| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 325, Jahrgang 1910, Miszellen, S. 335 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Die Warmwasserbereitungs- und
                                 										Versorgungsanlagen. Ein Hand- und Lehrbuch für Ingenieure, Architekten und
                              									Studierende. Von Wilhelm Heepke, Ingenieur. Mit 255
                              									Abb. Bd. V von Oldenbourgs Technische Handbibliothek. München und Berlin 1910.
                              									Oldenbourg. Preis geb. M 9,–.
                           Der vorliegende Band V der Technischen Handbibliothek von Oldenbourg tritt an Stelle des Rooseschen
                              									Leitfadens. Die Aufgabe, die sich der Verfasser gestellt hat, kann als gelöst
                              									betrachtet werden, wenn freilich auch nicht gleich allen Wünschen mit der ersten
                              									Auflage entsprochen worden ist. Jedenfalls kann sich auch der weniger eingeweihte
                              									Interessent mit Hilfe des neuen Handbuches auf dem großen Gebiete der
                              									Gesundheitstechnik zurechtfinden. Das Werk behandelt vornehmlich Anlagen, die warmes
                              									Wasser zu Genußzwecken und für wirtschaftliche und gewerbliche Zwecke erzeugen.
                           Für die spätere Auflage würde ich empfehlen, sich nicht damit zu begnügen, die
                              									verschiedenen Möglichkeiten der Ausführungen anzuführen, sondern mehr Kritik zu
                              									üben. Ein Mann aus der Praxis, der nicht vor der Arbeit zurückschreckt, ein Buch zu
                              									schreiben, darf mit seinem Urteil nicht zurückhalten; je mehr das Gute von dem
                              									Schlechten geschieden wird, je mehr also in der Gesundheitstechnik saniert wird,
                              									desto verdienter macht er sich um die ausführenden Firmen und die Abnehmer. Ein
                              									solches Buch muß vor schlechten Anlagen warnen, denn immer trifft man trotz der
                              									vielen abgegebenen Gutachten auf ein und dieselben Fehler: gußeiserne Kessel mit
                              									direkter Speisung des Boilers, Ablagern von Schlamm, Platzen des Kessels, Erneuerung
                              									desselben, wiederholtes Platzen usw., mangelhafte Zirkulation infolge zu enger
                              									Röhren, Klagen über Nichtfunktionieren der Warmwasserbereitungs-Anlage; immer heißt
                              									es: „Sie müssen natürlich erst das kalte Wasser ablassen, bevor Sie heißes Wasser
                                 										zu erhalten wünschen!“ Und trotzdem kubikmeterweise Wasser abgelassen wird,
                              									bleibt es beim Alten. Oder: die Kaltwasserleitung liegt zu nahe den Röhren der
                              									Warmwasserbereitung, so daß kein kaltes erfrischendes Getränk im Sommer zu erhalten
                              									ist.
                           Die Beschaffenheit des Wassers für Benutzung zum Genuß oder industrielle Zwecke ist
                              									mit der Erwähnung der Härte und der sich häufig vorfindenden Bestandteile nicht
                              									erschöpfend genug behandelt. Hier wäre eine eingehende Schilderung des
                              									schädlichen Einflusses dieser Bestandteile auf die Haltbarkeit der Kessel und
                              									Behälter am Platze. Die Bemerkung, daß Kessel, Apparate und Leitungen bei indirekter
                              									Erwärmung weniger unter den Niederschlägen zu leiden haben, genügt meines Erachtens
                              									nicht. Wieviel Heizröhrenkessel fallen nicht der im Wasser gelösten Luft in
                              									Verbindung mit der frei werdenden Kohlensäure (durch Zersetzung des
                              									doppelkohlensauren Kalkes) zum Opfer. Durch Erwähnung solcher und anderer Fälle
                              									(elektrolytische Zerstörung, Zersetzung des Lötmaterials in kupfernen Dampfröhren
                              									etc.) und der Mittel zur Abhilfe, durch Hinweis auf die zu treffende Wahl der
                              									Materialien, deren Anstrich usw. würde der Verfasser ein dankbares Gebiet betreten;
                              									denn das Wasser, das uns beispielsweise für Anlagen in großen Städten zur Verfügung
                              									steht, können wir nicht anders gestalten, dagegen aber beispielsweise durch Zusatz
                              									von Seifenstein die Zerstörung des Eisens durch freie Luft und frei werdende
                              									Kohlensäure abschwächen, unter Umständen auch ganz beseitigen.
                           Der mit 10–20 % angegebene Wärmeverlust der Rohrleitung einer
                              									Warmwasserbereitungs-Anlage ist hauptsächlich bei Anlagen mit Zirkulation bei weitem
                              									zu niedrig. Es ist dabei zu bedenken, daß solche Anlagen wie eine Warmwasserheizung
                              									wirken. Solche Anlagen kühlen sich während der Nacht über 30° und mehr ab, wenn man
                              									nicht für Einschaltung eines Absperrventils in die Zirkulationsleitung Sorge
                              									trägt.
                           Der Gebrauch des Minuszeichens für „bis“ in Formeln führt zu Mißverständnissen
                              									(vergl. beispielsweise Formel 11 auf Seite 314). Bei der Erwähnung der Gasapparate
                              										(Rood) für Zwecke der Warmwasserbereitung würde ich
                              									zwischen Groß- und Kleinbetrieb unterscheiden. Solche Anlagen sind schon für
                              									Mietshäuser unerschwinglich teuer, weil hier mit der Verschwendung des Warmwassers
                              									gerechnet werden muß. In Villen, wo eine genaue Kontrolle des Personals möglich ist,
                              									werden sich diese Anlagen gut bewähren. Die hohen Kosten derartiger Einrichtungen
                              									haben schon ihre Entfernung und deren Ersatz durch Kessel mit Koksfeuerung bedingt.
                              									Der Heizeffekt des Koks (Seite 7) ist mit 8000 zu hoch angegeben; es genügen 7000
                              									WE. Die Schrift zu den Figuren könnte im allgemeinen gleichmäßiger in Größe und
                              									Ausführung und ein Teil der Figuren selbst deutlicher sein.
                           
                              de Grahl.
                              
                           
                        
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
                           Der Zuckerrübenbau und die Fabrikation des
                              									Rübenzuckers. Nach den neuesten Erfahrungen der Wissenschaft und der Praxis,
                              									bearbeitet von Anton Stift, k. k.
                              									landwirtschaftl.-technischer Konsulent und Ingenieur Wilhelm
                                 										Gredinger, technischer Zuckerfabrikverwalter. Mit 273 Abb. Wien und Leipzig
                              									1910. A. Hartleben. Preis geb. M 20,–.
                           Das Trocknen und die Trockner. Anleitungen zu
                              									Entwurf, Beschaffung und Betrieb. Für alle Zweige der chemischen Industrie, für
                              									gewerbliche und für landwirtschaftliche Unternehmungen. Von Ingenieur Otto Narr. Mit 215 Abb. Bd. 14 von Oldenburgs
                              									technischer Handbibliothek. München und Berlin 1910. R Oldenburg. Preis geb. M
                              									10,–.
                           
                        
                           Zuschriften an die Redaktion.
                           (Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.)
                           Ein neues Ventil für schnellgehende Pumpen.
                           Unter dieser Ueberschrift ist im Heft 40 dieser Zeitschrift, Jahrgang 1909, nach
                              									Engineering über ein Ventil berichtet. Die Konstruktion ist aber ihrem Wesen
                              									nach nicht neu, denn das Ventil ist ein Lippenventil der altbekannten Art, bei
                              									welchem beide Abschlußflächen der Schlußfugen beweglich sind. Als Beispiele
                              									gleichartiger Konstruktion sind anzuführen ein Ringventil mit Lippenwirkung von B. Hübbe, welches 1896 patentiert wurde und das in
                              									einer älteren (zweiten) Auflage des Werkes von Hartmann und Knoke auf S. 165 Fig. 209 dargestellte Lippenventil.
                              									Zum Vergleich mögen die beiden hierneben wiedergegebenen Fig. 1 und 2 dieser Ventile dienen. Das
                              									als neu bezeichnete Ventil unterscheidet sich von dem in Fig. 2 nach dem Werk von Hartmann und Knoke dargestellten nur dadurch, daß Ventilteller und
                              									Belastungsfeder nicht aus je einem Stück Gummi bestehen, sondern aus zwei Teilen,
                              									dem Teller aus Metallblech und der Feder, ebenfalls aus Gummi. Als Verbesserung ist
                              									die Aenderung nicht anzusprechen, denn sie führt Uebelstände herbei, über welche
                              									folgendes zu bemerken ist:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 336
                              Fig. 1.
                              
                           1. Die Ventilteller bleiben in den Schlußfugen nicht dauernd dicht und können
                              									schwerlich nachgeschliffen werden.
                           2. Die Wasserverdrängungsfläche der Ventile ist eine relativ sehr große, Verzögerung
                              									des Ventilschlusses herbeiführende, denn zu dieser Fläche des Tellers tritt der aus
                              									Gummi gefertigte Teil hinzu, soweit derselbe federt. Wie nebenstehende Fig. 3 zeigt, muß bei Ventilschluß das zu
                              									verdrängende Wasser durch die markierte lange Fuge aus dem Ventil herausgedrückt
                              									werden. Um die Durchströmungswiderstände des Verdrängungswassers zu mindern, könnte
                              									die Einrichtung getroffen werden, daß bei geschlossener Lippe der Ventilteller
                              									bereits ein angemessener Zwischenraum zwischen dem feststehenden Ventilkörper und
                              									den beweglichen Ventiltellern vorhanden ist; doch würden dann die Ventilteller und
                              									besonders die Gummifedern den bei Ventilschluß eintretenden Wasserstößen nicht lange
                              									Widerstand leisten und bald schadhaft werden. Die Forderung, daß der innere ebene
                              									Rand des Ventiltellers und die Gummifeder bei Schluß der Ventillippe gerade auf dem
                              									Ventilkörper aufliegen, ist übrigens eine so außerordentliche, daß sie in der Praxis
                              									kaum eingehalten werden kann. Sollte dies dennoch möglich sein, so wäre unbedingt
                              									ein so erheblicher Ueberdruck im Moment der Ventilöffnung erforderlich, daß man
                              									schon aus diesem Grunde davon Abstand nehmen müßte. An dieser Stelle muß auch an die
                              									außergewöhnliche Ventilbeanspruchung gedacht werden, welche entsteht, wenn das
                              									Wasser Luftblasen mitführt, und aus diesem oder einem anderen Grunde verspäteter
                              									Ventilschluß eintritt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 336
                              Fig. 2.
                              
                           3. Die Größe der ad 2 beregten Wasserverdrängungsfläche bewirkt auch eine Erschwerung
                              									bezw. Verzögerung der Ventileröffnung. Es kommt für die Eröffnung hinzu, daß das in
                              									dem Raum zwischen Ventilteller und Ventilkörper tretende Wasser, wie in
                              									nebenstehender Fig. 4 markiert, einen
                              									Richtungswechsel in einem spitzen Winkel vornehmen muß, während der Hauptstrahl
                              									des Wassers bekanntlich unter solchen Verhältnissen bestrebt ist, das Ventil
                              									zuzusaugen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 336
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 336
                              Fig. 4.
                              
                           Die vorgetragenen Erwägungen bieten m. E. Anlaß, von einer Verwendung der neuen
                              									Ventile abzusehen, im besonderen, da ihnen überlegene Ventilkonstruktionen bekannt
                              									sind, die sich gut bewährt haben.
                           Z.B. kann das in Fig. 5 dargestellte, für
                              									Gruppenanordnung geeignete altbewährte Fernis-Ventil
                              									mit Gummi- oder Lederarmierung der Ventilringe empfohlen werden. Der Ventilring ist
                              									ebenfalls sehr leicht und die Ventile können für beliebig hohen Druck, auch bei
                              									nicht ganz reinem Wasser, zur Anwendung gelangen. Die ad 1 bis 3 hervorgehobenen
                              									Mängel des sogen. neuen Ventils sind hierbei nicht vorhanden, denn die Ventile
                              									bleiben dicht, die Wasserverdrängungsfläche ist eine geringe und die Wasserführung
                              									ist sowohl bei Ventileröffnung, als auch bei Ventilschluß tadellos.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 325, S. 336
                              Fig. 5.
                              
                           In beregtem Aufsatz „Ein neues Ventil etc.“ ist als Fig. 2 noch ein anderes Ventil dargestellt, als aus Fig. 1 hergeleitet. Diese Herleitung ist nicht
                              									verständlich, denn das Ventil Fig. 2 hat mit dem
                              									Ventil Fig. 1 nichts gemein und ist ein
                              									Etagenringventil gewöhnlicher, allgemein bekannter Art.
                           A. Brandt,                  
                           Beeidigter Sachverständiger für Pumpen etc.
                           Den Konstrukteuren des Ventils, das im Heft 40 der Polyt. Rundschau angeführt ist,
                              									habe ich erlaubt, eine kleine Speisepumpe meines Laboratoriums mit einem Saug- und
                              									Druckventil zu versehen.
                           Von einer Erprobung der praktischen Brauchbarkeit der Ventilkonstruktion kann dabei
                              									insofern nicht die Rede sein, als die Pumpe nur zeitweise betrieben wird und oft
                              									wochenlang stillsteht, da eine andere größere Speisepumpe in dauerndem Betrieb
                              									gehalten wird.
                           Die Hervorhebung der Steigerbarkeit der Umdrehungszahl von 40 auf 100 i. d. Min. ist
                              									insofern irreführend, als sie auch mit den alten Ventilen sich erreichen ließ,
                              									nachdem ein Saugwindkessel angeordnet wurde.
                           
                              M. F. Gutermuth.