| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, Miszellen, S. 254 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Neuere Kühlmaschinen, ihre
                                 										Konstruktion, Wirkungsweise und industrielle Verwendung. Ein Leitfaden für
                              									Ingenieure, Techniker und Kühlanlagenbesitzer von Dr. Hans
                                 										Lorenz, Prof. a. d. Techn. Hochschule zu Danzig, und Dr.-Ing. C. Heinel, Privatdozent a. d. Techn. Hochschule Berlin.
                              									Vierte, vollständig umgearbeitete Auflage. Mit 309 Abb. Aus Oldenbourgs Technischer
                              									Handbibliothek. München und Berlin 1909. R. Oldenbourg. Preis geb. M 12,50.
                           Von der im Verlage R. Oldenbourg in München
                              									herausgegebenen „Technischen Handbibliothek“ ist der erste Band „Neue
                                 										Kühlmaschinen“ in vierter Auflage erschienen. Die beiden als Theoretiker auf
                              									diesem Gebiete besonders verdienstlich wirkenden Fachmänner haben in dieser neuen
                              									Auflage ihr Augenmerk vorwiegend den konstruktiven Fragen zugewendet und haben die
                              									wichtigsten Teile der Kühlmaschinen aller Systeme und zwar: Druckverdichter,
                              									Apparate zur Aufnahme und Abgabe von Wärme, sowie die Kleinkühlmaschinen und
                              									Absorptionsmaschinen in eingehendster Weise behandelt und durch detaillierte
                              									Konstruktionszeichnungen erläutert. Als theoretische und wissenschaftliche Beiträge
                              									wurden die Hauptgesetze der Wärmelehre und die Methoden und der Energieverbrauch der
                              									Kälteerzeugung in zwei einleitenden Kapiteln sehr übersichtlich und klar
                              									behandelt.
                           Bei der eingehenden Behandlung des theoretisch-konstruktiven Teiles konnte für den
                              									praktischen Teil nur wenig Raum übrig bleiben, sollte der Umfang des Buches nicht
                              									über Gebühr überschritten werden. Es wurde daher dieses Gebiet nur kurz in einem
                              									Kapitel behandelt. Eine sehr wertvolle Ergänzung hat das Werk durch das
                              									Schlußkapitel „Die Feststellung der Leistung von Kühlmaschinen“ gefunden.
                           Das Werk verdient wegen seiner streng wissenschaftlichen Behandlung die vollste
                              									Beachtung jedes Kühlmaschinenfachmanns, welchem es ein unentbehrlicher Ratgeber in
                              									allen Fragen bleiben wird.
                           
                              Schw.
                              
                           
                        
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
                           Grundzüge der Elektrochemie. Von Prof. Dr. Walther Löb. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage
                              									mit 42 Abb. Leipzig 1910. J. J. Weber. Preis geb. M 3,–.
                           Die Bauführung. Von K
                                 										Knöll, Architekt und Oberlehrer an d. Kgl. Baugewerkschule zu Königsberg i.
                              									Pr. Mit 8 Abb. Leipzig 1910. J. J. Weber. Preis geb. M 3,–.
                           Keramisches Jahrbuch. Jahresbericht über die
                              									Fortschritte der gesamten Ton- und Glasindustrie. II. Jahrgang. Unter Mitwirkung
                              									zahlreicher Fachgenossen herausgegeben von Dr. Gustav
                                 										Keppeler, Privatdozent an der Königl. Techn. Hochschule Hannover. Berlin
                              									1910. Chemisches Laboratorium für Tonindustrie G. m. b. H. Preis geb. M 4,–.
                           Groß-Gasmaschinen. Ihre Theorie, Wirkungsweise und
                              									Bauart. Von Heinrich Dubbel, Ingenieur. Mit 400 Abb.
                              									und 6 Tafeln. Berlin 1910. Julius Springer. Preis geb. M 10,–.
                           Handbuch für Eisenbetonbau. Zweite, neubearbeitete
                              									Auflage, herausgegeben von Dr.-Ing. F. von Emperger, K.
                              									K. Oberbaurat in Wien. 4. Band. Wasserbau, bearbeitet
                              									von F. W. Otto Schulze, L. Kauf und E. Brugsch. Mit 817 Abb. Berlin 1910. Wilhelm Ernst
                              									& Sohn. Preis geh. M 14,–, geb. M 16,50.
                           Mitteilungen der Prüfungsanstalt für Heizungs- und
                                 										Lüftungseinrichtungen der Berliner Technischen Hochschule. Vorsteher
                              									Dr.-Ing. Rietschel, Geh. Regierungs-Rat und Professor.
                              									Heft 1. München und Berlin 1910. R. Oldenburg. Preis geh. M 4,–.
                           
                        
                           Zuschriften an die Redaktion.
                           (Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.)
                           Geehrte Redaktion!
                           Zur Berichtigung der in der letzten Erwiderung des Herrn Osthoff (s. D. p. J. 1909, Bd. 324, S. 765) aufgestellten
                              									Behauptungen möchte ich um Aufnahme folgender Angaben bitten:
                           1. Bezüglich der auf S. 765, Heft 48, von O. gemachten
                              									Mitteilungen über die bei belgischen Heißdampflokomotiven vorgekommenen
                              									Wasserschläge und Brüche liegt mir ein Schreiben der Direktion des rollenden
                              									Materials aus dem belgischen Ministerium der Eisenbahnen, Posten und Telegraphen vor,
                              									welches an die sich schließlich bei der zuständigen Stelle über die Ursache des
                              									Lärms erkundigende, durch das Vorgehen O.s schwer
                              									geschädigte Firma gerichtet, und dessen überraschender Wortlaut in getreuer
                              									Uebersetzung folgender ist:
                           
                              „Antwortlich Ihres Schreibens vom 27. November beehre ich mich, Ihnen
                                 										beigeschlossen die wörtliche Abschrift einer Mitteilung zu übersenden, die wir
                                 										Herrn C. Guillery p. p. gemacht haben, welcher bei
                                 										uns anfragte, ob wir Wasserschläge in den Zylindern unserer Heißdampflokomotiven
                                 										zu verzeichnen gehabt hätten.
                              
                           
                              Im vergangenen September hat Herr M. Osthoff p. p.
                                 										an uns die gleiche Anfrage gerichtet; wir haben ihm durch den gleichen Brief
                                 										geantwortet wie derjenige, welcher an Herrn G.
                                 										gesandt wurde; unglücklicherweise wurde durch einen
                                    											unerklärlichen Irrtum in der Herrn O. gemachten Mitteilung der Satz
                                    											vergessen: „Die Unannehmlichkeit, die Sie anführen, kann nur bei Lokomotiven
                                    											vorkommen, deren Regler undicht sind.“
                              
                           
                              Was uns anbetrifft, so haben wir niemals Zylinderbrüche
                                    											gehabt, die von der Anwendung der Ueberhitzung bei unseren Lokomotiven
                                 										herrühren. Wir haben nur vom Wassermitreißen in die Zylinder herrührende
                                 										Deckelbrüche festgestellt, was einem Dichtigkeitsfehler der Regler zuzuschreiben
                                 										war; die Anwendung von Ventilen von 0,100 Durchm. auf den Zylinderdeckeln hat
                                 										den vorerwähnten Brüchen ein Ende gesetzt und gegenwärtig stellen wir bei den
                                 										Heißdampflokomotiven nicht mehr Brüche dieser Teile fest als bei den Lokomotiven
                                 										mit gesättigtem Dampf.
                              
                           
                              Der Ueberhitzer ist deshalb ganz unschuldig an dem
                                 										was vorgekommen ist, die Beschädigungen haben nur durch einen Dichtigkeitsfehler der Regler oder durch die Ungeschicklichkeit des Maschinenführers verursacht
                                 										werden können.“
                              
                           2. Auf Seite 766 des gleichen Heftes schreibt Herr Osthoff:
                           
                              „Ferner habe ich in Wien erfahren, daß auch dort bei der Staatsbahn Deckelbrüche
                                 										infolge Wasserschlags an Heißdampflokomotiven vorgekommen sind.“
                              
                           Diesbezüglich erhalte ich ein Schreiben der maßgebenden Stelle der k. k.
                              									österreichischen Staatsbahnen folgenden Inhalts:
                           
                              „Bei den derzeit im Dienst stehenden zwei- und vierzylindrigen
                                 											VerbundlokomotivenDie k. k.
                                       												österreichischen Staatsbahnen besitzen nur
                                       												Heißdampf-Verbundlokomotiven. mit Ueberhitzer Schmidtschen Systems ist bis jetzt kein Bruch eines Zylinderdeckels vorgekommen. Die
                                 										in Frage kommenden Lokomotiven sind:
                              
                           
                              
                                 Serie
                                 306
                                 zweizylind.
                                 Verbund
                                 2 B
                                 
                              
                                 „
                                 429
                                 „
                                 „
                                 1 C 1
                                 
                              
                                 „
                                 160
                                 „
                                 „
                                 1 C
                                 
                              
                                 „
                                 80
                                 „
                                 „
                                 E
                                 
                              
                                 „
                                 299
                                 „
                                 „
                                 1 C Tenderlok.
                                 
                              
                                 „
                                 278
                                 „
                                 „
                                 D Tenderlok.
                                 
                              
                                 „
                                 10
                                 vierzylind.
                                 „
                                 1 C 1
                                 
                              
                                 „
                                 380
                                 „
                                 „
                                 1 E.
                                 
                              
                           
                              Wir hatten an einer Serie 306 (Nr. 30602) einen Defekt im vorderen Schieberkastendeckel des Hochdruckzylinders, nicht durch Wasserschlag, sondern durch Reversieren während rascher Fahrt, zur – allerdings
                                 										zwecklosen – Unterstützung der Bremse. Der Zug war in voller Fahrt, ein
                                 										Bahnschranken war offen, auf dem Gleise ein Straßenfuhrwerk: Instinktiv griff
                                 										der Führer auch zu dem alten Mittel des Gegendampfes, die Folge war ein
                                 										Abspringen eines Teiles dieses Deckels. Der drohende Zusammenstoß trat nicht
                                 										ein; der Zug erreichte – trotz des Defektes ohne Verspätung – die Station, auf
                                 										welcher immer der Lokomotivwechsel stattfindet.
                              
                           
                              Die Mitteilung, die Herrn Ost hoff von unberufener
                                    											Seite und gedankenlos gemacht worden sein soll, kann sich nur auf zwei
                                 										Fälle an Lokomotiven mit Dampftrocknern beziehen;
                                 											aber auch in diesem Falle war kein Wasserschlag die
                                    											Ursache.
                              
                           
                              1. Fall. Bei einer neu eingelieferten Lokomotive
                                 										wurde, nachdem schon bei der ersten Fahrprobe heftiges Stoßen bemerkbar war,
                                 										kurz nach Antritt der zweiten Leerfahrt ein hinterer Zylinderdeckel zertrümmert
                                 										und ein Teil des Zylinders abgesprengt. Ursache war ein
                                    											im Zylinder vergessener großer Handmeißel.
                              
                           
                              2. Fall. Bei einer unter Dampf stehenden Lokomotive
                                 										wurde das „Zusammenfeilen“ der Lagerschalen am großen Treibstangenkopfe
                                 										vorgenommen; Anzugkeil, Druckbrille und hintere
                                    											Lagerschale waren abmontiert. Der Heizer, der ohne von dieser
                                 										Arbeit etwas zu wissen, ins Heizhaus kam, um die Lokomotive abzuschmieren,
                                 										ersuchte ein zur Ingangsetzung der Lokomotive ermächtigtes Organ des Heizhauses,
                                 										einen „Ruck“ nach vorwärts zu machen, um einige Schmierstellen besser erreichen
                                 										zu können. Dieses Organ, an die Reparatur nicht
                                    											denkend, kam dem Verlangen nach, gab Dampf: die Folge war, daß der
                                 										Kolben gegen den vorderen Deckel donnnerte und diesen zertrümmerte.“
                              
                           3. Die Verwendung von Stahlguß zu Dampfzylindern in Nordamerika kann nicht sehr
                              									verbreitet sein und bezieht sich die entsprechende, ohne Angabe der amerikanischen
                              									Quelle gemachte Mitteilung wohl auf einen schon wieder aufgegebenen Versuch. Ein
                              									neuer Bericht des Generalsuperintendenten des Betriebes der Pennsylvaniabahn, der
                              									u.a. die in Amerika aus Stahlguß gefertigten Lokomotivteile sorgfältig aufzählt,
                              									erwähnt von den Zylindern aus Stahlguß nichts, enthält auch keine Angaben oder
                              									Andeutung darüber, daß irgend ein Lokomotivteil aus Furcht vor Wasserschlägen aus
                              									Stahlguß gefertigt werde. Für die Verwendung von Stahlguß zu den Hauptrahmen werden ausdrücklich ganz andere Gründe
                              									angegeben: niedrigere Beschaffungskosten, größere Festigkeit mit Rücksicht auf die
                              									größer gewordene Zugkraft und auf das erhöhte Gewicht der Lokomotiven, billigere
                              									Unterhaltung der Stahlgußrahmen und geringeres Gewicht derselben.
                           Ebensowenig weiß ein gleichfalls ganz neuer Bericht von Prof. W. F. M. Goß der Purdue Universität betreffend amerikanische
                              									Heißdampflokomotiven, im Anschluß an einen Bericht von H. H.
                                 										Vaughan, von irgend welchen besonderen Schäden an Heißdampflokomotiven zu
                              									berichten, erkennt vielmehr ausdrücklich an, daß weder in der Unterhaltung des
                              									Ueberhitzers, noch in der Unterhaltung der Maschinenteile Schwierigkeiten entstanden
                              									sind. Auch der Bericht von N. M. Vaughan weiß nichts
                              									von dem Wasserschlage oder von den Stahlgußzylindern zum Schütze dagegen zu
                              									erzählen, im Gegenteil wird ausdrücklich erwähnt, daß bei
                                 										Heißdampflokomotiven, im Gegensatze zu Lokomotiven mit gesättigtem Dampf, keine
                                 										Beschädigung durch Anwesenheit von Wasser in den Zylindern vorkommen kann,
                              									ferner, daß Verbundlokomotiven überhaupt teuerer in der
                                 										Unterhaltung sind.
                           Da diese amerikanischen Originalberichte demnächst im Buchhandel erscheinen und Herrn
                              										O. überdies durch die Bibliothek der königl.
                              									Eisenbahndirektion in Essen zugänglich werden, brauche ich mich hierüber nicht
                              									weiter zu verbreiten.
                           4. Was nun Herrn O.s Bemerkung betreffs der
                              									Ventillokomotiven der preußischen Staatsbahnen anbetrifft, so habe ich mich bisher
                              									mit Rücksicht auf den verdienstvollen, von mir hochgeschätzten Erfinder enthalten,
                              									die mir gewordenen Mitteilungen an die Oeffentlichkeit zu bringen, die Bemerkungen
                              									des Herrn O. nötigen mich indessen zur Aussprache
                              									dahin, daß die hierfür maßgebende Stelle im preußischen Eisenbahn-Zentralamt
                              									erklärt, daß die Lentz-Ventilsteuerung für Lokomotiven bei der preußischen
                              									Staatseisenbahn infolge der vielen vorgekommenen Beschädigungen geradezu Schiffbruch
                              									erlitten hat. Vgl. die von Herrn Direktor Metzeltin
                              									bestätigten Angaben von Herrn Prof. Stumpf in Z. d. V.
                              									D. I. 1910, Nr. 11, S. 455, über den hohen Kohlenverbrauch von Lokomotiven mit
                              									Lentzsteuerung gegenüber den „vorzüglich durchgebildeten“
                              									Kolbenschieber-Lokomotiven. [Z. d. V. D. I. 1909, S. 2020.]
                           Ich überlasse es den Fachgenossen, sich hiernach ein Urteil über die Angelegenheit zu
                              									bilden.
                           Hochachtungsvoll    
                           C. Guillery, Kgl. Baurat.
                           Geehrte Redaktion!
                           Zu der letzten Zuschrift des Herrn Guillery bemerke ich
                              									folgendes:
                           1. In dem an mich gerichteten Schreiben der Direktion des rollenden Materials aus dem
                              									belgischen Ministerium der Eisenbahnen, Posten und Telegraphen heißt es unter
                              									anderem wörtlich, daß man an dortige Heißdampflokomotiven „bris de couvercles et
                                 											fonds de cylindres, des décalages de piston,
                                 										qui ont été attribués à des coups d'eau au départ“ gehabt hat! Da an mich
                              									bisher noch keine Berichtigung ergangen ist, so bleibt dieser Wortlaut für mich
                              									maßgebend.
                           Herr G. übersieht noch immer, daß es sich hier nicht um
                              									die Frage: „Heißdampf oder Naßdampf,“ sondern lediglich darum handelt, ob der
                              									Kolbenschieber an und für sich bezw. in Verbindung mit den Schmidtschen Ueberhitzern ein bei Wasserschlag betriebssicheres
                              									Steuerungsorgan ist. Wäre an den belgischen Lokomotiven der einen Wassersack
                              									bildende Schmidtsche Ueberhitzer nicht vorhanden, oder
                              									wäre statt des Kolbenschiebers ein dem Wasserdruck nachgebendes Steuerungsorgan
                              									vorgesehen, so würde das Niederschlagswasser (undichte Regler sind im Betriebe stets vorhanden, auch ungeschickte Führer gibt es
                              									überall!) durch die Zylinderablaßventile ablaufen, bezw. würde ein Sichöffnen der
                              									Steuerungsorgane erfolgen, und somit Brüche des Triebwerkes vermieden werden.
                           Aus dem letzten, an die Firma Schmidt gerichteten Schreiben der belgischen Staatsbahnen geht noch die
                              									interessante Tatsache hervor, daß trotz der Vergrößerung der
                              									Zylinder-Sicherheitsventile auf 100 mm ⌀ noch immer Deckelbrüche an
                              									Heißdampflokomotiven, „wenn auch nicht zahlreicher als an
                                 										Naßdampflokomotiven“, vorkommen. Leider ist. worauf es hier sehr wesentlich
                              									ankommt, nicht angegeben, ob die zum Vergleich herangezogenen Naßdampflokomotiven
                              									Kolben- oder Flachschieber besitzen, und ob der Durchmesser ihrer Sicherheitsventile
                              									auch bereits auf 100 mm vergrößert ist. Inwiefern übrigens eine einzelne Firma durch
                              									Erkenntnis eines Mangels ihrer Konstruktion und Anstreben eines Fortschrittes
                              									geschäftlich geschädigt wird, gehört m. E. nicht in eine wissenschaftliche
                              									Erörterung.
                           2. Bezgl. der Mitteilungen der österreichischen Staatsbahnen will ich gern meinen
                              									Irrtum zugeben, als ob die beiden Deckelbrüche durch Wasserschlag verursacht wären.
                              									Mein in Anbetracht seiner Stellung durchaus glaubwürdiger Gewährsmann wird als nicht
                              									im Eisenbahnbetriebsdienst stehender Fachmann die Sache natürlich auch erst wieder
                              									von anderer Seite erfahren haben. So- mit entfällt dieser Teil meines Beweises. Wer
                              									es aber für Herrn G.s Ansichten beweisen soll, wenn bei
                              									Verwaltungen mit wenig Heißdampflokomotiven noch keine üblen Erfahrungen bezw.
                              									Wasserschlag vorlagen im Gegensatz zu der preußischen Verwaltung, wird wohl niemand
                              									verstehen. Ich stelle hier nochmals fest, daß Herr G.
                              									sich zu den in den Mitteilungen des Königl. Eisenbahn-Zentralamtes in Berlin No. 428
                              									(vgl. Seite 553 des Bandes 324 d. Z.) aufgeführten Zylinderbrüchen bisher noch gar
                              									nicht geäußert hat, daß er vielmehr Gutachten fremder Bahnen mit sieben und weniger
                              									Heißdampflokomotiven ins Treffen geführt hat.
                           Für die beiden österreichischen Deckel habe ich übrigens reichlichen Ersatz und zwar
                              									auch aus dem Auslande. Kürzlich ist mir eine Zuschrift des Ingenieur-Dozenten an der
                              									Technischen Hochschule in Kiew Herrn von Farmakowsky
                              									zugegangen. Danach sind auf russischen Bahnen vielfach Zylinder-, Triebachs- und
                              									Keilbrüche an Schmidtschen
                              									Heißdampf-Kolbenschieberlokomotiven vorgekommen. (Bei einer Bahnverwaltung mit
                              									15 Stück Schmidtschen Heißdampflokomotiven innerhalb
                              									etwa zweijähriger Betriebszeit unter anderem 18 Zylinderbeschädigungen und 6
                              									Achsbrüche! Die russische Regierung hat sich daher veranlaßt gesehen, eine besondere
                              									Kommission unter Vorsitz eines Wirklichen Staatsrates mit der Untersuchung der
                              									Triebachsbrüche zu beauftragen. Diese Kommission hat, wie mir inzwischen auch von
                              									einem Mitglied derselben bestätigt ist, als Ursache festgestellt: Nicht vollständig
                              									richtiges Verhältnis zwischen Abmessungen der Achsen und Beanspruchung des Materials
                              									und ferner: Wasserschlag durch Niederschlagwasser, welches sich im Ueberhitzer
                              									angesammelt hatte. Bei einem Versuch wurde in einem Schmidtschen Original-Rauchröhrenüberhitzer, welcher nach Herrn G.s Angabe auf Seite 537 des Bandes 324 d. Z. in dieser
                              									Beziehung ungefährlich ist, schon nach 2- bis 3stündigem Stillstand pro Element eine
                              									Wassermenge bis zu etwa 0,4 kg festgestellt (vgl. Punkt 1), welche in Form von Dampf
                              									durch undichte Stellen des Reglers in den Uebersitzer gelangt war.
                           3. Wie bereits auf Seite 766 des Bandes 324 d. Z. Punkt 1, Absatz 2 bemerkt, halte
                              									ich es für unzulässig, ohne nähere Kenntnis der amerikanischen Verhältnisse (im März
                              									1909 waren drüben etwa 92 Schmidtsche
                              									Heißdampflokomotiven im Betrieb) hier ein Urteil über dieselben abzugeben.
                              									Rahmenbrüche werden übrigens auch in der amerikanischen Literatur auf Wasserschlag
                              									zurückgeführt (vgl. den Bericht von Vaughan auf der Railway Master Mechanics Association in Railroad
                                 										Gazette 1904 Seite 134).
                           Der Bericht von Prof. Goß von der Purdue Universität,
                              									wonach weder in der Unterhaltung des Ueberhitzers noch der Maschinenteile an
                              									Heißdampflokomotiven Schwierigkeiten entstehen, wird wohl bei jedem Werkstättenmann
                              									Kopfschütteln erregen. Von Herrn H. H. Vaughan will ich
                              									nur anführen, daß er nach Garbe
                              									„Dampflokomotiven“ S. 294 einen Ueberhitzer eigenen Systems konstruiert hat.
                              									Man wird meiner Meinung nach Herrn Vaughan hier also
                              									wohl als das, was man „Richter in eigener Sache“ nennt, ansehen dürfen.
                           4. Von irgend welcher Rücksichtnahme Herrn G.s auf die
                              									Interessen des Erfinders der Lentzsteuerung habe ich bisher nichts wahrgenommen. Die
                              									zweimonatigen Versuchsfahrten (vgl. Z. d. V. D. Ing. 1910, S. 455) mit je zwei
                              									Kolbenschieber-Lentzventil- und Gleichstrom-Heißdampflokomotiven dürften noch kein
                              									abschließendes Urteil über diese drei Lokomotivtypen gestatten. Ueber andere als die
                              									hier gewonnenen Ergebnisse, insbesondere hohen Kohlenverbrauch der
                              									Gleichstromlokomotive, vgl. den Bericht von Noltein im
                              									Bulletin Nr. 3 des Internationalen Eisenbahn-Kongreß-Verbandes 1910, S. 984 und
                              									1049. Bezügl. der Behauptung von dem angeblichen Schiffbruch der Lentzsteuerung an
                              									Lokomotiven lehne ich es ab, Herrn G. in der Verwertung unverbürgter Aeußerungen zu
                              									folgen. Ich kann hier nur folgende Tatsachen anführen. Nachdem bereits vor kurzer
                              									Zeit eine S 9-Lokomotive mit Lentzventilsteuerung für die Weltausstellung in
                              									Brüssel, sind nach Angabe der Firma Egestroff jetzt in
                              									allerjüngster Zeit im Auftrage des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten zehn
                              									Stück G 8 Heißdampflokomotiven mit Lentzventilsteuerung für die preußischen
                              									Staatsbahnen bestellt worden, so daß sich der Bestand derselben an
                              									Lentzventillokomotiven demnächst auf 18 + 11 = 29 Stück belaufen wird. Auch die
                              									oldenburgischen Staatsbahnen sind im Begriff, die Lentzventilsteuerung in größerem
                              									Umfang einzuführen.
                           Hochachtungsvoll                
                           Dr.-Ing. Max Osthoff,
                              									Regierungsbaumeister.