| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 357 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Die Grundzüge der technischen
                                 										Wärmelehre. Von Gustav Puschmann. 167 Seiten 8°
                              									mit 39 Abbildungen. Leipzig 1914. Dr. Max Jänecke.
                           Das Buch ist, wie es im Vorwort heißt, in erster Linie als Hilfsbuch für den
                              									Unterricht an höheren Maschinenbauschulen gedacht. Im ersten Abschnitt werden
                              									besprochen physikalische und chemische Grundlagen. Der zweite Abschnitt behandelt
                              									ausführlich die Gase, der dritte die Kompressoren, der vierte die Eigenschaften des
                              									Wasserdampfes. Im fünften Abschnitt werden die Kreisprozesse der Wärmekraftmaschinen
                              									besprochen, der sechste handelt vom Ausströmen von Gasen und Dämpfen aus Gefäßen mit
                              									gleichbleibendem Innendruck, der fünfte Abschnitt endlich behandelt den Begriff der
                              									Entropie sowie die TS-und IS-Diagramme.
                           Der Vorzug des Buches scheint mir darin zu liegen, daß bei im allgemeinen
                              									leichtverständlicher Darstellungsweise den durchgerechneten Zahlenbeispielen viel
                              									Platz eingeräumt ist. Das erscheint mir gerade für die Kreise, für die das Buch in
                              									erster Linie bestimmt ist, ungemein wichtig, denn erfahrungsgemäß bereitet gerade in
                              									der mechanischen Wärmetheorie die Anwendung der Formeln auf Fälle der Praxis nicht
                              									bloß Schülern und Studierenden große Schwierigkeiten. Andererseits scheint mir aber
                              									doch, als wenn der Verfasser an vielen Stellen den Rahmen, wie er durch die oben
                              									mitgeteilten Worte der Vorrede angedeutet ist, nicht innegehalten hätte.
                              									Stellenweise gibt das Buch entschieden viel mehr als es den Zielen von höheren
                              									Maschinenbauschulen entsprechen dürfte, und auch auf das Verständnis des
                              									Leserkreises scheint mir häufig nicht genügend Rücksicht genommen zu sein. Um z.B.
                              									gleich eins herauszugreifen: der allerdings nicht ganz einfache Begriff der Entropie
                              									wird mit folgenden Worten abgetan: „Auf ihre tiefere Bedeutung soll hier nicht
                                 										eingegangen werden. Der Anfänger betrachtet sie am besten als eine Hilfsgröße,
                                 										die eine zweckmäßige Vereinfachung der Rechnung und Darstellung herbeiführen
                                 										soll.“ Ja, wo soll denn auf die tiefere Bedeutung eingegangen werden, wenn
                              									nicht in einem solchen Buche? Und so schwierig ist der Begriff denn doch nicht, daß
                              									dem Schüler nicht wenigstens eine Art von Erklärung gegeben werden könnte. Ungefähr
                              									ebensosteht es mit den beiden „Hauptsätzen“ der mechanischen
                              									Wärmetheorie. Kein Mensch, am allerwenigsten ein Schüler, wird aus dieser
                              									Darstellungsweise herauslesen können, warum denn gerade diese Sätze „die Hauptsätze“ der mechanischen Wärmetheorie
                              									genannt werden. Die praktische Unausführbarkeit des Carnot-Prozesses dürfte nach der auf S. 110 gegebenen Erklärung wohl auch
                              									kein Schüler verstehen. Bei der Energie des Dampfes heißt es S. 88: „Die
                                 										Verdampfungswärme findet sich im Dampf als „Wärme“ nicht wieder, da die
                                 										Temperatur sich bei der Verdampfung nicht ändert.“ Ein solches
                              									Durcheinanderwerfen der Begriffe Wärme und Temperatur erscheint mir in einem Buche
                              									über mechanische Wärmetheorie nicht gerade zweckmäßig. Auch sonst fehlt es nicht an
                              									Unklarheiten. Was soll sich z.B. ein Schüler für eine Vorstellung machen von
                              									polytropischer Zustandsänderung? Auf S. 39 heißt es, es sind Zustandsänderungen bei
                              										ganz beliebiger Wärmezufuhr oder Wärmeentziehung. Auf
                              									S. 68 heißt es „man bezeichnet deshalb als polytropische Zustandsänderung im
                                 										engeren Sinne nur die, welche das Gesetz p . vm befolgen, wobei der Exponent m zwischen 1 und k liegt“, während auf S. 71 von der Gleichung
                              									der polytropischen Zustandsänderung gesagt wird „allgemein kann aber m jeden beliebigen Wert von – ∞ bis – ∞
                                 										annehmen!“ Auf S. 6 werden überhitzte Dämpfe erklärt als „solche
                                 										luftförmige Stoffe, die durch verhältnismäßig geringe
                                 										Aenderung von Temperatur, Druck und Rauminhalt in den flüssigen Zustand
                                 										übergeführt werden können, z.B. überhitzter Wasserdampf“. Später, S. 95,
                              									heißt es: Man bezeichnet den Dampf in diesem Zustande als überhitzt..., denn es
                                 										kann erst eine größere Abkühlung erfolgen, ehe der
                                 										Dampf sich wieder zu verflüssigen beginnt“. S. 2 steht ein Satz, der so, wie
                              									er dasteht – gemeint ist er wahrscheinlich ganz anders – geradezu falsch ist:
                              										„Nach den Gesetzen der Hydrostatik ist der Gesamtdruck auf eine wagerechte
                                 										Bodenfläche gleich dem Gewicht der darüberstehenden Flüssigkeit.“
                              									Bekanntlich lehrt die Hydrostatik gerade die Unabhängigkeit des Bodendruckes von dem
                              									Gewichte der darüberstehenden Flüssigkeit (hydrostatisches Paradoxon!). Das
                              									IS-Diagramm von Mollier ist recht stiefmütterlich
                              									behandelt. Seine Anwendbarkeit ist viel größer als es hier angegeben ist. Es lassen
                              									sich aus ihm doch namentlich auf die Eigenschaften von Dampfmaschinen und
                              									Dampfturbinen sehr fesselnde Schlüsse ziehen.
                           Die Ausstattung des Buches ist vorzüglich: Klarer Druck, vortrefflich ausgeführte
                              									Skizzen; und da die Darstellungsweise, wie ich schon hervorhob, im allgemeinen klar
                              									und leichtverständlich ist, möchte ich die hier gemachten Ausstellungen nicht gerade
                              									als sehr schwerwiegend betrachten; ich glaube vielmehr das Buch immer noch mit gutem
                              									Gewissen für den beabsichtigten Zweck empfehlen zu können.
                           R. Vater.
                           Schwedisches Industriebuch.
                              									Herausgegeben zum baltischen Ingenieurkongreß Malmö 1914. Göteborg 1914. Zachrisson.
                              									Preis geb. 6,– M.
                           Anläßlich des baltischen Ingenieurkongresses zu Malmö wurde vom Verband schwedischer
                              									Ingenieurvereine das vorliegende Werk herausgegeben, das eine erschöpfende
                              									Uebersicht über die Entwicklung der schwedischen Industrie gibt. Es besteht in einer
                              									Sammlung von weit mehr als hundert Monographien, deren jede einem hervorragenderen
                              									industriellen Unternehmen Schwedens gewidmet ist. In eingehender Weise erhält der
                              									Leser Auskunft über den Werdegang und den augenblicklichen Stand der betreffenden
                              									Firmen. Zahlreiche Abbildungen in guter Ausführung beleben den Text. Zweifellos wird
                              									die Schrift dazu beitragen, die Achtung vor dem Gewerbefleiß unseres auf so hoher
                              									Kulturstufe stehenden nördlichen Nachbarn zu stärken. Etwas störend wirkt das nicht
                              									immer ganz gewandte Deutsch, das man besonders bei den Unterschriften der
                              									Abbildungen findet. So wird wiederholt das „Exterieur“ eines Gebäudes und das
                              										„Interieur“ einer Werkstatt gezeigt. Eine Abbildung wird in unklarer
                              									Weise als „Dampfturbinengehäuse einer Ausbohrmaschine“ bezeichnet und
                              									dergleichen mehr. Indessen sind diese Aeußerlichkeiten nicht imstande, dem Werte des
                              									Werkes Abbruch zu tun. Der Ankauf des Industriebuches, auf dessen ansprechendes
                              									Aeußere besonders hingewiesen sei, kann daher gewerblichen Kreisen warm empfohlen
                              									werden. Besonders im Hinblick auf die nach dem Kriege in vieler Beziehung notwendig
                              									werdende Neuordnung unserer Industrie dürfte es für den deutschen Unternehmer von
                              									Wert sein, Klarheit über die gewerbliche Lage des Auslandes zu gewinnen.
                           Schmolke.
                           Die praktischen Darstellungen des
                                 										Zimmermanns auf dem Reißboden für den Hoch- und Treppenbau. Von Georg Rebstein. Zürich. Art. Inst. Orell Füßli. Preis
                              									geb. 6,– M.
                           Das vorliegende Werk trägt auf dem Titelblatt das Motto „Aus der Praxis, für die
                                 										Praxis.“ Bei einiger Literaturkenntnis wird man nicht in Abrede stellen
                              									können, daß dies vielversprechende Schlagwort oftmals mißbräuchlich zum Anlocken von
                              									Käufern aus Handwerkerkreisen benutzt wird; und auch bei der Durchsicht dieser
                              									Schrift muß man sich zunächst darüber wundern, daß derVerfasser dem Zimmermann
                              									zur Einleitung eine kurze historische Uebersicht über die Entwicklung der
                              									mathematischen Wissenschaft bei der altägyptischen Priesterkaste und im klassischen
                              									Griechenland gibt. Ebenso scheint die sich anschließende Zusammenstellung von
                              									allerhand Definitionen verfehlt. Was soll sich wohl ein Handwerker denken, wenn er
                              									liest „Begriff heißt in der Logik jeder durch das Denken abgegrenzte
                                 										Vorstellungsinhalt und bedeutet daher jeder Begriff eine Summe von
                                 										Denkakten“? Auch die Erklärung der gebrachten mathematischen Begriffe dürfte
                              									nicht immer zweckentsprechend sein. Bei der Durchsicht des aus der Besprechung von
                              									35 Tafeln bestehenden Hauptteiles findet man indessen, daß die Befürchtungen, die
                              									die Lektüre des einleitenden Kapitels wach rief, zum Teil unbegründet sind. Der
                              									Leser erhält eine Uebersicht über die bei Dachstühlen vorkommenden Ausmittlungen und
                              									Austragungen. Vermissen wird man die Darstellung der wichtigsten Binderformen mit
                              									ihren Abmessungen und Holzstärken. Vielleicht hätte eher etwas von den gebrachten
                              									geometrischen Konstruktionen fortfallen können. Auch das Fehlen der für den Polier
                              									bzw. Profilgesellen so wichtigen Zeichnungen der einzelnen Holzverbindungen mit den
                              									erforderlichen Maßen ist zu bedauern. Fußpfetten mit fünfeckigem Querschnitt, wie
                              									Tafel VI zeigt, sowie die geschweifte Bohlenschiftung auf Tafel XVII sind hier nicht
                              									üblich. Bei dem die Treppen behandelnden Teile fehlen die wichtigen Verbindungen der
                              									Wangenstücke mit derr Podestbalken und untereinander. Auch leidet die Klarheit der
                              									Zeichnungen bisweilen durch die Schraffierung und mangelhaften Druck.
                           Trotz mancher Mängel dürfte dennoch die vorliegende Schrift eine bemerkenswerte
                              									Bereicherung der in bezug auf das behandelte Gebiet recht spärlichen Literatur
                              									darstellen, so daß Interessenten ein Ankauf des Werkes empfohlen werden kann.
                           Schmolke.
                           Die Gasindustrie. Fortschritte
                              									der Gaserzeugung und der Gasverwendung im 20. Jahrhundert. Von Dr.-Ing. A. Sander. Groß 8°. 57 Seiten mit 49 Abb. Stuttgart 1914.
                              									Franckh. Preis geh. 1,– M, geb. 1,80 M.
                           Das hübsch ausgestattete, in der Sammlung „Deutsche Arbeit“ als 4. Band
                              									erschienene Heft gibt eine gute Uebersicht über die Entwicklung und Bedeutung der
                              									heutigen Gasindustrie. Der Stoff ist in drei Teile gegliedert: Gewinnung des
                              									Steinkohlengases, Verwendung, Wirtschaftliches und Statistisches. Fast alle
                              									wichtigen Beziehungen werden berührt. Die Abbildungen sind zweckmäßig
                              									ausgewählt.
                           K. Arndt.
                           ––––––––––
                           Das Städtische Friedrichs-Polytechnikum zu
                                 										Cöthen in Anh., eine staatlich unterstützte Lehranstalt akademischen
                              									Charakters, tritt mit dem Winter-Semester 1915/16 in sein 50. Semester ein. Der
                              									Unterrichtsbetrieb wird während des Krieges voll aufrecht erhalten. Ankündigung des
                              									Vorlesungsbeginns siehe im Anzeigenteil.