| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 559 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Zink und Cadmium und ihre
                                 										Gewinnung aus Erzen und Nebenprodukten. Von R G. Max
                                 										Liebig, Hüttendirektor a. D. Mit 205 Abbildungen im Text und auf 10 Tafeln
                              									sowie einem Titelbild. Leipzig 1913. Otto Spamer. Preis geb. M 30,–.
                           Eine neue Darstellung der Metallurgie und Chemie des Zinkes bietet für den Chemiker
                              									und Fachmann ein besonderes Interesse, weil bei den heute üblichen
                              									Gewinnungsmethoden immer noch 10 bis 25 v. H. vom Erzgehalt verloren gegeben werden
                              									müssen. Ein modernes Werk über Zink- und Cadmiumgewinnung, das die Konstruktion der
                              									Heizanlagen, Bau und Material der Oefen und Muffeln, sowie die
                              									Ventilationsschwierigkeiten genügend berücksichtigte und zur Darstellung brachte,
                              									fehlte bisher in der Literatur gänzlich. Der Verfasser hat diese Lücke in
                              									vorzüglicher Weise ausgefüllt und ein Werk von 598 Seiten geschaffen, das bezüglich
                              									Einteilung des Stoffes und Darstellungsart als mustergültig anzusehen ist.
                           In dem Werke wird zunächst das Vorkommen, Erze und andere Rohstoffe besprochen. Es
                              									folgt eine Beschreibung bzw. Angabe der physikalischen und chemischen Eigenschaften
                              									der Metalle und der Verbindungen, welche Bedeutung für ihre Gewinnung und Verwendung
                              									haben, des Laboratoriums der Zinkhütte, der Geschichte des Zinkes und der
                              									technischen Entwicklung der Gewinnungsmethoden (englische Methode, Kärntner-Methode, schlesische Methode, belgische Methode,
                              									rheinische Methode und verschiedene Vorschläge neuerer Zeit), der neuzeitlichen
                              									Gewinnung des Zinks (Röstung, Brennen oder Calcinieren des Galmeis, Röstung der
                              									Zinkblende, Blenderöstöfen mechanische Röstöfen neuerer Zeit, Herstellung der
                              									Reduktionsgefäße, der Vorlagen und des Zubehörs, die Bereitung der Beschickung für
                              									die Reduktionsöfen, die Vorgänge bei der Reduktion der Erze in der Retorte, die
                              									Kondensation der Zinkdämpfe in den Vorlagen, die Konstruktion der
                              									Reduktionsöfen, der Betrieb der Reduktionsöfen, die Kondensation des metallhaltigen
                              									Staubes, welchen die Retortengase fortführen und welcher beim Räumen der Retorten
                              									auftritt, die Abfuhr der Rückstande und weitere Nutzung derselben, die Raffination
                              									des Rohzinks, die Behandlung von Zinkstaub und anderen zinkhaltigen Halbprodukten
                              									zwecks Gewinnung von metallischem Zink), der Gewinnung des Cadmiums, der Herstellung
                              									von Zinkweiß, der Verwendung von Zink, Zinkweiß, Zinkstaub und Cadmium, Versuche und
                              									Vorschläge zur Vermeidung der Destillation des Zinks aus Gefäßen (elektrisch
                              									beheizte Oefen, Verfahren zur Gewinnung von Zink und Zinkoxyd auf nassem Wege) und
                              									der Gewinnung des Zinks auf elektrolytischem Wege. Das Werk schließt mit einer
                              									Statistik, der eine graphische Darstellung der Produktion und des Marktpreises vom
                              									Zink, sowie ein Verzeichnis der Ende 1910 bestehenden Zinkhütten und ihrer
                              									Produktion angefügt ist.
                           Bei der Besprechung über die Entwicklung der Destillationsöfen, der Oefen zum
                              									Calcinieren von Galmei und der Blenderöstöfen ist der Verfasser so vorgegangen, daß
                              									der Information Suchende nicht nur gute Bauzeichnungen und Angaben von Chargen,
                              									Zahlen, Anlage- und Betriebskosten findet, sondern auch ein sorgsam und kritisch
                              									gesichtetes Material. Bei den heutigen Marktpreisen für Schwefelsäure und der
                              									Abhängigkeit der Fabrikanten vom Kiessyndikat spielt die Beschaffung eines billigen
                              									Schwefeldioxyds eine hervorragende Rolle. In den Kapiteln über Blenderöstöfen und
                              									mechanische Röstöfen neuerer Zeit gibt der Verfasser eine ausgezeichnete Darstellung
                              									über die Entwicklung der in Betracht kommenden Oefen. Ausdrücke wie „Nutzung der
                                 										entbundenen schwefligen Säure“ fallen in einem
                              									sonst so modern gehaltenen Werke auf, denn Schwefeldioxyd ist bekanntlich mit
                              									schwefliger Säure nicht identisch.
                           
                           Die Gewinnung von Zink auf elektrischem Wege unter Anwendung der
                              									Widerstandsheizung, wie sie zurzeit versuchsweise in Norwegen betrieben wird, konnte
                              									in dem Werke noch keine Aufnahme finden, weil die in Betracht kommenden Versuche der
                              									neuesten Zeit angehören.
                           Besonders lobend muß die Ausstattung, die die Verlagsbuchhandlung dem Werke gegeben
                              									hat, hervorgehoben werden.
                           Die Lektüre des Werkes wird in dem Leser sehr bald die Ueberzeugung hervorrufen, daß
                              									es sich nicht nur um eine vortreffliche technische Darstellung handelt, sondern daß
                              									der Verfasser mit seiner reichen Praxis eine Reihe von wertvollen Erfahrungen
                              									eingeflochten hat, die dem Information Suchenden nicht nur wertvolle Ratschläge
                              									darbieten, sondern ihm auch Anregung und neue Gesichtspunkte eröffnen.
                           A. Stavenhagen.
                           Automatische Registrierwagen. Von
                              									O. Tauchnitz. 124 Seiten. 8°. Mit 118 Abbildungen im Text
                              									und auf Tafeln. München und Berlin 1913. R. Oldenbourg. Preis geb. M 8,–.
                           Das vom Verfasser behandelte Gebiet ist in der Literatur etwas stiefmütterlich
                              									behandelt, und doch spielen heute selbstaufzeichnende selbsttätige Wagen eine immer
                              									wichtigere Rolle, weil überall bei dem gesteigerten Wettbewerb ein immer größeres
                              									Augenmerk auf Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Betriebes gerichtet wird und ein
                              									dauerndes Abwiegen der verwendeten Stoffe von Hand bei heutigen Großbetrieben
                              									natürlich garnicht mehr durchführbar ist. Die Aufgabe war insofern nicht leicht, als
                              									mit Theorie auf diesem Gebiete wohl kaum etwas anzufangen ist, und so hat sich der
                              									Verfasser mit Recht darauf beschränkt, nur zu Anfang einige grundlegende Bauteile
                              									wie Einlaufvorrichtungen, Wagebalken, Parallelführungen usw. zu besprechen und dann
                              									einfach eine große Zahl selbsttätiger selbstaufzeichnender Wagen für solche Stoffe
                              									zu besprechen, für welche derartige Wagen heute hauptsächlich verwendet werden,
                              									gleichzeitig allerdings unter Angabe derjenigen Grundbedingungen, welche die Wagen
                              									bei den betreffenden Stoffen unter allen Umständen zu erfüllen haben. Die
                              									Erläuterung der einzelnen Bauarten geschieht an Hand recht deutlicher, teilweise
                              									schematischer Abbildungen und dürfte auch Nichtfachleuten gut verständlich sein, so
                              									daß das Buch seinen Zweck wohl erfüllen wird, immer mehr zur Verbreitung dieses
                              									wichtigen Hilfsmittels für Erhöhung der Wirtschaftlichkeit der verschiedenen
                              									Betriebe beizutragen.
                           R. Vater.
                           Schiffsturbinen. Von Dr. G. Bauer und O. Lasche. 442
                              									Seiten, 8°. Mit 254 Abbildungen, vielen Tabellen und 6 Tafeln. Zweite Auflage.
                              									München und Berlin 1913. R. Oldenbourg. Preis geb. M 15,–.
                           „Werkchen“ wird das Buch bescheiden in der Vorrede genannt. Nun ich habe schon
                              									viele, sehr viele „Werke“ in der Hand gehabt, die nicht entfernt einen so
                              									reichen Inhalt hatten als dieses „Werkchen“. Es ist ein vollständiges
                              									Lehrbuch und Hilfsbuch für Berechnung und Bau von Schiffsturbinen und zerfällt nach
                              									einigen einleitenden Kapiteln über Vorzüge der Dampfturbinen, Arten von
                              									Schiffsturbinen usw. in folgende Hauptabschnitte: Berechnung der Dampfturbinen,
                              									Konstruktion der Turbinen, Wellenleitung und Propeller, Kondensationsanlagen,
                              									Schaltung der Schiffsturbinen, Anordnung der Turbinen im Schiff, Abdampfturbinen,
                              									Uebersetzungsvorrichtungen zwischen Turbine und Propeller, Schiffshilfsmaschinen mit
                              									Turbinenantrieb, Meßvorrichtungen, Bemerkungen über den praktischen Betrieb von
                              									Schiffsturbinenanlagen, verschiedene Tabellen. Wie man sieht, ein ungemein reicher
                              									Inhalt. Alle diese Abschnitte sind zwar in knapper Form, aber doch klar und deutlich
                              									ohne großes mathematisches Rüstzeug dargestellt, so daß das Buch im besten Sinne des
                              									Wortes ein Handbuch für Konstrukteure, Seemaschinisten und Studierende genannt
                              									werden kann. Ja, ich meine, überhaupt jeder, der auch nur einigermaßen
                              									Interesse für Dampfturbinen hat, wird das Buch mit großer Befriedigung immer wieder
                              									zur Hand nehmen, enthält es doch eine solche Fülle von Erfahrungen, wie man sie wohl
                              									sonst in keinem Lehrbuche über Dampfturbinen findet. Auch allgemein technisch
                              									Interessantes findet sich in großer Menge, so z.B. in dem Abschnitte über kritische
                              									Umdrehzahlen, über den Föllinger-Transformator, über
                              									sonstige Uebersetzungsvorrichtungen, über Meßvorrichtungen und noch in vielen
                              									anderen. Prächtig sind die vielen Abbildungen und photographischen Darstellungen,
                              									die allein schon das Durchblättern des Buches genußreich machen. Alles in allem ein
                              									Buch, welches nicht genug empfohlen werden kann.
                           Dürfte man für eine spätere Neuauflage Wünsche äußern, so wäre es erstens ein
                              									besserer Druck, der jetzige ist das reine Augenpulver; und dann eine kräftige
                              									Ausmerzung von überflüssigen Fremdwörtern. Eine Menge gräßlicher Wörter wird ja
                              									leider so bald nicht aus dem Jargon der Seemaschinisten auszumerzen sein, aber auch
                              									so bleiben noch genug Wörter übrig, für die nach dem dankenswerten Vorgehen des
                              									Vereines deutscher Ingenieure heute deutsche Wörter genau so üblich und daher genau
                              									so verständlich sind. Wozu also Demontage, Dimensionierung, Oekonomie, äquivalent,
                              									Zirkulation, effektiv, komplett usw. usw.
                           R. Vater.
                           Der energetische Imperativ. Von
                              										Wilhelm Ostwald. Erste Reihe. 8°. 544 Seiten. Leipzig
                              									1912. Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H. Preis geh. M 9,60.
                           Ich habe selten ein eigenartigeres Buch gelesen, und selten ist mir das Beurteilen
                              									eines Buches schwerer gefallen als diesmal. Meine persönliche Verehrung für die
                              									liebenswerte Persönlichkeit des Verfassers erleichtert mir freilich ein wenig diese
                              									Aufgabe, einem Werke gerecht zu werden, dessen Inhalt bei mir und wohl auch bei
                              									vielen anderen Lesern im ganzen und im einzelnen manchen Widerspruch weckt.
                           Nach dem Vorbilde des kategorischen Imperatives von Kant
                              									stellt Ostwald, ausgehend vom zweiten Hauptsatz der
                              									Wärmetheorie, den Leitsatz auf: Vergeude keine Energie, verwerte sie! In diesem
                              									Leitsatze erblickt Ostwald
                              									„die wissenschaftliche Unterweisung, um sowohl für den Einzelnen wie für die
                                 										Gesamtheit möglichst große Summen von Glück aus allem Geschehen
                                 										herauszuarbeiten“. Er führt in einer Folge von enger und loser
                              									zusammenhängenden Aufsätzen aus, wie sich auf Grund dieses Satzes alles menschliche
                              									Wirken in Schule und Wissenschaft, Staat und Politik, Industrie und Kunst
                              									zweckmäßiger gestalten ließe.
                           Im Grunde wird hier alte Weisheit in neuem Gewande geboten. Viele sehr schöne
                              									Besserungsvorschläge werden auch diesmal unfruchtbar bleiben, weil der Menschen
                              									Hassen und Lieben im Gange der Weltgeschichte sich gerade in entscheidenden
                              									Augenblicken recht wenig an den energetischen Imperativ kehrt. Auch der sehr
                              									vernünftige Vorschlag des Friedensfreundes Ostwald,
                              									Frankreich möge mit dem Abrüsten den Anfang machen, dürfte wohl von den
                              									leidenschaftlichen Franzosen leider rundweg abgelehnt werden. Merkwürdig geringes
                              									Verständnis hat Ostwald von jeher für den Nutzen von
                              									Sprachstudien; auch der Militärdienst erscheint ihm mit Unrecht nur als
                              									Energievergeudung, während meines Erachtens gerade die allgemeine Dienstpflicht in
                              									ihrer strammen Durchführung ein ausgezeichnetes Erziehungsmittel ist. Wiederholt
                              									haben mir Leiter von großen Fabriken versichert, daß der gediente Arbeiter im
                              									allgemeinen besser seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten zum Nutzen des
                              									Ganzen zu gebrauchen versteht als der Arbeiter, welcher nicht durch jene große
                              									Schule gelehrt worden ist, seine Energie zweckmäßig zu verwerten.
                           Aber auch, wer nicht durch Ostwald sich zum Monismus
                              									bekehren läßt, wird dem Buche für manche gute Anregung dankbar sein.
                           K. Arndt.
                           
                        
                           
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
                           Handbuch für Eisenbetonbau. Zweite neubearbeitete
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                           Elektrisches Licht. Elektrische Wärme. Elektrische
                              									Wellen. Elektroinduktion. Meßinstrumente für Elektrizität. (Der elektrische Strom
                              									Bd. IV.) Technische Plaudereien von Hanns Günther. Mit 97 Abb. Stuttgart 1913.
                              									Verlag der Technischen Monatshefte. (Frankhsche Verlagshandlung. Preis geh. 1 M,
                              									geb. 1,80 M.
                           Betonpfähle Patent Strauß. Ein bewährtes
                              									Gründungsverfahren. Mitteilungen über Fortschritte und Erfahrungen bei
                              									Straußpfahlgründungen von Dr.-Ing. W. Gehler, Regierungsbaumeister, Direktor der
                              									Firma Dyckerhoff & Widmann A.-G., Dresden. Berlin 1913, Wilhelm Ernst &
                              									Sohn. Preis geh. 2 M.
                           Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.-G., Nürnberg M. A. N. Eisenbahnwagen.
                           Oberschlesische Eisenindustrie Actien-Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb.
                              									Katalog 1913. Baildonstahl.
                           Ergebnisse der Physik während 33 Jahren (1875 bis
                              									1908). Vier Vorlesungen, gehalten an der Universität Calcutta im März 1908 von Dr.
                              									Arthur Schuster, Emer. Professor für Physik an der Universität Manchester.
                              									Autorisierte deutsche Ausgabe von Guido Szivessy. Leipzig 1913. Johann Ambrosius
                              									Barth. Preis geh. 3,20 M, geb. 4 M.
                           Statistik des Berg- und Hüttenwesens. Versuch einer
                              									einheitlichen Regelung. Eine Anregung von Dr. Karl Saueracker, Berlin.
                              									Berlin-Wien-London 1913. Verlag für Fachliteratur G. m. b. H. Preis geh. 5 M, geb. 6
                              									M.
                           Bewährte Arbeitsweisen der Metallfärbung. Ein
                              									Werkstättenbuch für Gewerbetreibende, Industrielle und Künstler von Professor Dr.
                              									Ernst Beutel. Wien und Leipzig 1913. Wilhelm Braumüller, k. u. k. Hof- und
                              									Universitätsbuchhändler. Preis geb. 1,80 M.
                           Seehafenbau von F. W. Otto Schulze, Professor des
                              									Wasserbaues an der Technischen Hochschule in Danzig. Band II: Ausbau der Seehäfen.
                              									Mit 574 Abb. Berlin 1913. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. 24, geb. 25 M.
                           XIV. Bericht des Gewerbeförderungs-Institutes (des
                              									Technologischen Gewerbemuseums) der Handels- und Gewerbekammer in Prag über die
                              									Tätigkeit im Jahre 1912. Prag 1913. Selbstverlag.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328
                              
                           
                        
                           
                           Wirtschaftliche Rundschau.
                           
                              Absatz von Maschinen in Süditalien.
                              Für die Einfuhr landwirtschaftlicher Maschinen nach Süditalien war die schlechte
                                 										vorjährige Ernte in Süditalien von ungünstigem Einfluß. In Apulien war die
                                 										Getreideernte so gering, daß manche Gutsbesitzer kaum die Aussaat geerntet
                                 										haben, und manche haben es nicht rentabel gefunden, ihre Dreschmaschinen
                                 										arbeiten zu lassen. Wo keine Ernte ist, da ist auch kein Geld, und die
                                 										Maschinenlieferanten mußten sich mit den Zinsen begnügen und die Zahlungen bei
                                 										vielen ihrer Kunden um ein Jahr verlängern. Die Weinernte des vorigen Jahres war
                                 										dagegen gut, besonders in bezug auf die Qualität. Die Ernte für das laufende
                                 										Jahr 1913 verspricht dagegen sowohl für Getreide wie Wein und Oel sehr gut zu
                                 										werden, wenn in letzter Stunde nicht zerstörende Naturereignisse eintreten.
                              Der geringeren Aufnahmefähigkeit steht ein gewaltiges Angebot gegenüber, denn die
                                 										meisten großen Fabriken haben ihre Betriebe vergrößert und für die
                                 										Ueberproduktion muß Absatz geschafft werden. Die Folge davon ist
                                 										Preisschleuderei und ein allzu großes Entgegenkommen mit den
                                 										Zahlungsbedingungen. Während früher drei Jahre das Maximum war, gewähren viele
                                 										Firmen Kredit bis zu vier Jahren und mehr, und wenn sie nicht kapitalkräftig
                                 										genug sind, so lassen sie sich von den Käufern einen Wechsel für die Gesamtsumme
                                 										geben und denselben alle drei bis sechs Monate erneuern, um denselben
                                 										diskontieren zu können. Dies bezieht sich natürlich nur auf größere
                                 										Maschinenlieferungen, wie Dreschsätze usw.
                              Was industrielle Maschinen betrifft, so hat die Einführung des Oelmotors
                                 										(Dieselmotors und ähnlicher Fabrikate) weitere Fortschritte gemacht und
                                 										werden Dampfmaschinen sowie auch Sauggasmotoren mehr und mehr durch sie
                                 										verdrängt. Da diese Motoren mit sogenanntem „Olio pesante“, d.h.
                                 										Ueberresten von Petroleum ("Mazout") arbeiten, welches etwa 9 Lire, für 100 kg
                                 										kostet, so sind dieselben heute die ökonomischste Betriebskraft. Für die
                                 										Landwirtschaft kommen diese Motoren aber weniger in Betracht, da die
                                 										Dampflokomobile doch für das Land die beliebteste Betriebskraft ist und in
                                 										vielen Gegenden mit Stroh anstatt mit Kohle geheizt wird.
                              Pressen für Oel und Traubenkultur sind eine Spezialfabrikation Süditaliens.
                                 										Kleinere Pressen für Handbetrieb werden von jeder kleinen mechanischen Werkstatt
                                 										gemacht und zu billigen Preisen verschleudert, ausländische Konkurrenz ist
                                 										hierfür ausgeschlossen. Für die deutsche Industrie würden deshalb wohl nur
                                 										größere hydraulische Pressen, die sowohl mit Hand als Motorpumpen betrieben
                                 										werden, in Betracht kommen. Der Hauptort für die Fabrikation dieser Pressen ist
                                 										Bari.
                              Der Eingangszoll auf diese Pressen ist 9 Fr. für 100 kg.
                              Jedem, der in Italien und besonders in Süditalien reist, ist die mühevolle und
                                 										primitive Art aufgefallen, in der die Bewässerung erfolgt. Schon vor Jahren sind
                                 										deshalb von Maschinen-Importeuren Versuche gemacht, Windmotore einzuführen,
                                 										bisher mit negativem Erfolg und man hat es auf geringen und unbeständigen Wind
                                 										geschoben. Andere behaupten, daß es auf der konservativen Ablehnung von allem
                                 										Neuen seitens der Landbevölkerung beruhe, halten Stärke wie Dauer des Windes für
                                 										völlig ausreichend und hoffen, daß
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328
                                 
                              
                              die aus Nordamerika zurückgewanderten Italiener, die
                                 										dort auf jedem Farmhaus einen Windmotor gesehen haben, sich gern solche Arbeit
                                 										erleichternden Einrichtungen anschaffen würden.
                              Dasselbe ist mit Gasmotoren der Fall, und zurzeit bestehen Bestrebungen, die
                                 										schlechte Brotbereitungsart durch Einführung von Maschinen aus Deutschland zu
                                 										verbessern.
                              Durch die aus Amerika Zurückgewanderten ist Geld nach Süditalien gekommen, und
                                 										durch die Auswanderung ist der Arbeitslohn hoch geworden. Die deutschen
                                 										Maschinenfabriken, die hiervon Nutzen ziehen können, sollten sich das Feld nicht
                                 										von der amerikanischen Konkurrenz abgraben lassen.
                              (Aus einem Berichte des Kaiserl. Generalkonsulats in
                                 										Neapel.)
                              
                           
                              Die Schmirgelausfuhr Syras 1912.
                              Der Kaiserliche Konsul in Syra berichtet:
                              Von den hiesigen Schmirgelniederlagen wurden im Jahre 1912 7687 Tonnen zuzüglich
                                 										159 Tonnen Naxosschmirgel ausgeführt. Die Ausfuhr verzeichnete ein Weniger von
                                 										2176 Tonnen dem Vorjahr gegenüber. Im einzelnen stellte sie sich wie folgt:
                              
                                 
                                    Bestimmung
                                    Tonnen
                                    Wert in Drachmen
                                    
                                 
                                    New York
                                    2800
                                    298200
                                    
                                 
                                    Holland
                                    2530
                                    269445
                                    
                                 
                                    England
                                      605
                                      64499
                                    
                                 
                                    Philadelphia
                                      600
                                      63900
                                    
                                 
                                    Deutschland
                                      600
                                      63900
                                    
                                 
                                    Frankreich
                                      532
                                      56658
                                    
                                 
                                    Oesterreich
                                        20
                                        2130
                                    
                                 
                                    ––––––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    Zusammen
                                    7687
                                    818732
                                    
                                 
                              
                           
                              Bedarf des Auslandes.
                              Aegypten. Lieferung und Aufstellung
                                    											von 1120 Yards Stahldrahtzaun und 14 schmiedeeisernen Türen. 15.
                                 										September 1913, mittags Coast Guard Eastern Directorate in Port Said.
                                 										Bedingungen in englischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.
                              Belgien. Lieferung verschiedener
                                    											Gegenstände für Westinghousebremsen (Bedarf der Staatsbahnen).
                                 										Demnächst. Salle de la Madeleine in Brüssel.
                              Griechenland. Lieferung und
                                    											Aufstellung von zwei Hebekränen von 10 und 6 Tonnen Hebekraft mit
                                 										elektrischem Antrieb für das Schiffsdock in Piräus. Angebote versiegelt bis 30.
                                 										September (a. St.) 1913, mittags, an den Vorsitzenden der Hafenverwaltung in
                                 										Piräus. Kaution 8000 Drachmen. Pläne können bei der Hafenverwaltung in Piräus
                                 										eingesehen werden. Näheres beim Reichsanzeiger.
                              Marokko. Lieferung von Telegraphenmaterial. 13.
                                 										Oktober 1913. Die Commission Générale des Adjudications et des marchés in Tanger
                                 										vergibt die Lieferung der nachstehend verzeichneten Gegenstände an die
                                 										Scherifische Telegraphenverwaltung, und zwar:
                              
                                 a) 100000 Isolatoren nebst
                                    											Konsolen;
                                 b) 177600 kg Draht aus kiesel-
                                    											oder phosphorhaltiger Bronze;
                                 c) 20000 kg Draht aus
                                    											kieselhaltiger Bronze;
                                 d) 6000 Telegraphenstangen.
                                 
                              Den Interessenten ist die peinlichste Befolgung sämtlicher Ausschreibungs- und
                                 										Legalisierungsbestimmungen anzuempfehlen (zu vergl. Nr. 134 der
                                 											„Nachrichten“ vom 27. November 1911 und „Handbuch für den
                                    											deutschen Außenhandel“, Ausgabe 1913, S. 353-5).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 328