| Titel: | Bücherschau. | 
| Autor: | Melzer | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 417 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Vereinfachtes zeichnerisches oder
                                 										rechnerisches Verfahren zur Bestimmung der Rohrleitungen von Lüftungs- und
                                 										Luftheizanlagen. Von Professor Dr. Brabbée und
                              									Dr. Bradtke. 21. Mitteilung der Prüfanstalt für Heiz- und
                              									Lüftungsanlagen der Kgl. Technischen Hochschule zu Berlin. Beiheft 7 zum
                              									Gesundheits-Ingenieur. Reihe 1, Arbeiten aus dem Heizungs- und Lüftungsfach. München
                              									und Berlin. R. Oldenbourg. Preis geh. 10,– M.
                           Mit vorliegender Mitteilung wird der Praxis ein einfaches zeichnerisches und
                              									rechnerisches Verfahren zur Bestimmung der Rohrleitungen von Lüftungs- und
                              									Luftheizungsanlagen übergeben, das sich auf umfangreichen Versuchen und
                              									theoretischen Grundlagen aufbaut. Nach einer kurzen Einleitung werden die
                              									theoretischen Grundlagen für die Berechnung der Rohrleitungen von Lüftungsanlagen
                              									behandelt. Hierbei werden zunächst die Gleichungen für die Berechnung der
                              									Rohrleitungen von Lüftungsanlagen aufgeführt. Zur Bestimmung des wirksamen Druckes
                              									ist eine Zahlentafel beigefügt, welche den wirksamen Druck in mm/WS für 1 m
                              									Kanalhöhe und Kanaltemperaturen von 0° bis + 60° C und Außentemperaturen von – 20°
                              									bis + 20° C enthält. Dann folgt die Bestimmung der Luftwiderstände, und zwar der
                              									Reibungswiderstände sowie der Einzelwiderstände in Metall- und Mauerkanälen unter
                              									Bekanntgabe von einer Reihe Versuchen. Deren Ergebnisse sind in Zahlentafeln und im
                              									logarithmisch geteilten Koordinatensystem übersichtlich zusammengestellt. Hieran
                              									schließt sich die Besprechung der Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse für die
                              									Praxis und des beigefügten, mehrfarbig ausgeführten Hilfsblattes. In diesem sind auf
                              									der Abszissenachse die Luftmengen in m3/Sek. und
                              									auf der Ordinatenachse die Druckverluste für 1 m Rohr in mm/WS aufgetragen. Weiter
                              									enthält dieses auf Logarithmenpapier ausgeführte Hilfsblatt als schwarze Linien die
                              									Rohrdurchmesser, als rote Linien die Luftgeschwindigkeiten in m/Sek. und auf diesen
                              									für die Werte ξ = 1 bis 9 die Einzelwiderstände in
                              									mm/WS. Alle aus dem Hilfsblatt abzulesenden Größen sind außerdem in zwei
                              									Zahlentafeln zusammengestellt. Für die Verwendung des Hilfsblattes bzw. der
                              									Zahlentafeln folgen dann noch Erläuterungen, ebenfalls über die Ausdehnung der
                              									abgeleiteten Formeln und Beziehungen auf Luftheizungen. Die Berechnung zweier
                              									Abluftanlagen und einer Zuluftanlage mit Ventilatorbetrieb veranschaulichen die
                              									praktische Anwendung des beigefügten Hilfsblattes und der Zahlentafeln. In einer
                              									Schlußbemerkung weisen die Verfasser noch besonders darauf hin, daß der Einfluß der
                              									Einzelwiderstände gerade bei Lüftungsanlagen größeren Querschnitts denjenigen der
                              									Reibungswiderstände bei weitem überwiegt. In manchen Fällen wird es sogar möglich
                              									sein, die Rechnung nur für die Einzelwiderstände durchzuführen und die
                              									Reibungswiderstände als prozentualen Zuschlag zu ersteren Werten zu berücksichtigen
                              									bzw. überhaupt zu vernachlässigen.
                           Für jeden Ingenieur für Heizungs- und Lüftungsanlagen ist die vorliegende
                              									Mitteilung ein unentbehrliches Hilfsmittel, ohne viel Mühe in kürzester Zeit die
                              									Rohrleitung für den Kostenanschlag oder für die Ausführung genau zu bestimmen.
                           Otto Brandt.
                           Die Verbrennungsmotoren. Von G.
                              									D. Jerie. 221 Seiten. Groß-8° mit 292 Abbildungen und 7
                              									Tafeln. Leipzig. Moritz Schäfer. Preis brosch. 5,– M.
                           Das Buch ist nach Angabe des Verfassers zum Selbstunterricht bestimmt, soll den
                              									Studierenden technischer Lehranstalten als Unterlage dienen und ohne große
                              									theoretische Vorkenntnisse rasch einen kurzen Ueberblick über Bau und Theorie der
                              									wichtigsten Verbrennungsmotoren vermitteln.
                           Die Einteilung des ganzen Stoffes erscheint mir nicht recht glücklich, der Inhalt
                              									wäre viel übersichtlicher geworden, wenn die Maschinen für gasförmige und die für
                              									flüssige Brennstoffe streng voneinander getrennt worden wären. Wer sich z.B. aus
                              									diesem Buche über Dieselmaschinen unterrichten will, muß dazu vier, fünf oder noch
                              									mehr verschiedene Stellen aufschlagen. Ein Sachregister fehlt, ist aber gerade für
                              									derartige Bücher entschieden erforderlich. Der Inhalt ist sonst sehr reichhaltig,
                              									sowohl was Theorie als auch namentlich was praktische Ausführungen betrifft. Der
                              									theoretische Teil erstreckt sich nicht nur auf die Besprechung der einzelnen
                              									Kreisprozesse und deren Wirkungsgrade, sondern auch auf die Berechnung der
                              									Zylinderabmessungen, und zwar sowohl nach dem Vorgange von Güldner aus dem Gewicht der erforderlichen Verbrennungsluft, als auch aus
                              									dem mittleren indizierten Kolbendruck. An manchen Stellen sind mir Unklarheiten
                              									aufgefallen: So könnte z.B. Formel 1, S. 10 sehr leicht fälschlich als Wirkungsgrad
                              									von Verpuffungsmaschinen aufgefaßt werden, auch wäre besser vermieden worden ηt in Formel 2 als
                              									Wärmewirkungsgrad zu bezeichnen, da es unmittelbar vorher in Formel 1 thermischer
                              									Wirkungsgrad genannt wird. S. 14 wird gesagt, „die Dieselmaschine weist den
                                 										Vorteil auf, daß ihr Wärmewirkungsgrad bei abnehmender Belastung nicht abnimmt,
                                 										sondern sogar beim Sinken des Arbeitsbedarfs zunimmt“. S. 16 unten wird
                              									dasselbe noch einmal gesagt: „Dies bestätigt der praktische Betrieb, indem sich
                                 										der indizierte thermische Wirkungsgrad von Dieselmotoren bei verminderter
                                 										Belastung erhöht.“ Daß das nur anfänglich der
                              									Fall ist, bei weiterer Belastungsverminderung der Wirkungsgrad natürlich auch bei
                              									Dieselmaschinen stark abnimmt, hätte unbedingt gesagt werden müssen.
                           Es ist nicht richtig, wenn S. 8 gesagt wird: „Wegen des für die Pumpen nötigen
                                 										Arbeitsaufwandes ist die tatsächliche Leistung eines Zweitaktmotors etwas
                                 										kleiner als die doppelte Leistung eines gleich großen Viertaktmotors“. Es
                              									sind noch andere mindestens ebenso schwerwiegende Gründe dafür vorhanden.
                           
                           Der praktische Teil enthält eine Fülle von baulichen Einzelheiten und
                              									Beschreibungen ganzer Maschinen; die zugehörigen Abbildungen lassen zum Teil die
                              									nötige Klarheit vermissen, gut sind dagegen die beigegebenen Tafeln mit
                              									Schnittzeichnungen der wichtigsten Maschinengattungen. Daß die hohe Temperatur zu
                              									einer durchgreifenden Kühlung des Auspuffventiltellers zwingt, ist nicht richtig;
                              									Auspuffventile von Großgasmaschinen werden jetzt meist ohne Kühlung ausgeführt. Das schreckliche Wort Plungerkolben sollte nun
                              									wirklich endlich einmal verschwinden, außerdem ist der Gasmaschinenkolben gar kein
                              									Tauchkolben. Daß die Gasturbine die „Kraftmaschine der Zukunft“ sei, wird
                              									vorläufig noch stark bestritten.
                           Die Ausstattung des Buches ist gut, es dürfte seinen Zweck gut erfüllen.
                           R. Vater.
                           Dampfmaschine oder Elektromotor?
                              									Von Friedrich Barth, Oberingenieur an der Bayer.
                              									Landesgewerbeanstalt in Nürnberg. Mit 10 Abbildungen. 64 Seiten 8°. München und
                              									Berlin. R. Oldenbourg. Preis 1,– M.
                           Die kleine Schrift des auf dem Gebiete der Wirtschaftlichkeit von Kraftanlagen
                              									bekannten Verfassers ist sehr lesenswert. Wenn es ja wohl auch schon bekannt ist,
                              									daß Dampfmaschinenbetriebe dem Betriebe durch Elektromotoren dann wirtschaftlich
                              									überlegen sind, wenn ein Verbrauch von Wärme zu Heiz- und anderen Zwecken in Frage
                              									kommt, so ist es doch fesselnd, den Beweis für diese Tatsachen aus einer Reihe von
                              									Beispielen zu entnehmen, die der Praxis des Verfassers entnommen sind. Eine Anzahl
                              									recht geschickt entworfener und übersichtlich ausgeführter Schaubilder erleichtern
                              									das Verständnis der sehr klaren Ausführungen.
                           R. Vater.
                           Darstellende Geometrie. Von M.
                              										Großmann. Teubners Leitfäden für den mathematischen
                              									und technischen Hochschulunterricht. 130 Seiten mit 109 Abbildungen. Leipzig 1915.
                              									B. G. Teubner. Preis 2,80 M.
                           Der Verlag beginnt mit dieser darstellenden Geometrie eine neue Sammlung von
                              									Lehrbüchern herauszugeben, die in knapper, aber doch möglichst verständlicher
                              									Darstellung das bringen sollen, was in den Anfängervorlesungen in mathematischen und
                              									technischen Fächern geboten zu werden pflegt. Derartige kleine und doch inhaltreiche
                              									Repetitorien, von hervorragenden Fachmännern bearbeitet, werden wohl den Studenten
                              									sehr willkommen sein.
                           Das Büchlein von Großmann wird diesen Forderungen in
                              									ausgezeichneter Weise gerecht. An geschickt ausgewählten Beispielen und klar
                              									gezeichneten Abbildungen werden die wichtigsten Gegenstände in origineller Anordnung
                              									behandelt.
                           Im Auf- und Grundrißverfahren werden einige Vorkenntnisse vorausgesetzt, wie sie auf
                              									der Schule erworben worden, und an Beispielen wird gezeigt, wie man die
                              									Koordinatenachse bei Konstruktionen entbehren kann.
                           Als zweckmäßigste Darstellungsmethode für kleinereGegenstände folgt die
                              									Axonometrie mit der schönsten theoretischen Frucht dieses Wissenszweiges, dem Satze
                              									von Pohlke. Die praktische Behandlung der
                              									Zentralprojektion, die Perspektive eignet sich zur anschaulichen Darstellung
                              									größerer Objekte. Von besonderem Interesse für unsere kriegerische Zeit ist die
                              									Photogrammetrie. Der zweite Teil handelt von krummen Linien und Flächen. Auf eine
                              									allgemeine Einleitung, die auch analytische Ansätze nicht vermeidet, und auf die
                              									Behandlung des durch Höhenschichten gegebenen Geländes folgt eine Darstellung von
                              									Kegel- und Zylinderflächen, die projektiven Kegelschnittseigenschaften, die
                              									Durchdringung von Kegelflächen, Drehflächen, Regelflächen und allgemeinen Flächen
                              									zweiten Grades. Schon aus dieser Inhaltsangabe geht hervor, wie viel Stoff auf so
                              									knappem Raum behandelt ist.
                           Neben dem kürzlich erschienenen ausgezeichneten Lehrbuch von Hjelmslev, das einen mehr theoretischen Charakter hat und vor allem für
                              									Universitätshörer geeignet ist, kann von allen Lehrbüchern geringeren Umfangs das
                              									Büchlein Großmanns besonders den Studierenden der
                              									technischen Hochschulen aufs wärmste empfohlen werden.
                           Wilh. Blaschke.
                           Die bunten Druckfarben. Band 3
                              									der „Rohstoffe der graphischen Druckgewerbe“. Von Eduard
                                 										Valenta. Halle a. S. 1914. Wilhelm Knapp.
                           Der nun vorliegende dritte Band der Rohstoffe der graphischen Druckgewerbe, der sich
                              									im besonderen mit den bunten Druckfarben beschäftigt, dürfte eine Lücke in der
                              									Literatur über die graphischen Gewerbe in glücklichster Weise ausfüllen. Die
                              									übersichtliche Zusammenstellung aller Fragen, die den Fachmann, der sich mit diesem
                              									umfangreichen Gebiet zu beschäftigen hat, interessieren, wird das Buch bald zu einem
                              									unentbehrlichen Hilfsmittel des graphischen Technikers machen, in dem er sich Rat
                              									und Hilfe holen kann. Die eigene reiche Erfahrung des Verfassers auf den Gebieten
                              									der graphischen Technik setzte ihn in die Lage, über viele praktische Fragen
                              									Aufschluß zu geben, deren Behandlung man auch bei eingehendem Studium in der
                              									einschlägigen Spezialliteratur vermissen wird.
                           Die Gliederung des Werkes ist übersichtlich und klar. Kapiteln, die sich mit den
                              									allgemeinen Fabrikationsmethoden beschäftigen, folgt die Schilderung der besonderen
                              									Herstellungsmethoden der einzelnen Farben. Diese Einteilung ist sowohl für die
                              									natürlichen wie künstlichen, anorganischen und organischen Farben beibehalten. Eine
                              									kurze Uebersicht der wichtigsten künstlichen Teerfarbstoffe, die Verfasser in einem
                              									besonderen Kapitel vor Behandlung der aus organischen Farbstoffen hergestellten
                              									Druckfarben gibt, wird das Verständnis dieses Abschnittes erleichtern.
                           Entsprechend der Wichtigkeit des Stoffes für den Zweck des Buches nimmt die
                              									Beschreibung der Herstellung der Druckfarben für die verschiedensten Aufgaben der
                              									graphischen Technik einen breiten Raum ein. Eine Anzahl guter Abbildungen
                              									unterstützt in wirksamer Weise die Ausführungen des Verfassers.
                           
                           Der letzte Abschnitt des Werkes ist der Untersuchung der Druckfarben gewidmet.
                              									Auch hier ist, wie bei den in früheren Abschnitten gegebenen Anweisungen für
                              									Untersuchung der Farbstoffe, auf die Bedürfnisse der Praxis und deren Hilfsmittel
                              									besonders Rücksicht genommen. Dürfte doch in den seltensten Fällen in den
                              									einschlägigen Betrieben dem Techniker ein wohleingerichtetes chemisches Laboratorium
                              									zur Verfügung stehen. Daher sind die einfach durchzuführenden Untersuchungen
                              									bevorzugt. Doch sind auch die genaueren wissenschaftlichen Methoden darum nicht
                              									vernachlässigt, so daß auch der Chemiker, der sich mit derartigen Prüfungen zu
                              									befassen hat, wertvolle Angaben findet. Besonders wird auch das diesem letzten
                              									Abschnitt beigegebene reiche Tabellenmaterial bei diesen Untersuchungen eine
                              									willkommene Unterstützung bedeuten.
                           Dr. Melzer.
                           Der Torsionsindikator II. Die
                              									mechanischen und optischen Methoden zur Verdrehungsmessung. Von Dr.-Ing. Paul Nettmann. 141 Seiten, 50 Abbildungen. Berlin 1915.
                              									M. Krayn. Preis brosch. 5,– M.
                           In diesem zweiten Heft sind im ersten Teile die mechanischen Verdrehungsanzeiger von
                              										Collie, Föttinger und Denny-Edgecombe beschrieben. Dabei werden auch
                              									die Torsionsschwingungen des Meßrohres und die Schwingungen der Schreibhebel
                              									berücksichtigt. Hieran schließen sich Vorschläge für weitere Anordnungen zur
                              									Verdrehungsmessung auf mechanischer Grundlage und eine eingehende Betrachtung über
                              									die mechanische Resonanzanalyse der Torsionsschwingungen.
                           Im zweiten Teile sind die optischen Methoden zur Verdrehungsmessung zusammengestellt,
                              									auch hier immer unter Betonung der grundlegenden Gesichtspunkte und unter
                              									Entwicklung eigener auf sie aufgebauter Vorschläge.
                           Etwas unbequem sind hier wie auch bei Heft I (vgl. Heft 15, 24. Juli 1915, dieser
                              									Zeitschrift, S. 298) die mannigfaltigen Beziehungen auf andere Stellen in demselben
                              									oder in einem anderen Teile, welche nur undeutlich bezeichnet sind. Auch ist – wohl
                              									im Drange der Zeit – bei der Korrektur noch dieses und jenes stehen gelassen worden.
                              									Die Klarheit der Darstellung leidet jedoch darunter nicht.
                           Gruschke.
                           W. C. Röntgen s Grundlegende
                                 										Abhandlungen über die X-Strahlen. Zum siebzigsten Geburtstage des
                              									Verfassers. Herausgegeben von der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in
                              									Würzburg. Mit einem Porträt. Würzburg 1915. Curt Kabizsch. Preis brosch. 0,70
                              									M.
                           Als Festgabe zum 70. Feburtstage Röntgens bringt die
                              									Physikalisch-Medizinische Gesellschaft in Würzburg seine grundlegenden Abhandlungen
                              									über die Entdeckung der Röntgenstrahlen, von denen die beiden ersten in ihren
                              									Sitzungsberichten (1895), die dritte in den Sitzungsberichten der Kgl. Preußischen
                              									Akademie der Wissenschaften in Berlin (1897) erschienen sind, in einem kleinen, mit
                              									dem Bilde Röntgens geschmückten Bändchen heraus und macht
                              									sie dadurch weiteren Kreisen leichter zugänglich. Es ist dies außerordentlich zu
                              									begrüßen,da jene Abhandlungen für alle Zeiten grundlegend bleiben werden,
                              									enthalten sie doch bereits fast alle wichtigen Entdeckungen der Eigenschaften der
                              									Röntgenstrahlen. Schon in der ersten Abhandlung gibt Röntgen an, daß die neuen Strahlen an den Stellen entstehen, an welchen
                              									die Kathodenstrahlen auf feste Körper auftreffen, daß sie sich geradlinig
                              									ausbreiten, keine regelmäßige Reflexion, Brechung und Interferenz zeigen, im
                              									Magnetfelde nicht abgelenkt werden (Versuche über ihr Verhalten im elektrischen
                              									Felde werden angekündigt), daß sie Bariumplatincyanür zur Fluoreszenz erregen, auf
                              									die photographische Platte einwirken, und daß das Durchlässigkeitsvermögen der
                              									verschiedensten Substanzen für diese Strahlen nur von ihrer Dichte abhängt. In der
                              									zweiten Abhandlung beschreibt Röntgen die Ionisierung der
                              									Luft durch die Röntgenstrahlen und gibt die seitdem fast ausschließlich gebrauchte
                              									Röhrenkonstruktion mit Platin-Antikathode an. Die letzte hier abgedruckte
                              									Veröffentlichung enthält den Nachweis der Sekundärstrahlen, der Zusammensetzung des
                              									von einer Röntgenröhre ausgehenden Gemisches von Strahlen aus solchen verschiedener
                              									Absorbierbarkeit und ihrer Abhängigkeit von den Entladungsbedingungen (weiche und
                              									harte Röhren). Auch ein Versuch, mit Hilfe der Beugung an einem Spalt die
                              									Wellennatur der Röntgenstrahlen festzustellen, wird hier bereits beschrieben.
                           Berndt.
                           Der städtische Tiefbau. Leitfaden
                              									für technische Schulen und für Gemeindebeamte. Von Professor Gürschner, Regierungs- und Gewerbeschulrat zu Danzig und Prof. Benzel, Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule zu Münster
                              									i. W. Erster Teil. Bebauungspläne und Stadtstraßenbau von Prof. Benzel. Zweite Auflage. Mit 186 Abbildungen und drei
                              									mehrfarbigen Plänen (ein Bebauungsplan nebst Längen- und Querprofilen und „ein
                              									Fluchtlinienplan). Leipzig und Berlin 1915. B. G. Teubner. Preis 3,80 M.
                           Das Lehrbuch hat den Vorzug, daß es in knapper, übersichtlicher Form eine praktische
                              									Anleitung zur Aufstellung von Bebauungsplänen und Fluchtlinienplänen gibt. Es wird
                              									alles Wissenswerte über Baublöcke, Straßennetze, Straßenquerschnitte und
                              									Längenprofile und über die zeichnerische Darstellung der Fluchtlinienpläne
                              									behandelt, so daß sich das Buch als ein praktischer Leitfaden für viele
                              									städtebaulichen Fragen erweist. Weiter wird die Verteilung der Versorgungsleitungen
                              									im Straßenkörper besprochen und eine Anweisung über die Ausführung vom Bau der
                              									Straßen selbst gegeben. Ueber die Verschiedenartigkeit des Unterbaues und der
                              									Straßenbefestigung, sowie der Fußsteige, Rad- und Reitwege findet man musterhafte
                              									Angaben. Die in neuerer Zeit üblichen Asphalt- und Teerstraßen sind eingehend
                              									behandelt, ebenso der Einbau der Straßenbahngleise und die Straßenreinigung. Einer
                              									Reihe guter Abbildungen, die in vorliegender neuer Auflage noch um einige vermehrt
                              									wurden, sind noch drei mehrfarbige Musterpläne beigefügt. Nicht nur für Schüler
                              									technischer Schulen und für Gemeindebeamte, für die nach dem Titel der Verfasser in erster Linie
                              									das Buch geschrieben hat, sondern auch für weitere Kreise wird es als guter Ratgeber
                              									für theoretische Belehrungen und praktische Verwendung von Nutzen sein.
                           Architekt B. D. A. Friedr. Aug. Hartmann.
                           Die Rohstoffe des Pflanzenreichs.
                              									Versuch einer technischen Rohstofflehre des Pflanzenreichs. Herausgegeben von Dr.
                              										Julius von Wiesner. Dritte, umgearbeitete und
                              									erweiterte Auflage. 1. Band. Leipzig und Berlin 1914. Wilh. Engelmann.
                           In weiten Kreisen wird die Neuauflage der von Wiesner
                              									unter Mitwirkung hervorragender Fachgelehrter herausgegebenen Rohstofflehre freudig
                              									begrüßt werden, nicht nur von Wissenschaftlern, sondern vor allem von der Industrie,
                              									besonders von den Zweigen, die sich mit der Verarbeitung von pflanzlichen Rohstoffen
                              									zu befassen haben, und deren Zahl heute nicht gering ist. Dürfte man doch sonst wohl
                              									nirgends das weite Gebiet der Pflanzenrohstoffe in so erschöpfender Weise in einem
                              									Werk vereinigt finden, sowohl hinsichtlich der Behandlung pflanzenkundlicher wie
                              									chemischer, technischer und wissenschaftlicher Fragen, so daß es wirklich ein
                              									Nachschlagebuch ersten Ranges darstellt.
                           Der vorliegende erste Band umfaßt die Gummiarten, die Harze, Kautschuk, Opium, Aloe,
                              									Kampfer und schließlich die Pflanzenfette und Pflanzenwachse. Die Stammpflanzen der
                              									Rohstoffe werden in botanischer Hinsicht beschrieben, wobei zahlreiche Abbildungen
                              									die Darstellung erläutern, von denen besonders die schönen, klaren mikroskopischen
                              									Bilder eine Erwähnung verdienen.
                           Des weiteren findet man genaue Angaben über die Gewinnungsarten, und zwar sind diese
                              									stets kritisch beleuchtet, und es haben sowohl die primitiven Darstellungsmethoden,
                              									die noch bei vielen Rohstoffen vorherrschen, als auch die vollkommeneren
                              									industriellen Gewinnungsarten in den Ursprungsländern weitgehende Berücksichtigung
                              									gefunden.
                           Eingehend wird die chemische Zusammensetzung der pflanzlichen Rohmaterialien
                              									erörtert, soweit dies auf diesem Gebiete, das vielfach noch der wissenschaftlichen
                              									Erforschung harrt, möglich ist. Der Anwendung der verschiedenen Stoffe in Industrie
                              									und Gewerbe und der Wertbestimmung für die einzelnen Verwendungsarten ist dem Zwecke
                              									des Werkes entsprechend, eine technische Rohstofflehre zu
                              									sein, ein weiter Platz eingeräumt. Eine besondere Eigenart des Werkes verdient an
                              									dieser Stelle vor allem hervorgehoben zu werden, ich meine das genaue Eingehen auf
                              									die mikroskopisch-chemischen Prüfungen, die gerade für das Gebiet der Rohstoffe eine
                              									hervorragende Bedeutung haben. Gelingt es doch mit diesen Methoden, an deren
                              									Entwicklung der Verfasser großen Anteil hat, Identitätsbestimmungen und
                              									Verunreinigungsnachweise mit unvergleichlicher Schärfe durchzuführen.
                           Einer Reihe von Pflanzenrohstoffen ist in künstlich hergestellten Stoffen eine große
                              									Konkurrenz erwachsen, man denke an Indigo, Kampfer und neuerdings auch an Kautschuk.
                              									Man wird es begrüßen, daß der Verfasser gelegentlich Besprechung dieser Stoffe sich
                              									nicht auf die natürlichen Rohstoffe beschränkt, sondern daß er auch auf die
                              									künstliche Herstellung und deren chemische Grundlagen eingeht.
                           Die zahlreichen Hinweise auf die Originalliteratur werden auch dem, der sich mit
                              									einzelnen Gebieten intensiver beschäftigen will, diese Arbeit sehr erleichtern.
                           Notizen wirtschaftlicher Art über Exportmengen und Preise in verschiedenen Jahren
                              									geben ein anschauliches Bild von der steigenden oder fallenden Bedeutung der
                              									Rohstoffe für den Weltmarkt. Nicht geringeres Interesse werden die zahlreichen
                              									geschichtlichen Angaben erwecken.
                           Auf den Inhalt im einzelnen einzugehen, ist im Rahmen dieser kurzen Besprechung
                              									natürlich nicht möglich, doch werden die vorstehenden Zeilen hoffentlich dazu
                              									beitragen, dem groß angelegten, schönen Werk neue Leser und damit auch sicherlich
                              									Freunde zuzuführen.
                           Dr. Melzer
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330