| Titel: | Bücherschau. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 125 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Die Grundlagen der Einsteinschen
                                 										Gravitationstheorie. Von E. Freundlich. Mit
                              									einem Vorwort von A. Einstein. 2. erweiterte und
                              									verbesserte Auflage. Berlin 1917 J. Springer. Preis M. 3,60.
                           
                           Nach kaum einem Jahre ist der ersten Auflage, die ein erweiterter Sonderabdruck eines
                              									in den „Naturwissenschaften“ erschienenen Aufsatzes war, die um 10 Seiten
                              									vermehrte und an manchen Stellen umgearbeitete 2. Auflage gefolgt, wohl der beste
                              									Beweis dafür, daß die kleine Schrift ihr Ziel, die erkenntnistheoretischen und
                              									empirischen Quellen der speziellen und der allgemeinen Einsteinschen Relativitätstheorie auch dem Nicht-Fachmann klarzustellen,
                              									vorzüglich erfüllt hat. Sie geht dazu aus von den Schwierigkeilen, welche die Galilei-Newtonsche Relativitätstheorie bei ihrer
                              									Anwendung auf die elektrodynamischen Vorgänge fand, und die in der speziel en
                              									Relativitätstheorie zu einer Lösung gelangten. Sehr eingehend werden die Grundlagen
                              									geschildert, die auf die Riemannsche Habilitationsschrift
                              									aus dem Jahre 1854 „Ueber die Hypothesen, welche der Geometrie zugrunde
                                 										liegen“ zurückgehen; es handelt sich hier darum, zunächst einen Maßstab für
                              									den Abstand zweier benachbarter Punkte in der dreidimensionalen Mannigfaltigkeit der
                              									Raumpunkte und anschließend daran auch in der vierdimensionalen Mannigfaltigkeit der
                              									Raum-Zeitpunkte zu finden. Ungelöst blieb aber dann noch die logische Verknüpfung
                              									der schweren und der trägen Masse, welche in der klassischen Mechanik zwar stets als
                              									gleichbedeutend und einander quantitativ gleich benutzt wurden, ohne daß jedoch
                              									irgend eine Begründung hierfür gegeben werden konnte. Hier bringt nun die allgemeine
                              									Relativitätstheorie die Lösung. Indem sie auch gegeneinander beschleunigte und nicht
                              									nur gegeneinander gleichförmig bewegte Bezugssystems als gleichberechtigt ansieht,
                              									und das Trägheitsfeld der Zentrifugalkräfte als Schwerefeld auffaßt, kommt sie auch
                              									zu einer Theorie der Gravitation. An die Stelle des Trägheitsgesetzes und der
                              									Fernkraft tritt hier das allgemeine Prinzip, daß die Bahn eines Körpers stets der
                              										„geradeste“ Weg, d.h. die geodätische Linie in der vierdimensionalen
                              									Raum-Zeit Mannigfaltigkeit ist. Hieraus werden mit Hilfe des absoluten
                              									Differentialkalküls die Gravitationspotentiale abgeleitet. In der ersten Annäherung
                              									liefert die allgemeine Relativitätstheorie wieder das Newtonsche
                              									Massenanziehungsgesetz. Bei der Durchrechnung bis zur zweiten Näherung ergibt sich
                              									aber eine glänzende Bestätigung dieser neuen Theorie. Bei der Perihelbewegung des
                              									Merkur verblieb nämlich bisher ein sich auf 43'' im Jahrhundert belaufender Rest,
                              									welcher durch die Störung durch bekannte Massen nicht erklärt werden konnte. Die
                              									allgemeine Relativitätstheorie fordert nun ohne jede weitere Hypothese einen Zusatz
                              									zu der Perihelbewegung des Merkur, welcher der Größe und Richtung nach mit jenem
                              									Rest übereinstimmt. Zwei weitere Folgerungen der Einsteinschen Theorie sind eine
                              									Verschiebung der Spektrallinien der Fixsterne, da auf diesen ein anderes Schwerefeld
                              									herrscht als auf der Erde, und die Krümmung der Lichtstrahlen im Gravitationsfelde,
                              									also z.B. beim Vorbeigang an der Sonne. Die erstere scheint sich allerdings nach
                              									Beobachtungen, die auf dem Mount Wilson angestellt sind, nicht zu erfüllen, doch
                              									dürfte wohl hierin das letzte Wort noch nicht gesprochen sein; die Prüfung der
                              									zweiten, die nur bei einer Sonnenfinsternis erfolgen kann, ist durch den Krieg
                              									bisher leider verhindert worden.
                           Berndt.
                           Wärme – Kraft – Licht. Eine
                              									dringend notwendige Reform. Tatsachen, Beurteilungen, Probleme und Anregungen aus
                              									dem Gebiete der Erzeugung und Verwendung von Wärme, Kraft und Licht. Von Dr. Wilh. A. Dyes. Berlin 1918. Carl Heymanns Verlag.
                           
                           Der Verfasser hat sich in dieser wenige Monate vor dem Kriegsende erschienenen
                              									Schrift der Aufgabe unterzogen, Material zur Frage der rationellen Verwertung
                              									unserer Kohlenschätze beizubringen. Seine Schrift will auf die Mängel veralteter
                              									Methoden hinweisen und an der Hand zahlreiche Auszüge aus der Literatur des In- und
                              									Auslandes die Richtlinien geben, wie eine zielbewußte Bewirtschaftung unserer
                              									Kohlenschätze durchzuführen ist.
                           Zu diesem Zwecke zeigt der Verfasser, welche Verschwendung auf den verschiedenen
                              									Gebieten, beispielsweise denen der direkten Verfeuerung der Steinkohle, beim
                              									Hausbrande usw., herrscht, und weist darauf hin, welche Vorteile durch Entgasung und
                              									Nutzbarmachung der Nebenprodukte zu erzielen sind. Weitere Kapitel seiner Schrift
                              									beschäftigen sich mit der Braunkohle, der Verkokung, dem Treib- und Heizöl, dem
                              									Kalziumkarbid, der Kesselheizung usw. Auch die Wasserkräfte und Fragen der
                              									Elektrizitätserzeugung wie der Maschinenindustrie (Dieselmotoren) werden in den
                              									Kreis der Erörterungen gezogen.
                           Der Wert der angestellten Betrachtungen liegt darin, daß sie in großen Zügen ein Bild
                              									von den Aufgaben geben, die auf diesem für unser gesamtes Wirtschaftsleben in
                              									Gegenwart und Zukunft so bedeutungsvollen Gebiete zu lösen sind. Es ist ein
                              									Verdienst des Verfassers, zur Beurteilung der sich ergebenden Fragen ein zahlreiches
                              									Material zusammengetragen und von seinem Standpunkte aus kritisch beleuchtet zu
                              									haben. Dieses Verdienst bleibt bestehen, auch wenn man sich seinen Schlußfolgerungen
                              									nicht in allen Punkten anschließen kann. Zu bedauern ist, daß sich der Verfasser in
                              									seiner Schrift auf die Kritik der Einzelfragen beschränkt hat, ohne darüber hinaus
                              									ein groß angelegtes, scharf umrissenes Programm zu entwickeln.
                           Dr. A. R. Meyer.
                           Die Verwertung von Erfindungen.
                              									Ein Leitfaden für Erfinder und Kapitalisten. Von Patentanwalt Dr. R. Worms. Zweite völlig umgearbeitete Auflage. Nach dem Tode
                              									des Verfassers herausgegeben von Dr. Gustav Rauter,
                              									Patentanwalt in Berlin. Halle a. S. 1919. Carl Marhold.
                           
                           Jeder, der eine Erfindung gemacht hat und sie so nutzbringend wie möglich verwerten
                              									will, und jeder, der eine fremde Erfindung mit Geld unterstützen oder in seinem
                              									Betriebe zur Anwendung bringen will, wird in diesem 114 Seiten umfassenden Werk
                              									einen wertvollen erfahrenen Berater finden. Es werden die für den Erfinder, den
                              									Lizenznehmer und den zur Ausbeutung der Erfindung Geldgebenden, vor Patentanmeldung
                              									oder vor Vertragsabschluß notwendigen Erwägungen klar und praktisch besprochen.
                              									Beispiele von Verträgen aller Art geben den Interessenten Fingerzeige, die sie vor
                              									manchem Fehler bewahren können. Im Anhang ist das Patentgesetz und das Gesetz
                              									betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern abgedruckt. Ein Sachregister erleichtert
                              									ein schnelles Nachschlagen des Leitfadens sowie des Gesetzestextes.
                           W. Dietze.
                           Herstellen und Instandhalten
                                 										elektrischer Licht- und Kraftanlagen. Unter Mitwirkung von G. Lux und Dr. C. Michalke
                              									herausgegeben von Frhr. v. Gaisberg. 8. erweiterte
                              									Auflage. 1918. Julius Springer. Preis geb. M 3,20.
                           
                           Eine Anleitung zum Herstellen usw. elektrischer Licht- und Kraftanlagen zu geben, ist
                              									nicht die Aufgabe dieses Werkchens, vielmehr sollen lediglich Monteuren und Laien,
                              									die sich im Besitz irgendwelcher elektrischer Einrichtungen befinden, sei es nur ein
                              									Motor oder ein Kochtopf, das Verständnis der Wirkungsweise, der Ursachen, wie der
                              									Vermeidung von Störungen und Unfällen, die Kenntnis des wesentlichen Materials usw.
                              									beigebracht werden. Bei der heutigentags so weit verbreiteten Anwendung der
                              									Elektrizität liegt es auch im Interesse der Elektrizitätsfirmen, wenn der
                              									Verbraucher das Wesen der von ihm benutzten Einrichtungen kennt. Daß das vorliegende
                              									Werkchen diesen Zweck sehr wohl erfüllt, deutet auch schon die notwendig gewordene
                              									achte Auflage an.
                           Rich. Müller.
                           Untersuchungen an Regelvorrichtungen
                                 										für Dampf- und Wasserheizkörper. Von Dr.-Ing. Ambrosius. 25 Mitteilung der Prüfanstalt für Heiz- und Lüftungsanlagen der
                              									Technischen Hochschule zu Berlin. München und Berlin 1919. R. Oldenbourg. Preis geh.
                              									M 12,– und 10 v. H. Teuerungszuschlag.
                           
                           Während einer halbjährigen Entlassung des Verfassers vom Heeresdienst ist die
                              									vorliegende, wertvolle Arbeit entstanden. Es wird in ihr ein brauchbarer Maßstab zur
                              									Bewertung der Regelvorrichtungen für Dampf- und Wasserheizkörper angegeben, mit
                              									dessen Hilfe es möglich ist, die zahlreichen verschiedenen Bauarten in Bezug auf
                              									ihre Brauchbarkeit zu vergleichen. Ferner gibt die Schrift Richtlinien für den
                              									Entwurf von Ventilen und Hähnen. Sie zeigt unter anderem, daß durch Vornahme
                              									geringfügiger Aenderungen die Wirkung vorhandener Einrichtungen wesentlich
                              									verbessert werden kann. Schließlich wird der Versuch gemacht, durch bestimmte
                              									Vorschläge die Einführung von Einheitsmodellen zu befördern. Diese wäre
                              									unzweifelhaft recht erwünscht, da gegenwärtig der Markt mit einer Unzahl von Ventil-
                              									and Hahnkonstruktionen überschwemmt ist und bisher jeder Normalisierungsversuch
                              									infolge Mangels an Gesichtspunkten für die Bewertung der einzelnen Bauarten
                              									scheiterte. Das Studium der Arbeit kann Heizungstechnikern warm empfohlen
                              									werden.
                           Schmolke.
                           
                           Die Armaturen-, Pumpen- und Wassermesserfabrik Bopp &
                                 										Reuther zu Mannheim-Waldhof hat eine Schrift erscheinen lassen, die das
                              									Entstehen und die Entwicklung des Werkes unter Leitung Karl
                                 										Reuthers vom Jahre 1872 bis zur Gegenwart schildert und durch zahlreiche
                              									ansprechende Bilder in Verbindung mit erklärenden Bemerkungen eine Uebersicht über
                              									die Erzeugnisse der einzelnen Betriebzweige gibt. Jeder, der Sinn für die
                              									heimatliche Industrie hat, wird in der vorliegenden Schrift wiederum eine
                              									Bestätigung dafür finden, in wie hohem Maße der gegenwärtig so vielfach
                              									unterschätzte deutsche Unternehmergeist dem engeren und weiteren Vaterlande zum
                              									Segen gereichen kann.
                           Schmolke.
                           Der Parallelbetrieb von
                                 										Wechselstrommaschinen. Zweite erweiterte Auflage 1918. Von Prof. Dr. G. Benischke. (Aus der Sammlung: Elektrotechnik in
                              									Einzeldarstellungen.) Friedr. Vieweg & Sohn,
                              									Braunschweig. Preis geh. M 4,–, geb. M 5,60.
                           
                           Benischke gilt auf diesem Gebiete als Autorität. Die lange
                              									Zeit umstrittene Frage der wirklichen Ursachen der Pendelungen parallel
                              									arbeitender Maschinen, die den Fabrikanten manche Kosten und Kopfschmerzen machte,
                              									ist in hohem Maße mit durch seine Schriften zur Klärung gebracht worden. In dem
                              									vorliegenden Buche vertritt er seine Auffassung über den Charakter der
                              									Ausgleichsvorgänge, die er als Interferenzschwingungen mehrerer, elektrisch
                              									gekoppelter Systeme ansieht, im Gegensatz zur Resonanztheorie, die nur die
                              									Beziehungen zwischen der aufgedrückten zur Eigenschwingung gelten lassen will.
                           Ausgehend von den in gewissem Sinne ähnlichen Vorgängen bei Gleichstrommaschinen
                              									behandelt Benischke in seinem Buche die grundsätzlichen
                              									Vorgänge im normalen Parallelbetriebe und die dabei verwendeten Einrichtungen, dann
                              									die bekannten Störungen, die charakteristischen Umstände bei Pendelvorgängen
                              									verschiedener schwingungsfähiger, Systeme, die vorkommenden Antriebsanordnungen, die
                              									gegen Pendelungen vorgeschlagenen und angewendeten Hilfsmittel, ihre Wirkungsweise,
                              									zahlreiche Schaltungen usw. Die Schrift gibt zugleich eine gute Gesamtübersicht über
                              									das Problem des Parallelbetriebes.
                           Rich. Müller.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334