| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. [VIII] | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Kurze Anleitung für die
                                 										Bauüberwachung eiserner Brücken. Von G. Schaper,
                              									Regierungsbaumeister. Mit 11 Abbildungen. Berlin 1912. Wilhelm Ernst & Sohn.
                              									Preis geh. M 1,50.
                           Das treffliche Büchlein gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil gibt es Regeln
                              									für die Bauüberwachung in der Werkstatt; im zweiten Abschnitt solche für die
                              									Bauüberwachung auf der Baustelle. Diese Regeln, die aus der Praxis für die Praxis in
                              									dem kleinen Buch zusammengestellt sind, bilden sowohl für den Bauführenden als auch
                              									für die Aufsichtsorgane wertvolle Anhaltspunkte zur Beurteilung der Bauausführung
                              									Das Buch wird sich sicher zahlreiche Freunde erwerben.
                           Kaiserslautern.
                           A. Marx, Dipl.-Ing.
                           B. G. Teubners Verlagskatalog auf dem
                                 										Gebiete der Mathematik, Naturwissenschaften, Technik nebst
                                 										Grenzwissenschaften. Leipzig 1912. B. G. Teubner.
                           Für den fünften internationalen Mathematikerkongreß in Cambridge hat die Leipziger
                              									Weltfirma einen Verlagskatalog veröffentlicht, der erkennen läßt, wie die Firma
                              									weiter und weiter bestrebt ist, den Verlag zu erweitern und zu vertiefen. Der
                              									mathematische Verlag steht zurzeit im Zeichen Leonhard
                                 										Eulers, dessen gesamte Werke von B. G. Teubner
                              									herausgegeben werden sollen. Aus diesem Grunde ist dem Katalog als Titelschmuck ein
                              									Bildnis Eulers beigegeben worden, das zuerst in den
                              									Sitzungsberichten der Berliner Mathematischen Gesellschaft erschienen ist. Unter den
                              									Veröffentlichungen, die auch die technischen Kreise interessieren, sind die
                              									Mathematischphysikalischen Schriften für Ingenieure und Studierende hervorzuheben,
                              									die sich zum Ziel setzen, kurze Darstellungen zu geben, die für ein engbegrenztes
                              									Gebiet die mathematischen Methoden einfach und leichtfaßlich ableiten und deren
                              									Anwendbarkeit für die Physik und Technik aufdecken.
                           E. Jahnke.
                           Taschenbuch des gewerblichen
                                 										Rechtsschutzes. Berlin 1912. Carl Heymann. Preis M 1,–.
                           Das vom Kaiserlichen Patentamt herausgegebene, bisher unter dem Titel „Taschenbuch
                                 										des Patentwesens“ wohlbekannte Buch enthält eine Sammlung der den
                              									Geschäftskreis des Kaiserlichen Patentamtes und den gewerblichen Rechtsschutz
                              									berührenden Gesetze und ergänzenden Anordnungen nebst Liste der Patentanwälte.
                           In die Sammlung sind aufgenommen das Patentgesetz; das Gesetz betreffend das
                              									Urheberrecht an Mustern und Modellen; das Gebrauchsmustergesetz; das
                              									Warenzeichengesetz nebst den zu diesen Gesetzen ergangenen Verordnungen. Ferner
                              									haben Aufnahme gefunden das Gesetz betreffend den Ausstellungsschutz; das
                              									Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb; die Internationalen Verträge sowie das
                              									Patentanwaltsgesetz nebst Prüfungsordnung. Gegenüber der früheren Auflage hat das
                              									Buch durch Aufnahme des Weingesetzes und des Madrider Abkommens eine Erweiterung
                              									erfahren. Infolge seiner Vollständigkeit und Uebersichtlichkeit dürfte das Buch für
                              									jeden auf dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes Tätigen unentbehrlich
                              									sein.
                           P. C. Roediger.
                           Die Patentgesetze aller Völker.
                              									Von D. J. Kohler und M. Mintz.
                              									XIII. Lieferung. Berlin. R. v. Decker.
                           Von dem bekannten Werk, dessen erstes Heft im Jahre 1907 herausgegeben wurde, ist die
                              									XIII. Lieferung erschienen. Sie enthält die Patentgesetze und Verordnungen der
                              									Staaten Argentinien, Uruguay, Brasilien, Chile, Venezuela, Peru, Rumänien, Italien
                              									und Türkei im Urtext nebst deutscher Uebersetzung, das tunesische Patentgesetz,
                              									ferner das japanische Patentgesetz in englischer Uebersetzung. Jedem Gesetzestexte
                              									sind eine Uebersicht sowie Vorbemerkungen vorangestellt; letztere behandeln die oft
                              									sehr interessante und lehrreiche geschichtliche Entwicklung der Patentgesetze.
                           P. C. Roediger.
                           Taschenbuch für Schiedsrichter und
                                 										Parteien. Im Auftrage des Vereins beratender Ingenieure (e. V.) verfaßt von
                              									Dr. phil. Eugen Müllendorff, beratender Ingenieur. 65
                              									Seiten. Oktav. Berlin 1913. Carl Heymann. Preis geb. M 1,60.
                           Das Werk erfüllt seine Aufgabe als Taschenbuch. Klar, jede Weitschweifigkeit
                              									vermeidend, ist der Gang des schiedsrichterlichen Verfahrens dargestellt. Dabei ist
                              									doch wichtigeren Fragen eine eingehendere Behandlung zuteil geworden. Das Buch hat
                              									Taschenformat, es ist daher zu schneller Orientierung bei in der Praxis
                              									auftauchenden Fragen für Schiedsrichter und Parteien sehr geeignet. Besonders
                              									ermöglicht ein gut durchgearbeitetes alphabetisches Sachregister, sich schnell in
                              									dem Buche zurechtzufinden. An den Text reihen sich mehrere Anlagen an, die die
                              									einschlägigen Gesetzesbestimmungen der Zivilprozeßordnung und des Strafrechts, ein
                              									Schema für Verfahrensgrundsätze und ein Beispiel für einen Schiedsspruch
                              									aufführen.
                           In dankenswerter Weise sucht der Verfasser durch seine Ratschläge für den Verkehr
                              									zwischen Schiedsrichtern und Parteien darauf hinzuwirken, daß auch nur der Anschein
                              									der Beeinflussung eines Schiedsrichters seitens einer Partei vermieden wird.
                           Hegt das Volk Vertrauen zu dem schiedsgerichtlichen Verfahren, so wird es mehr und
                              									mehr seine Rechtsstreitigkeiten vor Schiedsrichtern zum Austrage bringen. Dadurch
                              									wird zugleich am wirksamsten die so erstrebenswerte Entlastung der ordentlichen
                              									Gerichte gefördert werden.
                           W. Dietze.
                           
                        
                           
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
                           Haeders Hilfsbücher für Maschinenbau. Lohntarif für Akkordbestimmungen im Maschinenbau. Mit
                              									zahlreichen Abbildungen. Bearbeitet von H. Haeder.
                              									Wiesbaden 1913. Otto Haeder, Verlagsbuchhandlung. Preis geb. M 4,–.
                           Die Laufbahn des Ingenieurs. Von E. Freitag, Ingenieur, Generaldirektor a. D. Zweite Auflage,
                              									durchgesehen von Dipl.-Ing. A. Förster, Kgl. Oberlehrer,
                              									Leipzig. 1913. Dr. Max Jänecke. Verlagsbuchhandlung. Preis geb. M 5,–.
                           Tonröhren bzw. Steinzeugröhren oder Zementröhren? Eine
                              									kritische Studie zur Beurteilung und für die Auswahl von Kanalbau-Materialien.
                              									Bearbeitet im Auftrage des Vereins Deutscher Tonrohr-Fabrikanten von Hache,
                              									Stadtbaurat, Regierungsbaumeister und Königl. Oberlehrer a. D.
                           Die Kultur der Gegenwart. Herausgegeben von Paul Hinneberg: Die mathematischen
                                 										Wissenschaften unter Leitung von F. Klein. Des
                              									Gesamtwerkes Teil III, Abt. 1. Erste Lieferung. H. G. Zeuthen: Die Mathematik im Altertum und im Mittelalter. Berlin und Leipzig
                              									1912. B. G. Teubner. Preis geh. 3,– M.
                           Franz v. Kobells Lehrbuch der Mineralogie in
                                 										leichtfaßlicher Darstellung. Mit besonderer Rücksicht auf das Vorkommen der
                              									Mineralien und ihre technische Verwendung. Verfaßt von K. Oebbecke und E. Winschenk in München. Siebente
                              									neubearbeitete Auflage. Mit 344 Abbildungen und einer Tafel. Leipzig 1913, Friedrich
                              									Brandstetter. Preis geh. 7,75 M, geb. 8,50 M.
                           Aus Natur und Geisteswelt, Sammlung
                              									wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen. Die
                                 										Dampfmaschine. Wirkungsweise des Dampfes im Kessel und in der Maschine. Von
                              										Richard Vater, Professor an der Kgl. Bergakademie,
                              									Berlin. Dritte Auflage. Mit 37 Abb. B. G. Teubner, Leipzig und Berlin. Preis geb. M
                              									1,25.
                           Messung von Gasmengen. Genaue Messung der durch eine
                              									Leitung strömenden Gas-(Luft)menge mittels Drossel-Meßscheibe (Staurand) von
                              									Dr.-Ing. Joachim Brandis. Mit 34 Abbildungen und 26
                              									Tafeln. Berlin W., Verlag von M. Krayn. – Preis brosch. 2,50 M.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328
                              
                           
                        
                           
                           Wirtschaftliche Rundschau.
                           
                              Der österreichische Schiffbau im Jahre 1912.
                              Die österreichischen Schiffswerften blicken auf ein Jahr lohnendster
                                 										Beschäftigung zurück. Laut Lloyds Register standen in Oesterreich-Ungarn im
                                 										dritten Vierteljahre 13 Handelsschiffe von zusammen 66000 Registertonnen im Bau,
                                 										so daß sie durch das Marineunterstützungsgesetz festgesetzten Betriebszuschüsse
                                 										für die auf heimischen Werften erbauten Schiffe bis zum Ablauf der Gesetzesdauer
                                 										erschöpft sind.
                              Im einzelnen verteilen sich die Schiffsbauten auf die einzelnen Werften wie
                                 										folgt:
                              Stabilimente Teenico Triestino. Dieses war und ist hauptsächlich mit dem Bau von
                                 										Kriegsschiffen beschäftigt und hat nur einen Handelsdampfer von ungefähr 6000 t
                                 										fertiggestellt.
                              Schiffswerft San Rocco. Von den beiden großen, für die Bombay-Linie bestimmten
                                 										Luxusdampfern des Oesterreichischen Lloyd „Gablonz,“ und
                                 											„Marienbad“ von 8448 Brutto-Registertonnen wird der erste im Februar
                                 										vollendet sein, während der zweite gleichzeitig vom Stapel laufen wird.
                              Der Frachtendampfer „Caterina Gerolimich“ von 7500 t Ladefähigkeit,
                                 										welcher für die „Navigazione Generale Austriaca Gerolimich & Comp.“
                                 										erbaut wurde, hat Ende Dezember 1912 seine erste Fahrt nach Südamerika
                                 										unternommen.
                              Auf dem Stapel befinden sich ferner ein vom Oester-reichischen Lloyd bestellter
                                 										Doppelschrauben – Passagierdampfer „Baron Brück“ von 2217
                                 										Brutto-Registertonnen für die dalmatinische Eillinie des Oesterreichischen Lloyd
                                 										und ein Frachtendampfer „Numidia“ für die Reedereifirma D.
                                 										Tripcovich von 8200 t Ladefähigkeit. Begonnen ist der Bau eines Frachtendampfers
                                 										für die Navigazione Libera Triestina mit 8250 t Ladefähigkeit.
                              Die Werft erhielt weiter seitens des Oesterreichischen Lloyd den Auftrag auf vier
                                 										große Doppelschrauben-Fracht- und Passagierdampfer für den Ostasien-Dienst.
                              Auf dieser Werft wurden noch während des Jahres 1912 im Drydock 51 Dampfer mit
                                 										zusammen 130860 t gedockt, auf dem Aufschlepphelling gelangten 41 Dampfer mit
                                 										zusammen 11425 t zur Aufholung, während 1 Dampfer mit 138 t ans Land aufgeholt
                                 										und 3 Dampfer mit zusammen 1800 t in der Vertäuung der erforderlichen Reparatur
                                 										unterzogen wurden. Anfangs des Jahres 1912 waren 1000 Arbeiter beschäftigt und
                                 										gegenwärtig arbeiten 1800 Mann, was einem Zuwachs von 80 v. H. entspricht.
                              Cantiere Navale Triestino in Monfalcone. Diese Werft hat folgende Dampfer im
                                 										Jahre 1912 abgeliefert: den Frachtendampfer „Laconia“ von 10000 t für die
                                 										Reedereifirma D. Tripcovich in Triest; den Passagierdampfer „Kaiser Franz
                                    											Josef I.“ von 18000 t für die Austro-Americana; den Frachtendampfer
                                 											„Lucia“ von 11000 t für die Austro-Americana; den Frachtendampfer
                                 											„Perla“ von 8250 t für die Navigazione Libera Triestina; zwei
                                 										Küstenfahrzeuge und acht Leichterschiffe.
                              Im Bau befanden sich noch am Ende des Jahres: der Frachtendampfer „Ambra“
                                 										von 8250 t für die Navigazione Libera Triestina; drei Frachtendampfer von je
                                 										10000 t und ein großer Passagierdampfer von 20000 t für Austro-Americana;
                                 										Duplikat „Ambra“, Frachtendampfer von 8250 t für
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328
                                 
                              
                              die Navigazione Libera Triestina. Schließlich wurde
                                 										auf der Werft noch der Kreuzer „Saida“ für die K. u. K. Kriegsmarine, der
                                 										im Oktober vom Stapel gelassen wurde, erbaut.
                              Die Schiffswerft Marco U. Martinolich & Co. Lussinpiccolo hat folgende
                                 										kleinere Dampfer fertiggestellt: „Brioni“ Motorsalondampfer 120 t,
                                 											„Almady“ Frachtdampfer 260 t, „Füred“ Frachtdampfer 260 t,
                                 											„Zrmanja“ Fracht- und Passagierdampfer 110 t, „Velebit“
                                 										Fracht- und Passagierdampfer 110 t. Im Bau und projektiert sind drei Dampfer mit
                                 										zusammen 550 t.
                              Sämtliche auf den österreichischen Werften erbauten Handelsschiffe wurden, von
                                 										einzelnen Ausnahmen abgesehen, vom österreichisch-ungarischen Veritas und Lloyds
                                 										Register of Shipping in Triest klassifiziert.
                              (Nach der „Triester Zeitung“.)
                              
                           
                              Gewinnung von Vanadium in den Vereinigten Staaten von
                                 										Amerika 1912.
                              Die Vanadiumgewinnung der Vereinigten Staaten von Amerika war im Jahre 1912 auf
                                 										die bereits als bedeutende Versorgungsquellen bestehenden Vorkommen in den
                                 										Gebieten von Colorado und Utah beschränkt. Die „Primos Chemical Co.“
                                 										behandelte etwa 35 Tons Erz täglich aus den vanadiumhaltigen Sandsteinlagern der
                                 										San Miguel County in Colorado. Fortschritte in der Metallurgie des Vanadiums
                                 										wurden hauptsächlich von der „Colorado Vanadium Co.“ gemacht.
                              Vanadium wurde ferner gewonnen aus den Carnotit-vorkommen in Colorado und Utah,
                                 										die seit mehreren Jahren in beschränktem Maße auf Uranium ausgebeutet wurden.
                                 										Dieses Erz kommt in den zusammengesetzten Oxyden in einer Menge von 5 bis 8 v.
                                 										H. vor. Ein Teil der dortigen Ausbeute wurde in der Anlage der „American
                                    											Vanadium Co.“ zu Pittsburgh behandelt, der Rest wurde ausgeführt,
                                 										zumeist nach Liverpool; im ganzen wurden nur einige Hundert Tonnen Carnotit
                                 										versandt.
                              Die Versuche der Behandlung von Vanadiniterzen aus Neu-Mexiko und Arizona wurden,
                                 										anscheinend wegen metallurgischer Schwierigkeiten, aufgegeben. Aus den
                                 										Südweststaaten und aus Mexiko wurden kleine Sendungen von Vanadiniterzen nach
                                 										europäischen Werken abgefertigt, die auch australisches und spanisches
                                 										Vanadiumerz in kleinen Mengen bezogen.
                              Die Hauptquelle der Welt für Vanadium bleiben die Minen der „American Vanadium
                                    											Co.“ in Peru. Diese Pittsburger Gesellschaft hat angeblich wichtige
                                 										Fortschritte in der Behandlung ihrer hochgradigen Vanadiumsulfiderze gemacht und
                                 										ausgedehnte Versuche über Verwendung und Vorteile des Vanadiumstahles mit Erfolg
                                 										angestellt.
                              (Nach „The Engineering and Mining Journal“.)
                              
                           
                              Versuche zur Gewinnung von Mineralöl in Schweden.
                              Der schwedische Reichstag hatte die Regierung ersucht, Erhebungen anstellen zu
                                 										lassen über die Möglichkeiten der Herstellung von Mineralölen usw. aus dem in
                                 										mehreren Provinzen des Landes reichlich vorkommenden Alaunschiefer. Das
                                 										Königliche Kommerzkollegium war infolgedessen mit einem auf diesem Gebiete
                                 										tätigen Konsortium in Verbindung getreten. Letzteres hat auf eine Anfrage über
                                 										zukünftige fabrikmäßige Versuche mit einer von ihr angekauften Erfindung unter
                                 										Staatskontrolle geantwortet, daß es selbst zwar nicht imstande wäre, die
                                 										erforderlichen sehr bedeutenden Kosten zu bestreiten, daß jedoch eine Gruppe
                                 										Industrieller, in der Voraussetzung, daß die Hälfte der Kosten durch Darlehen
                                 										aus Staatsmitteln gedeckt
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328
                                 
                              
                              würde, bereit sein würde, die Versuchsarbeit zu
                                 										übernehmen.
                              Das Kommerzkollegium ist nach eingehenden Untersuchungen in der Frage zu dem
                                 										Ergebnis gekommen, daß bei dem großen Vorrat an Rohware, der sich im Lande
                                 										befindet, die vorgeschlageene Oelproduktion, wenn sie ökonomisch durchführbar
                                 										ist, für Schweden von der größten Bedeutung werden würde.
                              Das Kollegium befürwortet daher eine möglichst umfassende Untersuchung und
                                 										empfiehlt die Uebertragung derselben an eine von der Regierung eingesetzte
                                 										unparteiische Kommission.
                              Der Vorrat von Alaunschiefer in Schweden ist sehr bedeutend. So berechnet der
                                 										Chef der geologischen Untersuchungen Schwedens, Professor Gustav Andersson, daß
                                 										allein der in Västergötland vorkommende Alaunschiefer an Wärmewert der Hälfte
                                 										des Vorkommens von Brenntorf in ganz Schweden gleichkommt. Andere große Vorräte
                                 										befinden sich auf Oeland, in Schonen, Oestergötland, Närke und Jämtland. Der
                                 										Vorschlag gewinnt ein besonderes Interesse dadurch, daß man bei der Veredelung
                                 										ein Rohöl erhält, das zur Anwendung von Explosionsmotoren geeignet ist. Das zum
                                 										Betrieb solcher Motore erforderliche Oel ist bisher vom Auslande eingeführt
                                 										worden, und nach der Statistik betrug der Wert der Einfuhr von Rohöl im Jahre
                                 										1910 rund 1 Million Kronen und derjenige raffinierten Oels rund 15 Millionen,
                                 										wovon ein wesentlicher Teil zum Betrieb von Motoren verwendet wurde. Als
                                 										Nebenprodukte bei der vorgeschlagenen Fabrikation würde man Schwefel und
                                 										Ammoniumsulfat erhalten, die gegenwärtig beide vom Auslande eingeführt werden.
                                 										Die Holzmasseindustrie Schwedens verbraucht jährlich eingeführten Schwefel im
                                 										Werte von gegen 4 Millionen Kronen, und Ammoniumsulfat ist ein sehr
                                 										anwendbarer Düngstoff, der bei angemessener Preislage andere stickstoffhaltige
                                 										Dungmittel, wie z.B. Chilisalpeter, ersetzen könnte.
                              
                           
                              Eisenbahnen der Philippinen im Jahre 1911/12.
                              Der Betrieb und Bau der Eisenbahnen auf der Insel Luzon stellte sich zu Ende des
                                 										Fiskaljahres 1912/13, wie folgt, dar:
                              
                                 
                                    
                                    Nord-bahnen(ohneGarant.)km
                                    Süd-bahnen(ga-rantiert.)km
                                    Im ganzenkm
                                    
                                 
                                    Strecken in vollem Betriebe
                                    477,2
                                    227,6
                                      704,8
                                    
                                 
                                    Strecken im Betriebe beim Bau
                                    –
                                      14,6
                                        14,6
                                    
                                 
                                    Strecken im Bau
                                      31,0
                                    110,2
                                      141,2
                                    
                                 
                                    Geplante Strecken
                                      58,6
                                    387,6
                                      446,2
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    Summe
                                    566,8
                                    740,0
                                    1306,8
                                    
                                 
                              Im Norden war Ende Juni 1912 die Neubaustrecke Dagupan-San Fernando bis Aringay
                                 										North und die Strecke Paniqui-Tayug bis Rosales im Betriebe. Im Süden waren die
                                 										Strecken Manila-Cavite-Naic, Luta-Batangas-Bauan, Calamba-Magdalena-Pagsanjan
                                 										auf ihrer ganzen Länge in Betrieb genommen. Die Hauptlinie im Süden war von
                                 										Manila nach Lusacan im Betriebe, während der Bau sich Lucena näherte. Für die
                                 										Verbindungslinie südlich von Lucena hatte die Arbeit begonnen. Für die von
                                 										Aringay nach Baguio auszubauende Benguetbahn wurden der Regierung neue Pläne
                                 										eingereicht und die Arbeiten von beiden Endpunkten aus aufgenommen.
                              Die „Philippine Railway Company“ hatte auf den Inseln Cebu und Panay ihr
                                 										Bahnnetz vollendet und beabsichtigte vorläufig keine Neubauten. Ihre Linien
                                 										haben folgende Ausdehnung:
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328
                                 
                              
                              
                                 
                                    
                                    Cebukm
                                    Panaykm
                                    Im ganzenkm
                                    
                                 
                                    Hauptlinien
                                      95,6
                                    116,4
                                    212,0
                                    
                                 
                                    Auslaufgleise
                                        3,2
                                        2,3
                                        5,5
                                    
                                 
                                    Nebengleise
                                      14,7
                                      18,8
                                      33,5
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    Summe
                                    113,5
                                    137,5
                                    251,0
                                    
                                 
                              An sonstigen Bahnen waren (Länge in Kilometer) im Betriebe: Manila Electric
                                 										Railroad (47,4), Manila Suburban Railway 9,9, Tarlac Railway 20,6, Daet Tramway
                                 										7,2, Insular Goal 12,0.
                              (Nach Report of Chief of Bureau of Insular Affairs.)
                              
                           
                              Der Charkower Eisenmarkt im Februar 1913.
                              Im Monat Februar hat die Nachfrage nach Sorteneisen und gewalztem Schwarzdraht
                                 										für Betonbauten auch weiter zugenommen.
                              Freie Partien von Schwarzdraht sind auf den Werken nicht mehr vorhanden. Es kamen
                                 										nur kleinere Abschlüsse aus zweiter Hand zustande.
                              Auch die Nachfrage nach Dachblech, hauptsächlich der Uralwerke, ist stark, so daß
                                 										der Preis für letzteres um 5 Kop. gestiegen ist.
                              In Roheisen Nr. 1 sind auf den Werken Vorräte nicht vorhanden. Kleinere Partien
                                 										würden zur Lieferung in der zweiten Hälfte 1913 zum Preise nicht unter 68 Kop.
                                 										verkauft.
                              Ein Abschluß über 300000 Pud umgeschmolzenes Roheisen wurde von einer großen
                                 										Moskauer Fabrik zu 66 Kop. das Pud übernommen.
                              Das Geschäft in gußeisernen Muffenröhren war still; die Preise schwankten
                                 										zwischen 1,35 und 1,40 Rbl. das Pud.
                              Ende Februar wurde auf den Alexanderwerken der Aktiengesellschaft Brjansh bei
                                 										Jekaterinoslaw ein umgebauter Hochofen in Betrieb gesetzt; hierdurch hofft
                                 										die Gesellschaft künftig jährlich 6 Millionen Pud Roheisen mehr auf den Markt
                                 										bringen zu können und würde sich sonach der im vergangenen Jahre berechnete
                                 										Roheisenfehlbetrag von 10 Millionen Pud künftig auf etwa 4 Millionen Pud
                                 										herabmindern.
                              Ueber die Grundpreise gibt nachstehende Tabelle Auskunft:
                              Preise auf Gußeisen, Eisen und Stahl für Februar 1913:
                              
                                 
                                    
                                    Engrospreise pro
                                       												PudCharkowerloko Fabrik Rayon oderCharkow
                                    Einzelpreisepro Pudauf d.
                                       												Nieder-lagen inCharkow
                                    
                                 
                                    
                                    
                                       Kopeken pro Pud
                                       
                                    
                                 
                                    Roheisen, Nr. 1
                                    70–72
                                    –
                                    90–95
                                    
                                 
                                    Knüppel, gepreßt
                                    kein Angebot
                                    
                                 
                                    Sorten- u. Bandeisen*)
                                    –
                                    144–153
                                    166–171
                                    
                                 
                                    Eisen- u. Kesselblech*)Universalblech, Breite 8'' u.
                                       												mehr*)Würfelblech*)
                                    
                                       
                                       –
                                       
                                    160–165
                                    175–180
                                    
                                 
                                    Dachblech, Ural 10 Pfd. I. Sorte
                                    –
                                    252–262
                                    275–280
                                    
                                 
                                                         „    10   „   II.    „
                                    – 
                                    242–252
                                    255–265
                                    
                                 
                                                         „    südliche
                                    210–220
                                    –
                                    240–245
                                    
                                 
                                    Draht, 5–11 mm
                                    145–150
                                    –
                                    170–175
                                    
                                 
                                        Träger:
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    Profil von 80–320 mm*)
                                    –
                                    146–154
                                    175–180
                                    
                                 
                                        „    mehr als 320 mm*)
                                    –
                                    151–159
                                    180–185
                                    
                                 
                                    Schwellen
                                    –
                                    153
                                    180–185
                                    
                                 
                                    Schienen für Grubenbahnen*),     Gew. bis 10
                                       												Pfd
                                    –
                                    148–158
                                    –
                                    
                                 
                                    Eisenbahnschienen
                                    112
                                    –
                                    –
                                    
                                 
                                    Schienen, Ausschuss nach In-     spektion 32–18
                                       												Pfd
                                    95–105
                                    –
                                    –
                                    
                                 
                                    Gusseiserne Muffenröhren*) für    
                                       												Wasserleitungen
                                    135–140
                                    –
                                    170–175
                                    
                                 
                              *) Grundpreise, Zuschlagspreise laut Preislisten.
                              (Bericht des Kaiserl. Konsulats in Charkow.)
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328
                                 
                              
                           
                              
                              Bedarf des Auslandes.
                              Rußland. Das Verkehrsministerium hat einen Entwurf
                                 										über die Einführung des elektrischen Betriebes des
                                 										Vorortverkehrs auf der Nordwestbahn eingebracht. Auch die Verwaltung der
                                 										Moskau-Kasan-Bahn sucht für den Vorortverkehr Moskau-Kamenskoje die Genehmigung
                                 										zum elektrischen Betriebe nach. (St. Petersburger Zeitung.)
                              Oesterreich-Ungarn. Die Direktion der
                                 										bosnisch-herze-gowinischen Landesbahnen in Sarajevo vergibt die Lieferung von 21 Stück linken und 30 Stück rechten
                                 											Wechselweichen System IVa. Die Unterlagen für die
                                 										Angebote können in der Materialverwaltung der genannten Direktion eingesehen
                                 										oder für 10 Kr. von dort bezogen werden. Frist für Angebote: 3. April 1913, 12
                                 										Uhr mittags. Nähere Bedingungen liegen beim „Reichsanzeiger“ aus.
                              Uruguay. Lieferung eines schwimmenden Leuchtturms und von
                                    											30 Leuchtbojen mit dem Leuchtpunkt in 4 m Höhe und ihrer Ersatzteile.
                                 										Angebote (auf vorschriftsmäßigem Stempelpapier) bis zum 28. April 1913,
                                 										nachmittags 3% Uhr, an das Sekretariat des Ministeriums der öffentlichen
                                 										Arbeiten in Montevideo. Bedingungen und Skizzen beim
                                 										„Reichsanzeiger“.
                              Rußland. Für den Bau einer
                                    											Eisenbahn von Charkow nach Chersson mit Zweiglinie nach Nikolai auf
                                 										Staatskosten in eigener Regie unterbreitete der Verkehrsminister dem Ministerrat
                                 										einen Vorschlag, wonach die Baukosten der etwa 500 Werst langen Strecke auf
                                 										55541389 Rbl. veranschlagt werden. Für die 1913 zu beginnenden Vorarbeiten wird
                                 										ein Kredit von 600000 Rbl. beansprucht; gegen Ende 1916 soll der Bau beendigt
                                 										sein. (St. Petersburger Herold.)
                              Oesterreich-Ungarn. Die Stadtgemeinde von Sarajevo
                                 										vergibt die Errichtung einer Gasanstalt und den
                                 										Betrieb derselben. Die Pläne und der Voranschlag können für 10 Kr. von dem
                                 										Stadtbauamt daselbst bezogen werden. Angebote sind spätestens bis zum 1. April
                                 										1913, mittags 12 Uhr, einzureichen. Sicherheitsleistung 5 v. H.
                              Spanien. Erweiterungsbau des Hafens von Algeciras.
                                 										Nach königlichem Dekret und unter Genehmigung seitens des Senats und des
                                 										Kongresses sind 890000 Peseten für den Bau des Hafens in Algeciras genehmigt
                                 										worden, wovon zwei Drittel in diesem Jahre und das letzte Drittel im folgenden
                                 										zahlbar sind. Hiermit soll der bereits bestehende Kai um 300 m bis zu dem Riff
                                 										La Galera verlängert und das Flußbett reguliert werden. An dem Kai sollen
                                 										alsdann Schiffe bis zu 6000 Tonnen anlegen. Diese Arbeiten, welche in zwei
                                 										Jahren, vom Zuschlag an gerechnet, fertig sein müssen, werden in aller Kürze
                                 										öffentlich ausgeschrieben mit der Einschränkung, spanisches Material möglichst
                                 										vorzuziehen. Ist die Verwendung von fremdem unumgänglich, so muß die Regierung
                                 										von den Gründen hierzu und den damit verbundenen Vorteilen unterrichtet werden.
                                 										Die Bewerber haben mit der Offerte 2 v. H. der ausgeschriebenen Summe sofort
                                 										provisorisch zu deponieren und bei Zuschlag definitiv noch weitere 3 v. H. Auf
                                 										dem Kai sollen Lagerhäuser und leistungsfähige Kräne Aufstellung finden. Nach
                                 										Fertigstellung dieser Arbeiten gedenkt man den 1240 m langen Wellenbrecher und
                                 										somit den Bau des eigentlichen Hafens in Angriff zu nehmen.
                              Neben diesem staatlichen Projekt läuft parallel ein privates zum Ausbau des
                                 										Fährendienstes mit einem Kostenanschlage von 800000 Peseten. Auch dieses hat
                                 										Aussicht bald verwirklicht zu werden. (Aus einem Berichte des Kaiserl. Konsulats
                                 										in Algeciras.)
                              Spanien. Wasserleitung in Algeciras. Die Andalusia
                                 										Water Company Limited hat die Röhrenleitung zum größten
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328
                                 
                              
                              Teil fertiggestellt. Die Gesellschaft baut zurzeit in
                                 										Algeciras ein großes Reservoir. In aller Kürze hofft man damit zu beginnen, die
                                 										Röhren durch die Stadt zu leiten und diese bereits vom Juni mit Wasser zu
                                 										versorgen. (Aus einem Berichte des Kaiserl. Konsulats in Algeciras.)
                              
                           
                              Aus Lehranstalten.
                              Technikum Hainichen i. Sa. In der Zeit vom 24. Februar
                                 										bis 18. März fanden im hiesigen Technikum die Prüfungen für Ingenieure,
                                 										Techniker und Werkmeister statt.
                              Die abgehenden Absolventen fanden schon vor und während der Prüfung Stellung,
                                 										vielfach durch Vermittlung der Direktion, bei welcher viele Stellenangebote
                                 										eingingen.
                              Das Technikum ist der Neuzeit entsprechend eingerichtet. Die neuesten
                                 										Errungenschaften der Technik, auch Luftschiffahrt und Flugtechnik finden
                                 										gebührende Berücksichtigung. Zur Unterstützung des theoretischen Unterrichts
                                 										dienen reichhaltige Laboratorien, verschiedene Lehrmittelsammlungen und eine
                                 										Bibliothek. In den Lehrfabrikwerkstätten (Maschinenfabrik) werden Volontäre
                                 										praktisch ausgebildet.
                              Im November v. J. inspizierten zwei Herren der Oberaufsichtsbehörde die Anstalt
                                 										und sprachen sich über die Einrichtungen, den Unterricht und die Leistungen sehr
                                 										befriedigt aus.
                              Das Sommer-Semester 1913 beginnt am 16. April.
                              Programme und weitere Auskünfte erhält man durch die Direktion kostenlos.
                              ––––––––––
                              Chemisches Laboratorium Fresenius zu Wiesbaden. An den
                                 										im Herbst 1912 abgehaltenen Ferienkursen beteiligten sich 34 Studierende,
                                 										darunter 1 Dame.
                              Außer den Direktoren, Geh. Regierungsrat Professor Dr. H. Fresenius, Professor
                                 										Dr. W. Fresenius und dem stellvertretenden Direktor Dr. R. Fresenius sind
                                 										am Laboratorium drei Dozenten und Abteilungsvorsteher, ferner im
                                 										Unterrichtslaboratorium zwei Assistenten und in den Untersuchungslaboratorien
                                 										(Versuchsstationen) 29 Assistenten und Laboranten tätig, darunter neun
                                 										Damen.
                              Auch im Wintersemester 1912/13 gingen eine Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten
                                 										aus dem Laboratorium Fresenius hervor.
                              Außer den wissenschaftlichen Arbeiten wurden im Wintersemester 1912/13 in den
                                 										verschiedenen Abteilungen des Untersuchungslaboratoriums (Versuchsstationen)
                                 										zahlreiche Untersuchungen im Interesse des Handels, des Bergbaues, der
                                 										Industrie, der Landwirtschaft, der Gesundheitspflege sowie der Verwaltungs- und
                                 										Gerichtsbehörden ausgeführt.
                              
                           
                              Winke für Gläubiger bei Konkursen in der Türkei.
                              Die für Konkurse in der Türkei geltenden Bestimmungen sind außerordentlich
                                 										verwickelt, da je nach der Staatsangehörigkeit des Konkursschuldners entweder
                                 										das ottomanische Konkursgericht oder die türkischen Konsulate dafür zuständig
                                 										sind und jede dieser Behörden ausschließlich die Gesetze des eigenen Staates
                                 										dabei anwenden. Den türkischen Konkursgerichten unterstehen nach den bestehenden
                                 										Staatsverträgen auch die bulgarischen, serbischen und montenegrinischen
                                 										Staatsangehörigen in der Türkei.
                              Die bei Konkursen vor den fremden Konsularbehörden zu beobachtenden Vorschriften
                                 										entsprechen im allgemeinen dem im Heimatstaate des Konkursschuldners geltenden
                                 										Rechte. Dies gilt insbesondere auch für das deutsche Konsulargericht, für das
                                 										die Vorschriften der Reichskonkursordnung maßgebend sind. Zuweilen sind jedoch
                                 										dem konsularischen Konkursrichter mit Rücksicht auf die besonderen
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328
                                 
                              
                              Verhältnisse des Auslandes gewisse Freiheiten
                                 										gelassen, insbesondere bezüglich der Fristfestsetzung für die Anmeldung der
                                 										Konkursforderungen. Es empfiehlt sich daher für den deutschen Gläubiger, beim
                                 										Konkurs eines türkischen fremden Staatsangehörigen zunächst den Platzvertreter
                                 										mit der Einziehung von Erkundigungen bei dem zuständigen Konsulat über die
                                 										einzuhaltenden Formalitäten zu betrauen. Auch ist, da die Konsulate in der
                                 										Türkei Konkurseröffnungen zum Teil lediglich in Lokalblättern zu veröffentlichen
                                 										pflegen, und die Anmeldefristen bei einzelnen Konsulaten verhältnismäßig kurz
                                 										bemessen sind, oft nur der Platzvertreter in der Lage, dem ausländischen
                                 										Gläubiger in jedem Falle rechtzeitig vom Ausbruch eines Konkurses in Kenntnis zu
                                 										setzen. Eine Vermittlung des deutschen Generalkonsulats in Konstantinopel ist
                                 										bei der Anmeldung von Konkursforderungen nach den bestehenden Grundsätzen
                                 										ausgeschlossen.
                              Für Konkurse vor den ottomanischen Gerichten gilt folgendes:
                              Das türkische Konkursverfahren ist unter engster Anlehnung an das französische
                                 										Konkursrecht in dem türkischen Handelsgesetzbuche vom 28. Juli 1850, Art.
                                 										147–315, nebst einem Nachtrage vom 22. August 1905 geregelt worden (Deutsche
                                 										Uebersetzung von beiden in den „Handelsgesetzen des Erdballs“ Bd. VIII
                                 										Türkei S. 36 ff., R. von Deckers Verlag, Berlin SW. 19).
                              Ein Konkursverfahren tritt nur ein, wenn der Gemeinschuldner ein Kaufmann oder
                                 										eine Handelsgesellschaft im Sinne des türkischen Handelsrechts (Art. 1 und 10
                                 										des türkischen Handelsgesetzbuches) ist. Bei Nichtkaufleuten und
                                 										zivilrechtlichen Gesellschaften erfolgt im Falle der Zahlungsunfähigkeit ein
                                 										formloses Liquidationsverfahren durch den Zivilrichter nach den Grundsätzen des
                                 										türkischen Zivilrechts (der sog. Medjillé). Wichtig ist der Unterschied zwischen
                                 										dem handelsrechtlichen Konkurs und dem zivilrechtlichen Liquidationsverfahren
                                 										vor allem dadurch, daß es einen alle Gläubiger bindenden Zwangsvergleich
                                 										(Konkordat) nur bei ersterem gibt. Ein solches Konkordat kommt zustande, wenn in
                                 										der zu diesem Zwecke vom Juge-Commissaire zusammenberufenen Gläubigerversammlung
                                 										die Mehrzahl der Gläubiger, die zugleich drei Viertel der angemeldeten und
                                 										eingetragenen Gesamtforderungen repräsentieren, zustimmt.
                              Die Befriedigung der Gläubiger erfolgt in der Weise, daß zuerst die Massekosten
                                 										(Kosten des Konkursverfahrens und Barunterstützungen für den Gemeinschuldner und
                                 										seine Familie), sodann die privilegierten Forderungen (Begräbniskosten,
                                 										Lohnforderungen, fiskalische Ansprüche, Alimentationsforderungen und
                                 										Forderungen aus gesetzlichen Pfandrechten) und schließlich die übrigen
                                 										Konkursforderungen, soweit sie geprüft und angenommen worden sind, anteilmäßig
                                 										beglichen werden. Die für den ausländischen Gläubiger vor allem in Betracht
                                 										kommenden Waren-, Wechsel-, Darlehns- und sonstigen kaufmännischen Schulden
                                 										werden also bei der Verteilung der Masse erst an letzter Stelle
                                 										berücksichtigt.
                              (Aus einem Berichte des Kaiserl. Generalkonsulats in
                                 										Konstantinopel.)
                              
                           
                              Geschäftsbericht.
                              „Nordstern“ Versicherungs-Aktien-Gesellschaften zu
                                    											Berlin. Der Erfolg der Lebens-Versicherungs-Gesellschaft war sowohl in der Neuproduktion als in
                                 										finanzieller Beziehung befriedigend. Es lagen 17757 Anträge über ein
                                 										Versicherungskapital von mehr als 71 Millionen Mark zur Erledigung vor, wogegen
                                 										14003 Versicherungsscheine über mehr als 53 Millionen Mark Kapital ausgestellt
                                 										wurden. Der Versicherungsbestand beläuft sich auf 606024794 Mark Kapital und
                                 										2549394 Mark Rente. Der Ueberschuß des Geschäftsjahres beträgt 4 888 576,58 Mark
                                 										gegen 4597297,34 Mark im Vorjahre. Es wird beantragt, den Versicherten
                              3909946,65 Mark (gegen 3667972,53 Mark in 1911), den verschiedenen Gewinnfonds
                                 										zusammen 67258,39 Mark, den Aktionären 468000 Mark oder 195 Mark für die Aktie
                                 										(wie im Vorjahre) zu überweisen und 85 676,32 Mark auf neue Rechnung
                                 										vorzutragen.
                              Die Prämieneinnahme der Unfall-, Haftpflicht-, Feuer- und
                                 										Einbruchdiebstahl-Branche weist einen Zuwachs von
                                 										616909,85 Mark gegen 476709,09 Mark im Vorjahre auf. Die Prämieneinnahme der am
                                 										1. Januar 1912 aufgenommenen Feuer- und Einbruchdiebstahlbranche beträgt
                                 										358922,41 Mark in der Feuer- und 93906,24 M in der
                                 										Einbruchdiebstahlversicherung. Die gesamte Prämieneinnahme stieg auf 4947517,86
                                 										Mark. Der Ueberschuß beträgt 652104,69 Mark gegen 626485,45 Mark im Vorjahre.
                                 										Von dem Gewinn sollen der Reserve für unvorhergesehene Bedürfnisse 140000 Mark
                                 										und den Aktionären 288000 Mark oder 48 Mark für 1000-Mark-Aktie (gegen 42 Mark
                                 										im Vorjahre) überwiesen und 159724,05 Mark auf neue Rechnung vorgetragen
                                 										werden.
                              ☞ Die heutige Nummer enthält Beilagen der Firmen J. C.
                                    											Eckardt in Stuttgart-Cannstatt und Westfälische
                                 										Maschinenbau-Industrie Gustav Moll & Co., A.-G., Neubeckum, deren Beachtung wir hiermit unseren
                                 										Lesern bestens empfehlen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328