| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, S. 128 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Zusammengesetzte
                                 										Festigkeitslehre, nebst Aufgaben aus dem Gebiet des Maschinenbaues und der
                                 										Baukonstruktion. Ein Lehrbuch für Maschinenbauschulen und andere technische
                              									Lehranstalten sowie zum Selbstunterricht und für die Praxis. Von E. Wehnert. 224 Seiten, 124 Figuren. Berlin 1908,
                              									Julius Springer. Preis 7 Mark.
                           Der Verfasser setzt in diesem Buche seine früher erschienene „Einführung in die
                                 										Festigkeitslehre“ fort und behandelt darin den ebenen Spannungszustand nebst
                              									der sogenannten resultierenden Anstrengung, die Trägheitsmomente in bezug auf
                              									verschieden gerichtete Schwerpunktsachen, die exzentrische Zug- oder Druckbelastung
                              									unter Benutzung der Kernfläche, die Schubspannungen im geraden Biegungsbalken, das
                              									Zusammenwirken verschiedener Normalspannungen (hierbei die sogenannte steife
                              									Kettenlinie), desgleichen verschiedener Tangentialspannungen, ferner von Normal- und
                              									Tangentialspannungen. Etwa die Hälfte des Buches ist der Theorie, die andere
                              									technischen Zahlenbeispielen zugewiesen. Von Differential- und Integralrechnung ist
                              									kein Gebrauch gemacht. Wie aus der Inhaltsangabe hervorgeht, geht der Verfasser
                              									weiter als sonst an höheren Maschinenbauschulen üblich; eine Anzahl von Abschnitten
                              									ist zum Selbststudium für Absolventen solcher Schulen bestimmt, die Abschnitte betr.
                              									Trägheitsmomente und Kernfläche vorzugsweise für Bautechniker. Der Verfasser betont
                              									in der Vorrede, daß er auf die algebraischen Entwicklungen besonderen Wert lege; er
                              									zieht die algebraische Vorausberechnung unbekannter Abmessungen der Abschätzung vor.
                              									Dies wird sich jedoch in den seltesten Fällen durchführen lassen, einmal wegen der
                              									Schwierigkeit, die selbst der geübteste Rechner vorfindet, dann wegen der nicht zu
                              									überschätzenden algebraischen Gewandheit eines technischen Mittelschülers. Die
                              									Methode einer rationellen Abschätzung der Dimensionen, das freie Gestalten unter
                              									Beachtung der wichtigsten unter den oft so mannigfaltigen Forderungen und das
                              									Nachprüfen der gewählten Abmessungen mit einer schärferen Rechnung ist für den
                              									Techniker das Natürliche und hat sich aus diesem Grunde auch eingebürgert. Das
                              									sollte in Schule und Lehrbuch nach Möglichkeit eingeübt werden. Gerade der Schüler
                              									hält sonst leicht die algebraische Rechnung für die Hauptsache, und der Blick wird
                              									von den Kraftwirkungen und dem Material und den Voraussetzungen der Rechnung
                              									abgelenkt. Gelingt es, wie z.B. bei einem Lasthaken durch längere algebraische
                              									Umformung eine einfache Dimensionierungsgleichung abzuleiten, so gilt diese nur für
                              									den der Rechnung zu Grunde gelegten Trapezquerschnitt, nicht aber für den
                              									tatsächlichen Querschnitt. Anführung des graphischen Verfahrens von Tolle wäre hier am Platze gewesen. – Der Abschnitt über
                              									exentrisch belastete Stäbe und die sogenannte steife Kettenlinie enthält Angaben
                              									über Durchbiegung und Anstrengung, in denen wirkliche und hyperbolische
                              									Sinusfunktion vorkommen. Da die Herleitung nicht gegeben werden kann und das
                              									Rechnen mit jenen Funktionen dem technischen Mittelschüler nicht geläufig ist, so
                              									kann ich mir einen Nutzen für die Letzteren nicht versprechen, glaube auch nicht,
                              									daß das Bedürfnis nach diesen Dingen bei dem mittleren Techniker gerade groß ist.
                              									Daß im § 1 Spannungen wie Kräfte zusammengesetzt werden, ohne Rücksicht auf die
                              									zugehörigen Flächen, ist ein schlimmer Fehler. In Fig. 4 fehlt es an den
                              									Spannungspfeilen.
                           Die Beigabe von vielen durchgeführten Zahlenbeispielen ist zu begrüßen,
                              									anerkennenswert auch das Bestreben des Verfassers, zu sorgfältiger
                              									Festigkeitsrechnung anzuleiten, und die benutzten Gleichungen durch Herleitung dem
                              									Verständnis zugänglich zu machen.
                           
                              Enßlin.
                              
                           „Hütte“, des Ingenieurs
                                 										Taschenbuch. Herausgegeben vom Akademischen Verein
                                 										Hätte. 20. Aufl. in 3 Abteilungen. Berlin 1908. W. Ernst & Sohn. Band
                              									I, II und III in Leinen, Preis M. 17,–.
                           Die 20. Auflage der „Hütte“ ist dem „Verein deutscher Ingenieure“
                              									gewidmet; ein gutes Zeichen über die wechselseitigen Beziehungen beider. Bei einem
                              									Werk, daß die „20. Auflage“ erlebt, ist es eigentlich nicht mehr notwendig,
                              									dasselbe kritisch zu würdigen. Ein solches Werk hat sich ja längst den Beifall der
                              									Fachwelt im höchsten Maße erworben. Wie bei der ersten Auflage, so ist auch jetzt
                              									wieder aus verschiedenen Gründen eine Dreiteilung des Gebietes der
                              									Ingenieurwissenschaften eingetreten, derart, daß die beiden ersten Bände auch ohne
                              									den dritten bezogen werden können. Die Abteilung I behandelt in sechs Abschnitten
                              									die Gebiete der Mathematik, Mechanik, Festigkeitslehre, Stoffkunde, Eisenhüttenkunde
                              									und die Maschinenteile. In Abteilung II werden Kraft- und Arbeitsmaschinen,
                              									Schiffsmaschinen, Eisenbahnbetriebsmittel und Elektrotechnik besprochen. Abteilung
                              									III ist für den Architekten und Bauingenieur bestimmt. Es enthält Angaben über die
                              									Vermessungskunde, den Hochbau, über Lüftung und Heizung, Straßenbau,
                              									Wasserversorgung und Städteentwässerung. Bei der Statik der Baukonstruktionen
                              									erscheint erstmals ein Kapitel über den Eisenbeton, der sich ja so rasch bei
                              									technischen Bauten eingeführt hat. Es folgen Brücken- und Eisenbahnbau, Drahtseil-
                              									und Zahnradbahnen. Außerordentlich interessant behandelt ist das Gebiet des
                              									Wasserbaues. Den Schluß des dritten Bandes bilden Erörterungen über Gasfabrikation
                              									und Fabrikanlagen. Die einzelnen Gebiete sind mit großer Sorgfalt und überall dem
                              									neuesten Stande der Wissenschaft entsprechend behandelt. So ist auch die
                              										„Hütte“ im neuen Gewande ein unentbehrliches Werk für jeden, der mit
                              									Technik zu tun hat, und bin ich der festen Ueberzeugung, daß zu den vielen alten
                              									Freunden des „Taschenbuches“ sich noch eine große Reihe neuer Verehrer
                              									gesellen wird.
                           Kaiserslautern.
                           Adolf Marx, Dipl.-Ing.
                           
                        
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
                           Die Bestimmung der Querschnitte von Staumauern und
                                 										Wehren aus dreieckigen Grundformen. Von E.
                                 										Link, Regierungsbaumeister a. D., Oberbauleiter der Mohne- und
                              									Listertalsperre. Mit 33 Abb. Berlin 1910. Julius Springer. Preis geh. M 2,40.
                           Stromverteilung, Zählertarife und Zählerkontrolle bei
                                 										städtischen Elektrizitätswerken und Ueberlandzentralen. Bearbeitet von Carl Schmidt, Ingenieur in St. Petersburg. Mit 4 Abb.
                              									und 10 Kurventafeln. Berlin 1910. Jul. Springer, Preis geh. M 2,60.