| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 79 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Lehrbuch der chemischen
                                 										Technologie und Metallurgie. Von B. Neumann. Mit
                              									398 Abb. im Text und 5 Tafeln. 981 Seiten. Leipzig 1912. S. Hirzel.
                           Die Neumannsche Technologie ist unter der Mitarbeit von 17
                              									hervorragenden Fachleuten entstanden. So gelangen alle die größeren Industriezweige
                              									durch Männer zur Darstellung, welche mit der Praxis in engster Fühlung stehen. Es
                              									existiert denn auch wohl keine chemische Technologie, welche den gegenwärtigen Stand
                              									der chemischen Industrie so anschaulich und richtig wiedergibt. Trotz des
                              									bedeutenden Umfanges, zu dem, das Werk angewachsen ist, gelang es doch, den
                              									Charakter des Lehrbuches zu wahren. Das äußert sich durch die einheitliche
                              									Behandlung des ganzen Stoffes und ferner dadurch, das die Arbeitsprinzipien, die den
                              									verschiedenen Verfahren zugrunde liegen, besonders hervorgehoben sind. Das Werk
                              									beginnt mit einem vorzüglichen Kapitel über Wasser und Abwässer. Es folgt sodann die
                              									Besprechung von flüssiger Luft, verflüssigten und verdichteten Gasen. Mustergültig
                              									sind die Kapitel über Brennstoffe, Heiz- und Kraftgase. Daran reiht sich Leuchtgas,
                              									Kokerei, Schwelerei, Torf- und Holzverkohlung. Sodann folgen die Kapitel: Kochsalz,
                              									Kalisalze, Schwefelsäure, Salzsäure, Sulfat usw. Nicht ganz zutreffend sind die
                              									einleitenden Bemerkungen über Schwefelsäure. Diese kann nicht als die stärkste aller
                              									Säuren bezeichnet werden. Der Umstand, daß Schwefelsäure zum Beispiel Salzsäure
                              									und Salpetersäure aus ihren Salzen auszutreiben vermag, ist nicht ihrer Stärke,
                              									sondern vielmehr ihrer Schwerflüchtigkeit zuzuschreiben. Zu bedauern ist es, daß
                              									über den Schwefelsäurekontaktprozeß fast gar keine näheren Angaben gemacht werden
                              									konnten. Die Nebenzweige der großen Industrien erfahren eine angemessene
                              									Besprechung. In besonderen Kapiteln wird behandelt: Ammoniak- und Cyanverbindungen
                              									-Tonerde, Aluminium und Ultramarin – Peroxyde und Persalze – Düngemittel. Gut
                              									gelungen sind die die keramischen Industrien behandelnden Kapitel. Es fiel mir
                              									indessen auf, daß Seite 347 zur Bestimmung des Schmelzpunktes von Tonen nur der alte
                              									Deville-Ofen erwähnt wird. Wo immer es geht, wird man doch wohl die Bestimmung in
                              									einer mit Preßgas geheizten Muffel oder in einem elektrischen Widerstandsofen
                              									vornehmen. Mit der Metallurgie des Eisens und der wichtigsten anderen Metalle
                              									schließt der anorganische Teil des Werkes. Dem organischen Teil kommt die
                              									weitgehende Arbeitsteilung in der Bearbeitung des Stoffes ganz besonders zustatten.
                              									Den Anfang bilden die Explosivstoffe. Es folgt Erdöl, Asphalt und Erdwachs –
                              									Teerdestillation – Methylalkohol, Aceton – Fette, Glyzerin, Seifen. Ausführliche
                              									Kapitel sind dem Kautschuk gewidmet, der Gerberei, der Industrie des Zuckers. Daran
                              									anschließend folgt Gärung, Wein, Bier, Spiritus. Das Werk schließt mit der Industrie
                              									der Gewebe und Farben. Gegliedert ist dieses Gebiet in die Kapitel: Zellstoff und
                              									Kunstseide – Textilstoffe – Farbstoffe – Färberei und Druckerei der
                              									Textilstoffe.
                           Das vorliegende Werk stellt ein vorzügliches Hand- und Lehrbuch der gesamten
                              									chemischen Technologie dar. Der Wert des Buches liegt nicht zum mindesten in dem
                              									großen Schatz von zuverlässigen Zahlenangaben, die man darin zusammengetragen
                              									findet. Schade ist es, daß der Hinweis auf die Spezialliteratur und die wichtigsten
                              									Patente ganz unterblieben ist.
                           W. D. Treadwell.
                           Danzigs Handel und Industrie.
                              									Herausgegeben von der Danziger Verkehrszentrale mit einem Stadtplan. John &
                              									Rosenberg, Danzig. Preis M 0,75.
                           Danzig verdankt seine Bedeutung als Handelsstadt seiner günstigen geographischen Lage
                              									und seinen guten Verkehrsverbindungen. Seine vornehmliche Sorge ist stets darauf
                              									gerichtet gewesen, seine Hafeneinrichtungen auf der Höhe der Ansprüche zu erhalten,
                              									die in dieser Hinsicht an einen modernen Seeplatz gestellt werden. In einem Rundgang
                              									schildert der Verfasser des ersten Teiles der Broschüre, Syndikus Dr. Fehrmann, die Danziger Hafen- und Verkehrsanlagen, sowie
                              									ihre Erweiterungen für Handel und Industrie. Zugleich führt er mit einem
                              									übersichtlichen statistischen Material in die einzelnen Zweige des Danziger Handels
                              									ein Der Leser erkennt dabei überall die ständig zunehmende Entwicklung Danzigs als
                              									Handelsstadt und den regen Geschäftsgeist, der in der alten Hansastadt herrscht.
                           In dem zweiten Teile, „Danzigs Industrie“, gibt die Herausgeberin zunächst
                              									eine Uebersicht über die Voraussetzungen und Entwicklungsmöglichkeiten der Danziger
                              									Industrie. Auch hier wird die günstige Lage der Stadt als wesentliche Voraussetzung
                              									einer gesunden Industrieentwicklung besonders betont. Eine weitschauende
                              									Kommunalpolitik hat Vorsorge getroffen, daß die umfangreichen Gelände am Kaiserhafen
                              									inmitten der Stadt für industrielle Neugründungen bereitgehalten werden. Dort sind
                              									auch die Voraussetzungen, wie Bahnanschluß, Löschen von Schiffen bis 7½ m Tiefgang
                              									an den Fabriken, Elektrische Kraft, Trink- und Nutzwasser, neuzeitliche
                              									Kraneinrichtungen und dergleichen mehr geschaffen worden. Hier sind neben den seit
                              									langem bestehenden alten Schiffbauindustrien in dem letzten Jahrzehnt neue
                              									Industrieanlagen in größerer Zahl entstanden, die mit gutem Erfolge arbeiten. Die
                              									Darstellung der vorhandenen Industrieanlagen gibt ein ungefähres Bild des bisher
                              									Erreichten. Ueberall ist angedeutet, nach welchen Richtungen sich neue
                              									Unternehmungen mit Aussicht auf Erfolg schaffen lassen würden. Daß derartige
                              									Vorschläge eine sorgsame Nachprüfung erfordern, ist selbstverständlich und nötig, um
                              									sich vor Mißerfolgen zu schützen.
                           Dem Buch ist ein Plan beigegeben, in dem die Handels- und Industrieanlagen sowie die
                              									verfügbaren Gelände in Mehrfarbendruck veranschaulicht sind.
                           Deutscher Kalender für
                                 										Elektrotechniker. Begründet von Uppenborn,
                              									herausgegeben von G. Dettmar Zwei Teile. 30. Jahrgang.
                              									München und Berlin 1913. R. Oldenbourg.
                           Der nun 30 Jahre alte Kalender für Elektrotechniker hat in seiner neuen Ausgabe die
                              									bewährte Anordnung des Stoffes beibehalten. Der Inhalt des Hauptteiles ist auf mehr
                              									als 600 Druckseiten angewachsen, der des ergänzenden zweiten Teiles auf 350. Neu
                              									aufgenommen in diesem ist ein Abschnitt über Eisenbahnsicherungswesen. Auffallend
                              									bei der Zunahme des Umfanges, der ja in der steigenden Entwicklung der
                              									Elektrotechnik seine Erklärung findet, ist der Fortfall mancher näherer Angaben
                              									der früheren Jahrgänge, die doch in eine Art Handbuch gehören, wie es tatsächlich
                              									der Kalender darstellt. So ist beispielsweise der dem Bogenlichte gewidmete Raum
                              									auch stark vergrößert, auf ein immerhin noch bescheidenes Maß, die eingehenden
                              									Angaben früherer Jahrgänge über Bogenlärge, Kohlendurchmesser usw. sind aber nicht
                              									mehr aufgenommen, während man doch eine Vervollständigung in dieser Hinsicht und
                              									namentlich auch Mitteilungen über Art und Zusammensetzung der Kohlen hätte erwarten
                              									können. Auch einige Erläuterungen über die physikalische Natur des Lichtbogens und
                              									den Einfluß seiner Eigenschaften auf den Bau der Bogenlampen hätten im Hinblick auf
                              									die bei anderen Gegenständen gegebenen Einzelheiten wohl eine Stelle finden
                              									können.
                           A. Rotth.
                           Güldners Kalender für Betriebsleitung
                                 										und praktischen Maschinenbau. Herausgegeben von A. Freund. 21. Jahrgang. Zwei Teile. Leipzig 1913. H. A. Ludwig
                              									Degener.
                           Der über 1200 Seiten starke erste Teil mit 500 Abbildungen enthält in gedrängter Form
                              									das ganze Gebiet des Maschinenbaues einschließlich Elektrotechnik in der durch die
                              									Bestimmung des Kalenders vorgezeichneten Behandlungsweise. Er soll namentlich dem
                              									Bedürfnis des praktischen Betriebsleiters dienen, und neben der knappen Beschreibung
                              									der Maschinen und ihrer wichtigsten Teile, die durch kleine, aber meist sehr
                              									deutliche Abbildungen unterstützt wird, enthält deshalb der Kalender besonders
                              									Angaben über Betriebsergebnisse, Aufstellung und Unterhaltung der Maschinen und eine
                              									große Zahl nützlicher Winke in Einzelheiten, die bei der Tätigkeit des Leiters von
                              									Werkstätten, größeren Montagen und Zentralanlagen in Frage kommen können. Der zweite
                              									Teil hat die übliche Form eines dauerhaft gebundenen Notizbuches mit einigen
                              									mathematischen und Gewichtstabellen, Notizen über erste Hilfe bei Unfällen usw. Für
                              									die Zweckmäßigkeit des Kalenders in Auswahl und Behandlung des Stoffes unter
                              									Berücksichtigung der besonderen Anforderungen der betreffenden Fachkreise zeugt die
                              									Entwicklung bis in das dritte Jahrzehnt.
                           A. Rotth.
                           Kalkulieren der Maschinen und
                                 										Maschinenteile. Von H. Haeder. Zweite Auflage.
                              									I. Band: Selbstkostenbestimmung. Wiesbaden 1912. Otto Haeder. Preis geb. M
                              									12,–.
                           Das mit sehr vielen Abbildungen und Tabellen ausgestattete Buch läßt sich kurz als
                              									eine ungewöhnlich reichhaltige Sammlung von Beispielen bezeichnen. Dem erfahrenen
                              									Kostenberechner wird der umfangreiche Zahlenstoff als Anhalt und zum Vergleichen
                              									vielfach von Nutzen sein, wiewohl die Werte für die einzelnen Stücke nach der Gegend
                              									und nach Größe und Einrichtung des Betriebes natürlich großen Schwankungen
                              									unterworfen sind. Eine zusammengefaßte grundsätzliche Anleitung für die Arten der
                              									Selbstkostenberechnung enthält das Buch nicht, die allgemeinen Bemerkungen finden
                              									sich zerstreut an den verschiedensten Stellen. Dafür enthalten die Beispiele über
                              									unrichtige Kostenberechnungen vieles allgemein lehrhafte, der Benutzer muß freilich
                              									die Mühe nicht scheuen, es unter der zunächst etwas verwirrenden Menge von
                              									Einzelheiten aufzusuchen.
                           Rotth.
                           
                        
                           Berichtigung.
                           Auf S. 15 linke Spalte, 15. Zeile von unten muß es heißen: „welches dem
                                 									Leser“, statt „welches in einem Werke“ usw. Auf derselben Seite rechte
                              									Spalte, 3. Zeile von oben lies: „Masse“ statt „Maße“.
                           
                        
                           
                           Wirtschaftliche Rundschau.
                           
                              Die schweizerische Industrie im Jahre 1912.
                              Einem Rückblick des Schweizerischen Bankvereins über das Wirtschaftsjahr 1912
                                 										wird folgendes entnommen:
                              Chemische Industrie: Trotz der hohen Zölle hat der Export nach den Vereinigten
                                 										Staaten von Amerika zugenommen; es sind dorthin in den Monaten Januar bis
                                 										November 1912 Anilinfarben im Werte von rund 4800000 Fr. gegen 3900000 Fr. im
                                 										gleichen Zeitraum des Vorjahres, pharmazeutische Produkte und andere Chemikalien
                                 										im Werte von rund 2500000 Fr. gegen 1700000 Fr. ausgeführt worden. Wegen der
                                 										immer noch bestehenden unsicheren Verhältnisse in China, unter denen auch die
                                 										japanische Industrie leidet, ist im Absatz nach Ostasien ein gewisser Stillstand
                                 										eingetreten. Die vermehrten Umsätze haben zu keiner Erhöhung des Nutzens
                                 										geführt. Die Steigerung der Produktionskosten, der Preise der Rohmaterialien
                                 										usw. konnten bei der herrschenden intensiven Konkurrenz nicht durch eine
                                 										Erhöhung der Preise der Fabrikate ausgeglichen werden; letztere mußten teilweise
                                 										sogar herabgesetzt werden. Die Fabrikation von pharmazeutischen Produkten ist
                                 										dagegen, trotzdem auch hier die Konkurrenz immer fühlbarer wird, durch die
                                 										ungünstigen Momente weniger berührt worden. – Die Herstellung von künstlichen
                                 										Riechstoffen hat neue Fortschritte zu verzeichnen, indem weitere, natürliche
                                 										Produkte durch Synthese ersetzt werden; namentlich werden Zitronen- und
                                 										Bergamottöl in tadelloser Nachahmung hergestellt.
                              Maschinen- und Elektrizitätsindustrie: Diese Industrie hatte seit langem keine so
                                 										starke Beschäftigung aufzuweisen wie im Berichtsjahr. In vielen Fällen konnten
                                 										die gewünschten Lieferungstermine nur mit Mühe eingehalten werden, und der
                                 										Auftragsbestand ist durchschnittlich höher als vor Jahresfrist. Infolgedessen
                                 										haben die Fabrikationspreise eine gewisse Erhöhung erfahren, doch entspricht sie
                                 										nicht der eingetretenen Steigerung- der Rohmaterialien und Löhne. In der
                                 										Elektrizitätsbranche gelangten in Augst-Wyhlen und zum Teil auch in Laufenburg
                                 										große Einheiten zur Aufstellung. Die Vergrößerung der Kraftwerke und die
                                 										Ausdehnung der Verteilungsnetze riefen im In- und Ausland eine lebhafte
                                 										Nachfrage nach Generatoren, Transformatoren und Motoren hervor. Angesichts der
                                 										Monopolisierung der Elektrizitätsversorgung durch die Kantone und die
                                 										Gemeinden trat das Privatkapital in der Schweiz an keine neuen Projekte für die
                                 										Erstellung von Elektrizitätsanlagen heran. Dagegen wird die Elektrifizierung der
                                 										Bundesbahnen, die auf gewisse Strecken wohl in absehbarer Zeit begonnen werden
                                 										dürfte, den Bau neuer Kraftwerke zur Erzeugung des für den Betrieb nötigen
                                 										Stromes erfordern. Gegenüber dem Stillstand im Bau von hydroelektrischen Anlagen
                                 										in der Schweiz gelang es im Ausland, namentlich in den überseeischen Ländern,
                                 										durch eine intensive Akquisitionstätigkeit vermehrte Aufträge für Wasserturbinen
                                 										zu erhalten. Auch der Eingang von Bestellungen auf Dampfturbinen ist sehr
                                 										befriedigend. Der Hauptteil entfällt auf Deutschland. Dagegen ist die Ausfuhr
                                 										nach Frankreich im Berichtsjahr durch eine willkürliche Auslegung des Zolltarifs
                                 										beeinträchtigt worden. Ein Schiedsgericht hat indessen zugunsten des
                                 										schweizerischen Standpunktes entschieden. Zahlreiche Nachfragen lagen vor nach
                                 										Eismaschinen, Kühlanlagen und Pumpmaschinen, welch letztere namentlich für die
                                 										überseeischen Länder bestellt werden. Eine lebhafte Nachfrage bestand auch nach
                                 											Stickmaschinen. Zu erwähnen ist der im September
                                 										in der Stickereiindustrie eingeführte Saurerstickautomat nebst Punchingmaschine,
                                 										sowie eine neue 15-Yard-Stickmaschine der gleichen Firma. Wenn auch die
                                 										schweizerische Maschinenindustrie ihre Stellung auf dem Weltmarkt behauptet hat,
                                 										so empfindet sie mehr und mehr die Konkurrenz der mächtigen deutschen
                                 										Gesellschaften, welche ihre Produktionsfähigkeit und ihren Absatz im Ausland mit
                                 										einem großen Kapitalaufwand erhöht haben.
                              (Nach der „Neuen Zürcher Zeitung“.)
                              
                           
                              Automobilgeschäft im russischen Wolgagebiet.
                              Der deutsche Kraftwagen beginnt sich mehr und mehr durchzusetzen. Früher bestach
                                 										das französische Fabrikat wegen der ihm eigenen Eleganz. Nachdem jedoch die
                                 										deutsche Industrie neben einer dauerhaften und zuverlässigen Maschine auch der
                                 										Karosserie größere Aufmerksamkeit zugewandt und für sinnfälliges Aeußere Sorge
                                 										getragen hat, beginnt sie sich weiterer Sympathien zu erfreuen. Der Handel ist
                                 										freilich noch sehr klein. In Saratow selbst besteht zwar eine Garage, die
                                 										deutsche, französische und belgische
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328
                                 
                              
                              Firmen vertritt; ihr Umsatz ist indessen unerheblich
                                 										und soll jährlich im Durchschnitt vier bis sechs Wagen betragen. Daneben
                                 										erfolgen seitens der Landschaften mitunter Bestellungen, die jedoch mehr den
                                 										Charakter von Gelegenheitskäufen haben, als daß von ihnen aus auf einen
                                 										lebhafteren Automobilverkehr auf dem flachen Lande zu schließen wäre. Wie
                                 										bekannt, befassen sich seit einer Reihe von Jahren die russischen Landämter mit
                                 										der Vermittlung in Maschinengeschäften; da mag es wohl auch mit vorkommen, daß
                                 										sie den einen oder anderen Kraftwagen bestellen, den sie an die Gutsbesitzer
                                 										weitergeben. Für das Ausland ist übrigens der Verkehr mit den gedachten
                                 										Administrativorganen nicht immer angenehm. Einmal beanspruchen sie sehr lange
                                 										Ziele, die auch dann nicht immer eingehalten werden, und zweitens dürfen sie
                                 										keine Wechsel ausstellen, entbehren also eines bequemen, schnell diskontablen
                                 										Zahlungsmittels. Der Einführung des Kraftwagens in das Innere Rußlands stehen
                                 										schließlich noch die spärliche Besiedelung weiter Länderstrecken und die
                                 										Wegelosigkeit entgegen. Reparaturwerkstätten sind nicht einmal in allen
                                 										Gouvernementsstädten anzutreffen, und sie sind um so notwendiger, als das Chauffeurmaterial noch viel zu wünschen
                                 										übrig läßt und sich an Erfahrung vorläufig mit seinen westlichen Nachbaren nicht
                                 										vergleichen kann. Auch der hohe Preis für Benzin wird manchen von der
                                 										Anschaffung eines Kraftwagens, soweit ein solcher
                                 										nicht lediglich als Luxusartikel aufgefaßt wird, zurückhalten. Aus allen diesen
                                 										Gründen vermag die besagte, im Ausland so glänzend entwickelte Industrie im
                                 										Wolgabezirk noch keinen bodenständigen Markt für ihre Produkte zu gewinnen. (Aus
                                 										einem Berichte des Kaiserl. Konsulats in Saratow.)
                              
                           
                              Aus Hochschulen.
                              Das Professoren-Kollegium der Technischen Hochschule zu Dresden verlieh Reisestipendien aus der Friedrich-Siemens-Stiftung von je 3000 Mark am 8. Dezember, dem
                                 										Geburtstage des Stifters, an den früheren Studierenden der Ingenieur-Abteilung,
                                 										Regierungsbaumeister Richard Schober in Dresden, zum Studium des Talsperrenbaues
                                 										in Nordamerika; an den früheren Studierenden der Chemischen Abteilung, Dr. phil.
                                 										Martin Kleinstück in Hellerau, zum Studium der Verfahren für die Verarbeitung
                                 										und Veredelung der Hölzer in Japan.
                              
                           
                              Bedarf des Auslandes.
                              Mineralien. Metalle.
                                    										Maschinen.
                              Belgien. Lieferung a) von Röhren nebst Zubehör für die
                                 										Druckkanalisation im Nordbecken; Sicherheitsleistung 3000 Fr., b) von Absperrhähnen für diese Kanalisation,
                                 										Sicherheitsleistung 800 Fr. 7. Februar 1913, mittags, Hotel de ville in
                                 										Antwerpen. Lastenhefte je 50 Centimes, zu beziehen vom Stadtsekretariat.
                              Italien. In Foligno, Umbrien, soll eine größere
                                 										Eisenbahnreparaturwerkstätte errichtet werden. Mitte Dezember war man mit der
                                 										Ausführung der Fundamentierungsarbeiten beschäftigt. In Foligno, das im Herzen
                                 										von Mittelitalien gelegen ist, laufen die Bahnlinien von Rom, Florenz und Ancona
                                 										zusammen. Für die neue Anlage werden zahlreiche Werkzeugmaschinen, Transportvorrichtungen u.a. benötigt; die
                                 										Lieferungen sind, soweit am Ort in Erfahrung gebracht werden konnte, noch nicht
                                 										vergeben.
                              Eisenbahnmaterial.
                              Ungarn. In der Tatra wird zur Hebung des
                                 										Touristenverkehrs der Bau von zwei
                                 										neuen Bergbahnen projektiert.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328
                                 
                              
                              Die eine soll von Tatralomnicz. über Matlarenau nach
                                 										Höhlenhain bis zur Höhe der Tropfsteinhöhle, die andere vom Kämmchen auf die
                                 										2400 m hohe Schlagendorfer Spitze führen. (Oesterr. Zentral-Anzeiger für das
                                 										öffentl. Lieferungswesen.)
                              Rußland. Dem Ingenieur Kutschinski ist von der
                                 										Regierung gestattet worden, im Verlaufe von zwei Jahren Absteckungen für den Bau einer elektrischen Normalspurbahn von Wladikawkas
                                 										nach Tiflis mit einem Tunnel durch den Kaukasus vorzunehmen. Diese Hauptlinie,
                                 										welche eine Art Konkurrenzprojekt zum Regierungsentwurf bildet, soll späterhin
                                 										bis zur Transkaukasischen Bahn ausgebaut werden. (St. Petersburger Herold.)
                              Verschiedenes.
                              Schweden. Die Stadtverordneten in Norrköping haben
                                 										beschlossen, daß unterhalb des „Strömsholmen“ eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Motala-Strom
                                 										gebaut werde. Infolgedessen Averden Interessenten aufgefordert, bis spätestens zum 28. Februar 1913 folgende
                                 										gesonderte Angebote einzureichen: a) Für den Unterbau, bestehend aus zwei
                                 										Landverankerungen und drei Flußpfeilern sowie den dazu gehörenden Fundament-,
                                 											Erd-, Beton- und Mauerarbeiten, b) Für den
                                 										Eisenoberbau, bestehend aus zwei festen Bögen von 24 m und einem festen Bogen
                                 										von 15 m Spannweite, sowie einem Klappbogen mit dazugehörigen elektrischen
                                 										Maschinen für 15 m freie Durchfahrt. Angebote, versiegelt und mit der Aufschrift
                                 											„Anbud a brobyggnadsarbeten“ versehen, sind an „Norrköpings Stads
                                    											Byggnadskontor, Norrköping“ zu richten. Norrköpings Stads Byggnadskontor
                                 										stellt gegen Einsendung von 200 Kronen die erforderlichen Zeichnungen,
                                 										Beschreibungen und Kontraktvorschlage zur Verfügung. Bei Einreichung des
                                 										Angebots und Rückgabe des Entliehenen wird diese Summe zurückerstattet. Etwa
                                 										sonst noch gewünschte Auskunft erteilt ebenfalls Norrköpings Stads
                                 										Byggnadskontor. Die Angebote sollen bis zum 1. Mai 1913 bindend sein. Bezüglich
                                 										der Annahme oder Ablehnung der Angebote behält sich das Brückenbaukomitee freies
                                 										Prüflingsrecht vor.
                              Chile. Oeffentliche Arbeiten. Die Stadt Viña del Mar
                                 										ist zur Aufnahme einer mit 5 v. H. verzinslichen Anleihe von 200000 £ ermächtigt
                                 										worden, die u.a., wie folgt, Verwendung finden soll: 140000 £ zur
                                 										Straßenpflasterung, 20000 £ zur Errichtung einer See-Badeanstalt, 10000 £ für
                                 										Bauten der Stadtverwaltung und für Sanitätswachen, 8000 £ für Regulierung des
                                 										bei Viña mündenden, im Sommer stagnierenden und dadurch Mosquitos erzeugenden
                                 										kleinen Flusses, 5000 £ zum Bau einer Müllverbrennungsanstalt, 7500 £ für einen
                                 										Schlachthof.
                              Viña del Mar, ein Villenvorort von Valparaiso, kommt als Wohnplatz der
                                 										wohlhabenderen Kreise mehr und mehr in Aufnahme; der Ort besitzt namentlich
                                 										einen schönen, von Engländern eingerichteten und verwalteten Sportplatz für
                                 										Rennen und andere sportlichen Betätigungen.
                              Es besteht der Plan, in Verbindung mit den bevorstehenden Hafenbauten auch die
                                 										Landstraße nach Viña und die daneben herlaufende Eisenbahn durch stellenweise
                                 										Aufschüttung des Meeresufers zu verlegen, zu verbreitern und wesentlich zu
                                 										verbessern; ob der Plan zur Ausführung gelangen wird, bleibt abzuwarten. (Nach
                                 										einem Berichte des Kaiserlichen Generalkonsulats in Valparaiso vom 9. Dezember
                                 										1912.)
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328