| Titel: | Bücherschau. | 
| Autor: | Wimplinger | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 127 | 
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                        Bücherschau.
                        Bücherschau.
                        
                     
                        
                           Kompendium der höheren
                              									Analysis. Von Oskar Schlömilch. In sechster Auflage
                              									bearbeitet von Dr. Adolf Kneser, Geh. Regierungsrat,
                              									Professor an der Universität Breslau. Erster Band. Mit 91 Abbildungen. 619
                              									Seiten. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1923. Geh. 16 Mk.
                           
                           Trotzdem die letzte Auflage von Schlömilchs Kompendium auf das Jahr 1881 zurückgeht,
                              									hat das Buch die
                              									Jahre überdauert und sich seiner vielen Vorzüge wegen seinen Freundeskreis bewahrt.
                              									Daher rechtfertigt es sich durchaus, daß der Verlag zu einer Neubearbeitung
                              									geschritten ist. Der Bearbeiter, Herr Professor Kneser,
                              									hat sich seiner durchaus nicht einfachen Aufgabe in wahrhaft vornehmer,
                              									mustergültiger Weise unterzogen. Er hat es verstanden, das Buch auf eine unsern
                              									heutigen Ansprüchen gerecht werdende wissenschaftliche Höhe zu bringen, ohne ihm
                              									auch nur im geringsten seinen ursprünglichen Charakter zu nehmen.
                           Ueber das der Bearbeitung zugrunde liegende Ziel sowie die hauptsächlichsten
                              									Aenderungen berichtet das Vorwort ausführlich. Wir entnehmen ihm die folgenden
                              									Zeilen. Ein Werk, wie das des Herrn Stodola über
                              									Dampfturbinen oder eine theoretische Abhandlung von Helmholtz kann man nicht verstehen, wenn man bloß die Methoden einer
                              									sogenannten Ingenieurmathematik beherrscht; was der Physiker und Techniker braucht,
                              									ist gründliche Kenntnis der naturwüchsigen analytischen Gebilde und Sicherheit im
                              									analytischen Rechnen; was er mit Recht ablehnt, sind die an sich bewundernswerten
                              									Ueberfeinerungen in der Theorie der rellen Funktionen, die Mengenlehre, die
                              									undifferenzierbaren Funktionen und ähnliche pathologische Erscheinungen; alle diese
                              									Dinge liegen der ganzen Art des Kompendiums fern. Es galt, diesen Vorzug des Werkes
                              									aufrechtzuerhalten, ohne seine Brauchbarkeit für das streng wissenschaftliche
                              									Studium zu gefährden. Die moderne Strenge mußte hineingearbeitet werden, aber mit
                              									strengster Sparsamkeit; das war auch zugunsten des Physikers und Technikers nötig,
                              									der schließlich beim Rechnen immer wieder scheitern wird, wenn er sich nicht klare
                              									Grundbegriffe und strenge Schlußweise zu eigen gemacht hat.
                           Der Stoff des Werkes ist nicht sehr stark geändert worden. Die behagliche Stimme des
                              									erfahrenen Lehrers Schlömilch kommt möglichst ungestört
                              									zu Worte. Hinzugefügt ist am Anfang eine elementare Entwicklung der Eigenschaften
                              									der Wurzeln, Logarithmen und trigonometrischen Funktionen; bei letzteren ist die
                              									übliche aber bedenkliche Bezugnahme auf die Flächeninhaltlehre der
                              									Elementargeometrie vermieden. An einer späteren Stelle ist die Lehre vom Flächen-
                              									und Rauminhalt, vom Innern und Aeußern geschlossener Kurven so weit entwickelt, wie
                              									es für eine strenge Theorie der Doppelintegrale und Linienintegrale und damit für
                              									die im zweiten Bande behandelten Integrale der Funktionentheorie nötig ist.
                              									Hinzugefügt sind ferner die Sätze von Green und Stokes und die Grundlehren der Potentialtheorie, die seit
                              									den Arbeiten des Herrn E. Schmidt kurz und übersichtlich
                              									dargestellt werden können. Bei den Differentialgleichungen ist einiges gestrichen;
                              									die elementaren Integrationsmethoden werden im Sinne der Lieschen Anschauungen entwickelt, wie denn überhaupt die Invarianz
                              									gegenüber Transformationsgruppen an verschiedenen Stellen als Kennzeichen der
                              									einzelnen Untersuchungsgebiete hervortritt.
                           Möge denn das Kompendium, das der Wissenschaft und dem Unterricht schon so treu
                              									gedient hat, in erneuerter Gestalt seinen Weg in die Welt antreten: möge es
                              									Physikern und Technikern das brauchbare Rüstzeug scharf und rein darbieten.
                           a. Baruch.
                           Geschichte der
                                 										Elementar-Mathematik. Von Dr. J. Tropfke,
                              									Direktor der Kirschner Oberrealschule zu Berlin. Sechster Band: Analysis,
                              									Analytische Geometrie. Zweite, verbesserte und sehr vermehrte Auflage, 169 Seiten.
                              									Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin 1924. Geh. 7 Mark.
                           
                           Der vorliegende Band zeichnet sich durch die gleichen guten Eigenschaften aus,
                              									die ich bereits bei der Besprechung der vorhergehenden Bände wiederholt
                              									gekennzeichnet habe. Es genüge daher ein kurzer Hinweis auf den Inhalt. Aus der
                              									Analysis werden die arithmetischen und geometrischen Reihen, auch solche höherer
                              									Ordnung, die Zinseszinsrechnung, Kombinatorik und Wahrscheinlichkeitsrechnung, die
                              									Kettenbrüche, Maxima und Minima behandelt. In der analytischen Geometrie wird nach
                              									einem geschichtlichen Ueberblick auf die Fachausdrücke, den Punkt, die Gerade, den
                              									Kreis, die Kegelschnitte und endlich auf die Koordinatentransformation und Reduktion
                              									der allgemeinen Gleichung zweiten Grades eingegangen.
                           a. Baruch.
                           Die Schutzvorrichtungen der
                                 										Starkstromtechnik gegen atmosphärische Entladungen und Ueberspannungen. Von
                              									Prof. Dr. Gustav Benischke. 3. Auflage. Braunschweig
                              									1923. Preis: Grundzahl geh. 4.50 Mk., geb. 6 Mk.
                           
                           Der Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn bringt zeitgemäß in seiner Sammlung
                              										„Elektrotechnik in Einzeldarstellungen“ eine erweiterte Auflage des
                              									Benischkeschen Buches über Vorrichtungen zum Schütze elektrischer Anlagen.
                              									Schutzvorrichtungen gegen das Auftreten überhoher gefährlicher Spannungen sind aus
                              									betriebstechnischen und wirtschaftlichen Gründen von größter Bedeutung. Die
                              									Gefährdung durch Ueberspannungen darf nicht unterschätzt, aber auch nicht
                              									überschätzt werden. Die Vertrautheit mit dem Wesen der Ueberspannungen ist daher für
                              									die Beurteilung der zweckmäßigsten Vorrichtungen von großem Wert. Für das
                              									Verständnis der Ueberspannungvorgänge genügen nicht die Betrieberfahrungen allein,
                              									es sind noch auch viele meist recht schwierige physikalische Ueberlegungen
                              									erforderlich Benischke bringt, ohne das Buch durch hoch theoretische Rechnungen zu
                              									beschweren, den Stoff in übersichtlicher und verständlicher Weise. In der Einleitung
                              									werden die Grundbegriffe erläutert, die Unterschiede zwischen den atmosphärischen
                              									Entladungen und den durch den Betrieb veranlaßten Ueberspannungen klargelegt und auf
                              									die verschiedenartigen Isolationsgefährdungen hingewiesen. Wesen, Entstehen, Stärke
                              									und Einfluß der atmosphärischen (statischen) Ladungen werden erörtert. Bei
                              									Behandlung der im Betriebe auftretenden Ueberspannungen werden die Bedingungen,
                              									unter denen Resonanz auftreten kann, rechnerisch verfolgt. Das Auftreten von
                              									Ueberspannung bei kapazitiver und bei ungleicher Belastung mehrphasiger Anlagen,
                              									Schwingungerregung durch den Lichtbogen u. dgl. wird besprochen. Es folgt die
                              									Behandlung der vorübergehenden Ueberspannungen unter Berücksichtigung der
                              									verschiedenen Netzverhältnisse und Belastungen vom Leerlauf bis Kurzschluß mit
                              									Erläuterung der inneren Vorgänge durch zahlreiche Oscillogramme. Der nächste Teil
                              									behandelt die gebräuchlichsten Schutzmittel gegen atmosphärische Störungen und gegen
                              									Ueberspannungen, wie Erdung, Funkenstrecke, Löschdrossel usw. Die von den
                              									Siemens-Schuckertwerken vor einer langen Reihe von Jahren verwendeten, nunmehr von
                              									anderer Seite wieder eingeführten Wasserstrahlerder werden ausführlich beschrieben,
                              									auf die Unzuverlässigkeit der Aluminiumzellen wird aufmerksam gemacht, die als
                              									Ueberspannungerreger wirken können. Von den Ableitern mit Funkenstrecken werden
                              									Walzenableiter und die allgemein verbreiteten Oelschläger-Schrottkeschen
                              									Hörnerableiter ohne oder mit magnetischer Blaseinrichtung, ferner der Schutz durch
                              									Glimm- und Büschelentladung behandelt. Die Schaltung von Drosselspulen zur Abwehr
                              									von Wanderwellen
                              									wird erläutert. Erschöpfend alle in den verschiedenen Betrieben in Anwendung
                              									gekommenen Schutzmaßnahmen zu behandeln, ist in dem Rahmen eines nicht zu
                              									umfangreichen Buches nicht möglich, wenngleich die Aufnahme noch einiger der
                              									neuesten bewährten Schutzgeräte erwünscht wäre. Das Buch gibt dem, der sich über den
                              									gegenwärtigen Stand der Ueberspannungfrage unterrichten will, weitgehende
                              									Auskunft.
                           Dr. Michalke.
                           Menschenflug. Ballon, Luftschiff,
                              									Flugzeug und Segler in Wort und Bild. Eine Bilderreihe für Alle aus Vergangenheit
                              									und Gegenwart. Von Alex. Büttner. Franckhs
                              									Technischer Verlag Dieck & Co., Stuttgart, geh. 3.50 Mk.
                           
                           Das Buch stellt eine lückenlose Bilderübersicht dar über die ganze Entwicklung des
                              									Menschenfluges von der Ikarussage bis zur Neuzeit. Der aus allen Kulturländern
                              									herbeigeholte und sorgfältig ausgewählte Bilderschatz wird in technisch
                              									einwandfreier Weise erklärt, französische und englische Texte sind jeweils
                              									angegliedert. Dies hohe Lied vom Menschenflug, das den Sieg des Menschengeistes über
                              									das größte Problem unseres Jahrhunderts kündet, wird in weiteste Kreise dringen.
                           Wimplinger.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339