| Titel: | BÜCHERSCHAU. | 
| Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 607 | 
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                        BÜCHERSCHAU.
                        Bücherschau
                        
                     
                        
                           Vereinfachte Blitzableiter.
                              									Von Siegwart Ruppel. Zweite, vollständig umgearbeitete
                              									Auflage. 115 Seiten. Mit 68 Figuren. Berlin 1912. Julius Springer. Preis geh. M
                              									1,–.
                           Der Verfasser strebt in der Schrift eine Reform in der Ausführung von
                              									Blitzableiteranlagen an, und sucht durch dieselbe Baubehörden und Besitzer von
                              									Gebäuden anzuregen, die Anbringung von Blitzschutzvorrichtungen nach richtigen
                              									Grundsätzen bei geringen Kosten vornehmen zu lassen. Ausgegangen wird bei der
                              									Entwicklung der Leitsätze von den im Jahre 1906 herausgegebenen Grundsätzen des
                              									Elektrotechnischen Vereins, in denen die wesentlichen Punkte enthalten sind und
                              									werden diese Grundsätze besprochen und an Beispielen ausführlich erläutert.
                           Aus den Grundsätzen folgt ein Verwerfen des bisher üblichen Schutzsystems mit seinen
                              									hohen Auffangestangen und auffälligen, die Architektur schädigenden Ableitungen. Es
                              									wird an dessen Stelle vorgeschlagen, einen Schutz der Gebäude durch Ausbildung eines
                              									Netzes von Leitern an den besonders exponierten Stellen unter Benutzung von schon
                              									vorhandenen Leitern in der Gestalt von Firstblechen, Regenröhren usw., so daß eine
                              									Art von Faraday-Käfig entsteht, welcher mit kurzen
                              									Anfangsspitzen versehen, sich der Architektur unauffällig einfügt. Das
                              									vorgeschlagene System hat dem alten gegenüber den Vorzug der geringeren Kosten und
                              									erscheint natürlicher und folgerichtiger als das alte, da die Untersuchung von
                              									Blitzschlägen geradezu zur Ausführung des Systems auffordert. Des weiteren sind
                              									Vorschläge über Blitzableiterprüfungen gemacht worden, welche auch zum Teil zu
                              									einer Verwerfung der bisherigen Grundsätze führen. Da die Bemühungen des Verfassers,
                              									Reformen auf einem wichtigen Gebiete einzuführen, nur anzuerkennen sind, und dieses
                              									Unternehmen in gemeinverständlicher Weise ausgeführt wird, so ist dem Buch in den in
                              									Frage kommenden Interessentenkreisen eine gute Verbreitung zu wünschen.
                           Kock.
                           Die Handfeuerwaffen, ihre Entwicklung
                                 										und Technik. Aus Natur und Geisteswelt. Von R. Weiß, Hauptmann und Batteriechef im Fußartillerie-Regiment v. Dieskau. 108
                              									Seiten und eine Zusammenstellung der seit 1800 eingeführten Armeegewehre. Leipzig
                              									1912. B. G. Teubner.
                           Der Verfasser erzählt im ersten Teil seiner Arbeit unter fortwährender Quellenangabe
                              									die historische Entwicklung unserer Handfeuerwaffen in knappster Form. Die Chinesen
                              									verwandten, wie wir da hören, schon 1232 bombenartige, eiserne Hohlkörper, die unter
                              									donnerartigem Krachen zersprangen, und Raketen. Die Erkenntnis, daß die
                              									Treffsicherheit durch die Rotation des Geschosses um seine Längsachse erhöht wurde –
                              									die alten Griechen gaben deshalb schon ihren Wurfspießen eine Drehung –, die
                              									zahlreichen Versuche, die sich schließlich zu unseren modernen Handfeuerwaffen
                              									vervollkommneten, sehen wir zwar nur in großen Zügen, aber in anschaulichster Weise
                              									an uns vorüberwandern. Am Schlusse dieses Teiles werden auch die Jagdgewehre in
                              									einem besonderen Abschnitte behandelt.
                           
                           Der zweite Teil gibt zunächst einen kurzen Ueberblick über die innere und äußere
                              									Ballistik; also über die Vorgänge beim Schuß innerhalb der Waffe und über die die
                              									Gestaltung der Flugbahn des Geschosses bestimmenden Einflüsse, sowie über die
                              									Anforderungen, die wir an die Leistungsfähigkeit einer Waffe und der Munition
                              									stellen müssen. Dann werden die verschiedenen Visiereinrichtungen, die
                              									Verschlußeinrichtungen, die Mehrladevorrichtungen und die Selbstlader erklärt. Zum
                              									Schluß erfolgt noch eine kurze Besprechung der Maschinengewehre.
                           Zahlreiche übersichtliche Abbildungen und schematische Zeichnungen erleichtern das
                              									Verständnis für die vielfach natürlich äußerst komplizierten Vorgänge in den
                              									modernen Waffen.
                           So bietet das Büchlein in knappster Form einen klaren Ueberblick über die Entwicklung
                              									und Technik der Handfeuerwaffen. Es kann nur auf das wärmste empfohlen werden. Vor
                              									allem sollte es in der Bibliothek keines jungen Offiziers fehlen.
                           G.
                           Straßenbahnen. Von Boshart. Sammlung Göschen Nr. 559. Berlin und Leipzig
                              									1912. G. J. Göschen. Preis M 0,80.
                           Das kleine Werk behandelt in neun Abschnitten das ganze Gebiet des Straßenbahnwesens
                              									mit Ausnahme der Betriebsmittel und der Kraftwerke. Besonders eingehend sind die
                              									Gleis- und die Leitungsanlagen behandelt. Wenn das fast nie ausgeführte
                              									Teilleitersystem erwähnt ist, so wäre es meines Erachtens ebenso wichtig gewesen,
                              									auch das System der Mehrfachaufhängung der Fahrleitungen anzuführen, welche bei
                              									Straßenbahnen gelegentlich angewendet wird. Ebenso vermisse ich Angaben über den
                              									Arbeitsbedarf, die im Zusammenhang mit der Bemessung der Leitungen am Platze gewesen
                              									wären, und über die Anlagekosten. Die Figuren zeichnen sich durch Einfachheit der
                              									Darstellung und Klarheit aus. Das Buch kann dem Fachmann, dem reichere Erfahrung auf
                              									dem Gebiete des Straßenbahnbaues fehlt, und dem Studierenden wegen seines
                              									umfassenden Inhalts und seiner Klarheit nur empfohlen werden.
                           Paufler.
                           Oelfeuerung für Lokomotiven mit
                                 										besonderer Berücksichtigung der Versuche mit Teerölzusatzfeuerung bei den
                                 										preußischen Staatsbahnen. Von Regierungsbaumeister L. Sußmánn, Limburg. Mit 41 Figuren. Berlin 1912. Julius Springer. Preis M
                              									3,–.
                           Das Werk ist ein erweiterter Abdruck aus den Annalen für Gewerbe und Bauwesen
                              									1910/11, herausgegeben von F. C. Glaser.
                           1. Die Heizöle. Der Verfasser gibt ein Bild über die Verteilung der
                              									Petroleumgewinnungsstätten und erläutert die Gesamtgewinnung von Petroleum in den
                              									Jahren 1901 bis 1908 von 23 auf 38 Millionen Tonnen; das sind etwa 55 v. H. mehr als
                              									die Kohlenförderung im gleichen Zeitraum. Hierdurch fielen die Absatzpreise so
                              									stark, daß sich Galizien und Rumänien zur Einführung der Oelfeuerung bei Lokomotiven
                              									entschlossen. Oesterreich rüstete, um den Tiefstand des Rohölpreises von 10 M
                              									für 1000 kg frei Grube wieder zu heben, 700 Lokomotiven mit Oelfeuerung aus.
                           Für Deutschland kommen diese Heizöle infolge des hohen Einfuhrzolles nicht in Frage.
                              									Dagegen ist das Teeröl in Deutschland berufen, das Rohöl zu ersetzen.
                           2. Die Anwendbarkeit und Methoden der Oelfeuerung. Es wird hier hauptsächlich die
                              									Zusatzfeuerung besprochen, bei der schlechte Braunkohle und Lignite vorteilhaft
                              									verbrannt werden können.
                           3. Die Brenneranordnung für Lokomotiven. Der Verfasser führt vier Brenneranordnungen
                              									an: 1. innerhalb der Feuertüröffnung, 2. in der Feuertürwand, 3. unterhalb der
                              									Feuerkastenrückwand und 4. unterhalb der Rohrwand, die durch Figuren weiter
                              									illustriert werden.
                           4. Die Brenner. Nach sachlicher Auseinandersetzung der Aufgabe der Brenner werden die
                              									einzelnen Brennerarten besprochen und figürlich dargestellt. Interessant ist die
                              									Darlegung, daß der Dampfbrenner 5 bis 2 v. H. (1,7 min.) der verdampften Wassermenge
                              									verbraucht. Demgegenüber steht eine Erhöhung der Verdampfungsziffer von 60 bis 80 v.
                              									H.
                           5. Die Einrichtung für Oelzusatzfeuerung. In diesem Kapitel wird zunächst in Wort und
                              									Bild das Unterbringen der Oelbehälter angeführt und dabei werden sehr wertvolle
                              									Angaben für die Praxis gemacht. Da das Teeröl durch jede noch so geringe Fuge
                              									hindurchgeht, werden die Behälter vorteilhaft autogen geschweißt; ebenso werden die
                              									Laschen angeschweißt. Weiter wird auf die gesamte Anordnung der zugehörigen
                              									Armaturen usw. eingegangen und hieran anschließend die Inbetriebsetzung der
                              									Oelfeuerung mit und ohne Fremdanschluß, sowie die Bedienung betrachtet.
                           6. Versuchsergebnisse mit Teeröl-Zusatzfeuerung. Die hier angegebenen Fahrtergebnisse
                              									sind, selbst nach Ansicht des Verfassers, mit größter Vorsicht zu genießen. Immerhin
                              									zeigen sie, daß die Zusatzfeuerung die Leistung der Maschine wenigstens ohne
                              									Mehrkosten an Brennmaterial erhöht.
                           Nach einigen Bemerkungen über die reine Oelfeuerung für Triebwagen faßt der Verfasser
                              									im achten Kapitel die Vorteile und Aussichten der Oelzusatzfeuerung für Lokomotiven
                              									noch einmal zusammen. Hiermit hätte eigentlich das Werk abgeschlossen werden
                              									sollen.
                           Zum Schluß werden jedoch noch die Jacobs-Shupert-Feuerbüchse und einige amerikanische Riesenlokomotiven mit
                              									Oelfeuerung gebracht. Ein beihäufiger Hinweis innerhalb der vorhergehenden Kapitel
                              									hätte eigentlich genügt. Wenigstens hätte der Verfasser uns mit dem lästigen
                              									Ausdruck „Riesenlokomotiven“ verschonen sollen.
                           Das Werk ist sehr sorgfältig durchgesehen und der Text durch 42 Figuren zweckmäßig
                              									illustriert. Vielleicht zieht es der Verfasser vor, den auf S. 60 gebrauchten
                              									Ausdruck „mit brüllenden Ventilen“ durch einen „ruhigeren“ zu
                              									ersetzen.
                           J. Schwickart.
                           
                        
                           BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
                           Der Azetylen-Sauerstoff-Schweißbrenner, seine
                                 										Wirkungsweise und seine Konstruktionsbedingungen. Von Dipl.-Ing. Ludwig. Berlin 1912. Julius Springer. Preis M
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                              										Chalkley. Mit einer Einleitung von Dr.-Ing. Rudolf Diesel, München. Ins Deutsche übertragen von Dr.
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                              									Berlin 1912. Julius Springer. Preis M 8,–.
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                              										Wilhelm Nicol, Architekt. Ueberreicht von der
                              									Chemischen Fabrik Flörsheim, Dr. H. Noerdlinger, Flörsheim a. M.
                           Die österreichische automatische Vakuum-Güterzugsbremse
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                           WIRTSCHAFTLICHE RUNDSCHAU.
                           
                              Die Konjunktur im Eisengewerbe.
                              (Nachdruck verboten.)
                              Als das auffallendste Merkmal des Geschäftsgangs der deutschen Eisenindustrie in
                                 										den letzten Wochen darf die überraschende Steigerung
                                 										der heimischen Hochofenerzeugung angesehen werden. Schon in allen Monaten des
                                 										laufenden Jahres ging die Produktion über die Korrespondenzzeiten des Vorjahres
                                 										hinaus, so stark wie im August aber war die Spannung bisher noch nie. Im August
                                 										1911 waren in den Hochofenwerken Deutschlands und Luxemburgs 1284302 t Roheisen
                                 										und Stahleisen gewonnen worden. Die Gesamterzeugung im August 1912 betrug
                                 										1487448 t, d.h. 203146 t mehr. Auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet, wuchs die
                                 										inländische Eisenproduktion im Vergleich der beiden genannten Monate von 19,43
                                 										kg auf 22,43 kg; d.h. die Spannung betrug pro Kopf gerade 3 kg. Zum Vergleich
                                 										sei das Plus angegeben, das sich in den einzelnen Vormonaten d. J. pro Kopf der
                                 										Bevölkerung gegen die Parallelzeiten des Jahres 1911 ergab:
                              
                                 
                                    
                                    Jan.
                                    Febr.
                                    März
                                    April
                                    Mai
                                    Juni
                                    Juli
                                    
                                 
                                    Zunahme
                                    + 0,53
                                    + 1,90
                                    + 1,25
                                    + 1,90
                                    + 2,03
                                    + 2,10
                                    + 2,43
                                    
                                 
                              Faßt man nunmehr das Ergebnis der acht verflossenen Monate zusammen, so ergibt
                                 										sich zunächst in absoluten Ziffern, daß die heimische Hochofengewinnung im
                                 										Vergleich mit dem nämlichen Zeitraum von 10258687 t auf 11 380091 t anwuchs. Das
                                 										Mehr der Produktion im laufenden Jahre errechnet sich somit auf 1121404 t.
                                 										Wiederum auf den Kopf der Bevölkerung umgerechnet, bedeutet das eine
                                 										Steigerung von 157,30 kg auf 172,25 kg oder ein Mehr von 14,95 kg gegen die
                                 										entsprechenden Monate des vergangenen Jahres. Verfolgt man die auffallende
                                 										Produktionsvermehrung im Berichtsmonat nach einzelnen Bezirken, so ergeben sich
                                 										bemerkenswerte Steigerungen vor allem für das rheinisch-westfälische sowie für
                                 										das lothringisch-luxemburgische Industriegebiet. Im ersten der beiden genannten
                                 										Bezirke wuchs die Hochofenerzeugung im Vergleich mit dem achten Monat des
                                 										vergangenen Jahres von 564425 t auf 649659 t; für die Hochofenwerke Lothringens
                                 										und Luxemburgs errechnet sich im Berichtsmonat eine Produktionsmenge von 447442
                                 										t, d.h. eine Mehrgewinnung von 70086 t gegen August 1911. Es sei gestattet,
                                 										daran zu erinnern, daß die Einfuhr von Roheisen im abgelaufenen Teil dieses
                                 										Jahres nicht unbeträchtlich zugenommen hat. Und wenn auch gleichzeitig die
                                 										Ausfuhr des genannten Produktes rapid anwuchs, so ergab sich doch bereits für
                                 										die ersten sieben Monate d. J. eine Versorgung des
                                    											deutschen Konsums mit Roheisen in Menge von 5,69 Millionen Tonnen gegen
                                 										5,25 Millionen Tonnen in den ersten sieben Monaten des vergangenen Jahres. Es
                                 										standen danach im genannten Zeitraum des Jahres 1912 pro Kopf der Bevölkerung
                                 										86,18 kg Roheisen zur Verfügung gegen 80,48 kg im Vorjahre. Nach den
                                 										vorhergehenden Ausführungen steht außer Zweifel, daß durch Einrechnung der
                                 										Augustziffern das Plus der Versorgung sich weiter kräftig erhöhen wird. Mit
                                 										stärkerem Ernst als vordern muß darum erneut die Frage aufgeworfen werden, ob
                                 										die Aufnahmefähigkeit des deutschen Marktes
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 327
                                 
                              
                              von seiten unserer Schwerindustrie nicht überschätzt
                                 										wird. Es gewinnt den Anschein, als ob die Gefahr, die in der ungestümen
                                 										Steigerung der Produktion liegt, augenblicklich mit Absicht ignoriert werde.
                                 										Gewiß soll nicht verkannt werden, daß die Preissteigerungen der letzten Monate
                                 										sich ohne Mühe haben durchsetzen lassen. Um nur einige Aufschläge aus der
                                 										jüngsten Zeit zu wiederholen, so notierte an der Düsseldorfer Börse Ende August
                                 										englisches Gießereiroheisen Nr. III ab Ruhrort mit 80 bis 82 Mark gegen 12 bis
                                 										73 Mark Ultimo Mai; englisches Hämatit stieg im Verlauf der gleichen Zeit von
                                 										86,50 bis 89,50 Mark auf 92,00 bis 94,00 Mark. Stabeisen aus Flußeisen wurde
                                 										Ende Mai noch mit 117,50 bis 122,50 Mark, Ende August hingegen mit 121,00 bis
                                 										126,00 Mark notiert. Diese Preiserhöhungen klingen gewiß verführerisch genug.
                                 										Aber der Umschwung im wirtschaftlichen Leben hat sich noch immer schmerzloser
                                 										vollzogen und umso länger hinausgeschoben, je weisere Beschränkung gerade die
                                 										schwere Industrie in den letzten Perioden der Hochkonjunktur an den Tag
                                 										legte.
                              
                           
                              Die Bleifabrikation.
                              (Nachdruck verboten.)
                              In Deutschland werden, im Durchschnitt der letzten zehn Jahre gerechnet, jährlich
                                 										etwa 1½ Millionen Doppelzentner Bleierze gefördert. Im Jahre 1911 wurde außerdem
                                 										fast die gleiche Menge vom Ausland eingeführt. Damit ist der Bedarf der
                                 										heimischen Bleifabrikation an Rohmaterial noch nicht erschöpft. Es tritt noch
                                 										etwa 1 Million dz Rohblei aus dem Ausland hinzu, wovon jedoch 300000 dz
                                 										abzurechnen sind, die vom gleichen Produkt exportiert werden. Die Versorgung der
                                 										deutschen Industrie mit Rohstoffen, von der die vorgenannten Ziffern ein
                                 										Gesamtbild geben, ist im laufenden Jahr weiter gestiegen. In den ersten sieben
                                 										Monaten d. J. stieg der Import von Bleierzen von 688585 dz auf 745796 dz, dem
                                 										Werte nach von 12,92 Millionen Mark auf 13,99 Millionen Mark. Insbesondere wuchs
                                 										der Import aus den Ländern des australischen Bundes von 578881 dz auf 618545 dz.
                                 										Die Einfuhr von rohem Blei hat sich mit 511899 dz ungefähr auf der vorjährigen
                                 										Höhe gehalten. Der genannte Import repräsentierte einen Wert von 14,48 Millionen
                                 										Mark. Vor allem stiegen die spanischen Lieferungen, die heuer 103509 dz gegen
                                 										50827 dz in der vorjährigen Parallelzeit ausmachten. Einen Rückgang von 179621
                                 										dz auf 159259 dz bekundeten die Sendungen aus der Union. Der Export von Rohblei
                                 										ist in der Berichtszeit von 174677 dz im Wert von 5,56 Millionen Mark auf 199809
                                 										dz im Wert von 7,78 Millionen Mark gestiegen. Die Preiserhöhungen für gewalzte
                                 										und gepreßte Bleifabrikate, die in den letzten Wochen Schlag auf Schlag einander
                                 										folgten, deuten auf einen sehr lebhaften Geschäftsgang der Bleifabriken. Das
                                 										läßt sich auch an den Ziffern des Außenhandelsgeschäfts verfolgen. Gewalztes
                                 										Blei, Rollblei und Fensterblei kam in den Berichtsmonaten 35677 dz aus
                                 										Deutschland an den Weltmarkt gegen 28854 dz vom Januar bis Juli 1911. Die
                                 										Ausfuhr von Röhren und anderen groben Bleiwaren stieg von 33483 dz auf 36016 dz.
                                 										Ebenso nahm der Export von
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 327
                                 
                              
                              feinen Bleiwaren und Kunstguß von 6611 auf 7334 dz
                                 										zu. Eine Abnahme des Exports ist allein für Buchdruckerschriften festzustellen,
                                 										von denen in den ersten sieben Monaten des Vorjahres 7349 dz, diesmal nur 6774
                                 										dz im Ausland Absatz fanden.
                              
                           
                              Naphthagewinnung auf Sachalin.
                              Die Behauptung, daß auf Sachalin viel Naphtha vorhanden sei, wird oft gehört,
                                 										aber gute Resultate sind noch nicht erzielt worden. Teils soll es am
                                 										Kapitalmangel, teils an dem Fehlen tüchtiger Ingenieure liegen. Auch im Jahre
                                 										1911 sind wieder neue Schürfscheine erteilt worden. Nach einer Mitteilung des
                                 											„Mining Journal“ befinden sich an der Ostküste von Sachalin 13
                                 										naphthahaltige Plätze mit Quellen oder ölhaltigen Teichen. Zurzeit sind 4
                                 										Unternehmungen mit der Gewinnung von Naphtha auf Sachalin befaßt. Die besten
                                 										Aussichten soll die „China Oil Company“ unter Leitung eines Deutschrussen
                                 										haben. Sie arbeitet mit einem in Tientsin basierenden Kapital von 40000 £, soll
                                 										aber trotz großer Anlagen von Bohrtürmen und Röhrenleitungen noch keine
                                 										nennenswerten Erfolge erzielt und noch keine Fontäne aufgedeckt haben.
                              Die „St. Petersburger Company“, eine als „Second Sachalin Oil
                                    											Syndikate“ nach englischen Vorschriften gegründete Gesellschaft hat über
                                 										300 Plätze erworben. Sie ist mit englischen Maschinen ausgestattet und hat
                                 										einige englische Spezialisten kommen lassen. Eine Ausbeute von Naphtha ist aber
                                 										noch nicht erfolgt. Ferner gibt es noch 2 russische Gesellschaften, von denen
                                 										die eine bisher Plätze in der Nähe von 5 Häfen der Ostküste erworben hat,
                                 										während die andere schon seit 1889 bestehende „Sotoff Company“
                                 										erst seit 1909 wieder arbeitet. Sie hat Bohrungen bis zu 405 Fuß Tiefe
                                 										ausgeführt und ist, nachdem sie dicke Schichten von Torf und Lehm durchbohrt
                                 										hatte, auf Sand- und Lehmlager gestoßen, welche Oeltropfen enthielten. Eine
                                 										rationelle Ausbeute ist jedoch noch nicht möglich gewesen.
                              Die „Sotoff Company“ soll vor kurzem durch Pariser Kapitalisten unter
                                 										Vermittlung der Russisch-Asiatischen Bank in ein Aktienunternehmen mit 2
                                 										Millionen Rubel umgewandelt worden sein. Zunächst sind zur Ausführung von
                                 										Bohrversuchen 500000 Franken angewiesen, worden.
                              (Aus dem Bericht des Kaiserlichen Konsulats in
                                 										Wladiwostock.)
                              
                           
                              Bedarf des Auslandes.
                              Mineralien. Metalle.
                                    										Maschinen.
                              Belgien. Lieferung von 2100 gußeisernen Röhren für die
                                 										Gasverwaltung, etwa 376000 kg, 3 Lose. 27. September 1912, 1¼ Uhr, „Hotel de
                                    											ville“ in Brüssel. Sicherheitsleistung 6000 Fr. Lastenheft 1 Fr., Pläne
                                 										1 Fr., zu beziehen vom Bureau de comptabilité, rue du Lombard 18.
                                 										Eingeschriebene Angebote zum 26. September.
                              Italien. Lieferung von 26000 kg Stahl verschiedener
                                 										Qualitäten, 20. November 1912, Direktion der Italienischen Staatsbahnen in Rom.
                                 										(Bulletin Commercial.)
                              Rumänien. Lieferung von 92000 kg Blei in Blöcken für
                                 										Kugeln, 570 kg Bleibändern von 19 : 0,8 mm und 160 kg Bleibändern von 18: 1,5 mm. Kriegsministerium,
                                 										Heereswerkstätte (Arsenalul armatei), in Bukarest, 10./23. September 1912. Das
                                 										Bedingungsheft und nähere Angaben sind bei der genannten Werkstätte
                                 										erhältlich.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 327
                                 
                              
                              Schweden. Lieferung von Traverskranen für Porjus
                                 										Kraftwerkbau; 1 Traverskran für 50 Tons Last und 7,6 m Spannweite; 1 desgl. für
                                 										30 Tons und 6,4 m Spannweite; 1 desgl. für 80 Tons 10,5 m Spannweite; 1 desgl.
                                 										für 25 bis 30 Tons und ca. 4,5 m Spannweite. Die Traversen sollen mit
                                 										elektrischer Maschine ausgerüstet sein. Sowohl schwedische als ausländische
                                 										Firmen können sich am Wettbewerbe beteiligen. Teilung der Lieferung statthaft.
                                 										Programmvorschriften durch den Oberingenieur des Baubureaus der Königlichen
                                 										Wasserfalldirektion in Stockholm gegen Hinterlegung von 10 Kr., welche nach
                                 										Ablieferung des programmgemäßen Angebots zurückgezahlt werden. Versiegelte
                                 										Angebote mit Aufschrift „Anbud a traverser till Porjua mit“.
                              Oesterreich-Ungarn. Lieferung von 260 t Gießereiroheisen
                                    											und 70 t Zylinderroheisen für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember
                                 										1913. Nähere Angaben sind aus den Angebotformularen zu entnehmen, welche wie die
                                 										allgemeinen Lieferungsbedingungen bei der Abteilung für den Zugförderungs- und
                                 										Werkstättendienst der K, K. Nordwestbahndirektion in Wien täglich zwischen 10
                                 										und 12 Uhr eingesehen, behoben oder gegen Einsendung des Portos bezogen werden
                                 										können. Angebote mit der Aufschrift? „Angebote für Lieferung von
                                    											Roheisen“ bei der K. K. Nordwestbahndirektion, Abteilung für den
                                 										Zugförderungs- und Werkstättendienst, bis längstens 25. September 1912, 12 Uhr
                                 										mittags, einzubringen. (Oesterr. Zentral-Anzeiger für das öffentliche
                                 										Lieferungswesen.)
                              Eisenbahnmaterial.
                              Belgien. Lieferung von Ausrüstungsgegenständen für
                                    											Personenwagen der Staatsbahn. 42 Lose. Demnächst Börse in Brüssel.
                              Verschiedenes.
                              Belgien. Lieferung verschiedener Gebrauchsartikel für die
                                    											Staatsbahnen, u.a. 4400 kg Schwefelsäure, 400 kg reiner Alkohol, 1500
                                 										kg Zinkweiß, 39000 kg brauner und 1000 kg gelber Ocker, Gummirohr, 1630 kg
                                 										Asbest, 8600 kg Leder, 8250 Dutzend Lampendochte, 70000 lfd. m Segeltuch, 36000
                                 										kg Blei zum Plombieren, 77500 kg braune Seife. 47 Lose. Vergebung 25. September
                                 										1912, 1 Uhr. Börse in Brüssel. Eingeschriebene Angebote zum 21. September.
                              Lastenheft vom Bureau des adjudications in Brüssel, Rue des Augustins 15 zu
                                 										beziehen.
                              Oesterreich-Ungarn. Wasserleitung in Lobositz. In der
                                 										letzten Sitzung des Gemeindeausschusses wurde über die Wasserleitungsfrage
                                 										berichtet. Dem Berichte ist zu entnehmen, daß die Stadt Lobositz mit Grundwasser
                                 										aus dem Raume zwischen Lukawetz, Prosmik und Deutsch-Mlikojed zu versorgen wäre,
                                 										und die Kosten des Wasserleitungsbaues würden sich auf 290000 K stellen. Der
                                 										Gemeindeausschuß bewilligte 4000 K behufs Vornahme der notwendigen Vorarbeiten
                                 										(Bohrungen usw.) und ermächtigte den Stadtrat, diese Arbeiten noch im heurigen
                                 										Herbste ausführen zu lassen. (Oesterr. Zentral-Anzeiger für das öffentliche
                                 										Lieferungswesen.)
                              Oesterreich-Ungarn. Bahnhofsbauten in Budapest. Die
                                 										ungarischen Staatsbahnen beabsichtigen, in Budapest drei neue Bahnhöfe zu
                                 										errichten. Zwei der neuen Bahnhöfe sollen hinter dem bestehenden West- bzw.
                                 										Ostbahnhofe und der dritte im 8. Bezirk erbaut werden. Die insgesamt auf 120
                                 										Millionen Kronen veranschlagten Kosten werden auf eine Bauzeit von zehn Jahren
                                 										verteilt. (Oesterr. Zentral-Anzeiger für das öffentliche Lieferungswesen.)
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 327