| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 335 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau
                        
                     
                        
                           Volkswirtschaftliches Jahrbuch
                                 										der Stahl- und Eisenindustrie. Herausgegeben von Dr. H. E. Krüge r. Zweiter Jahrgang 1913/14. Verlag für
                              									Fachliteratur G. m. b. H.
                           Der Gedanke, das nationalökonomische Tatsachenmaterial der Eisen- und Stahlindustrie
                              									in Form eines Jahrbuchs zusammenzustellen, hat sich als glücklich erwiesen. Der
                              									vorliegende zweite Jahrgang hat gegenüber seinem Vorgänger eine erhebliche
                              									Umfangserweiterung aufzuweisen. So sind z.B. die dem Organisationswesen gewidmeten Abschnitte erweitert und ergänzt worden. Das
                              									Verzeichnis der Handels- und
                                 										Handwerkskammer
                              									konnte durch kurze
                              									Berichte über die in den Kammerbezirken vertretenen einschlägigen Industrie-,
                              									Gewerbe- und Handelszweige ergänzt werden. Unter organisatorischen Gesichtspunkten
                              									völlig neu bearbeitet wurde die chronologische Zusammenstellung der wichtigsten
                              									Daten aus der Geschichte der Stahl- und Eisenindustrie. Neu hinzugekommen ist
                              									endlich eine Bibliographie von neueren einschlägigen Erscheinungen auf dem Gebiete
                              									der Volkswirtschaft im allgemeinen und der Eisen- und Stahlindustrie im besonderen.
                              									Einer besonderen Empfehlung bedarf das in den Kreisen der Industriellen und
                              									Volkswirtschaftler wohlbekannte Werk nicht. Nicht unterlassen möchte ich, dem
                              									Verfasser für eine spätere Auflage zwei Anregungen zu geben: Es dürfte sich
                              									empfehlen, eine strengere, systematische Ordnung des in dem Kapitel
                              										„Fachverbände“ bearbeiteten Stoffes herbeizuführen. Ferner dürfte ein
                              									besonderes Namens- bzw. Sachregister das Auffinden des Gesuchten wesentlich
                              									erleichtern und dadurch dem Leser willkommen sein.
                           Schorrig.
                           Aus Natur und Geisteswelt Bd. 29.
                              										Die Metalle. Von K. Scheid. Dritte neu bearbeitete
                              									Auflage. 8°. VI und 111 Seiten mit 11 Abbildungen. Leipzig 1914. B. G. Teubner.
                              									Preis geb. 1,25 M.
                           Der Verfasser gibt in schwungvoller Sprache einen Ueberblick über die Geschichte, die
                              									Gewinnung, Verarbeitung und wirtschaftliche Bedeutung der wichtigsten Metalle. Als
                              									leichte Einleitung in die Metallurgie ist das Büchlein nützlich, im einzelnen
                              									allerdings nicht immer zuverlässig. Z.B. ist die Behauptung, daß für Kochgeschirre
                              									das Aluminium nur in Ausnahmefällen geeignet zu sein scheine, angesichts der
                              									Millionen von Aluminiumtöpfen, die in den Küchen heutzutage alltäglich benutzt
                              									werden, verwunderlich. Ebenso scheint die moderne Aluminiumschweißung, mit deren
                              									Hilfe Riesengefäße von vielen Tausend Litern Inhalt, z.B. für Brauereien,
                              									hergestellt werden, dem Verfasser ganz unbekannt zu sein. Die Tabelle der
                              									Schmelzpunkte (S. 109) enthält verschiedene falsche Zahlen; z.B. schmilzt reines
                              									Eisen nicht bei 1750°, sondern nur wenig über 1500°, Magnesium nicht bei 750 °,
                              									sondern bei 650 °. Ein Blick in die neue Auflage der bekannten Landoll-Börnstein sehen Tabellen hätte genügt, um diese falschen Zahlen
                              									auszumerzen. Trotzdem sei das nette Büchlein dem Laien empfohlen.
                           K. Arndt.
                           Durchgang der α–, β–, γ– und Röntgenstrahlen durch Materie. Von W. H. Bragg. Deutsch von Max Ikle.
                              									Mit 70 Abbildungen. Leipzig 1913. Ambrosius Barth. Preis 6,80 M, geb. 7,80 M.
                           Das vorliegende Buch gehört einer Reihe von Werken an, welche unter dem Namen:
                              									Science Monographs bei Macmillan & Co. Ltd. in
                              									London erscheint. Zweck dieser Monographien ist, Berichte über eine bestimmte Gruppe
                              									von Untersuchungen zu liefern, für die ihr Verfasser verantwortlich gewesen ist.
                           Die Vorbereitung der Begrüßungsrede in der Abteilung iür Astronomie, Mathematik und
                              									Physik der Australasian Association for the Avancement of Science in Dunedin,
                              									Neu-Seeland (1904) veranlaßte den Verfasser, die Arbeiten von Lenard, J. J. Thomson, Becquerel, dem Ehepaar
                              										Curie, Rutherford und anderen Forschern über die
                              									Eigenschaften des Elektrons nachzuprüfen. So entstanden eine Reihe von
                              									Untersuchungen, die in dem vorliegenden Buche zusammengestellt sind. Da diese
                              									Arbeiten aber mit denen der anderen Forscher eng verknüpft sind, hat es der
                              									Verfasser vorgezogen, eine zusammenfassende Darstellung der Erscheinungen zu geben,
                              									die den Durchgang der a–, ß-, γ– und Röntgenstrahlen durch Materie begleiten.
                           Die Art und Weise, wie der Verfasser den vorhandenen Stoff unter diesem gemeinsamen
                              									Gesichtspunkte sammelt und durch eigene Arbeiten erweitert, ist in hohem Maße
                              									interessant. Er beginnt mit den a-Strahlen, bei denen die Verhältnisse
                              									verhältnismäßig am einfachsten liegen und bei denen zudem keine sekundären
                              									Erscheinungen auftreten. Dann folgen die ß-Strahlen
                              									und die von ihnen ausgelösten Sekundärerscheinungen, schließlich die
                              									γ-Strahlen, deren zweifelhafte Natur in ihrem Zusammenhange mit den ß-Strahlen besonders eingehend behandelt wird.
                           Für die zahlreich benutzten Arbeiten anderer Forscher sind meist die betreffenden
                              									Literaturbelege aufgeführt. Wo es angebracht ist, werden die theoretischen
                              									Betrachtungen durch mathematische Formulierung unterstützt und die praktischen
                              									Versuche durch ausführliche Schilderung der Apparatur anschaulich gemacht.
                           Die Uebersetzung von Iklé wird den Feinheiten des Werkes
                              									gerecht und bringt die frische Darstellungsweise des Verfassers voll zum
                              									Ausdruck.
                           Gruschke.
                           Die Drahtseilbahnen. Von
                              									Dipl.-Ing. P. Stephan, Regierungsbaumeister. Zweite
                              									Auflage. 1914. Julius Springer. Preis 9,– M.
                           Das Mißtrauen, das in vielen Kreisen den Drahtseilbahnen noch entgegengebracht wird,
                              									beruht wohl zum größten Teil auf Unkenntnis des Betriebes. Das vorliegende Werk ist
                              									berufen, hier Wandel und Aufklärung zu schaffen. An Hand sehr vieler Photographien
                              									und Zeichnungen werden uns die mannigfachen Anwendungsgebiete für Schwebebahnen
                              									erschlossen. Die Kapitel Wert und Entwicklung der Drahtseilbahnen,
                              									Konstruktionseinzelheiten, wirtschaftliche Angaben, gesetzliche Bestimmungen,
                              									örtliche Bauausführung und der Betrieb der Drahtseilbahnen führen uns noch genauer
                              									in die Einzelheiten ein. Zum Schluß werden noch die Personenschwebebahnen kurz
                              									besprochen. Das Buch ist schön ausgestattet und kann warm empfohlen werden.
                           Ewerding.
                           Legierungsmetalle. Ihre
                              									Bestimmung und kritische Beleuchtung der vorgeschlagenen Analysengänge nebst ihrer
                              									Verwendung. Von. Ernst Paucke. 8°. 82 Seiten. Halle 1913.
                              									W. Knapp. Preis 3,80 M.
                           Der Verfasser teilt für die üblicheren Legierungsmetalle eine Anzahl ausgewählter
                              									Analysenmethoden mit, um der bisher oft störenden Willkür ein Ende zu machen. Er
                              									beschreibt daneben kurz die hüttenmännische Gewinnung und Verwendung der
                              									betreffenden Metalle. Dem Anfänger, für welchen es bestimmt ist, mag das Büchlein
                              									nützliche Dienste leisten, dem Fortgeschrittenen werden seine oft etwas
                              									aphoristischen Angaben nicht genügen. Die Darstellung läßt öfters einiges zu
                              									wünschen übrig. Z.B. ist der Satz „Das Aluminium wird durch elektrochemisches
                                 										reduzierendes Verschmelzen mit Kohle in mit Kohle ausgekleideten eisernen
                                 										Mulden, hauptsächlich aus seinen Oxydverbindungen, der Tonerde, durch Anwendung
                                 										starker Spannung des Stromes erzeugt“ nach Form und Inhalt etwas unklar.
                           Die große fünf Seiten füllende Tabelle, welche die Umrechnung von Bleisulfat auf
                              									Prozente Blei gibt, ist für den, welcher mit dem Rechenschieber oder den Küster sehen Logarithmentafeln umzugehen versteht,
                              									entbehrlich. Es ist auch nicht recht einzusehen, warum der Verfasser allein für Blei
                              									eine Umrechrechnungstabelle gegeben hat.
                           K. Arndt.
                           Die Eisenbahntechnik der
                                 										Gegenwart. Vierter Band. Abschnitt E. Fahrzeuge für elektrische
                              									Eisenbahnen. Bearbeitet von E. C. Zehme in Berlin.
                              									Wiesbaden 1914. Kreidel.
                           Das Werk ist preisgekrönt vom Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen. Die ganze
                              									Behandlung des Stoffes, die Zeichnungen und der klare Stil des vorliegenden
                              									Abschnitts E sind allerdings auch mustergültig.
                           Es gelangen folgende Unterabteilungen zur Bearbeitung: Fahrzeuge für elektrische
                              									Eisenbahnen, die Wagen der Straßenbahnen, die Fahrzeuge der elektrischen Stadt- und
                              									Haupteisenbahnen, Beispiele ausgeführter Fahrzeuge für Stadt- und Hauptbahnen und
                              									elektrische Lokomotiven für Hauptbahnen.
                           Die Zeichnungen bringen Konstruktionseinzelheiten, Gesamtansichten,
                              									Schaltungsschemata und Schaulinien. Außer den reichlichen Textabbildungen sind noch
                              									12 Tafeln angefügt.
                           Ewerding.
                           
                        
                           
                           Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
                           Sammlung Göschen. Die Dampfturbinen, ihre
                                 										Wirkungsweise, Berechnung und Konstruktion. Von Professor Hermann Wilda. In
                              									drei Teilen. I. Teil: Theorie der Dampfturbinen. II. Teil: Die Berechnung der
                              									Dampfturbinen und die Konstruktion der Einzelteile. III. Teil: Die Regelung der
                              									Dampfturbinen, Verwertung des Abdampfes, die Kondensationsanlagen, die Bauarten der
                              									Dampfturbinen. Berlin und Leipzig 1914. G. J. Göschensche Verlagshandlung Q. m. b.
                              									H. Preis des Bändchens 90 Pf.
                           Mathematische Vorlesungen an der Universität Göttingen.
                              									Vorträge über die kinetische Theorie der Materie und der Elektrizität. Von M.
                              									Planck, P. Debye, W. Nernst, M. v. Smoluchowski, A. Sommerfeld, H. A. Lorentz u.a.
                              									Mit Beiträgen von H. Kamerlingen, Onnes und W. H. Keesom, einem Vorwort von D.
                              									Hubert und 7 Abbildungen. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis geh. 7
                              									M.
                           Theoretische und praktische Einführung in die Allgemeine
                                 										Elektrotechnik. Handbuch für das Selbststudium. Bearbeitet von Ingenieur S.
                              									Herzog, Zürich. Mit 857 Abb. Stuttgart 1914. Ferdinand Enke. Preis geh. 12 M.
                           Das Stahlwerk. Herausgegeben von der Deutschen
                              									Maschinenfabrik A.-G., Duisburg.
                           Die Hochwasserschutz-Talsperre bei Mauer im
                                 										Riesengebirge. Gewinnung, Förderung und Verarbeitung von Massengütern beim
                              									Bau des Stauwerkes im Bobertal bei Mauer. Von A. Cucchiero, Oberingeniuer der B.
                              									Liebold & Comp. A.-G., Holzminden-Berlin. Wien-Berlin-London 1914. Verlag für
                              									Fachliteratur G.m.b.H. Preis geh. 14 M, geb. 16 M.
                           Handbuch der Tiefbohrkunde. Von Th. Tecklenburg,
                              									Großherzogl. Geh. Bergrat in Darmstadt. Band V. Mit 249 Abb. Zweite vermehrte
                              									Auflage, neu bearbeitet von B. Baak, Geschäftsführer des tiefbohrtechnischen Vereins
                              									Halle a. S. Berlin C. 19. W. & S. Loewenthal. Preis geh. 16 M, geb. 18 M.
                           Geld- und Bankwesen. Ein Lehr- und Lesebuch. Von Dr.
                              									Oskar Stillich, Dozenten an der Humboldt-Akademie in Berlin. Dritte Auflage. Berlin
                              									1914. Karl Curtius. Preis geh. 4,80 M, geb. 5,80 M.
                           Bibliothek der gesamten Technik. 226. Band. Brücken aus
                              									Eisen. Von Dipl.-Ing. Professor Gottfried Koll, Oberlehrer an der Kgl.
                              									Baugewerkschule zu Münster i. W. Mit 120 Abb. Leipzig 1914. Dr. Max Jänecke. Preis
                              									geb. 2 M.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329
                              
                           
                        
                           
                           Wirtschaftliche Rundschau.
                           
                              Ausstellung für Kupferschmiederei und
                                 										Apparatebau.
                              Die vom 17. bis 30. Mai d. J. in den Räumen des Gewerbe-Vereins zu Hannover
                                 										stattfindende Fachausstellung für Kupferschmiederei und Apparatebau wird dem
                                 										Beschauer einen Einblick in das Getriebe dieses wenig gekannten Gewerbes
                                 										gestatten. Die Rohmaterialien-Industrie, die Kupfer-, Walz- und Hammerwerke, die
                                 										Kupferröhren-Walzwerke, die Aluminium- und Nickel-Werke sind mit ihren
                                 										Erzeugnissen, vom Erz ausgehend, bis zum Halb- und Ganzfabrikat, in
                                 										hervorragender Weise vertreten.
                              Die Industrie der autogenen Schweißerei, ebenso der
                                 										übrige fachliche Werkzeugmaschinenbau zeigen durch
                                 										zahlreiche Vorführungen die Nutzbarmachung mechanischer Hilfsmittel in diesem
                                 										Gewerbe. Die eigentliche Kupferschmiederei ist mit
                                 										zahlreichen Werkstücken und Erzeugnissen des Apparatebaues vertreten. Einzig in
                                 										ihrer Art dürfte die Zusammenstellung kunstgewerblicher
                                    											Arbeiten aus alter und neuer Zeit sein. Die Museen von Berlin, Hamburg,
                                 										Danzig, Posen, Mainz, Hannover, München, Nürnberg usw., sowie zahlreiche private
                                 										Sammler, haben kostbare Leihgaben dargeboten. Die Fachschulen und Fortbildungsschulen zu Hannover, München und Main
                                 										-bürg bringen vollständige Lehrgänge zur Schau.
                              Die Ausstellung wird an ihrem Eröffnungstage, Sonntag,
                                 										den 17. Mai- 12 Uhr mittags, ein übersichtliches Bild über den zeitigen
                                 										Stand des sich in Industrie und Handwerk betätigenden deutschen Gewerbes
                                 										geben.
                              
                           
                              A.-G. Oberbilker Stahlwerk, vorm. C. Poensgen, Giesbers
                                 										& Cie., Düsseldorf.
                              Das Oberbilker Stahlwerk kann am 7. Mai auf ein 50 jähriges Bestehen an seiner
                                 										jetzigen Stelle in Düsseldorf zurückblicken. Die Anfänge des Unternehmens
                                 										reichen in das Jahr 1861 zurück, wo am 17. Oktober 1861 die Herren Albert,
                                 										Rudolf, Gustav und Carl Poensgen und Friedrich Giesbers die Eifeler
                                 										Gußstahlfabrik zu Gemürid zum Zwecke der Anfertigung und des Absatzes von
                                 										Gußstahlfabrikaten gründeten. Hieraus entstand dann am 7. Mai 1864 unter
                                 										Beteiligung der Herren Jean Paskai Piedboeuf zu Aachen, Heinrich Regnier zu
                                 										Pepinster und Franz Ernst zu Henri-Chapelle die offene Handelsgesellschaft unter
                                 										der Firma: C. Poensgen, Giesbers & Cie. in Düsseldorf, die ihren Betrieb
                                 										nach Düsseldorf an die heutige Stelle an der Körnerstraße verlegte, weil man die
                                 										Ueberzeugung gewonnen hatte, daß die Gesellschaft dadurch einer größeren
                                 										Entwick., hing fähig sei. Die Gesellschaft hatte sich als Aufgabe die
                                 										Herstellung von Gußstahl und dessen weitere Verarbeitung zu Erzeugnissen aller
                                 										Art gestellt. Mit der Verlegung nach Düsseldorf wurde das Kapital, welches
                                 										ursprünglich nur 25000 Taler gleich 75000 M. betrug, auf 125000 Taler gleich
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 329
                                 
                              
                              375000 Mark erhöht. Am 19. Juni 1877 wurde das Unternehmen in eine
                                 										Aktiengesellschaft unter der jetzigen Firma: Aktiengesellschaft Oberbilker
                                 										Stahlwerk, vormals C. Poensgen, Giesbers & Cie. mit einem Aktienkapital von
                                 										600000 Mark umgewandelt. Den ersten Aufsichtsrat bildeten die Herren Albert
                                 										Poensgen, Franz Ernst, Jean Paskai Piedboeuf, Gustav Poensgen und Carl Poensgen.
                                 										Als Vorstandsmitglieder fungierten die Herren Friedrich Qiesbers, Rudolf
                                 										Oelbermann und Joseph Diether. Das Aktienkapital der Gesellschaft ist im Laufe
                                 										der Jahre mehrfach erhöht worden. Heute arbeitet das Unternehmen mit einem
                                 										Aktien- und Anleihekapital von 7000000 M. und beschäftigt auf einem Gelände von
                                 										98000 qm über 1200 Arbeiter und Angestellte. Der Jahresumschlag betrug im
                                 										Letzten Geschäftsjahre über 10 Millionen Mark. Für Neuanlagen und Erweiterungen
                                 										sind in den letzten acht Jahren weit über 9000000 M. aufgewendet. Leider ist das
                                 										Werk von allen Seiten durch Straßen und den Hauptbahnhof in seiner weiteren
                                 										Ausdehnung gehemmt, so daß die Zeit wohl nicht mehr sehr ferne ist, wo dasselbe
                                 										sich nach einer neuen Betriebsstätte umsehen muß. Von den damaligen Gründern und
                                 										Vorstandsmitgliedern weilt heute nur noch Herr Geheimer Kommerzienrat Carl
                                 										Poensgen zu Düsseldorf unter den Lebenden und bringt als 1. Vorsitzender des
                                 										Aufsichtsrats nach wie vor seiner Jugendschöpfung das größte Interesse
                                 										entgegen.
                              
                           
                              Kanada. Lage des Eisen- und Stahlmarkts.
                              Ueber die Lage der kanadischen Eisen- und Stahlindustrie werden zurzeit wieder
                                 										lebhafte Klagen laut. Der Bedarf Kanadas an Eisen und Stahl und Waren
                                 										daraus ist zwar andauernd groß, indessen wird er zum größten Teil durch Importe
                                 										gedeckt. Im vergangenen Jahre hatte die Einfuhr solcher Waren den Wert von rund
                                 										141 Millionen Dollars.
                              Gegenwärtig zeigen sich vor allem die Folgen der allgemeinen wirtschaftlichen
                                 										Krise, die eine Reihe von Eisen -und Stahlwerken sehr in Mitleidenschaft gezogen
                                 										zu haben scheint. Die Hamilton Iron and Steel Company hat ihre Fabrikation
                                 										eingestellt, die Canadian Iron Corporation befindet sich in Liquidation, die
                                 										Dominion Iron and Steel Co. hat ihren Aktionären kürzlich mitgeteilt, daß eine
                                 										Dividende nicht gezahlt werden könne, die Nova Scotia Steel Co. soll ihren
                                 										Betrieb auf ein Drittel eingeschränkt haben. Der große Hochofen in Port Arthur
                                 										und ebenso die Hochöfen in Midland, Parry Sound, Deseronto und Londonderry haben
                                 										den Betrieb eingestellt.
                              Daß die kanadische Eisen- und Stahlproduktion und Verarbeitung sich, auch
                                 										abgesehen von der augenblicklich im Lande herrschenden schlechten Konjunktur,
                                 										ungeachtet eines Zollschutzes von im allgemeinen 35% so mangelhaft entwickelt
                                 										hat, wird verschiedenen Ursachen zugeschrieben. Von der einen Seite wird darauf
                                 										hingewiesen, daß es an gewissen Vorbedingungen des Gedeihens dieser Industrie,
                                 										namentlich an der Nähe großer Verbrauchszentren einerseits und der Nähe von
                                 										Kohlenvorkommen andererseits in Kanada fehle. Z.B. besitze die Gegend von Sault
                                 										Ste. Marie, wo sich das eine Zentrum der kanadischen Eisenindustrie (Algoma
                                 										Steel Co) befindet, zwar Erzlager, aber keine Kohle, so daß diese aus den
                                 										Vereinigten Staaten als
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 329
                                 
                              
                              der nächstgelegenen Bezugsquelle importiert werden
                                 										muß. Das nördliche Neu Schottland, wo sich das andere Zentrum dieser Industrie
                                 										(Dominion Iron & Steel Co. und Nova Scotia Steel & Coal Co.) befindet,
                                 										besitze zwar Eisen und Kohlen, aber es liege zu weit entfernt von den wichtigen
                                 										Verbrauchsplätzen.
                              Als Grund der beträchtlichen Einfuhr an Eisenerz wird angegeben, daß insbesondere
                                 										die am Oberen See gewonnenen Eisenerze keine hinreichenden Eisenmengen
                                 										aufweisen, daß sie auch sonst ungeeignet und schwer schmelzbar seien. Endlich
                                 										wird behauptet, daß die betreffenden Sätze des Zolltarifs lückenhaft seien und
                                 										des systematischen Aufbaues ermangeln.
                              Auch im Bundesparlament ist die unbefriedigende Lage dieser Industrie kürzlich
                                 										eingehend erörtert worden. Bei dieser Gelegenheit sprach der Finanzminister
                                 										speziell über die von Interessenten mehrfach als notwendig bezeichnete Erhöhung
                                 										des Zollschutzes für Roheisen, Dieser Zollsatz betrage jetzt 2,50 $ für die
                                 										Tonne. Eine Erhöhung müsse notwendigerweise auf eine Reihe anderer Roheisen
                                 										verbrauchender Industrien ungünstig zurückwirken und auch für diese die Frage
                                 										von Zollerhöhungen akut machen. Namentlich gelte dies für die Fabrikation
                                 										landwirtschaftlicher Maschinen und Gerätschaften, die jährlich einen Wert von 20
                                 										Millionen habe, für die Herstellung von Automobilen, deren Wert jährlich 7
                                 										Millionen, von Wagen, deren Wert 16 Millionen, von elektrischen Apparaten, deren
                                 										Wert jährlich 15 Millionen und von Maschinen, deren Wert jährlich 45 Millionen
                                 										betrage.
                              Für die geringe Entwicklung des Abbaues von Eisenerzen in Kanada konnte der
                                 										Finanzminister vorläufig keinen rechten Grund erkennen. Vielleicht fehle es an
                                 										hinreichenden geologischen Feststellungen. Die Stahlindustrie habe sich
                                 										angesichts der Erbauung der Transkontinentalbahnen bisher hauptsächlich auf die
                                 										Herstellung von Stahlschienen geworfen. Indessen werde es notwendig sein, sich
                                 										mit dem Herannahen der Fertigstellung dieser Bahnen veränderten Verhältnissen
                                 										anzupassen und auch sonstige Fabrikationen aufzunehmen. Er sei sowohl mit der
                                 										Frage, welche Veränderungen des Zolltarifs hierdurch bedingt seien, als mit der
                                 										Prüfung der Zweckmäßigkeit etwaiger Tarifmaßnahmen im Interesse der Eisen- und
                                 										Stahlindustrie überhaupt beschäftigt.
                              (Bericht des Kaiserl. Konsulats in Montreal.)
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329