| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 612 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau
                        
                     
                        
                           Aus Natur und Geisteswelt.
                              									Bd. 437. Die graphische Darstellung. Von F. Auerbach. Leipzig 1914. B. G. Teubner. Preis geh. 1,– M,
                              									geb. 1,25 M.
                           Auf allen Gebieten menschlicher Forschung und Arbeit wird schon seit langer Zeit das
                              									Mittel benutzt, umständlich zu beschreibende oder ganz unübersichtliche Vorgänge und
                              									Zustände durch zeichnerische Darstellung auf dem Wege der Anschauung zum Verständnis
                              									zu bringen. Eine große Zahl von Anwendungen sind jedem Laien bekannt, selbst wenn er
                              									sich nie mit den exakten Wissenschaften beschäftigt hat, wo die graphische
                              									Darstellung zu einem unentbehrlichen Werkzeug geworden ist. Dabei fehlt oft das
                              									Bewußtsein, daß es sich nicht um ein vereinzelt anwendbares Hilfsmittel, sondern um
                              									eine Methode handelt, die die mannigfaltigsten Anwendungen gestattet, wenn sie in
                              									Fleisch und Blut übergegangen ist. Diese Tatsache bringt das Buch dem Leser in
                              									anregender Weise zum Bewußtsein, indem es die graphische Darstellung von den
                              									einfachsten Grundbegriffen bis zu den vollkommensten Raumdarstellungen entwickelt.
                              									Den Abschluß bilden einige Abschnitte über die selbsttätigen Aufzeichnungen
                              									natürlicher Vorgänge, wie magnetische Feldbilder, Oszillogramme usw. An einigen
                              									schwierigeren Stellen, wie bei der Auflösung zusammengesetzter Schwingungen, beim
                              									Oszillograph, Kardiograph, wäre für denjenigen Leserkreis, dem das Buch die größten
                              									Dienste tun wird, eine etwas größere Ausführlichkeit, insbesondere eine Beschreibung
                              									der Apparate, vielleicht wünschenswert. Im übrigen ist das Buch aber durchaus
                              									allgemeinverständlich und infolge der vielseitigen Beispiele und guten Abbildungen
                              									von großer Anschaulichkeit. Unter den wenigen Druckfehlern sei nur die Verwechselung
                              									der Figuren 78b und 78c auf Seite 76 erwähnt.
                           Dr. Gruschke.
                           Die Störungen an elektrischen
                                 										Maschinen. Insbesondere deren Ursachen und Beseitigung. Von Ludwig Hammel. 8°, 66 Seiten. Frankfurt a. M. 1913.
                              									Selbstverlag des Verfassers.
                           Das Büchlein soll nach der Angabe des Verfassers dem mit der Untersuchung von
                              									Störungen an elektrischen Maschinen betrauten Fachmann Fingerzeige geben, die
                              									Ursachen der Störungen richtig zu erkennen, sie zu beseitigen und ihnen vorzubeugen.
                              									Gleichzeitig wendet es sich auch an in der Praxis stehende Installateure, Monteure,
                              									Werkführer usw.
                           In der Einleitung gibt der Verfasser einen kurzen Ueberblick über die heute
                              									meistverbreiteten Maschinengattungen. Es folgen dann zunächst die allgemeinen
                              									Störungen an elektrischen Maschinen, wonach die Störungen an Gleichstrommaschinen
                              									und an Wechselstrommaschinen in zwei besonderen größeren Kapiteln behandelt
                              									werden.
                           Das Büchlein ist leicht verständlich geschrieben und dürfte seinen Zweck gut
                              									erfüllen; nur könnte ihm ein besseres Deutsch nichts schaden.
                           Dr. Gruschke.
                           Praktische Analysis. Von H von
                              									Sande n. Erster Band des Handbuchs der angewandten Mathematik. Herausgegeben von H.
                              									E. Pimerding. XIX und 185 Seiten. Leipzig 1914. B. G.
                              									Teubner. Preis geh. 3,60 M, geb. 4,20 M.
                           Die „praktische Analysis“ hat es mit den Methoden zu tun welche erlauben, eine
                              									vorgelegte Aufgabe bis zur ziffernmäßigen Auffindung des Resultats durchzuführen und
                              									die Genauigkeit der Rechnung abzuschätzen. Bei einer großen Zahl von Problemen aus
                              									der Praxis genügen die graphischen Rechenmethoden; ihre Genauigkeit ist natürlich
                              									eine beschränkte, während eine Rechnung, sofern man nur hinreichend viele Stellen
                              									mitführt, eine beliebige Steigerung der Genauigkeit gestattet. Unter den
                              									Abschnitten, die den Techniker besonders interessieren dürften, sind zu nennen:
                              									Rechenschieber und Rechenmaschinen; numerische und graphische Differentiation und
                              									Integration; mechanische Quadratur; harmonische Analyse; numerische Lösung
                              									algebraischer und transzendenter Gleichungen; graphische und numerische Integration
                              									von gewöhnlichen Differentialgleichungen.
                           Die Darstellung ist außerordentlich geschickt und erläutert jede Methode an einem
                              									Uebungsbeispiel, dessen Lösung numerisch durchgeführt wird Das Buch kommt einem
                              									Bedürfnis der Studierenden an technischen Hochschulen sowohl wie an Universitäten
                              									entgegen und dürfte auch dem mitten in der Praxis stehenden Ingenieur reiche
                              									Belehrung bieten.
                           E. Jahnke.
                           Aus der Praxis des Taylor-Systems
                              									mit eingehender Beschreibung seiner Anwendung bei der Tabor Manufacturing Company in
                              									Philadelphia. Von Dipl.-Ing. Rudolf Seubert. Berlin 1914.
                              									Julius Springer.
                           Das vorliegende Buch ist eine wertvolle Ergänzung der bereits über das Taylor-System
                              									vorhandenen Literatur. Der Wert des Buches liegt vor allen Dingen darin, daß hier
                              									über Erfahrungen mit dem Taylor-System berichtet wird. Wenn auch diese für die
                              									Großindustrie durchaus nicht maßgebend sind, da die Tabor Manufacturing Co. eine
                              									kleine Firma ist, so ersieht man doch aus den Mitteilungen des Verfassers, wie
                              									außerordentlich mühsam es war, das ganze System einzuführen, und wie mißtrauisch die
                              									gesamte Arbeiterschaft dem System gegenübersteht. Der Verfasser teilt mit, daß die
                              									Tabor Comp. fünf Jahre gebrauchte, um zu geordneten Verhältnissen zu kommen.
                           Würde ein moderner Großbetrieb ein ebensolches Risiko mit in den Kauf nehmen müssen,
                              									um bezüglich des Taylor-Systems ins Klare zu kommen, so könnte ihm dies leicht zum
                              									Verhängnis werden, und es dürften sich wohl schwerlich Großbetriebe finden, die eine
                              									derartig gewagte Sache auf sich nehmen würden. Es müßte also zunächst abgewartet
                              									werden, ob man in einem Großbetrieb in jeder Beziehung mit dem Taylor-System gute
                              									Erfahrungen gemacht hat.
                           In bezug auf Verwaltung und Kalkulation unserer Großbetriebe in Deutschland kann man
                              									wohl behaupten, daß sie durchaus auf der Höhe sind. Zum Beweis hierfür führe ich das
                              									vor kurzem erschienene Buch von den Einrichtungen der Firma Ludw. Loewe & Co.
                              									an. Die Einrichtungen dieses Werkes sind geradezu mustergültig, und ebenso ist es
                              									bei anderen Großfirmen. Der scharfe Wettbewerb im Inlande und noch mehr im Auslande
                              									haben unsere Fabrikanten schon lange gezwungen, auf das sorgfältigste zu
                              									kalkulieren, und die Voraussetzung hierfür ist eben die mustergültige Organisation
                              									eines Großbetriebes. Ueberhaupt maßgebend für die Rentabilität eines Unternehmens
                              									ist die richtige Kalkulation der Fabrikate.
                           Der Unterschied des Taylor-Systems gegen die bestehenden Einrichtungen ist eben die
                              									Heraufsetzung der Leistung durch die sogen, wissenschaftlichen Leistungsstudien und
                              									die erhöhte Entlohnung des Arbeiters nach seinen Leitungen. Diese neue Wissenschaft
                              									im Großbetrieb hat zweifellos eine große Bedeutung für die Zukunft. Auf der andern
                              									Seite stehen die bedeutenden Mehrkosten für das notwendige Personal, und man muß
                              									zunächst abwarten, ob bereits in Großbetrieben mit mehreren tausend Arbeitern sich
                              									das System auch in bezug auf Wirtschaftlichkeit bewährt hat.
                           Der Schwerpunkt des ganzen Systems liegt zweifellos in dem Verhalten der
                              									Arbeitnehmer. In dem vorliegenden Buch wird wiederholt von den Schwierigkeiten,
                              									Mißtrauen usw. bei der Einführung des Systems berichtet, und das vertrauensvolle
                              									Zusammenarbeiten von Arbeitgeber und Arbeitnehmer wird wohl noch lange auf sich
                              									warten lassen. Je größer der Betrieb, je größer natürlich die Schwierigkeiten bei
                              									der Einführung. Also auch in dieser Beziehung sind größere Erfahrungen abzuwarten,
                              									bevor ein endgültiges Urteil über das Taylor-System gefällt werden kann.
                           Schultz.
                           
                        
                           
                           Wirtschaftliche Rundschau.
                           
                              Vereinigte Staaten von Amerika. Gründung eines neuen
                                 										Stahlwerkes in Texas City.
                              Nachrichten, die kürzlich in die Oeffentlichkeit drangen und in ihren allgemeinen
                                 										Zügen zutreffend erscheinen, lassen erkennen, daß für Texas City, gegenüber von
                                 										Galveston, aber nicht wie dieses auf einer Insel, sondern auf dem Festland
                                 										gelegen, die Anlage eines großzügigen Stahlwerkes geplant ist. Unter dem Namen
                                 											„Southwestern Steel Development Company“ hat sich eine Gesellschaft
                                 										gebildet, die das Unternehmen mit 30000000 $ Kapital, hauptsächlich
                                 										mitbelgischem Gelde, finanziert haben soll. Die Company ist im November 1913
                                 										gegründet worden und hat Rückhalt an einer Reihe angesehener Geschäftsleute aus
                                 										ganz Texas. Die treibende Kraft ist der Präsident der Gesellschaft, Mr. G. M.
                                 										McElhiney aus Houston, Texas, neben dem als Vizepräsidenten O. L. van Lannigham
                                 										aus Kansas, I. A. Flanagan aus Neuyork und Henry H. Dickinson aus Houston
                                 										stehen; George M. McMahon aus Houston ist Schatzmeister. McElhiney hat auch
                                 										große Interessen in Mexiko. Das Konsortium versuchte vor längerer Zeit Geld zu
                                 										bekommen und insbesondere in Galveston für 200000-300000 $ Aktien zu verkaufen,
                                 										hatte damit aber wenig Glück. Darauf ist McElhiney in diesem Frühjahr in Europa
                                 										gewesen und hat von dort kürzlich gekabelt, daß ihm die Finanzierung des
                                 										Unternehmens gelungen sei; der größte Teil des Kapitals stammt aus Belgien.
                              Die Gesellschaft besitzt bereits eine gutgeeignete, große Baufläche in Texas
                                 										City; dort sollen nach den bisherigen Plänen Hochöfen, ein Walzwerk, eine
                                 										Kokerei und ein Schmelzwerk gebaut werden; 7000 Arbeiter werden in den Werken
                                 										Beschäftigung finden. Die Rohmaterialien sollen aus der nächsten Umgebung
                                 										bezogen werden: Eisenerz aus den Feldern von Ost-Texas in Marion- und
                                 										Caß-County, Kalkstein aus Mittel-Texas (Coryell County), während Kohlen in
                                 										billiger Wasserfracht von Alabama bezogen werden sollen.
                              Es kann nicht geleugnet werden, daß, falls das Unternehmen in dem geplanten
                                 										Umfang zur Ausführung gelangt, dadurch der Süden von Texas, speziell Galveston
                                 										und Texas City, einen Zuwachs von großem wirtschaftlichen Werte erhalten werden;
                                 										es erinnert an die erst vor verhältnismäßig wenig Jahren fertiggewordene
                                 										Gründung des großen Stahlwerks von Gary, Indiana, am Michigansee, etwas südlich
                                 										von den Illinois Steel Works in South Chicago. Besonderes Interesse erweckt der
                                 										jetzige Plan aber, wenn man sich vergegenwärtigt, unter welchen Umständen
                                 										überhaupt Texas City neben Galveston in die Höhe gewachsen ist. Während nach
                                 										Galveston die Pittsburg Steel and Iron Company ihre Tätigkeit verlegt hatte,
                                 										begann nach der Sturmflut, die im Jahre 1900 Galveston verheert hatte, die
                                 										American Steel and Wire Co., eine Tochtergesellschaft des U. S. Steel Trust, das
                                 										Schwergewicht ihres südlichen Geschäfts nach Texas City zu verlegen. Sie
                                 										veranlaßte dort die Anlage großer Werften und den Aufbau umfangreicher
                                 										Lagerhäuser und verschiffte durch die ihr verbündete Wolvin Line die von ihr
                                 										hergestellten großen Mengen von Stacheldraht, eisernen Röhren und eisernen
                                 										Rädern, für die
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 329
                                 
                              
                              sie in Texas, Oklahoma und andern Staaten des Südens
                                 										ein enormes Absatzfeld hatte, nach Texas City. Seit der Zeit ist letztere Stadt
                                 										von Jahr zu Jahr in die Höhe gegangen. Jetzt tritt als neuer Wettbewerber die
                                 										unabhängige Southwestem Steel Development Company dort auf den Plan. (Bericht
                                 										des Kais. Konsulats in New Orleans v. 2. Juli 1914.)
                              
                           
                              Aus Lehranstalten.
                              Unsere Leser machen wir auf die im Anzeigenteil unseres Blattes enthaltene
                                 										Bekanntmachung der Technischen Hochschule zu
                                 										Darmstadt aufmerksam. Dieselbe gewährt eine
                                 										vollständige wissenschaftliche und künstlerische Ausbildung für den technischen
                                 										Beruf. In besonderen Abteilungen werden Architekten, Bau-Ingenieure,
                                 										Kultur-Ingenieure, Masch-Ingenieure, Papier-Ingenieure, Elektro-Ingenieure,
                                 										Chemiker, Elektro-Chemiker und Apotheker ausgebildet; desgleichen in der
                                 										allgemeinen Abteilung Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften, sowie
                                 										Geometer. Auch Frauen werden zum Studium zugelassen. Akademisch gebildete
                                 										Personen und selbständige Männer, die ihrer äußeren Lebensstellung nach nicht
                                 										als Studierende oder Hörer eintreten können, ebenso Frauen können als Gäste zum
                                 										Besuch einzelner Vorlesungen und Uebungen zugelassen werden. Die Technische
                                 										Hochschule hat das Recht, auf Grund besonderer Prüfungen den Grad eines
                                 										Diplom-Ingenieurs und die Würde eines Doktor-Ingenieurs zu erteilen. Infolge
                                 										Vertrags zwischen der Großh. Hessischen und Kgl. Preußischen Landesregierung
                                 										besteht Gleichstellung und gegenseitige Anerkennung für die Vorprüfung und erste
                                 										Hauptprüfung für den Staatsdienst im Hochbau-, Ingenieurbau- und
                                 										Maschinenbaulache, sowohl hinsichtlich der seitherigen vor dem Technischen
                                 										Prüfungsamte abgelegten Staatsprüfungen als auch hinsichtlich der an deren
                                 										Stelle getretenen, auf Grund neuer Diplomprüfungsvorschriften abzuhaltenden
                                 										Diplomprüfungen. Ferner werden an der Technischen Hochschule Fachprüflingen
                                 										abgehalten. Für die Reichsprüfung der Apotheker ist der Besuch der Technischen
                                 										Hochschule dem einer Universität gleichgestellt; auch ist der pharmazeutischen
                                 										Prüfungskommission zu Darmstadt durch Bundesratsbeschluß die Berechtigung zur
                                 										Erteilung für das ganze Reich gültiger Approbationen gegeben worden. Die
                                 										Vorbereitung zum höheren Staatsdienst des Großherzogtums Hessen im Forstfach
                                 										kann teilweise auf der Technischen Hochschule erlangt werden; für die
                                 										Vorbereitung zum Gymnasial- und Real-Lehramt, soweit dieselbe Mathematik und
                                 										Naturwissenschaften betrifft, wird das Studium an der Technischen Hochschule dem
                                 										Studium an Universitäten bis zu drei Halbjahren gleichgemacht. Besonders ist
                                 										noch hervorzuheben, daß durch die eingerichteten Herbst- und Osterkurse es
                                 										möglich ist, zu Ostern oder im Herbst mit dem Studium zu beginnen und somit ohne
                                 										Zeitversäumnis nach je vier Semestern die Vorprüfung, und nach je acht Semestern
                                 										die Hauptprüfung abzulegen.
                              Auch während des Krieges wird das Technikum Altenburg
                                    											S.-A., eine unter Staatsaufsicht stehende technische höhere
                                 										Lehranstalt, den Unterricht fortführen. Es umfaßt Ingenieur-Abteilungen für
                                 										Maschinenbau, Automobilbau und Elektrotechnik, sowie Techniker- und
                                 										Werkmeister-Abteilungen für Maschinenbau- und Elektrotechnik, Außerdem sind
                                 										angegliedert eine Papiermacher-Fachschule und eine Gasmeisterschule sowie eine
                                 										Chauffeurschule untl Lehrwerkstätte. Aufnahmen für das am 15. Oktober er.
                                 										beginnende Wintersemester 1914/15 finden bereits jetzt statt. Interessenten
                                 										stehen ausführliche Programme und Jahresberichte durch das Sekretariat des
                                 										Technikums Altenburg Sa.-A. kostenlos zur Verfügung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329