| Titel: | BÜCHERSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, Miszellen, S. 112 | 
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                        BÜCHERSCHAU.
                        Bücherschau
                        
                     
                        
                           Werkzeugmaschine und
                                 										Arbeitszerlegung. Ein Versuch zur Ergänzung der nationalökonomischen Lehre
                              									von der Arbeitsvereinigung und Arbeitsteilung. Von Dr.-Ing. Ludwig Brake. 8°. 68 Seiten, (Schriften des Verbandes Deutscher
                              									Diplom-Ingenieure. Nr. VII) Berlin 1911. M. Krayn. Preis M 2,50.
                           Die nationalökonomische Lehre hat die Arbeitsteilung unter dem Einflüsse von Adam Smith lange Zeit wesentlich unter technischen
                              									Gesichtspunkten betrachtet. Die technische Arbeitsteilung, d.h. die Zerlegung des
                              									Produktionsprozesses innerhalb einer Unternehmung in einzelne Teilprozesse (im
                              									Gegensatz zur beruflichen Arbeitsteilung, der Teilung der wirtschaftlichen Arbeit
                              									unter dem Gesichtspunkte des Entstehens neuer Erwerbszweige und Unternehmungen) war
                              									ihr das großartige Mittel zur möglichsten Steigerung der Produktivität der Arbeit.
                              									Die mit den technischen Wirkungen aufs engste verknüpften sozialen und
                              									volkswirtschaftlich-organisatorischen Folgen sind später von Karl Marx erstmals gewürdigt worden. In neuester Zeit hat dann Bücher die überkommene Lehre einer eingehenden Prüfung
                              									und Weiterbildung unterzogen. Die von ihm gegebene Gliederung der Arbeit in
                              										„Arbeitsvereinigung“, „Arbeitsgemeinschaft“ und
                              										„Arbeitsteilung“ mit ihren Unterarten ist im wesentlichen von der
                              									Wissenschaft übernommen worden, wenn auch einzelne Schriftsteller, vielleicht nicht
                              									mit Unrecht, den neuen, in Wirklichkeit nirgends vorhandenen Unterscheidungen
                              									einen besonderen Wert nicht glauben beilegen zu sollen. Der Verfasser der
                              									vorliegenden Studie folgt den Bahnen Büchers und sucht
                              									darzulegen, inwieweit die von diesem eingeführte Gliederung auf das Maschinenwesen
                              									anwendbar ist. Dabei handelt es sich namentlich um die Frage, ob nicht vielleicht an
                              									Stelle der fortschreitenden Arbeitsteilung, die früher immer als das Kennzeichen des
                              									entwickelten Maschinenwesens betrachtet wurde, tatsächlich eine rückläufige Bewegung
                              									im Sinne der Arbeitsvereinigung stattfindet. Die Untersuchung beschränkt sich auf
                              									die Fahrrad-, Näh-, Schreib-, Schleifmaschinen- und Automobilindustrie und erörtert
                              									nach einer historischen Uebersicht über die Entwicklung der fünf hauptsächlichsten
                              									Werkzeugmaschinentypen (Drehbank, Bohr-, Hobel-, Fräs- und Schleifmaschine) im
                              									zweiten (Haupt-) Abschnitt den Einfluß der Werkzeugmaschine auf
                              										„Arbeitsvereinigung“ und „Arbeitszerlegung“ nach der Seite der
                              									Maschine und der des Maschinenarbeiters. Für die erstere werden im Anschluß an Bücher neue Termina, wie „Werkvereinigung“,
                              										„Werkzeuggemeinschaft“ und „Werkzerlegung“, mit entsprechenden
                              									Unterteilungen gebildet. Ein dritter Abschnitt mit Beispielen aus der Praxis der
                              									genannten Industrien illustriert die praktische Bedeutung derjenigen Faktoren, die
                              									als die Ursachen der gesteigerten Leistungsfähigkeit erkannt wurden.
                           Als Ergebnis der Untersuchung läßt sich folgendes feststellen: Die „Werkzerlegung“
                              									bedingt im Gegensatz zur „Arbeitszerlegung“ einen Arbeitsverlust, weil
                              									während des Uebergangs von einer Operation zur anderen, d.h. beim Aufhören des
                              									Eingriffs zwischen Werkzeug und Werkstück, die Arbeitsfähigkeit der Maschine
                              									brachliegt. Bei der Durchbildung der Werkzeugmaschine zur Spezialmaschine tritt
                              									daher notwendigerweise keine weitere Aufteilung der Arbeitsaufgabe in
                              									Arbeitselemente, sondern eine rückläufige Bewegung ein. Werkzerlegung und
                              									Maschinenspezialisierung sind nicht nur nicht identisch, sondern gewissermaßen
                              									einander umgekehrt proportional. Zwischen ihnen stehen die „Werkvereinigung“
                              									und „Werkzeuggemeinschaft“, welche einerseits die „Werkzerlegung“
                              									zurückdrängen und andererseits die Maschinenspezialisierung fordern. Das gleiche
                              									gilt vom Werkzeug. Hinsichtlich der menschlichen Arbeit an der Maschine ergibt sich,
                              									daß das Zeitalter ausgedehnter Maschinenverwendung durch ein der Arbeitsteilung und
                              									ihrer Abart, der Arbeitszerlegung, entgegengesetztes wirtschaftliches Prinzip
                              									beherrscht ist, welches lediglich durch die Arbeitsweise der Maschine bedingt, von
                              									der Eigenart des Maschinenarbeiters aber völlig unabhängig ist. Auf dem Gebiete
                              									der Arbeit findet nicht eine fortgesetzte Differenzierung statt, das Arbeitsfeld
                              									jedes einzelnen wird nicht immer ekiger, die Arbeitsgeschicklichkeiten werden nicht
                              									immer weiter technisch in ihre Atome aufgelöst. Vielmehr findet auch hier eine
                              									rückläufige Bewegung der „Arbeitszerlegung“ statt, indem die
                              										„Arbeitsvereinigung“ als ihr Rivale auf dem Felde erscheint und mit ihr
                              									um die Herrschaft ringt. Der Verfasser hat also in seinem Falle den exakten Beweis
                              									für die These erbracht, die neuestens Kammerer mit Nachdruck vertritt, daß nämlich
                              									die Entwicklung nicht, wie vielfach angenommen wird, dahin geht, immer mehr
                              									Handlanger in den Dienst der Maschine zu stellen. „Tatsächlich werden im
                                 										Gegenteil die Handlanger immer mehr ausgeschaltet; an ihre Stelle tritt eine
                                 										geringe Zahl hochwertiger Arbeiter, die die notwendige Intelligenz und
                                 										Fachbildung besitzen, um die vollkommenen Maschinen zu verstehen und richtig zu
                                 										lenken“.
                           Berlin.
                           C. Walther.
                           
                        
                           BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
                           Theorie und Praxis der Staubverdichtung und der
                                 										Reinigung und Entstaubung von Gasen. Von Dr. phil. C. Guillemain. Halle a. S. 1911. Wilhelm Knapp. Preis geh M 2,80.
                           Beispiele zur Berechnung keramischer Massen und
                                 										Glasuren. Von Dr. H. Bollenbach, Selb i. B.
                              									Halle a. S. 1911. Wilhelm Knapp. Preis M 1,–.
                           Grundzüge für die statische Berechnung der Beton- und
                                 										Eisenbetonbauten. Von Dr.-Ing. M. Koenen.
                              									Vierte, neubearbeitete und erweiterte Auflage. Mit 23 Figuren. Berlin 1912. Wilhelm
                              									Ernst & Sohn. Preis geh. M 2,–.
                           Der elektrische Antrieb von
                                 										Metall-Bearbeitungsmaschinen. Von Oberingenieur B. Jacobi. Mit 149 Figuren. Leipzig 1911. Hachmeister & Thal. Preis M
                              									2,80.
                           Die Zylinder ortfester Dampfmaschinen. Von
                              									Oberingenieur F. Frey, Berlin. Mit 109 Figuren. Berlin
                              									1912. Julius Springer. Preis geh. M 2,40.
                           Versuche über den Einfluß von Kälte und Wärme auf die
                                 										Erhärtungsfähigkeit von Beton. (Deutscher Ausschuß für Eisenbeton, Heft
                              									13.) Ausgeführt im Kgl. Materialprüfungsamt zu Groß-Lichterfelde West. Bericht
                              									erstattet von Professor M. Gary, Abteilungsvorsteher im Kgl. Materialprüfungsamt.
                              									Berlin 1912. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. M 1,60.
                           Die Radioaktivität. Von Madame P. Curie. Autorisierte deutsche Ausgabe von Dr. B. Finkelstein. Zwei Bände mit 1 Porträt, 7 Tafeln und etwa 200 Figuren.
                              									1911/12. Akademische Verlagsgesellschaft. Preis geh. M 28,–, geb. M 30,–.
                           Die Heißdampf-Schiffsmaschine. II. Teil. Die
                              									Ueberhitzersysteme sowie eine Sammlung Erfahrungsangaben für die Berechnung der
                              									Abmessungen der Ueberhitzer-, Kessel-, Kondensator- und Dampfrohrleitungsanlagen.
                              									Von Carl Fred. Holmboe, Ingenieur. Mit 46 Figuren. Berlin
                              									1912. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis M 3,40.
                           
                        
                           EINGESANDT.
                           Verein Deutscher
                                 									Gießereifachleute.
                           Am 25. November v. J. hielt Herr Ingenieur Ernst
                                 									Danneberg, Berlin, in der Monatsversammlung der Berliner Gruppe des Vereins
                              									Deutscher Cießereifachleute einen interessanten Lichtbildervortrag im
                              										„Architekten-Haus“ über:
                           
                              „Neuzeitliche Entstaubungs-, Lüftungs-
                                    											und Luftheizungsanlagen im Gießereibetriebe.“
                              
                           Der Redner führte aus, daß Luft die unangenehme Eigenschaft besitzt, sich leicht mit
                              									Staub, Rauch und Gasen zu vermischen und daß die so entstehende unreine Luft
                              									belästigende und schädliche Wirkungen auf die Umgebung ausübt. Das beste
                              									Bekämpfungsmittel bieten die modernen Entstaubungs- und Lüftungsanlagen. Durch
                              									einige mikrophotographische Aufnahmen des Staubes von Sandstrahlgebläsen und
                              									Schleifereien wird die Gefährlichkeit derselben demonstriert.
                           Redner läßt sich nun über die einzelnen Konstruktionselemente der Anlagen,
                              									Ventilatoren, Rohrleitungen, Staubabscheider und Heizapparate aus und bespricht dann
                              									Entstaubungsanlagen in der Gußputzerei, Schleiferei und bei Sandstralgebläsen, sowie
                              									die Absaugung der Säuredämpfe, welche an den Gelbbrennen entstehen und die
                              									Rauchabsaugung in den Metallgießereien, welche besonders über dem einzelnen Ofen und
                              									an den einzelnen Gießstellen erforderlich wird. Die Rauchabsaugung in der Gießerei
                              									bezeichnet Redner als besonders schwierig, und zwar, weil eine rationelle Lösung der
                              									Frage nur dadurch zu erreichen ist, daß der Qualm direkt an der
                              									Entstehungsstelle abgesaugt wird. Hierzu dienen verschieden konstruierte
                              									Abzugshauben, und zwar feststehende Hauben, Schwenkhauben und Kranhauben, welche
                              									wiederum mit dem Exhaustor verbunden sind.
                           Zum Schluß behandelt der Vortragende noch das wichtige Thema der Heizungsfrage in
                              									Gießereien und kommt zu dem Ergebnis, daß für den Gießereibetrieb die
                              									zweckentsprechende Heizungsmethode in der Luftheizung gefunden ist, da dieselbe
                              									nicht nur eine ideale Heizung darstellt, sondern auch gleichzeitig für das in
                              									Gießereien stets vorhandene Lüftungsbedürfnis ausreicht. Besonders in Gelbgießereien
                              									kann mit der gleichen Anlage auch eine Kühlung der Räume bewirkt werden.
                           An Hand einer Reihe von Lichtbildern, unter anderen der großen Gießereihalle der
                              									Kaiserlichen Werft, Friedrichsort, sowie der neuen modernen Gießerei der Firma Otto Jachmann, Borsigwalde-Tegel, wurde gezeigt, wie
                              									einfach sich derartige Luftheizungsanlagen in den Räumen selbst unterbringen lassen.
                              									Aus den Bildern wie aus dem Vortrage ging die außerordentliche Einfachheit und
                              									Betriebssicherheit derartiger Anlagen hervor.
                           Im Schlußwort seines Vortrages bezeichnet Redner die von ihm geschilderten Anlagen
                              									als indirekt wärmende Anlagen, da dieselben infolge der größten Leistungsfähigkeit
                              									der Arbeiter im wesentlichen Maße für die Rentabilität eines Werkes mit beitragen.
                              									Vortragender hofft, daß auch seine Ausführungen mit dazu beitragen mögen, daß die
                              									interessierten Kreise diese Auffassung im Interesse der Arbeiterwohlfahrt und der
                              									Werksrentabilität sich zu eigen machen.
                           
                        
                           
                           WIRTSCHAFTLICHE RUNDSCHAU.
                           
                              Zur Lage der Metall- und Maschinenindustrie.
                              (Nachdruck verboten.)
                              Die Metall- und Maschinenindustrie, die in nahezu 40000 Betrieben etwa 1,5
                                 										Millionen Arbeiter beschäftigt, ist zu einem der bedeutendsten Faktoren der
                                 										deutschen Volkswirtschaft herangewachsen. Die Entwickelung der Konjunktur in
                                 										einem derartig weitverzweigten Gewerbe ist nicht nur für das direkt beteiligte
                                 										Kapital und für die große Masse der in dieser Industrie beschäftigten Arbeiter
                                 										von größtem Interesse; auch die Montanindustrie, das Baugewerbe, die Brauereien
                                 										und viele andere Gebiete des gewerblichen Lebens sind von der Gestaltung des
                                 										Geschäftsganges in der Metall- und Maschinenindustrie bis zu einem gewissen
                                 										Grade abhängig. Die gegenwärtig recht günstige Lage
                                 										der Maschinenbauanstalten, der elektrotechnischen Industrie und anderer Zweige
                                 										der Metallverarbeitung hat daher auch auf die allgemeine wirtschaftliche
                                 										Entwickelung einen unverkennbaren günstigen Einfluß ausgeübt. Trotz der überaus
                                 										starken Kapitalzufuhr in den letzten Jahren hat sich die Rentabilität der
                                 										Metall- und Maschinenfabriken ständig gehoben; die Absatzmöglichkeiten sind
                                 										trotz zunehmender Konkurrenz noch gewachsen. Infolgedessen macht sich noch immer
                                 										eine äußerst lebhafte Unternehmungslust auf diesem
                                 										Gebiete bemerkbar. Wurden doch im Jahre 1911 bei Aktiengesellschaften und
                                 										Gesellschaften m. b. H. der Metall- und Maschinenindustrie insgesamt 151,67
                                 										Mill. M neuinvestiert. Das bedeutet gegen das Vorjahr eine Steigerung um 15,95
                                 										Mill. M. Von den Neuinvestierungen des letzten Jahres entfielen auf
                                 										Neugründungen 69,50 Mill. M und auf Kapitalserhöhungen 82,17 Mill. M.
                                 										Nachstehende Zusammenstellung veranschaulicht die Bewegung der Neuinvestierungen
                                 										während der letzten sechs Jahre in Millionen Mark:
                              
                                 
                                    
                                    Neugründungen
                                    Kapitalserhöhungen
                                    Summe der Neu-investierungen
                                    
                                 
                                    1906
                                      91,09
                                    58,16
                                    149,25
                                    
                                 
                                    1907
                                    100,40
                                    93,24
                                    193,64
                                    
                                 
                                    1908
                                      82,75
                                    59,89
                                    142,64
                                    
                                 
                                    1909
                                      89,12
                                    71,08
                                    160,20
                                    
                                 
                                    1910
                                      65,57
                                    70,15
                                    135,72
                                    
                                 
                                    1911
                                      69,50
                                    82,17
                                    151,67
                                    
                                 
                              In den Jahren 1906 bis 1911 sind demnach der Metall- und Maschinenindustrie
                                 										933,12 Mill. M Anlagekapital zugeführt worden. Am lebhaftesten war die
                                 										Unternehmungslust im Jahre 1907. Das Krisenjahr 1908 brachte eine starke
                                 										Abschwächung, der aber bereits im folgenden Jahre eine starke Erholung folgt. Im
                                 										Jahre 1910 machte sich eine auffallende Zurückhaltung in bezug auf Neugründungen
                                 										bemerkbar. Das Jahr 1911 brachte jedoch eine durchgreifende Besserung. Die
                                 										Erweiterung des Produktionsapparates hat jedoch die Erträgnisse der einzelnen
                                 										Betriebe im allgemeinen nicht nachteilig beeinflußt. Infolgedessen ist das Kursniveau am Markte der Metall- und Maschinenaktien
                                 										andauernd kräftig gestiegen. Für die Hälfte der an der Berliner Börse zum Handel
                                 										zugelassenen Papiere dieser Art berechnete sich der Durchschnittskurs am Ende
                                 										der einzelnen Monate des Jahres 1911 verglichen mit dem Vorjahre wie folgt:
                              
                                 
                                    
                                    Januar
                                    Februar
                                    März
                                    April
                                    Mai
                                    Juni
                                    
                                 
                                    1910
                                    196,89
                                    196,33
                                    199,93
                                    203,37
                                    206,45
                                    199,56
                                    
                                 
                                    1911
                                    205,56
                                    208,02
                                    209,00
                                    209,50
                                    209,18
                                    209,05
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 327
                                 
                              
                              
                                 
                                    
                                       
                                       
                                    Juli
                                    August
                                    Septemb.
                                    Oktob
                                    Novemb.
                                    Dezemb.
                                    
                                 
                                    1910
                                    199,81
                                    205,10
                                    201,93
                                    199,75
                                    199,33
                                    198,79
                                    
                                 
                                    1911
                                    208,09
                                    203,16
                                    194,23
                                    199,02
                                    204,85
                                    206,97
                                    
                                 
                              Im letzten Jahre war das Kursniveau recht bedeutenden Schwankungen unterworfen.
                                 										Es erreichte seinen höchsten Stand Ultimo April mit 209,50. Am niedrigsten war
                                 										der Durchschnittskurs Ultimo September mit 194,23. Von Ende Januar auf Ende
                                 										Dezember 1911 ist eine Kurssteigerung um 1,41 v. H. eingetreten. Die von der
                                 										Kursberechnung umfaßten Papiere repräsentierten ein Nominalkapital von 830,49
                                 										Mill. M. Der Kurswert derselben stellte sich Ultimo Dezember 1911 auf 1718,92
                                 										Mill. M. Er ist seit Ultimo Januar 1911 um 11,71 Mill. M gestiegen.
                              
                           
                              Eine auffallende Steigerung des Exports von
                                 										Lokomotiven
                              (Nachdruck verboten.)
                              brachte der letzte Monat des Jahres 1911. Es wurden
                                 										insgesamt 222 Eisenbahnlokomotiven, von denen jede mehr als 100 dz wog,
                                 										ausgeführt; diese repräsentierten einen Wert von 11,35 Mill. M. Ihr
                                 										Gesamtgewicht belief sich auf 118733 dz. Im Parallelmonat 1910 stellte sich die
                                 										Ausfuhrmenge auf 35331 dz; der Wert betrug 3,87 Mill. M. Die starke Zunahme im
                                 										Dezember 1911 erklärt sich aus den ungewöhnlich großen Lieferungen nach
                                 										Frankreich, Spanien und der Türkei. Die Gesamtausfuhr von größeren
                                 										Eisenbahnlokomotiven belief sich im letzten Jahre auf 468348 dz. Das bedeutet
                                 										gegen das vorangegangene Jahr eine Steigerung um 154353 dz. Der Wert der Ausfuhr
                                 										erhöhte sich von 31,74 auf 44,94 Mill. M. Der Export kleinerer Lokomotiven im
                                 										Gewichte bis zu 100 dz betrug 60079 dz gegen 45777 dz. Dem Werte nach ergibt
                                 										sich eine Zunahme von 5,58 auf 6,67 Mill. M. Nachstehende Zusammenstellung
                                 										veranschaulicht die Entwicklung der deutschen Lokomotivausfuhr in den
                                 										Jahren 1907 bis 1911 in Doppelzentnern:
                              Lokomotiven über 100 dz:
                              
                                 
                                    1907
                                    1908
                                    1909
                                    1910
                                    1911
                                    
                                 
                                    254575
                                    458466
                                    327283
                                    313995
                                    468348
                                    
                                 
                              Lokomotiven unter 100 dz:
                              
                                 
                                    1907
                                    1908
                                    1909
                                    1910
                                    1911
                                    
                                 
                                    31940
                                    33336
                                    35963
                                    45777
                                    60079
                                    
                                 
                              Die Ausfuhr von Lokomotiven aller Art ist in den letzten fünf Jahren um 238912 dz
                                 										gestiegen. Auf die wichtigsten Absatzgebiete verteilte sich der Export größerer
                                 										Eisenbahnlokomotiven in den Jahren 1910 und 1911 in Doppelzentnern wie
                                 										folgt:
                              
                                 
                                    
                                    1910
                                    1911
                                    Zu-resp. Abnahme
                                    
                                 
                                    Frankreich
                                    99219
                                    124641
                                    + 25422
                                    
                                 
                                    Spanien
                                    17290
                                    68007
                                    + 50717
                                    
                                 
                                    Argentinien
                                    50697
                                    55905
                                    +   5208
                                    
                                 
                                    Rumänien
                                    18934
                                    48313
                                    + 29379
                                    
                                 
                                    Türkei
                                    13794
                                    20868
                                    +   7074
                                    
                                 
                              Auch der Export nach Italien, Portugal, Rußland und Bulgarien hat sich wesentlich
                                 										gehoben. Die Ausfuhr nach Brasilien und Dänemark ist zurückgegangen.
                              
                           
                              Verwendung von Traktionsmotoren in der argentinischen
                                 										Landwirtschaft.
                              Da nicht nur der Wert der Zugtiere erheblich größer geworden ist, sondern auch
                                 										die Ernährung der Tiere sich dadurch viel teurer stellt, daß der Wert des Grund
                                 										und Bodens ein Vielfaches des früheren beträgt, so sind beim Ackerbau
                                 										Argentiniens in neuerer Zeit an vielen Stellen Versuche
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 327
                                 
                              
                              mit mechanischer Zugkraft gemacht worden, die
                                 										vielversprechende Erfolge ergeben haben, wenngleich die Maschinen noch in
                                 										mancher Beziehung verbesserungsbedürftig sind.
                              Es erscheint nicht ausgeschlossen, das sich der deutschen Motorenindustrie auf
                                 										diesem Gebiete ein dankbares Feld eröffnet, sobald sie sich bereit findet, sich
                                 										den Bedürfnissen und Anforderungen des Landes anzupassen.
                              Bemerkt sei, daß man in Argentinien gewöhnlich Traktionsmaschinen, also nicht die
                                 										feststehenden Lokomobilen nach Fowlerschem oder Kemnaschem Systeme verwendet.
                                 										Als Heizmaterial wird Naphtha (Benzin) oder Petroleum verwendet, sofern nicht
                                 										billiges Holz als Brennmaterial verfügbar ist.
                              Gegen die Verwendung von Motorpflügen spricht gegenwärtig noch, daß die Arbeit
                                 										wenig sauber geschieht. Denn man benutzt in der Regel die
                                 										Scheiben(Diskus)-pflüge, um dadurch an Bedienungsleuten zu sparen, da ein Mann
                                 										die drei oder vier Mehrscharpflüge versieht, wobei aber nicht vermieden werden
                                 										kann, daß die Pflüge recht ungleich in den Boden eingreifen. Um diesen
                                 										Uebelstand zu vermeiden, hat eine nordamerikanische Firma ein Pfluggestell aus
                                 										10 durch eine Plattform miteinander verbundenen Pflügen hergestellt, welches auf
                                 										der Internationalen Ausstellung in Buenos Aires 1910 ausgestellt war. Es ist
                                 										jedoch zu bezweifeln, daß dieser Apparat eine praktische Verwendung finden wird,
                                 										da er an die Arbeitsleistung eines einzelnen Mannes übergroße Anforderungen
                                 										stellen dürfte und nur auf ganz ebenen Flächen, wie man sie selbst in
                                 										Argentinien selten vorfindet, verwertbar ist. Die Benutzung von Traktionsmotoren
                                 										würde eine erhebliche Förderung finden, wenn sie gleichzeitig zu anderen
                                 										Arbeiten, zum Treiben der Dreschmaschine oder zum Ziehen der kombinierten Mäh-
                                 										und Dreschmaschinen, sog. Australianos, Golandrinas usw. verwendet werden
                                 										könnten.
                              (Aus einem Berichte des landwirtschaftlichen
                              Sachverständigen bei dem Kaiserlichen
                              Generalkonsulat in Buenos Aires.)
                              
                           
                              Ausschreibungen und Projekte.
                              Mineralien. Metalle.
                                    										Maschinen.
                              Belgien. Lieferung von 2000 kg Messing, 286000 kg Kupfer in
                                    											Barren, Röhren und Blech, 250 kupfernen Heizrohrträgem und 28000 messingenen
                                    											Heizröhren. Demnächst, Börse in Brüssel. 36 Lose. Anlieferung an
                                 										verschiedenen Stationen.
                              Belgien. Lieferung und Einrichtung der
                                    											Niederdruckdampfheizung und der Ventilation
                                 										in dem zu errichtenden Waisenhaus rue des Quatre-Vents in Molenbeck-St. Jean bei
                                 										Brüssel. 27. Februar 1912, 3 Uhr, Commission des Hospices civils in
                                 										Molenbeck-St. Jean, rue Van den Bogaerde 64. Lastenheft und Pläne zum Preise von
                                 										7,55 Fr. von der Kommission.
                              Canada. Lieferung von Baggern usw. für das
                                 										Marineministerium. Es handelt sich um: 1. Die Konstruktion von einem oder zwei
                                 										Steel Single Screw Bucket Dredgers, 2. die Konstruktion einer Steel Single Screw
                                 										Hopper Barge, 3. die Konstruktion eines set of Compound Steam Engines von 450
                                 										angezeigter Pferdekraft für Bagger Nr. 37, 4. 50 Steel Rock Digging Buckets,
                                 										Cast Steel Links and
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 327
                                 
                              
                              Manganese Bucket Pins – sämtlich zu liefern nach
                                 										Sorel (halbwegs zwischen Montreal und Quebec). Frist für Angebote 26. Februar
                                 										1912, 12 Uhr mittags; sie müssen für die einzelnen Waren gesondert erfolgen, an
                                 										den Deputy Minister of Marine and Fisheries in Ottawa adressiert sein und
                                 										äußerlich erkennen lassen, welchen der vier Gegenstände sie betreffen.
                                 										Information usw. ist bei dem Purchaising and Contract Agent, Department of
                                 										Marine and Fisheries, Ottawa, erhältlich. Jedem Angebot muß ein akzeptierter
                                 										Bankscheck auf den Deputy Minister of Marine and Fisheries in Höhe von 10 v. H.
                                 										des Wertes der betreffenden Konstruktion beiliegen. Näheres beim
                                 										Reichsanzeiger.
                              Eisenbahnmaterial.
                              Belgien. Lieferung von 38 Tendern mit 3 Achsen und je
                                 										24000 Liter Fassungsvermögen, 10 Radsätzen für Lokomotiven
                                    											und Tender und 46 Paar Lokomotiven- und Tenderrädern. Demnächst, Börse
                                 										in Brüssel.
                              Rußland. Neues Eisenbahnprojekt. Die Gesellschaft der
                                 										Troizker Eisenbahn hat die Genehmigung nachgesucht, eine Eisenbahnlinie von
                                 										Orenburg über Orsk nach Troizk (700 Werst) zu bauen. Das Gesuch ist der
                                 										Kommission für neue Eisenbahnen übergeben. (St. Petersburger Herold.)
                              Verschiedenes.
                              Das Technikum Altenburg, Sa.-A., welches unter
                                 										Staatsaufsicht und der Direktion des Ingenieurs Professor A. Nowak steht, umfaßt
                                 										Ingenieur-Abteilungen für Maschinenbau, Automobilbau und Elektrotechnik sowie
                                 										Techniker- und Werkmeister-Abteilungen für Maschinenbau und Elektrotechnik.
                                 										Ferner sind als besondere Abteilungen angegliedert eine Papiermacher-Fachschule,
                                 										eine Gasmeisterschule (Gas- und Wasserfach, Installationstechnik, Heizung und
                                 										Lüftung) und eine Chauffeurschule. Eine Lehrwerkstätte, 5 reichhaltige
                                 										Laboratorien, diverse Sammlungen, eine Bibliothek usw. dienen den Zwecken des
                                 										Unterrichtes. An der Anstalt wirkt ein aus den tüchtigsten Kräften sich
                                 										zusammensetzendes Lehrerkollegium. Vorträge über Luftschiffahrt und Flugtechnik
                                 										sind bereits seit mehreren Semestern in den Lehrplan aufgenommen. Das Technikum
                                 										Altenburg erfreut sich des bestem Rufes sowohl im Inlande als auch im Auslande
                                 										und zeigt eine Jahresfrequenz von etwa 600 Besuchern. Aufnahmen für das am 16.
                                 										April cr. beginnende Sommersemester 1912 finden bereits letzt statt.
                                 										Interessenten stehen ausführliche Programme und Jahresberichte durch das
                                 										Sekretariat des Technikums Altenburg, Sa.-A., kostenlos zur Verfügung.
                              Beim Durchblättern des neuen Kataloges der Leipziger
                                    											Zementindustrie Dr. Gaspary & Co., Markranstädt bei Leipzig, hat
                                 										man die Ueberzeugung, hier eine erste Bezugsquelle für alle Maschinen, Formen,
                                 										Werkzeuge und Farben für die gesamte Zementwaren- und Kunststeinindustrie vor
                                 										sich zu haben. Auch Bau- und Betonbaugeschäfte, Steinbruch- und Schotterbetriebe
                                 										finden die für sie nötigen Spezialmaschinen und Geräte in reicher Auswahl. In
                                 										übersichtlichster Weise sind die Maschinen usw. in Gruppen geordnet, in klarer,
                                 										verständlicher Form die einzelnen Maschinen, Formen usw. beschrieben, ihre
                                 										Vorzüge hervorgehoben und das mitgelieferte Zubehör aufgezählt. Was den Katalog
                                 										besonders wertvoll macht, sind die genauen Angaben über die Kosten von
                                 										vollständigen Einrichtungen. Der kleinste wie der größte Betrieb wird im Preise
                                 										etwas Passendes vorfinden. Erstaunlich sind die Fortschritte, die das Werk im
                                 										Bau von hydraulischen Pressen für die Zement-, Terrazzo- und
                                 										Granetoidplattenfabrikation, in Hohlblock- und Mauersteinmaschinen gemacht
                                 										hat.
                              Der neue Katalog nennt nicht weniger als sieben verschiedene Typen Beton- und
                                 										Mörtelmischer und bringt Steinbrecher, fahrbar und stationär, mit und ohne
                                 										Sortiertrommel, Walzwerke usw. Speziell bei den Maschinen für die
                                 										Zementwaren-Massenfabrikation zeigt sich das löbliche Bestreben, neben den
                                 										einfachen Handbetriebsmaschinen möglichst die zuverlässigere Maschinenarbeit
                                 										mittels Kraftbetrieb in Anwendung zu bringen. Es dürfte sich wirklich empfehlen,
                                 										der mehrfach im Katalog erwähnten Einladung zum unverbindlichen Besuch der
                                 										Fabrik zu folgen, da dort alle Maschinen auf Wunsch in Betrieb vorgeführt werden
                                 										und man sich am ehesten ein Bild von der Leistungsfähigkeit und Zweckmäßigkeit
                                 										der einzelnen Maschinen usw. machen kann. Des Interessanten genug wird man in
                                 										der Fabrik vorfinden, und ohne größere Unkosten kann man auf diese Weise stets
                                 										über die Neuheiten an Maschinen usw. der Branche orientiert sein. Wie wir hören,
                                 										wird der umfangreiche, geschmackvoll ausgestattete Katalog in sechs Sprachen
                                 										herausgegeben, ein Beweis dafür, daß die Firma Leipziger
                                    											Zementindustrie Dr. Gaspary & Co. in
                                 										Geschäftsverbindung mit der ganzen Welt steht. Er wird gratis auf Anfrage
                                 										versandt und sollte in jedem einschlägigen Betriebe zur Hand sein.
                              ––––––––––
                              ☞ Die beigefügten Prospekte der Firmen:
                              J. C. Eckardt,
                                 										Stuttgart-Cannstatt.
                              Muth-Schmidt, Maschinenfabrik für
                                 										Gurtförderer und Transportanlagen G. m. b. H., Berlin-Lichtenberg.
                              E. & C. Pasquay, Wasselnheim i.
                                 										Els.
                              empfehlen wir der geneigten Beachtung unserer Leser
                                 										bestens.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 327