentlichkeit tritt. Denn, um wiederum Schlesingers Worte zu gebrauchen: „Die innere
                                 										Organisation einer jeden Maschinenfabrik muß doch für jeden besonderen Betrieb
                                 										besonders ausgestaltet werden, sie ist wie ein Kleid, dessen Elemente zwar
                                 										dieselben bleiben, dessen Form sich aber immer der stetig wechselnden Gestalt
                                 										des Trägers anschmiegen muß“, oder wie ich mich an dieser Stelle bei anderer
                              									Gelegenheit in einem ähnlichen Bilde ausdrückte: wenn irgendwo, so ist auf diesem
                              									Gebiete jede „Confection“ unbrauchbar und nur beste „Maßarbeit“ am
                              									Platze.
                           Es ist selbstverständlich ausgeschlossen in einer Besprechung, welche sich in bezug
                              									auf den Raum notgedrungen eine gewisse Beschränkung auferlegen muß, auf den gesamten
                              									reichen Inhalt des Buches einzugehen. Die folgenden Zeilen sollen nur ganz kurz den
                              									Weg erläutern, den der Verfasser verfolgt um auf diese Weise dem Leser einen Begriff
                              									davon zu geben, wie viel verschiedene Fragen auf den 220 Seiten des Buches behandelt
                              									werden. Nachdem zunächst ein Ueberblick über die Gesamtgeschäftsbuchführung gegeben
                              									ist, wird der für die innere Organisation wichtigste Teil, die Betriebsbuchführung,
                              									geschildert, wie sie in den 13 verschiedenen Abteilungen des Werkes, je nach der
                              									Eigenart des besonderen Betriebes ausgebildet, durchgeführt ist. Dabei ziehen die
                              									Formen der Auftragserteilung, der Lohnbuchführung und -Verrechnung, der gesamten
                              									Selbstkostenberechnung und Unkostenverbuchung an unserem Geiste vorüber. Es folgen
                              									Kapitel über den Einkauf, die Verwaltung des Lagers und dergl.; die Durchführung der
                              									Inventur, des Bücherabschlusses und der Bilanz wird geschildert und in einem Anhange
                              									erhalten wir unter anderen ein Bild der zu ungewöhnlicher Höhe entwickelten
                              									Lehrlingsausbildung. Auf diesem letzten Gebiete hat ja die Firma Ludwig Loewe & Co.
                              									besonders Anerkennenswertes geleistet.
                           Eine kritische Betrachtung des Buches in bezug auf seinen Inhalt begegnet naturgemäß
                              									ungewöhnlichen Schwierigkeiten: meistens liegt ja eine einfache Schilderung der als
                              									praktisch erprobten Einrichtungen vor; nur selten ist eine Erläuterung gegeben,
                              									warum man gerade so und nicht anders vorgegangen ist. Zugeben muß man aber ohne
                              									weiteres, daß die für das Loewesche System in Anspruch
                              									genommenen Vorzüge in hohem Maße vorhanden sind: ausgezeichnete Kontrollen an allen
                              									wichtigen Punkten, große Uebersichtlichkeit, Vermeidung der sogen.
                              										„Meisterwirtschaft“, möglichst geringe Benutzung der Angaben der
                              									Arbeiter, scharfe Trennung der allmonatlich für jede Abteilung gesondert
                              									nachgewiesenen Betriebsunkosten, ungewöhnliche Schnelligkeit im Arbeiten der
                              									Nachkalkulation u.a.m. Wenn es sich stellenweise der Beurteilung des Lesers
                              									entzieht, ob der eine oder andere dieser Vorzüge sich nicht auf anderem Wege
                              									einfacher hätte erreichen lassen, so ist das zum Teil der schon hervorgehobenen,
                              									fast rein beschreibenden Art des Buches zuzuschreiben. Anzunehmen ist ja, daß die
                              									besonderen Verhältnisse des in Frage kommenden Werkes unbedingt auf den
                              									eingeschlagenen Weg hinwiesen, aber diese kennt der Leser nicht genau genug, um sich
                              									darüber ein abschließendes Urteil bilden zu können. Es würde meiner Ansicht nach den
                              									Wert des Werkes ganz erheblich gesteigert haben, wenn der Verfasser in dieser
                              									Hinsicht etwas weniger zurückhaltend gewesen wäre und der Erörterung der Gründe
                              									seines Vorgehens einen größeren Raum gewährt hätte. Zuzugeben ist allerdings, daß
                              									dadurch die Uebersichtlichkeit des Buches, die Klarheit, mit der der ganze Aufbau
                              									der Organisation dem Leser jetzt vor Augen tritt, leicht hätte getrübt werden
                              									können. Aber ich meinerseits würde jedenfalls diesen Nachteil für jenen Vorzug gern
                              									mit in Kauf genommen haben. Leicht ist ja die Lektüre des Buches überhaupt nicht. Es
                              									handelt sich nicht um ein einfaches Lesen, sondern um ein wirkliches Studieren, wenn
                              									man in den Geist des Ganzen eindringen und ein vollständiges Bild von dem inneren
                              									Leben dieses großen Unternehmens gewinnen will. Der Gewinn ist dann aber auch ein
                              									bedeutender, meines Erachtens größer als bei der Mehrzahl jener zahlreich
                              									erschienenen Werke über Fabrikorganisation, welche in mehr allgemeiner, von dem
                              									Einzelwerk abstrahierender Form ein System entwickeln, das als für die Allgemeinheit
                              									vorbildlich hingestellt wird, ohne die Vielgestaltigkeit wirtschaftlichen Lebens zu
                              									berücksichtigen, und dadurch vielleicht mehr schadet als nützt.
                           Daß man im einzelnen durchaus anderer Meinung sein kann, wie Lilienthal, zeigen z.B. seine Auseinandersetzung mit Eichberg in der „Werkstattstechnick“ über
                              									Akkordverrechnung und die Bemerkungen von Blum über die
                              									Berechnung der Inventurwerte in seiner durchaus günstigen Kritik des Lilienthalschen Buches in „Technik und
                                 										Wirtschaft“. (Nebenbei bemerkt muß ich mich für meine Person in der ersten
                              									Frage als den Gegner des Lilienthalschen Standpunktes,
                              									in der letzten als seinen Verteidiger bekennen.) Aber diese
                              									Meinungsverschiedenheiten sind jedenfalls durchweg so geartet, daß darunter der Wert
                              									des Buches gewiß nicht leidet; man kann ruhig sagen: jedem, der beruflich mit diesen
                              									Fragen zu tun hat, kann das Studium des Werkes nur empfohlen werden; mögen auch die
                              									Verhältnisse, unter denen er arbeitet, noch so verschieden von denen des Loeweschen Betriebes sein, ohne wirklichen Nutzen wird
                              									er das Buch nicht aus der Hand legen.
                           
                              Friedrich Meyenberg.
                              
                           
                        
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
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                              									sous la Direction de M. Leaute, Membre de l'Institut.
                              									Les Produits Industriels des goudrons es houilles et leurs applications. Par Vladimir de Vulitsch, Ancien Directeur de Distelleries
                              									de Goudrons. Paris. Gauthiers-Villars. Imprimeur-Editeur. Masson et Cie. Editeurs
                              									Librairesde l'Academie de medecine.