| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 631 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           1. Das Relativitätsprinzip –
                              									eine Einführung in die Theorie. Von A. Brill in Tübingen.
                              									Zweite Auflage. 34 Seiten 8°. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis geh. M
                              									1,20.
                           2. Das Relativitätsprinzip – drei
                              									Vorlesungen gehalten in Teylers Stiftung zu Haarlem. Von H. A. Lorentz, bearbeitet von W. Keesom. Beihefte zur
                              									Zeitschrift für mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht, herausgegeben
                              									von W. Lietzmann und E. Grimsehl. Nr. 1. 52 Seiten 8°. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner.
                              									Preis geh. M 1,40.
                           In beiden Schriften wird ein in den Jahren 1904 und 1905 von H. Minkowski, H. A. Lorentz und A. Einstein aufgestelltes, allgemeines Prinzip der
                              									theoretischen Physik in Form von Vorträgen behandelt. Es besteht, in der
                              									Formulierung Einsteins ausgedrückt, in der Hypothese, daß
                              									immer und unter allen Umständen die Erscheinungen in einem
                                 										System von Körpern nur von den Lagen und Bewegungen dieser Körper relativ zu einander abhängen, in dem Sinne, daß es auf
                              									die in dem System sich abspielenden Erscheinungen keinerlei Einfluß hat, daß das
                              									System von Körpern als Ganzes irgend eine konstante
                                 										Translationsgeschwindigkeit hat. Die bekannteste Anwendung fand das Prinzip
                              									zunächst auf die Frage, ob sich der Lichtäther als Uebertragungsmittel für
                              									Lichtschwingungen mit den materiellen Körpern, insonderheit der Erde mitbewegt oder
                              									nicht, d.h. ob etwa ein Lichtstrahl i n Richtung der Bewegung der Erde um die Sonne
                              									auf der Erde sich rascher ausbreitet als normal zu dieser Richtung; die
                              									Interferenzversuche von Michelson, Morley, D. C. Miller, welche in Amerika angestellt wurden, ließen
                              									keinen Unterschied wahrnehmen, wiewohl die zu erwartende Größe des Effekts, nämlich
                              									eine Verschiebung von Interferenzstreifen, auf welche es bei der Versuchsanordnung
                              									ankam, beobachtbar gewesen wäre.
                           Zur Probe der Richtigkeit des Relativitätsprinzips kann nur die Uebereinstimmung mathematischer Konsequenzen aus dem Prinzip mit beobachtbaren Erscheinungen dienen, und beide Schriften
                              									wollen einige solche Konsequenzen ableiten. Die Lektüre erfordert daher Vertrautheit
                              									mit analytischgeometrischen Beziehungen und mit analytischer Mechanik.
                           Die Brill sehe Darstellung hatte den Zweck, in einem 1911
                              									an der Universität Tübingen abgehaltenen Ferienkurs von Lehrern der Mathematik an
                              									höheren Schulen die einfachsten mathematischen Konsequenzen auseinanderzusetzen und
                              									erfüllt diese Aufgabe in sehr klarer Weise: Brill geht
                              									von den Differentialgleichungen der Newtonschen Mechanik
                              									aus, indem er einen mechanischen Vorgang in rechtwinkligen Ortskoordinaten x y z eines ruhenden Koordinatensystems und der
                              									Zeitkoordinate t darstellt (Darstellung eines
                              									Beobachters A), und entwickelt die Bedingung dafür, daß
                              									die mathematischen Gleichungen ungeändert bleiben, wenn derselbe mechanische Vorgang
                              									auf ein mit gleichförmiger Geschwindigkeit bewegtes Koordinatensystem x' y' z' und eine Zeit t'
                              									bezogen wird (Darstellung eines Beobachters B), und wenn verlangt wird, daß in beiden Fällen ein
                              									Ausbreitungsvorgang gleichförmig nach allen Richtungen und mit gleicher
                              									Geschwindigkeit c, also etwa eine Wellenausbreitung in
                              									beiden Fällen in Kugelwellen erfolgt.
                           Eine merkwürdige Konsequenz ist, daß dann die Einheiten für Länge und Zeit für die
                              									beiden Beobachter (den „ruhenden“ und den „bewegten“) nicht gleich
                              									angenommen werden dürfen, sondern daß diese Einheiten für das ruhende System einen
                              									andern Wert annehmen als für das bewegte, also die Maßstäbe je nach der relativen
                              									Geschwindigkeit derselben zu einander als von einander abweichend gedacht werden
                              									müssen.
                           Auch die Masse
                              									m eines Körpers der Newtonschen Mechanik kann nicht mehr unabhängig von der Bewegung angenommen
                              									werden, sondern muß in der Rechnung ersetzt werden durch den Ausdruck
                              										\frac{m}{\sqrt{1-\frac{v^2}{c^2}}} (sogenannte transversale
                              									Masse), wenn der Körper normal zur Kraftrichtung sich mit der Geschwindigkeit v relativ zum Koordinatensystem bewegt und die
                              									Ausbreitungsgeschwindigkeit der Kraftwirkung c ist;
                              									dies ist bei den elektromagnetischen Schwingungen der Fall; c ist hier die Lichtgeschwindigkeit, das ist 300000 km/Sek. Das Verhältnis
                              										\frac{v}{c} ist beim Michelsonschen Versuch nur etwa 1/10000 und nähert sich dem Wert 1 für die enorm
                              									raschen Bewegungen der Kathodenstrahlteilchen und der ß-Teilchen der radioaktiven Substanzen. Für gewöhnliche mechanische Bewegungen
                              									ist die Masse wegen der kleinen erreichbaren Geschwindigkeiten wie in der
                              									klassischen Newtonschen Mechanik als unveränderlich zu
                              									betrachten.
                           Das eingehendere Lorentzsche Schriftchen stellt
                              									gleichfalls an analytisch-mechanische Kenntnisse des Lesers einige Anforderungen,
                              									indessen nimmt der theoretische Physiker Lorentz mehr den
                              									Zusammenhang der Relativitätstheorie mit den wirklichen physikalischen Vorgängen als
                              									Ausgangs- und Zielpunkt seiner Darlegungen als der Mathematiker Brill.
                           Im dritten Vortrag geht Lorentz auf die neuesten
                              									Betrachtungen Einsteins über das Schwerkraftfeld ein,
                              									welche eine Verallgemeinerung des Relativitätsprinzips auf gleichförmig beschleunigte relative Bewegung der vorgenannten
                              									Koordinatensysteme bedeuten. Hierfür stellt Einstein ein
                              									neues Prinzip, das sogen. „Aequivalenzprinzip“
                              									auf, welches besagt, daß eine Darstellung der Erscheinungen im homogenen
                              									Gravitationsfeld identisch wird mit einer Darstellung, bei welcher die Körper ruhen
                              									und das Koordinatensystem sich mit gleichförmiger Beschleunigung gegen die Körper
                              									bewegt Die Annahme der vollständigen Aequivalenz führt Einstein zu folgenden zwei Schlüssen, in welchen das starke
                              									Gravitationsfeld der Sonne benutzt wird, um eine aus dem Aequivalenzprinzip folgende
                              									Einwirkung eines Gravitationsfeldes auf Lichtschwingungen in speziellen Fällen
                              									vorauszuberechnen: erstens, die von einem Stern kommenden Lichtstrahlen müssen, wenn
                              									sie nahe an der Sonne vorbeistreichen, eine Richtungsänderung erfahren, welche 0,83“
                              									beträgt, und zweitens, daß ein Natriumteilchen, das übrigens unter gleichen
                              									Umständen schwingt, falls sein Licht an einer bestimmten Stelle des Spektrums
                              									untersucht wird, langsamer zu schwingen scheint, wenn es sich auf der Sonne
                              									befindet, als wenn es auf der Erde ist. Die entsprechende Verschiebung der
                              									Spektrallinie nach dem Rot hin würde etwa 1/500 des Abstandes zwischen den beiden Komponenten
                              										D1 und D2 der
                              									Natriumdoppellinie ausmachen.
                           Leider ermöglichen zurzeit die zur zahlenmäßigen Prüfung der Relativitätstheorie
                              									heranziehbaren Experimente noch keine bestimmte Stellungnahme der Experimentalphysik
                              									zu dem theoretisch hochinteressanten gedanklichen Inhalt der zahlreichen bereits
                              									vorliegenden Arbeiten zur Relativitäts- und Aequivalenztheorie; deren einfachsten
                              									Kern die beiden besprochenen Schriften, jedes in seiner Weise, trefflich
                              									wiedergeben.
                           K. T. Fischer, München.
                           Das Trocknen und die Trockner.
                              									Anleitung zu Entwurf, Beschaffung und Betrieb von Trocknereien für alle Zweige der
                              									mechanischen und chemischen Industrie für gewerbliche und für landwirtschaftliche
                              									Unternehmungen. Von Ingenieur Otto Marr. Technische
                              									Handbibliothek, Bd. IV. Zweite Auflage. Mit 262 Abbildungen. München und Berlin. R.
                              									Oldenbourg. In Leinwand geb. Preis 14,– M.
                           Die Trocknung von Rohstoffen, Halb- und Fertigprodukten ist für viele Industriezweige
                              									eine der schwierigsten und wichtigsten Aufgaben, für deren Lösung das in zweiter Auflage
                              									vorliegende Marrsche Buch einen treuen Ratgeber
                              									darstellt.
                           Im ersten Teil des Buches wird der Trockenprozeß theoretisch behandelt, die
                              									Berechnung von Trocknungsvorrichtungen an Hand von Beispielen erläutert und die
                              									zweckmäßige konstruktive Ausbildung von verschiedenen Trockenvorrichtungen
                              									dargelegt. Bei Bearbeitung des ersten Teiles des Buches hat der Verfasser in
                              									anerkennenswerter Weise wichtige Ergebnisse neuerer Forschungen und Versuche
                              									berücksichtigt. Ebenfalls sind die für Trocknungseinrichtungen in Frage kommenden
                              									Heizmittel und Heizvorrichtungen nebst Zubehörteilen besprochen.
                           Der zweite Teil des Buches ist der Besprechung der Ausführung von gebräuchlichen
                              									Trocknern gewidmet. Den Anfang machen hierbei die Trockner für landwirtschaftliche
                              									Produkte und Futtermittel. Dann werden Trockner für Baumaterialien, insbesondere
                              									deren recht schwierig künstlich zu trocknendes Material, das Holz, besprochen.
                              									Hieran schließen sich die Trockner für Brennstoffe, Klebstoffe, Gerbstoff-Extrakte,
                              									Malz-Extrakte usw. Ein weiterer Abschnitt behandelt die Trockner für chemische und
                              									verwandte Industriezweige, sowie solche für die Elektrizitäts-Industrie. Der knapp
                              									gehaltene Abschnitt über Trockner für Gummi und Kautschuk könnte bei Neuauflage des
                              									Buches im Text etwas erweitert und auch durch einige Abbildungen von ausgeführten
                              									Gummi- bzw. Kautschuk-Trockenanlagen ergänzt werden. Weiter sind in dem Buche die
                              									Ausführungen der Vakuum-Trockner für Explosivstoffe, der Trockner für hohe
                              									Temperaturen und die Papier-, Pappen- und Kartonagen-Trockner behandelt. Für den
                              									folgenden Abschnitt „Trockner für die Textil- und Bekleidungsindustrie“ sei
                              									dem Verfasser empfohlen, für loses Textilgut und Garne usw. auch die hierfür häufig
                              									verwendeten und auf dem Gegenstromprinzip beruhenden Kanaltrockner später ev.
                              									aufzunehmen, bei welchen die zu trocknende Ware auf eine, mit entsprechender
                              									Geschwindigkeit laufende Transportvorrichtung gebracht, und die Ware nach einmaligem
                              									Durchlaufen des Kanals getrocknet und gekühlt ist. Der Schluß des Buches bringt in
                              									gedrängter Uebersicht die gebräuchlichsten Ausführungen der Trockner für Nahrungs-
                              									und Genußmittel.
                           In der mit viel Sorgfalt bearbeiteten zweiten Auflage „Das Trocknen und die
                                 										Trockner“ gibt der auf dem Gebiete der Trocknungstechnik bekannte Verfasser
                              									seine reichen Erfahrungen wieder, und durch seine klaren Ausführungen über die
                              									Theorie des Trocknens und über den konstruktiven Aufbau der gebräuchlichsten
                              									Trockenvorrichtungen ist dazu beigetragen, daß auch die zweite Auflage des Marrschen Buches über die nächsten Fachkreise hinaus
                              									günstige Aufnahme finden wird.
                           Otto Brandt.
                           Mitteilungen der Prüfungsanstalt für Heizungs- und
                              									Lüftungseinrichtungen an der Kgl. Techn. Hochschule Berlin. Vorsteher: Prof. Dr.
                              									techn. K. Brabbée. Heft 7: Untersuchung eines Lollar-Großdampfkessels. Mit 6 Tafeln. 39 Seiten Groß
                              									8°. München und Berlin 1914. R. Oldenbourg, Preis geh. 5 M.
                           In sehr vielen Zweigen der Technik beginnt das Prüffeld eine immer größere Rolle zu
                              									spielen. Auch die Hersteller von Heizungsanlagen können sich nicht länger dem
                              									entziehen, ihre Erzeugnisse zunächst in einem Prüffelde auf das genaueste zu
                              									untersuchen, ehe sie damit an die Oeffentlichkeit treten. Eine solche Untersuchung
                              									eines Dampfkessels, der für Niederdruck-Dampfheizungen bestimmt ist, behandelt das
                              									vorliegende Heft. Es ist ein Niederdruckkessel mit zwölf Gliedern und insgesamt 28,5
                              										m2 Heizfläche, gebaut von den Buderusschen
                              									Eisenwerken, Wetzlar. Zweck der Untersuchung war namentlich die Ermittlung der
                              									Wirkungsgradkurve bei verschiedenen Belastungen. Dabei wurde nicht bloß die
                              									Nutzleistung des Kessels festgestellt, sondern auch die Abwärmeverluste, die
                              									Verluste durch unverbrannte Bestandteile in den Rauchgasen sowie die Verluste durch
                              									Verbrennliches in den Herdrückständen, wodurch als Restglied die Leitungs- und
                              									Strahlungsverluste des Kessels erscheinen mußten. Die gesamte Anordnung der
                              									Versuchseinrichtung sowie der Gang der ganzen Untersuchung wird mit großer
                              									Ausführlichkeit unter Beigabe guter Abbildungen und einer Fülle von übersichtlichen
                              									Zahlentafeln angegeben. Die Ergebnisse der Untersuchung – nebenbei bemerkt
                              									Wirkungsgrade von über 80 v. H. – werden kritisch beleuchtet. Der ganze Bericht
                              									dürfte für viele derartige Untersuchungen und Berichte vorbildlich sein, weshalb das
                              									Heft allen, die sich mit solchen und ähnlichen Untersuchungen zu befassen haben,
                              									sehr empfohlen werden kann.
                           R. Vater.
                           Einführung in die Vektoranalysis mit
                                 										Anwendungen auf die mathematische Physik. Von R. Gans. Dritte Auflage. 130 Seiten. Leipzig 1913. B. G. Teubner. Preis geh.
                              									3,40 M, geb. 4,– M.
                           Das Buch von Gans erfreut sich mit Recht steigender
                              									Beliebtheit. Es verdankt seinen Erfolg nicht zuletzt der weisen Beschränkung, die
                              									sich der Verfasser inbezug auf den Umfang auferlegt hat. Es soll eben nur eine
                              									Einführung in die Methoden der Vektoranalysis bieten. So hat der Verfasser darauf
                              									verzichtet, die vierdimensionale Vektoranalysis aufzunehmen, die neuerdings bei der
                              									Darstellung der Relativitätstheorie zur Verwendung gekommen ist. Bei der Behandlung
                              									der Tensoren beschränkt er sich auf die symmetrischen Tensoren, da gerade diese in
                              									den physikalischen Anwendungen häufig auftreten.
                           Uebrigens bezeichnet der Verfasser mit manchen andern neueren Autoren das
                              									Vektorprodukt gleichzeitig als äußeres Produkt. Es wäre wünschenswert, daß in der
                              									nächsten Auflage die zweite Bezeichnung unterdrückt würde, da der von Graßmann eingeführte Ausdruck: äußeres Produkt nicht
                              									dasselbe bedeutet wie Vektorprodukt.
                           Jahnke.
                           Sammlung Göschen. Elektrische Schaltapparate. Von Prof. Dr.-Ing. Erich Beckmann. Mit 54 Abbildungen im Text und 107
                              									Abbildungen auf 20 Tafeln. Berlin und Leipzig 1914.
                           Bei der Entwicklung der Elektrotechnik wurde naturgemäß auf diejenigen Elemente der
                              									Stromkreise, welche Veränderungen in den Stromwegen eines Leitungssystems durch
                              									Herstellen und Beseitigen von metallischen Verbindungen bewirken, am wenigsten Wert
                              									gelegt. Die Schalter waren zuerst sehr primitive Apparate, ebenso die
                              									Regelungsmittel und die Sicherungen. Die gewaltigen Fortschritte der
                              									Starkstromtechnik erzwangen auch für dieses Beiwerk die größte Aufmerksamkeit,
                              									welche zur Ausgestaltung eines ganzen selbständigen Fabrikationsgebietes geführt
                              									hat.
                           Das vorliegende Buch gibt ein Bild davon, wie umfangreich dieses Gebiet geworden ist.
                              									Zur Einleitung sind einige Ausführungen über Schaltvorgänge im allgemeinen und über
                              									die Wirkungsweise von Schaltapparaten gegeben. Es folgen dann in zwei großen Gruppen
                              									die Schaltapparate und die Regulierapparate. In beiden Fällen wird ausgegangen von
                              									den einfachsten von Hand bedienten Apparaten, dann folgen die gesteuerten und
                              									schließlich die selbsttätigen Schalt- und Regelungsapparate; bei den Schaltern
                              									außerdem noch die Strom- und Spannungssicherungen.
                           Das Buch ist nicht nur eine Aufzählung der gebräuchlichen Apparate, sondern gibt an
                              									angebrachten Stellen auch Theorie, soviel sie in den Rahmen paßt. Außerdem ist
                              									großer Wert auf die Besprechung der bei den Schaltvorgängen eintretenden.
                              									Nebenerscheinungen gelegt. Die zahlreichen Abbildungen im Text werden ergänzt durch
                              									20 Tafeln mit Photographien von Schalt- und Regelungsgeräten.
                           Das Büchlein wird zur Information dienen, aber auch mit Vorteil in der Praxis zu Rate
                              									gezogen werden.
                           Gruschke.
                           
                        
                           
                           Wirtschaftliche Rundschau.
                           
                              Vereinigte Staaten von Amerika. Stahlerzeugung
                                 										1913.
                              Der am 15. Juli 1914 durch das „American Iron & Steel Institute“
                                 										veröffentlichten Statistik der Stahlerzeugung (die amerikanische Bezeichnung
                                 											„steel“ umfaßt Stahl und Flußeisen) in den Vereinigten Staaten von
                                 										Amerika im Jahre 1913 sind die folgenden Einzelheiten entnommen.
                              Die Gesamterzeugung von Stahl in Rohblöcken und
                                 										Formguß stellte sich für 1913 auf 31300874 Tonnen (gross tons = 2240 Pfund engl.
                                 										= 1016 kg); sie hat um 49571 Tonnen oder 0,15 v. H. gegen 1912 zugenommen. Die
                                 										Stahlerzeugung des Jahres 1913 war die höchste bisher in den Vereinigten Staaten
                                 										erreichte. Nach dem Verfahren der Herstellung verteilte sich die Stahlerzeugung
                                 										wie folgt:
                              
                                 
                                    
                                       
                                       Verfahren
                                       
                                    Tonnen
                                    Zu- oder Ab-nahme Proz.
                                    
                                 
                                    Bessemer
                                    9545709
                                    – 7,5
                                    
                                 
                                    Flammofen
                                    21599931
                                    + 3,9
                                    
                                 
                                    Tiegel
                                    121226
                                    – 0,2
                                    
                                 
                                    Elektrisches und andere Verfahren
                                    34011
                                    + 55
                                    
                                 
                              Trennt man die Stahlerzeugung nach Form des Erzeugnisses in Rohblöcke und Formguß
                                 										sowie nach der Art der Herstellung, so ergibt sich folgende
                                 										Zusammenstellung:
                              
                                 
                                    
                                       
                                       Verfahren
                                       
                                    BlöckeTonnen
                                    Zu-oder Ab-nähme Proz.
                                    GußTonnen
                                    Zu-oder Ab-nähme Proz.
                                    
                                 
                                    Bessemer
                                    9465200
                                    – 7,6
                                    80506
                                        + 17
                                    
                                 
                                    Flammofen
                                    20689715
                                    + 4,0
                                    910216
                                        +   4,5
                                    
                                 
                                    Tiegel- und andere Ver-    fahren
                                    125215
                                    + 7,7
                                    30022
                                        + 11
                                    
                                 
                              Die Stahlerzeugung im Flammofenverfahren übertraf die
                                 										Stahlerzeugung im Bessemerverfahren im Jahre 1913 um 12054225 Tonnen; es
                                 										wurde also 1913 um 126 v. H. mehr Flammofen- als Bessemermaterial erzeugt. Es
                                 										wurden im Jahre 1913 im ganzen 20344626 Tonnen Flammofenstahl im basischen und 1255305 Tonnen im sauren Verfahren hergestellt. Die Herstellung im basischen Verfahren
                                 										hat im Jahre 1913 gegenüber 1912 um 3 v. H., die im sauren Verfahren um 10 v. H.
                                 										zugenommen. Die Erzeugung von Blöcken im basischen Verfahren belief sich auf
                                 										19884465 Tonnen im Jahre 1913, 3,6 v. H. mehr als 1912, die Erzeugung von
                                 										Blöcken im sauren Verfahren betrug 805 250 Tonnen und war um 13 v. H. höher als
                                 										1912. Die Herstellung von Guß aus dem Flammofen trennte sich in 460161 Tonnen im
                                 										basischen und 450055 Tonnen im sauren Verfahren. Die Erzeugung von Guß im
                                 										basischen Verfahren hat um 3,6 v. H., die im sauren Verfahren um 5,3 v. H.
                                 										zugenommen. Am Schlusse des Jahres 1913 bestanden 183 betriebsfähige Anlagen zur
                                 										Herstellung von Flammofenstahl, von denen 25 stillgelegt waren. Von der
                                 										Gesamtzahl der Anlagen waren 119 für das basische Verfahren eingerichtet, 14 von
                                 										diesen waren stillgelegt; 93 Anlagen waren für das saure Verfahren eingerichtet;
                                 										von diesen waren 17 außer Betrieb.
                              Die Gesamterzeugung von Stahl im Bessemerverfahren hat
                                 										1913 um 7,5 v. H. abgenommen. Seit 1906 ist die Herstellung von Bessemerstahl
                                 										ständig zurückgegangen. Von der Gesamterzeugung von Stahl im Bessemerverfahren
                                 										entfielen 9465882 Tonnen auf das normale Bessemerverfahren, 42408 auf das
                                 										Tropenasverfahren und 37416 Tonnen auf andere Abarten des Bessemerverfahrens.
                                 										Ende 1913 waren 30 Anlagen für das normale Bessemerverfahren, 39 Anlagen für das
                                 										Tropenasverfahren, 41 Anlagen für andere Arten des Bessemerverfahrens
                                 										eingerichtet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 329
                                 
                              
                              Eine Zunahme von 53,6 v. H. hat sich für die Herstellung von Stahl im Doppelverfahren herausgestellt, das heißt für die
                                 										erste Behandlung im Bessemer Konverter bei Fertigstellung im basischen
                                 										Flammofen. Der im Doppelverfahren hergestellte Stahl belief sich auf 2210718
                                 										Tonnen, die in der Erzeugungsziffer für basisches Flammofen verfahren
                                 										einbegriffen sind.
                              Die Herstellung von Stahl im elektrischen Verfahren
                                 										belief sich im ganzen auf 30180 Tonnen und war um 64,8 v. H. größer als 1912.
                                 										Die Erzeugung von Elektrostahl trennte sich in 20973 Tonnen Blöcke und 9207
                                 										Tonnen Guß. Am Schlusse des Jahres 1913 waren 19 Werke zur Herstellung von
                                 										Elektrostahl eingerichtet; 3 Anlagen waren im Baue und 7 Anlagen waren geplant.
                                 										Am Schlusse des Jahres 1912 bestanden nur 14 Anlagen.
                              Die Gesamtzahl der Anlagen, die für das Tiegelschmelzverfahren eingerichtet waren, belief sich Ende 1913 auf
                                 										101, davon waren 19 außer Betrieb. Die Gesamterzeugung von Tiegelstahl betrug
                                 										121226 Tonnen, um 291 weniger als 1912. Es wurden 103655 Tonnen Blöcke und 17571
                                 										Tonnen Guß im Tiegelschmelzverfahren hergestellt.
                              Die Erzeugung von legiertem Stahl wie Ferrovanadium,
                                 										Ferrotitan, Ferrowolfram usw. stellte sich wie folgt:
                              
                                 
                                    
                                       Verjähren
                                       
                                    Blöcke
                                    Guß
                                    
                                 
                                    
                                    
                                       Tonnen
                                       
                                    
                                 
                                    Bessemer
                                    53751
                                    21173
                                    
                                 
                                    Flammofen, saures
                                    153140
                                    60264
                                    
                                 
                                    Flammofen, basisches
                                    382437
                                    4049
                                    
                                 
                                    Tiegel
                                    25281
                                    2998
                                    
                                 
                                    Elektrisches und andere Verfahren
                                    10821
                                    443
                                    
                                 
                                    –––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    625430
                                    88927
                                    
                                 
                              Verglichen mit 1912 hat die Herstellung von legierten Stahlblöcken unter
                                 										Zusatz von Eisenlegierungen um 9 v. H., die von solchem Stahlguß um 13 v. H.
                                 										abgenommen.
                              (Bericht des Handelssachverständigen beim Kaiserl.
                                 										Generalkonsulat in New York.)
                              ––––––
                              
                           
                              Vereinigte Staaten von Amerika.Bergbau im Staate
                                 										Süd-Dakota 1913.
                              Während des Jahres 1913 waren im Staate Süd-Dakota 30 Bergwerksbetriebe in
                                 										Tätigkeit. Der Gewinn an Gold, Silber, Kupfer und Blei daraus stellt sich auf
                                 										7424333 $, das heißt etwa 600000 $ niedriger als im Vorjahr, das mit einer
                                 										Ausbeute von 8019370 $ das beste Ergebnis seit 1876 aufgewiesen hatte, in
                                 										welchem Jahre zum ersten Male bergmännischer Betrieb in Süd-Dakota aufgenommen
                                 										worden ist.
                              Die Goldausbeute im Jahre 1913 betrug 354071 Unzen (zu 31,103 g) im Werte von
                                 										7319294 $, also beinahe 99 % der Gesamtausbeute. Die Goldgewinnung ist damit um
                                 										27674 Unzen im Werte von 572076 $ zurückgegangen. Die Ausbeute von Waschgold
                                 										fiel von 664 Unzen im Jahre 1913 auf 67 Unzen für 1913. Ebenso fiel die
                                 										Silberproduktion von 206460 auf 172702 Unzen. Gefördert und verarbeitet wurden
                                 										1913: 1899167 Tonnen (zu 907 kg) Erz gegen 1901726 Tonnen im Jahre 1912.
                              Von der Ausbeute wurden 1895445 Tonnen durch die Hammerwerke im Staate weiter
                                 										verarbeitet und ergaben für 7219399 $ Gold und 163359 Unzen Silber.
                                 										Durchschnittlich enthielt 1 Tonne Erz für 3,81 $ Gold. In den Schmelzwerken
                                 										wurden 3722 Tonnen verarbeitet, die im Durchschnitt 1,28 Unzen Gold und 2,51
                                 										Unzen Silber in der Tonne enthielten. Als Nebenprodukt ergab dieses Erz 10205
                                 										Pfund Blei gegen 22845 Pfund im Vorjahr.
                              (Bericht des Kaiserl. Konsuls in St. Paul, Minnesota)
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329